Montag, 1. Januar 2018

Keine Lügen - Ich bin nicht so beherrscht wie du



Die meisten Gäste sind abgereist. Die Privaten tun es heute. Marie, Henrik und die Kinder kommen morgen noch einmal zu uns ins Zentrum, bleiben ein paar Tage und reisen dann zurück nach New Orleans.
Am 30. hatten wir noch zahlreiche Waren für die Sylvesterfeierlichkeiten entgegen genommen. Also,…..jede Menge…..zu tun. Und gestern waren wir ebenfalls eingespannt. Hatten wenig Zeit zum Feiern. Ich bin froh, dass es nun vorüber ist und womöglich ein wenig  Ruhe einkehrt. Allerdings sind Gunnar und ich nach wie vor gefordert, solange Kevin nicht bei uns ist. Gut, mag sein, Mike ist uns eine enorme Stütze in geschäftlichen Belangen. Dennoch empfinde ich ihn noch immer als außenstehend. Als nicht gänzlich dazu gehörend. Obwohl er in jedem Fall die geforderte Leistung bringt. Aber egal…..

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In Gesprächen mit Gunnar und vor allem Erik hatte ich erfahren, dass sich Gunnar für alles, was geschehen war, die Schuld gegeben hat und sich letztendlich bei mir, als seiner Frau, für alles Geschehene entschuldigte. Und sich daher nun (so weit wie möglich) ein abgeklärteres, geruhsameres, harmonisches, bewusstes, entkrampftes, gelöstes, friedfertiges, umsichtiges, diszipliniertes, einträchtiges, Partner bezogenes, treues Leben mit mir wünscht. (Mit seltenen Ausnahmen natürlich. Wie beispielsweise vor Tagen erst.) Was mir, um ehrlich zu sein, absolut entgegen kommt! Und ich hoffe (so sehr!!!), dass es dieses Mal tatsächlich gelingt!
Seine Trauerarbeit um seinen Sohn und sicherlich gleichwohl um seine „Geliebte“ Alexa, leistet Gunnar eher im Stillen. Man merkt es ihm kaum an. Nur gelegentlich versinkt er in Gedanken.......und sein Gesichtsausdruck zeigt Melancholie.

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Sasha ist bei seinen Eltern in Montreal. Claire ist NICHT bei ihm. Welch‘ Wunder? (Wir unterhielten uns gleichwohl über sie und DAS, was jeder von uns als Liebe ansieht. (Um sicher zu gehen, dass wir nicht aneinander vorbei reden, wenn es im dieses essenzielle Sache geht.) Selbstredend gestand ich ihm, dass da noch immer Liebe in mir zu ihm ist. Es wäre gleichermaßen MIR gegenüber verlogen, würde ich es leugnen. Ebenfalls sprachen wir über hypothetische Zukünfte, die wohl nie stattfinden werden.) Wo sie sich ihm doch beständig am Aufdrängen ist. Sein Bruder Misha ist ebenfalls im Haus von Sashas Eltern. Elan weilt nach wie vor in Israel. Und ja, ich gestehe, wir reden wieder miteinander, nachdem sich die Wogen von Zorn und Aufgebrachtheit geglättet haben. Allerdings vermute ich ihm mit diesen Gesprächen Hoffnungen zu machen, was Gunnar nicht gerne sieht. Meine Absicht ist es jedoch keinesfalls. Daher gebe ich Sasha bei jeder Gelegenheit wieder und wieder zu verstehen, dass ich NICHT zu ihm zurückkehren werde. ER jedoch spricht immer wieder aus, dass er mich zu sich zurückholen wird. Gibt mir andererseits indes zu verstehen, dass er seinen Vater, bezüglich der Übernahme des Geschäftes, nicht enttäuschen kann. Alldieweil ICH stets am Monieren bin, was sein Umfeld, seine Familie und seine Religion betrifft. All DAS würde/wird er aller Wahrscheinlichkeit nach um meinetwillen niemals aufgeben können und eben so wenig wollen, vermute ich. Denn er pustet jedes Mal durch, kommt es auf dieses Thematik. Was nichts anderes bedeutet, als das ich mich einfügen und unterordnen müsste. DAFÜR wäre Clair wohl besser geeignet als ich.
„Bist du eifersüchtig?“, fragte er mich noch heiter, auf Claire bezogen. 
Tja nun, wenn ich mich nicht selbst anlügen will, gestehe ich.
„Ja. Ein wenig.“
Aber ist nicht gerade das Lügen Männern aus anderen Religionen (Islam, Judentum) zu Eigen? (Oder Männern überhaupt?) Nur ICH bringe es nicht über mich. (Alldieweil SO erzogen und konditioniert.) Zudem wäre es mir viel zu ermüdend, mich fortwährend in all den Lügengerüsten zu verstricken.
Außerdem sprach ich Sasha auf seine doch oft zurückhaltende Art an und wir erörterten dieses Thema.
„Wurde dir die Zurückhaltung nicht ebenso in die Wiege gelegt? Wurdest du nicht angehalten, deine Gefühle nicht zu zeigen?", frgte er.
„Ich vermochte mich nie daran zu halten. Ich bin nicht so beherrscht wie du.“