Dienstag, 31. Oktober 2017

Es wird SO sein…….



Clair war hier gewesen. Hatte sich Sasha (und mir) förmlich aufgedrängt. An der Tür war sie nicht abzuweisen. Trat schlicht und einfach ein. (Grinste) Lächelte pikiert, fixierte und dann beobachtete sie mich, wie ich das Dinner zubereitete. Staunte fast und man sah ihr an, wie verdutzt sie war. Dachte offenbar ich sei dazu nicht fähig. Oder war sie es nicht?
Es tangierte mich nicht wie sie schaute, oder ob sie nun anwesend war. Ich unterhielt mich sogar mit ihr in einem ungerührten Ton. Gerade so, als wäre sie ein zufällige Gast. Sasha hatte Mühe, sie zum Gehen zu bewegen,….nach einiger Zeit.
Ich war nicht einen Hauch von eifersüchtig. Warum sollte ich das sein? Ich fühlte nichts….ihr gegenüber.
Zum einen ist es eher unwahrscheinlich, dass ich länger hier sein werde und zum anderen liebe ich meinen Mann. Sasha, nun ja, vielleicht ebenso ein wenig. Mag sein.

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Gunnar erreiche ich noch immer nicht. Allerdings kenne ich dieses Verhalten von ihm. Dieses Prozetere, wenn es Schwierigkeiten in seinem Leben gibt. Oder, wenn er sich grundsätzlich woanders aufhält als ich. Es war immer so gewesen.
Genau genommen fände ich es richtiger, könnte ich meinem Mann in dieser unsäglichen Zeit zur Seite stehen. Jedoch lässt er mich nicht. Ist lieber allein mit all seinem Schmerz um seinen Sohn und sicherlich ebenso noch immer um Alexa. Und was wird erst Alexas Vater erdulden müssen. Erst die Tochter, dann die Frau samt Enkel.

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Und wieder Gespräche mit Sasha in denen er Zukünfte für uns malt. Denkt er tatsächlich, dass ich nun für immer hier bleiben werde? Wohl kaum.

Ich stoße Sasha gelegentlich vor den Kopf mit unbequemen Aussagen. (Damit er sich nicht all zu sicher fühlt, was mich betrifft.) Werde sogar manches Mal wütend. Oder wende mich von ihm ab, wenn er etwas sagt, was mich nicht gefällt. Tue ich das, sucht er mich zu beruhigen und beschwichtigt mich eher kleinlaut. Was selbstredend niemand hören/bemerken sollte. Denn vor Angestellten, anderen Leuten, oder Untergebenen, ist es angeraten, sich nicht gegenseitig, innerhalb der Familie, bloßstellen. (Dazu gab es einen Vorfall im Flugzeug, wo ich Sasha vor dem Koch widersprach und ihn bat milde herrschen zu lassen gegenüber diesem Mann, der einen Fehler begangen hatte.) Ich kenne dies noch sehr gut von mir zu Hause. Auch ich genoss dergleichen Erziehungsbild. Nur hielt ich mich nie daran. Wieso sollte ich JETZT damit beginnen? Wo ich Sasha noch nicht einmal so außergewöhnlich liebe wie Gunnar.
Einer liebt immer mehr. Das ist klar. Bei Gunnar und mir, bin ich es. Mit Sasha liegt die Sache anders. ER ist derjenige, der viel mehr liebt als ich.

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Sasha hat nun beinahe gänzlich die Geschäfte seines Vaters übernommen. Er redete mit mir darüber, als sei ich bereits seine Frau. Insbesondere wenn es um Dienstreisen ginge, könne ich ihn begleiten. Jedoch nicht in jedem Fall.
„Was soll das bedeuten?“, stieg ich widerwillig in dieses Gespräch mit ein. Denn ich hatte nicht vor, ihm noch weitere Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft entgegenzubringen.
„Es gibt Länder, da ist es besser, die Frau bleibt zu Hause.“ Ein verschwörerisches Zwinkern kam von ihm zu mir herüber, welches mich doch eher zornig als heiter werden ließ.
„Warum das?“, fragte ich fast angewidert, alldieweil mir offerierte Frauengeschenke der Kunden durch mein Hirn spazierten.
Natürlich konnte Sasha sehen, was da in mir vor sich ging und ich wusste, dass er es wusste, weil er Kopfschüttelnd schmunzelte. Es war anscheinend eine Bestätigung für ihn, alldieweil er dachte, ich sei eifersüchtig. Ticken Männer tatsächlich SO?
„Fliegst du, bin ich weg. Oder glaubst du etwa ich warte hier?“
Sasha räusperte sich. Hielt dem Atmen an und zog die Augenbrauen nach oben.
„WAS?“ Ich sah ihn herausfordernd an.
„Rea, du bist eine erwachsene Frau. Es wäre gut, sich auch dementsprechend zu benehmen.“
Ich brach in Lachen aus. „Ich beuge mich keinen Regeln oder DEM, was irgendwer sagt.“
Sasha schnaufte noch einige Male durch und erwiderte nichts….mehr.

„Ist es DAS was ich denke?“, begann ich von Neuem dies vorangegangene Thema aufzugreifen und mit erregter Stimme eine Reihe von Fragen zu stellen, alldieweil ich es nicht hatte lassen könne, in den vergangenen Minuten darüber nach zu sinnieren. „ Nutztest du es je? Oder dein Vater? Und was sagt dann deine Mutter zu all DEM? Weiß sie es überhaupt?“
Sasha hob die Hände. „So viele Fragen auf einmal. Es ist nur so, dass in Kürze zwei Reisen anstehen, wo sich mein Vater auf mich verlässt.", wich er mir aus. "Aber mit unserem Flieger bin ich in null Komma nichts wieder zurück. Wenn du magst, kannst du mich allerdings freilich begleiten. Regeln gibt es dafür selbstverständlich nicht. Die Ehefrauen werden stets respektiert.“
„WO soll es denn hingen?“
„Tokio und Saudi-Arabien.“
„Ihr macht Geschäfte mit DENEN???“, empörte ich mich und bezog mich dabei auf die Muslime.
Er hob die Schulter und breitete die Arme aus. „Es sind zahlende Kunden.“
Ich war entsetzt. Es ging ausschließlich um den Profit.  

Und späterhin wieder die Anweisung, nicht alles von dem, was wir hier untereinander bereden im Tagebuch öffentlich niederzuschreiben.
Noch ein weiteres Mal nahm ich das Thema der Frauengeschenke auf, weil es mir keine Ruhe ließ und es mich bewegte. Sasha verstand, dass ich bereits genug von Gunnar und anderen Männern betrogen worden bin und daher, verständlicher Weise, eine Aversion dagegen entwickelt hatte.
„Beruhige dich Rea. Ich nehme dergleichen Geschenke nicht an. Sei denn, es würde den Geschäftspartner beleidigen, täte ich es nicht.“ Ich gedachte bereits zu intervenieren. Sasha jedoch hob die Hand zum Zeichen, dass ich abwarten solle. „Und niemand sagt, dass ich mit der Frau dann doch intim werden muss. Ich liebe dich Rea, und würde das nicht tun. Das musst du mir glauben.“
„Nahmst du je so etwas an?“
„Ja natürlich. Aber da kannte ich dich noch nicht.“
„Tut es dein Vater? Und weiß deine Mutter davon?“, Ließ ich ihm keine Ruhe. „Ich werde sie daraufhin  ansprechen, sollte es eine Gelegenheit dazu geben.“
Sashas Körper straffte sich. Er wurde ernst. „Das tust du nicht.", verbot er mir nun genau genommen den Mund. "Wir sprechen nicht darüber.“
Ich war entsetzt. „Sie weiß es und nimmt es hin?“
„Es gibt NICHTS hinzunehmen.“
„Ist es DAS, was mich mit dir erwartet? Dann vielen Dank!“
Sasha schnaufte. „Müssen wir uns jetzt darüber unterhalten?“
Ich schmollte. Wendete mich ab und mein Gesicht blieb wie in Marmor gemeißelt stehen.
Nach einer Weile nahm mich Sasha in den Arm. „Rea, du sollst lachen und glücklich sein.“
Ich achtete nicht auf DAS, was er sagte. Mir ging anders durch den Kopf. „Und wie wirst du all meine Kränklichkeiten ertragen? Es wird nicht gehen.“, stellte ich fest.
Sasha stutzte. „Was wird nicht gehen?“
„Wir zwei.“
Er lachte. „Oh nein! So kommst du mir nicht davon. Es geht und es WIRD SO SEIN.“