Die Wohnung, welche
wir hier bezogen, ist zwar wunderschön und außergewöhnlich, jedoch eher wie
eine Höhle, ausschließlich mit einer Klimaanlage versehen. Fenster gibt es
keine. Nun, in der Tat, DIES bemängle ich. Sonst ist alles recht zauberhaft und
wir bleiben hier sicherlich noch einige Tage. Was mir recht praktisch erschien,
ist das Waschbecken gleich an der Eingangstür, sodass man die Möglichkeit hat,
sich umgehend die Hände zu waschen, nachdem man die Wohnung betritt. Sasha lächelte
nur, als ich ihm meine Gedanken dazu offerierte und erklärte mir, dass dies
eher eine religiöse Bewandtnis hat. Es ginge hier um Reinheits-Gebote. Aber
dazu (womöglich) etwas später.
Geschlafen wird in
einem Himmelbett. Sehr bequem! Die gesamte Einrichtung ist in der Tat überaus
formidabel. Hier beanstande ich nichts. Mikrowellen sind jedoch eigenartiger
Weise allgegenwärtig, wo es doch so ungesund ist, sein Essen tot zu strahlen.
Restaurants gibt es in der Nähe ebenfalls genügend. Sogar ein
„Burger-Restaurant“, gleich um ein paar Ecken, ist vorhanden.
Sasha und ich
bemühten uns indes um einen anderen Ort zum Wohnen. Wichtig war ihm und auch
mir, dass es die Altstadt von Jerusalem ist. Die Angebote sind tatsächlich
zahlreich. Allerdings benötigen wir nur EINE Schlafgelegenheit. Die meisten
dieser Wohnungen, Apartments, Häuser, sind auf (Belegungs-) Kapazität ausgerichtet.
Oft sind es gleich drei Schlafzimmer mit reichlich Betten. Nun, mir genügt ein
einziges! Wir werden sehen…..
-----------------------
Freitags waren wir
noch rasch „shoppen“. Geeignete Kleidung für den Besuch am Freitagabend an der
Klagemauer und ebenso für den Aufenthalt am Samstag in der Synagoge war, vor allem für mich, von Nöten. Sasha
schlug ohnehin bereits vor, mir, für
diesen Ort, also überhaupt für Jerusalem, passende (dienliche) Garderobe zu
besorgen. Nun gut, warum nicht? In Tel Aviv wäre dann alles anders, versprach
sich Sasha, der in diesem Augenblick noch nicht beabsichtigte, mir zu
verraten, dass wir dann später, nach dem Aufenthalt in Jerusalem, nach Tel Aviv
in das Haus seiner Eltern umziehen werden. So zumindest sein Plan, welchen ich
bis dahin noch nicht kannte. Dieses wäre jedoch NOCH vermietet, sagt er. –
Daraus schlussfolgere ich, dass es doch, aller Wahrscheinlichkeit nach, ein
etwas längerer Aufenthalt in diesem Land für (mich!) uns werden wird.
An der Klagemauer
war ich schon gewesen. Das kannte ich bereits. Nur an diesem Abend war es dort
recht belebt (was noch untertrieben ist). Was ich nicht wusste war, dass "Tischa
beAv" beginnt. Für Juden ein Fast- und Trauertag, an dem sie der
Zerstörung des ersten und zweiten Tempels gedenken. Sasha klärte mich in
wenigen Sätzen rasch darüber auf. Ich war jedoch von dem Anblick der so
zahlreich erschienen Menschen so überwältigt, dass ich kaum etwas davon
behielt. Nur so viel, dass das Trauern am Schabbat verboten sei, und daher auf
den folgenden Tag verlegt werde. Nach dem Gebet konnte man das Fasten brechen
und wir nahmen die dort gereichten Snacks und Getränke dankbar an. Das Gebet selbst
beging ich getrennt von Sasha, auf der Seite der Frauen an der Kotel. Da ich indes
den genauen Wortlaut des Gebets nicht kannte, bat ich G**t schlicht und einfach
um Frieden, Gesundheit und Wohlstand, was schließlich nicht schaden konnte.
Schreiben durfte
ich gestern ebenso wenig. Am Schabbat ist produktive
Arbeit verboten, ebenso wie das Trauern. Daher begannen wir damit eben
(regelgerecht) am Samstagabend bei Sonnenuntergang. – An dieser Stelle ist
vielleicht noch zu erwähnen, dass der jüdische Tag nicht zeitgeregelt, wie für
den Rest der Welt, um Punkt null Uhr beginnt, sondern stets nach
Sonnenuntergang. – Als produktive Arbeit
gilt sogar das Betätigen eines Lichtschalters. (Dieses Problem wurde allerdings mit Zeitschaltuhren
gelöst, sagte man mir.) Das Fernsehgerät wurde abgedeckt. iPhone und Laptop
sind in diesen 25 Stunden tabu. Es werden keinerlei elektrischen Gerate
benutzt. Was die öffentlichen Verkehrsmittel ebenso betrifft, sowie das Fahren
mit dem Auto. Genau genommen bereitet man dies regel-gerecht bereits am Freitag
vor. Sogar das Toilettenpapier wird in Stücke gerissen und zum Wegnehmen
hingelegt. Denn am Freitag nach Sonnenuntergang ist Schabbat-Beginn und an
Diesem muss eben die produktive Arbeit
ruhen.
Ein paar der
traditionellen Gerichte (Backwaren) erwarben wir zuvor vom Markt, an welchen
wir vorüber kamen, auf unserem Weg vom Shoppen zurück zur Unterkunft. Es waren
nicht viele. Sasha meinte nur, Fasten sei angesagt. Backen musste ich indes
glücklicherweise nicht. Obgleich es doch besser wäre, als die (Back-) Waren käuflich
zu erwerben. Alldieweil es eine Ehrung des Schabbats sei, sie selbst zu
herzustellen. Natürlich ist dies dann eine
Angelegenheit der Frauen. Streng gläubige Jüdinnen backen am Freitag das
geflochtene Brot (Challa Challot Barches) für den Schabbat, was dann vom
Hausherren angeschnitten, an die Familie verteilt und mit Salz gegessen wird,
soweit ich das alles richtig verstand. An diesem Feier-Tag kommt die Familie
zusammen und zelebriert so zu sagen die Verbindung mit G**t.
Nun, Sasha (und
seine Familie) sind nicht wirklich orthodox. Eher moderat, da sie nun
mittlerweile in Kanada leben. Nur Sashas Bruder Elan, der hier in Jerusalem
wohnt, ist da eben etwas anders. Obwohl er doch andererseits,
verschwörungsbeobachtend gesehen, doch eher auf meiner Seite steht. Ich denke
er bewegt sich recht gekonnt auf beiden Seiten. Was jedoch kein Widerspruch
sein muss, wenn er, trotz politischen Engagements, seine Religion (trotz
alledem zu 100 %) lebt.
In der Synagoge…..saß
ich natürlich NICHT mit Sasha zusammen……..Männer und Frauen sitzen dort (für
gewöhnlich – in einigen Gemeinden anderer Länder, wie auch in Deutschland nicht
unbedingt) getrennt. Ich hörte und sah nur zu. Verstand jedoch nichts.
Frauen müssen allerdings nicht zwangsläufig in
die Synagoge gehen….wenn sie nicht wollen. Es ist keine Pflicht.
Mit dem Hebräischen
habe ich so meine liebe Not (werde ich es jemals tatsächlich lernen?)…….und
ebenso mit den Kleidungsvorschriften.
Bei dieser Hitze hier, tue ich mich schwer. Nun ja, Sasha sieht das für
Gewöhnlich locker. Nur nicht hier und JETZT in Jerusalem. Er sucht mir eben so
viel wie möglich beizubringen. Wenngleich dies in unserem bisherigen Alltag keinerlei/kaum
eine Rolle spielte und zukünftig womöglich nur begrenzt eine Rolle spielen
wird. Dennoch…..zwingen sich mir hier Regeln auf! Aber gut,
schließlich soll der Zweck meines hier Seins das Kennenlernen des Judentums
(und vielleicht sogar der offizielle Eintritt in diese Religion) sein, sowie
der jüdischen Religion. (Und manchmal zweifle ich, ob dies überhaupt eine gute Idee….ist. Das geht mir alles…zu
schnell.) Dennoch…..ich lerne……..und mein Widerstand…schrumpft.
Schließlich bin ich…mittendrinnen und…..ich vertraue Sasha. Füge mich ihm. Alldieweil
ich einsehen muss, wenn ich MIT IHM leben möchte, wird es sicherlich von vorteilhaft
für mich sein, mich ein wenig mit seiner Religion, deren Regeln und den
Gepflogenheiten seines Volkes auszukennen.
------------------------
Keine Nachricht von
Gunnar. (Der ohnehin, aus meiner derzeitigen Sicht, in den Hintergrund tritt.)
Ich sprach ausschließlich kurz mit Kevin UND mit Adam.