„Wir stehen das gemeinsam durch.“, sagte Gunnar zu mir
heute nach dem Lunch, als wir wieder im Zentrum angekommen waren. „Was auch
immer es ist, oder da kommen wird.“
Stine, Gunnars Schwester, hatte uns heute Morgen
angerufen. Sie hatte die Nachschicht im Polizeirevier gerade beendet und
gedachte ihren Bericht auf den Tisch ihrer Chefes zu legen, der nicht im Zimmer
war, als ihr etwas ins Auge sprang, was vor ihr lag. Sie meinte da stimme was
nicht. Etwas liege gegen uns vor. Das könne doch nicht sein. Sie war ganz aufgebracht,
als sie uns via Handy davon erzählte, dass da auf einem Dokument der Name Sølgård – Blanc gestanden
hatte und die Adresse des Zentrums. Bedauerlicherweise hätte sie die Papiere
nicht lesen können, weil in diesem Augenblick gerade ihr Chef zurückgekommen
wäre.
Infolgedessen wissen wir nichts. Ausschließlich die
Tatsache, dass da anscheinend etwas Unangenehmes auf uns zukommen kann.
Kurt hatten wir leider nicht erreicht. Aber Stine kümmert
sich darum. Er wird morgen, wenn er seinen Dienst antritt, sicherlich versuchen
nachzuforschen, um WAS es sich da handelt. Oder, was uns gegebenenfalls
vorgeworfen wird.
Genau genommen hatte ich daraufhin vor, mich noch einmal
wutentbrannt an Sasha zu wenden. Und als hätte er es geahnt, rief er MICH sogar
an. Dieses Mal jedoch blieb ich ruhig und besonnen, atmete durch und fragte ihn
dann doch eher gelassen, ob er da etwas gegen mich in die Wege geleitet hätte,
weil ich
mich ihm verweigere. Er lachte nur. Stellte sich unwissend, oder war
tatsächlich nicht im Bilde. Fragte mich sogar, was denn bei uns geschehen sei,
dass ich dergleichen annehmen würde. Ich erzählte ihm nur so viel wie nötig
war, um eine etwaige Antwort von ihm zu erhalten. Aber ER dementierte. Wisse
von nichts. Witzelte noch über meine verschwörungstheoretischen Tendenzen. Ich
hätte wohl zu viele you tube Videos gesehen. Und gleichwohl im
ernst war von ihm nichts zu erfahren. Zu den Söldnern hier im Zentrum
merkte er lediglich an, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach nur ein Zufall
wäre und wenn nicht, könne es doch auch durchaus möglich sein, dass sie eine
Aufgabe des Schutzes auszuführen hätten.
„Wovor?“, fragte ich entrüstet.
„Woher soll ich denn das wissen?“, und erneut ein Lachen
von ihm.
„Machst du dich etwa über mich lustig, oder was?“,
schlidderte ich nun doch an die Grenze meiner Zornigkeit. Besann mich jedoch
dann, als er glaubhaft verneinte.
Und immer wieder das Beteuern seiner Liebe zu mir und die
Aufforderung zu ihm zu kommen.
„Nein. Ich bleibe bei meinem Mann.“, (war meine sandhafte, fast trotzige Antwort für ihn.)
„Aber ich weiß, dass du mich liebst.“, ließ er nicht nach…..usw….usf….
Irgendwann brach ich dann ab, als mir Gunnar ein Zeichen mit
seiner Hand ab, welchen den Schnitt am Hals anzeigte.
„Was werden wir nun tun?“, fragte ich meinen Mann.
Der zuckte mit den Schultern. „Uns auf alles gefasst
machen. Auf Kurt oder Stines Anruf warten. Zuvor jedoch so weiter machen wie
bisher und aufmerksam sein.“
„Was bedeutet das für uns?“, fragte ich nach.
„Ich glaube nicht daran, dass der Jude mit all dem nichts
zu tun hat.“ Gunnar sah nachdenklich aus. „ Zufälle gibt es nicht. Die Männer,
die hier eingecheckt haben und Stines Entdeckung und wer weiß was noch.“ Nun
atmete er laut hörbar aus und kratzte sich den Bart. „Das Beste wäre, wir halten
die Koffer gepackt, für alle Fälle.“
Ich stutzte und musste sogar lächeln. „Nein. Das meinst du
doch nicht ernst? So schlimm wird es doch wohl nicht sein?“
„Ich hoffe nicht. Aber wenn doch, dann sind wir lieber
vorbereitet. Meinst du nicht?“
„Wir haben doch nichts getan?“
„Natürlich nicht.“ Gunnar lachte. „Das ist der Willkür,
der Opulenz und der Macht, alles tun zu können, was immer man will, völlig egal.“
„Aber warum?“, und schon stellte sich bei mir die Panik
ein………(eines eventuellen und bedenklichen Szenarios wegen.)