Gunnar rieft mich an. Ich war so überglücklich ihn zu
hören. „Hör‘ nie auf an mich zu denken. Ich liebe dich. Aber wir sind noch so
weit von einer Lösung entfernt wie der Mond von der Erde. Und vor allem, glaube
nicht alles, was man dir erzählt.“, sagte er im Flüsterton zu mir. (Warum flüsterte
er überhaupt?)
„Wo bist du denn?“
Keine Antwort mehr. Das Telefonat war beendet.
Noch am selben Abend schien es ernst zu werden. Sasha
sprach so vehement vom Heiraten wie noch nie zuvor. So bestimmt, als gäbe es
keine andere Zukunft mehr……für mich. Er zeigte mir ein Dokument mit meiner und
Gunnars Unterschrift, was beweisen sollte, dass wir geschieden sind und legte
den Termin für unsere Hochzeit fest. (Dienstag, den 20.März 2018)
„Die Prüfung durch die Rabbiner ist bereits abgeschlossen.
Einer Ehe steht nun nichts mehr im Weg.“, verkündete er in einem recht gütigen,
einfühlsamen und flauschigem Ton. So zuckersüß…….
Ich war entsetzt. Dementierte. Sprach dagegen. „Das kann
nicht sein, dass Gunnar unterschrieb. Es ist unmöglich! Ich doch ebenso wenig.
Zumindest erinnere ich mich nicht daran. Und wie kommst du dazu so schlicht und einfach einen
Trauungstermin festzulegen?! WAS willst du nur von mir?“
Sasha lächelte bloß. Beruhigte mich. „Reg dich doch nicht
auf. Ich möchte nur, dass wir zusammen sind.“ Und nun folgend bewies er mir
erneut die Unumgänglichkeit unseres zukünftigen Miteinanders. „Wehre dich nicht
mehr dagegen. Mach es dir doch nicht so schwer.“, war sein Kommentar, der mich wütend
und zugleich traurig werden ließ. Ich schmollte und in meinem Inneren spürte
ich die nicht abreißen wollende Unwilligkeit.
Sasha beobachtete mich eine Weile. Sein Gesichtsausdruck
blieb fast meditativ. „Bin ich tatsächlich ein so unansehnlicher, bösartiger
Mann, dass du mich nicht haben willst?“
Ich verneinte vage. Drehte den Kopf sachte hin und hier.
Eher widerwillig. Aber dennoch…….und leistete keinen Widerstand
mehr………………vertraue nun doch ins geheim und letztendlich auf Gunnars „Plan“. Wie
auch immer er sich gestalten mag. Passe mich den hiesigen Gegebenheiten und
meiner derzeitigen Situation einigermaßen an. Lass‘ mich möglicherweise sogar
treiben. Ergebe mich. Aufregung schadet nur. Und vielleicht ist der Einfluss
des Amuletts (und wer weiß was noch?) doch nun unumstritten spürbar…….(bis
Gunnar kommt, um mich abzuholen. Und alles war dann nur……ein Traum).
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Ich schreibe oft am Tage, wenn Sasha mit den (alten Männer)
Geschäftspartnern beschäftigt ist und des Nachts, wenn ich nicht schlafen kann wie heute (4.40 Uhr),
poste ich es dann. Denn er beäugt recht aufmerksam, was ich da tue. Mag es
nicht sonderlich. Deklariert den Inhalt meiner Einträge als zu privat.
(Verboten hat er mir das Schreiben allerdings noch nicht. Er sieht es nur nicht
gerne.)
Claire ist als Sashas Rechtsanwältin oft bei diesen
Treffen gegenwärtig. Infolgedessen oft hier bei uns im Haus und so ergab sich
ein kurzes Gespräch mit ihr, welches SIE begann. Kurz zuvor hatte Sasha
mir gestanden, dass ihn Claire auf seiner jogging-mile heute Morgen mit
zurückgenommen hat. Er kräuselte die Stirn. „Es tut mir leid.“
Ich tat verstört. „Was tut dir leid?“, fragte ich zurück.
„Kurz bevor ich ausstieg, aus ihrem Wagen, drehte ich noch
einmal meinen Kopf zu Claire, um ein Danke auszusprechen, was sie nutzte um mir
einen Kuss zu geben.“ Er tat pikiert. Verzerrte das Gesicht. Wartete auf meine
Reaktion.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Phhhh….“, entwich es ihm erleichtert.
„Wieso erwartest du es überhaupt?“ und ich wusste es
bereits. Eine der Hausangestellten – ihr Name ist Sharon - hatte es gesehen…….und
augenzwinkernd, mir gegenüber, mit ein paar nebulösen Worten angemerkt. Selbstverständlich
nicht direkt. Denn dies stünde ihr nicht zu. Sie nimmt sich ohnehin recht viel
heraus und ich vermute es liegt daran, dass Sasha doch recht oft und befangen
mit ihr schäkert. Was (wirklich!) NICHTS bedeuten will ….und muss. Allerdings
ist es mir durchaus verständlich. Sie ist eine zugegeben attraktive Frau, wenn
auch von der Farbe her Schokoladen braun, wie meine Halbschwester Marie.
Und nun nahm sich diese Claire heraus, sich mir als
Freundin anzubieten. Meinte, es könne doch nicht schaden, mit mir gut Freund zu
sein. Nun, zu Beginn stellte ich unverhohlen fest UND sie gab es nickend zu,
dass sie Sasha noch immer liebe.
„Ich versteh das, wenn du versuchst so oft wie möglich
Sasha nah zu sein.“, sagte ich zu ihr. „Deshalb möchtest du offenbar meine
Freundin sein.“
„Nein, nein.“, widersprach sie mir und ich musste
schmunzeln.
Sie schnaufte dann und ihr Blick senkte sich nach unten. „Ja.
Vielleicht….ein bisschen.“, räumte sie dann nicht ganz unzutreffend ein.
Unser Gespräch wurde mehr und mehr zu einem Offenen. Sasha
kam herein um Claire zur Arbeit abzuholen und fügte noch einiges hinzu, nachdem
ich ihn eher indirekt anklagte für unser aller Glück, oder Unglück, verantwortlich
zu sein.
In den folgenden zwei bis drei Minuten sprach ich mit
Claire noch weiter über Sasha und ebenso über meinen Mann und was ich für ihn
empfinde, trotz all der Dinge, die in der Vergangenheit geschehen waren. Ich deutete
diese nur ansatzweise an und Clair verstand.
„Es ist alles so verkehrt. Du liebst Sasha. Er liebt mich
und ICH liebe meinen Mann.“, sagte ich abschließend noch zu ihr bevor sie zur
Geschäftsbesprechung hinüber ging. „Unser aller Glück liegt in Sashas Händen.“
Sie nickte nur.