Freitag, 9. August 2019

Die Flucht nach vorn


Zwei Mal hatte ich mich in den letzten Tagen über Seltsamkeiten gewundert.
Zum einen über Fragen, welche Sasha mir stellte. Wie beispielsweise: „Wärest du einverstanden, deine Lebensweise konsequent zu einer Gesünderen hin  zu ändern, wie du es schon immer wolltest?“ Gut, okay, sooooo seltsam mag das nicht sein. Dennoch……verstand ich nicht ganz und bejahte vorsichtig und mit einem deutlich zweifelnden Blick in Sashas Richtung.
Er lachte. „Keine Sorge. Ich bin stets bei dir.“
Nun DIESER Satz ließ mich noch misstrauiger werden. Er passt so gar nicht wirklich zu meinen Bedenken. Denn diese Aussage implizierte mir, dass da etwas im Gange…..sein könnte.
„Was hast du vor?“, preschte ich vor mit hörbarem Argwohn in der Stimme und mein Gesicht sagte nichts anderes aus.
„Ich wollte lediglich wissen, ob du noch immer dazu stehst dein Leben zu ändern.“
„Wie meinst du das?“, fragte der Verdacht aus mir, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung….sein könnte.
Sasha tat einen tiefen Atemzug und lächelte, bevor er begann zu sprechen (mich aufzuklären): „Deinen Tag, die Aktivitäten und Speisen, beispielsweise, nach deinem Bio-Rhythmus auszurichten. Etwas weniger am Computer zu sitzen und stattdessen zu lesen und zu lernen. Vielleicht auch, dich mehr zu bewegen. Den Tag besser zu strukturieren. Früher zu Bett zu gehen und noch einiges mehr. Was meinst du dazu?“
„J-a  u-n-d?“, fragte ich vorsichtig nach, alldieweil ich noch immer nicht wusste, wo das hinführen sollte. „Schiebst du mich jetzt in eine Klinik ab?“, gab ich meinen Befürchtungen einen Klang, was ich, meiner Meinung nach, seinen Worten entsprechend schon mutmaßen konnte.
Nun lachte er. „Nein, nein! Was denkst du nur? Wie kommst du nur darauf? Niemals würde dergleichen auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen! Wir wollten das doch schon so lange tun und wir sprachen oft darüber. Ich meine, wir beide könnte das doch gemeinsam tun und….leben.“
Noch immer war ich aufmerksam. WAS stimmte hier nicht? „Haben wir beide jetzt einen Kur-Termin in der Schweiz?“
„Nein. Trotz alledem werde ich immer bei dir sein.“, blieb er geheimnisvoll.
Huch!!! Ich stutzte. Was wollte er mir nur DAMIT sagen? „Ich verstehe dich nicht. Spielst du etwa mit dem Gedanken, mich zu verlassen?“
Oh my lord! Bewahre! Nein! Ich bin doch überglücklich dich bei mir zu haben.“ Sasha schüttelte den Kopf. „Wie kommst du nur auf so etwas?“ Nun streckte er den Zeigefinger in die Luft und sein Gesicht nahm eine bedeutungsvolle Miene an. „Ich verbiete dir auch nur an dergleichen zu denken. Hörst du mich Rea?“
„Ja. Aber was dann? WAS möchtest du mir sagen? Ist es womöglich des Untertauchens wegen? Es ist mir schon bewusst, dass du mich diesbezüglich nicht in alles einweihen kannst und wir unser Leben dann gleichwohl arg verändern müssten.“
„Ja und nein.“
Jetzt verstand ich gar nichts mehr.
„Also was? Ja? Oder nein?“
Sasha schnaufte.
„Willst du es mir nicht sagen, dann deute nichts an“, schollt ich ihn.
Sasha lenkte das Gespräch nun auf das Thema Eheleben und ich ließ ihn dabei. Konnte schließlich nicht schaden, seine Ansichten dazu genauer kennenzulernen und….nun ja,…..sie sind….akzeptabel und nicht unähnlich den Meinen. Erfahrungen sammelte ich schließlich bereits in den sieben Ehejahren mit Gunnar und davor mit Felicio und Wanja. Trotz alledem war mir die Intension, oder der Konsens seiner Fragen zu Beginn unseres Gespräches noch immer nicht klar. Aber ich werde es sicherlich noch/blad(?) erfahren, dachte ich so.

Und zum anderen, dass Asha mit gepackten Koffern am Flughafen erschien, als wir zu Adam fliegen wollten. DIES war mir nun doch ein wenig suspekt. Nur, WAS wollte ich tun? Fragen? WIE würde die Antwort lauten? Würde sie mir gefallen? Und was wenn nicht? Sollte ich ungehalten werden? Hier auf dem Flughafengelände? (Ich kannte mich doch doch.) In der Öffentlichkeit war das unmöglich. Also,……blieb mir keine Wahl, als abzuwarten, mitzuspielen als hätte dies alles seine Richtigkeit, und mit Sasha und Asha das Flugzeug zu besteigen. Sasha hatte auf meinen fragenden Blick hin nur einen erklärenden Satz ausgesprochen: „Asha wird unterwegs abgeworfen.“ Er lachte und sah sie an. Daraus schloss ich, dass es eine Zwischenlandung geben musste, wo sie uns verlies und gab mich vorerst zufrieden damit. Allerdings bemerkte ich dann so allmählich, dass wir nach den zwei Stunden Flugzeit, welche es von Montreal nach Ashern braucht, nicht landeten, sondern uns über dem Ozean befanden…MIT Asha. Nun wurde ich mehr als nur unruhig. Rutschte auf meinen Sitz hin und her. Stand auf und ging zum Piloten.
„Welches Ziel fliegen wir an?“, fragte ich ihn.
„Es tut mir leid. Ich bin nicht befugt ihnen darüber keine Auskunft geben. Fragen sie ihren Mann.“, war die höflich korrekte Antwort des Piloten. (Einen Vorwurf konnte ich diesen Mann natürlich nicht machen.).
Ich ging zurück zu Sasha, stemmt die Fäuste in die Hüften und fragte, vor allem Ashas wegen, mich trotz alledem beherrschend (damit ich vor ihr nicht wie ein Kleinkind rüber kam): „Wo fliegen wir hin?“
Betretenes Schweigen. Die beiden sahen sich an. War da etwa doch eine Verschwörung im Gange?
Sasha erhob sich, legte seinen Arm um meine Schulter und begleitete mich zu meinem Platz. „Setz‘ dich bitte erst einmal hin.“ (Also doch die Kleinkind-Nummer.)
NUN kam ich mir vor wie damals, er mich entführt hatte. Oder wollte er mich ganz und gar doch in eine Anstalt bringen? Oder schlimmer noch, in die Fänge seiner Staates. Und Asha wusste offenbar Bescheid. DAS war mir in der Tat…..unheimlich!!!!!!
„Rea, bitte, sorge dich nicht. Alles ist in bester Ordnung.“, begann Sasha seine Erklärung.
„DAS denke ich nicht!“, verwehrte ich mich gegen seine Beruhigungsversuche.
„Wir fliegen nach Israel. In Tel Aviv wird uns Asha verlassen und nach Hause gehen. Anschließend fahren wir beide, du und ich, weiter nach Jerusalem, wo wir eine Zeit lang wohnen werden. Elan hat uns eine Wohnung, oder ein Haus angemietet. Dort werden wir die Ruhe finden, welche wir brauchen, für all DAS, was wir uns vorgenommen haben. Und ja, es IST wie untertauchen. Jedoch nur vorläufig und wie lange, kann ich noch nicht sagen.“
Phhhuuu! Ich fasste mich rasch. Tat, als wäre nun gar nichts weiter geschehen. „Okay. Und warum dann diese Geheimnistuerei? Konntest du mir DAS nicht einfach sagen?“, äußerte ich mich vorwurfsvoll.
Sasha schien sichtlich verblüfft. Er zog die Brauen hoch und sah mich verwundert an. „Wärst du dann mitgekommen, ohne dich aufzuregen? Dann hätte ich es dir gesagt.“
„Hmmm.“ Ich hob die Schultern. „Aus welchem Grund hätte ich ungehalten werden sollen? Ich vertraue dir doch.“ Und DAS war sehr taktisch von mir gesprochen. In Kürze hatte ich begriffen, worum es ging und warum er Jerusalem wählte. Einerseits konnte ICH nicht so leicht aus/von dieser Stadt verschwinden, sollte mir irgendetwas nicht (passen) an-genehm sein. Ich bin an diesem Ort, in diesem Land recht leicht zu kontrollieren, sollte ich womöglich doch widerspenstig sein/werden. Andererseits ist es nun unmöglich zu Gunnar zu kommen, oder er zu mir. (Sollte Sasha selbst noch immer mit diesen Gedanken spielen, dass ich davon laufen will, was ich mir jedoch nicht vorstellen kann. Oder weiß er etwas?) Allerdings war es zudem ebenso möglich, dass die (meine) Unterweisungen eines Rabbis in der jüdischen Religion und mein offizieller Übertritt zum Judentum das Ziel sein könnten. So hatte er zwei, nein drei Dinge in dieser Reise vereint.
Tja, NUN bin ich hier vorerst….gefangen und…..sollte/muss tun, was Sasha mir sagt. Ich lächle, als wäre das alles…..normal.
Vertraue ich ihm wirklich? Kann ein Mensch überhaupt einem anderen vollkommen vertrauen? Tja nun, meine Wahlmöglichkeiten sind beschränkt. Infolgedessen gibt es nur die Flucht nach vorn. D.h…….einfach Sasha vertrauen UND mit ihm hier in Jerusalem leben, solange er meint, dass es SO sein soll. (Schließlich ist er mein Mann.)
Aber WAS wird mit Gunnar? – Seiner Nachricht nach ist er nun mit Gunai und seinem Sohn bei Mary und Rodney in South Dakota. - Die Zeit, welche er noch immer zum Ordnen seines Lebens benötigt, wird bestenfalls….und womöglich genau DIE Zeit sein, welche wir, Sasha und ich, HIER verweilen. Denn schließlich beabsichtigt Gunnar noch ein längere Zeit bei seinem Onkel Erik im Zauberwald zu verbringen, BEVOR wir beide uns wiedersehen UND zusammen leben (können).
Nun gut, ich vertraue schlicht und einfach darauf, dass (G**t), die Götter, das Universum wissen was es tut.