Sonntag, 3. Februar 2019

Endgültigkeit


Es ist nun nicht mehr abzuändern. Endgültigkeit stellt sich ein,….nach dem nun voraussichtlich letzten Anruf von Gunnar. Und ich tue mich noch über die Maßen schwer, Gunnar „Ex-Mann“ zu nennen und Sasha….meinen Mann. Mein Herz ist zwiegespalten. Sagt mir „noch“ etwas ganz anderes. Aber möglicherweise ist es nur…..die Gewohnheit, welche sich für Gewöhnlich nach etwa sechs Wochen ändern kann.
Das Gespräch mit Gunnar war verhältnismäßig kurz. Begonnen hatte es mit Gunnars Unmut darüber, dass ich tatsächlich gewillt war, mich von ihm, so ganz offizielle, scheiden zu lassen. Als er allerdings bemerkte, dass es mir offensichtlich und in der Tat ernst damit ist, schwenkte er unerwarteter Weise recht unvermittelt um. Gerade so, als hätte er in diesem Augenblick verstanden, dass es kein Spaß mehr ist und mir erst damit. Dergleichen erlebte ich noch nie bei Gunnar, dieser abrupte Wandel innerhalb von ein paar Sekunden. Nun folgte die endgültige Verabschiedung.
„Wir können uns vielleicht jeweils im Abstand von einem Jahr beieinander melden, wenn du magst.“, hörte ich ihn in einem gänzlich normalen Tonfall sagen, als würden wir uns nicht gerade eben trennen. „Aber vielleicht auch zwischendurch, sollte sich etwas ändern.“ WAS war nur in diesem Moment mit Gunnar geschehen? „Aber in jedem Fall halten wir Verbindung UND ich rechne fest damit, dass wir irgendwann wieder zusammen sein werden. Wir sind schließlich Seelen-Partner.“
Seine Worte klangen in diesem Augenblick für mich schockierend. Ich atmete schwer. Der Mund war trocken. Was sollte ich jetzt (noch) erwidern?
„Was willst du jetzt tun? Hast du einen Plan?“, flossen Fragen fast kehlig heißer aus meinem Hals. „Dir scheint allemal Recht zu sein, wenn Du jetzt, möglicherweise eine Zeit lang (das Wiedersehen, oder ein zukünftiges Zusammensein gedachte ich keineswegs in Frage zu stellen), tun kannst, was immer du möchtest, OHNE mich, als einen Klotz an deinem Bein zu haben. Vielleicht wolltest du dies schon die ganze letzte Zeit?“
„Du bist doch nie ein Klotz gewesen.“, verwehrte sich Gunnar meiner anklagenden Vermutung. „Ich liebe dich nach wie vor und werde dich immer lieben, so wie du mich. Das weiß ich doch. Aber womöglich ist es tatsächlich gut, eine Pause einzulegen, da du dich jetzt offenbar entschieden hast. Aber dennoch mit dem Augenmerk auf eine spätere Wiedervereinigung,…als Mann und Frau. Verstehst du mich?“
„Ja.“ Meine Stimme klang recht brüchig. „Ich werde dich auch immer lieben!“, gelang es mir noch ein paar Worte des Versprechens hervorzubringen, bevor Gunnar das Gespräch beendete.
Was wird Gunnar nun tun? Planen? Hallte es in meinem Hirn und einige Szenarien tanzten Mambo auf den Wellen meiner Traurigkeit. Szenarien wie…..Gunnar, umringt von seinen Frauen und Kindern. Womöglich sogar in New Orleans, wie einst in meinem Hause zu Sektenzeiten. Aber wovon will er leben? Ging es mir durch den Kopf. Oder Gunnar mit Gunai, Malika oder einer anderen Frau verheiratet, wie sie das Zentrum leiten. Und dann erschien mir eine Horror-Vision, in welcher Gunnar schlicht und einfach….verschwunden war……….

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Jedoch zuvor, also in der vergangenen Nacht, als wir – Sasha und ich -  uns schlafen legten, redete ich mit Sasha so offen wie noch nie zuvor. Ich meinte es ehrlich. Mir war bereits zu diesem Zeitpunkt gefühlt bewusst und klar, und so wie so schon seit ein paar Tagen, dass das Leben mit Sasha nun tatsächlich am Beginnen ist. Der Übergang gestaltet sich, wie üblich, schwer. Vor allem in meinem Inneren, meinem Herzen. Daher wohl das lange Zögern bis hier her.
Nun bleibt zu hoffen, dass es mir mit Sasha besser gehen, seine Liebe weiterhin bestehen wird und er mir Treue zeigt. Gebrannte Kinder, so wie ich, scheuen bekanntlich das Feuer. Wir werden sehen…….


So, nun geht heute wieder nach Jerusalem.
Die Angelegenheit mit der Vaterschaftsbestimmung wird eine Weile dauern. Sicherlich kommen wir später noch einmal hier her, um das Ergebnis zu erfahren.