Montag, 19. Februar 2018

Eine konträre Lebenslage



Gunnar rieft mich an. Ich war so überglücklich ihn zu hören. „Hör‘ nie auf an mich zu denken. Ich liebe dich. Aber wir sind noch so weit von einer Lösung entfernt wie der Mond von der Erde. Und vor allem, glaube nicht alles, was man dir erzählt.“, sagte er im Flüsterton zu mir. (Warum flüsterte er überhaupt?)
„Wo bist du denn?“
Keine Antwort mehr. Das Telefonat war beendet.

Noch am selben Abend schien es ernst zu werden. Sasha sprach so vehement vom Heiraten wie noch nie zuvor. So bestimmt, als gäbe es keine andere Zukunft mehr……für mich. Er zeigte mir ein Dokument mit meiner und Gunnars Unterschrift, was beweisen sollte, dass wir geschieden sind und legte den Termin für unsere Hochzeit fest. (Dienstag, den 20.März 2018)
„Die Prüfung durch die Rabbiner ist bereits abgeschlossen. Einer Ehe steht nun nichts mehr im Weg.“, verkündete er in einem recht gütigen, einfühlsamen und flauschigem Ton. So zuckersüß…….
Ich war entsetzt. Dementierte. Sprach dagegen. „Das kann nicht sein, dass Gunnar unterschrieb. Es ist unmöglich! Ich doch ebenso wenig. Zumindest erinnere ich mich nicht daran. Und  wie kommst du dazu so schlicht und einfach einen Trauungstermin festzulegen?! WAS willst du nur von mir?“
Sasha lächelte bloß. Beruhigte mich. „Reg dich doch nicht auf. Ich möchte nur, dass wir zusammen sind.“ Und nun folgend bewies er mir erneut die Unumgänglichkeit unseres zukünftigen Miteinanders. „Wehre dich nicht mehr dagegen. Mach es dir doch nicht so schwer.“, war sein Kommentar, der mich wütend und zugleich traurig werden ließ. Ich schmollte und in meinem Inneren spürte ich die nicht abreißen wollende Unwilligkeit.
Sasha beobachtete mich eine Weile. Sein Gesichtsausdruck blieb fast meditativ. „Bin ich tatsächlich ein so unansehnlicher, bösartiger Mann, dass du mich nicht haben willst?“
Ich verneinte vage. Drehte den Kopf sachte hin und hier. Eher widerwillig. Aber dennoch…….und leistete keinen Widerstand mehr………………vertraue nun doch ins geheim und letztendlich auf Gunnars „Plan“. Wie auch immer er sich gestalten mag. Passe mich den hiesigen Gegebenheiten und meiner derzeitigen Situation einigermaßen an. Lass‘ mich möglicherweise sogar treiben. Ergebe mich. Aufregung schadet nur. Und vielleicht ist der Einfluss des Amuletts (und wer weiß was noch?) doch nun unumstritten spürbar…….(bis Gunnar kommt, um mich abzuholen. Und alles war dann nur……ein Traum).

---------------------------------

Ich schreibe oft am Tage, wenn Sasha mit den (alten Männer) Geschäftspartnern beschäftigt ist und des Nachts, wenn ich nicht schlafen kann wie heute (4.40 Uhr), poste ich es dann. Denn er beäugt recht aufmerksam, was ich da tue. Mag es nicht sonderlich. Deklariert den Inhalt meiner Einträge als zu privat. (Verboten hat er mir das Schreiben allerdings noch nicht. Er sieht es nur nicht gerne.)
Claire ist als Sashas Rechtsanwältin oft bei diesen Treffen gegenwärtig. Infolgedessen oft hier bei uns im Haus und so ergab sich ein kurzes Gespräch mit ihr, welches SIE begann. Kurz zuvor hatte Sasha mir gestanden, dass ihn Claire auf seiner jogging-mile heute Morgen mit zurückgenommen hat. Er kräuselte die Stirn. „Es tut mir leid.“
Ich tat verstört. „Was tut dir leid?“, fragte ich zurück.
„Kurz bevor ich ausstieg, aus ihrem Wagen, drehte ich noch einmal meinen Kopf zu Claire, um ein Danke auszusprechen, was sie nutzte um mir einen Kuss zu geben.“ Er tat pikiert. Verzerrte das Gesicht. Wartete auf meine Reaktion.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Phhhh….“, entwich es ihm erleichtert.
„Wieso erwartest du es überhaupt?“ und ich wusste es bereits. Eine der Hausangestellten – ihr Name ist Sharon - hatte es gesehen…….und augenzwinkernd, mir gegenüber, mit ein paar nebulösen Worten angemerkt. Selbstverständlich nicht direkt. Denn dies stünde ihr nicht zu. Sie nimmt sich ohnehin recht viel heraus und ich vermute es liegt daran, dass Sasha doch recht oft und befangen mit ihr schäkert. Was (wirklich!) NICHTS bedeuten will ….und muss. Allerdings ist es mir durchaus verständlich. Sie ist eine zugegeben attraktive Frau, wenn auch von der Farbe her Schokoladen braun, wie meine Halbschwester Marie.

Und nun nahm sich diese Claire heraus, sich mir als Freundin anzubieten. Meinte, es könne doch nicht schaden, mit mir gut Freund zu sein. Nun, zu Beginn stellte ich unverhohlen fest UND sie gab es nickend zu, dass sie Sasha noch immer liebe.
„Ich versteh das, wenn du versuchst so oft wie möglich Sasha nah zu sein.“, sagte ich zu ihr. „Deshalb möchtest du offenbar meine Freundin sein.“
„Nein, nein.“, widersprach sie mir und ich musste schmunzeln.
Sie schnaufte dann und ihr Blick senkte sich nach unten. „Ja. Vielleicht….ein bisschen.“, räumte sie dann nicht ganz unzutreffend ein.
Unser Gespräch wurde mehr und mehr zu einem Offenen. Sasha kam herein um Claire zur Arbeit abzuholen und fügte noch einiges hinzu, nachdem ich ihn eher indirekt anklagte für unser aller Glück, oder Unglück, verantwortlich zu sein.
In den folgenden zwei bis drei Minuten sprach ich mit Claire noch weiter über Sasha und ebenso über meinen Mann und was ich für ihn empfinde, trotz all der Dinge, die in der Vergangenheit geschehen waren. Ich deutete diese nur ansatzweise an und Clair verstand.
„Es ist alles so verkehrt. Du liebst Sasha. Er liebt mich und ICH liebe meinen Mann.“, sagte ich abschließend noch zu ihr bevor sie zur Geschäftsbesprechung hinüber ging. „Unser aller Glück liegt in Sashas Händen.“ Sie nickte nur.