Es
ist nun nicht mehr abzuändern. Endgültigkeit stellt sich ein,….nach dem nun
voraussichtlich letzten Anruf von Gunnar. Und ich tue mich noch über die Maßen
schwer, Gunnar „Ex-Mann“ zu nennen und Sasha….meinen Mann. Mein Herz ist zwiegespalten.
Sagt mir „noch“ etwas ganz anderes. Aber möglicherweise ist es nur…..die Gewohnheit,
welche sich für Gewöhnlich nach etwa sechs Wochen ändern kann.
Das
Gespräch mit Gunnar war verhältnismäßig kurz. Begonnen hatte es mit Gunnars
Unmut darüber, dass ich tatsächlich gewillt war, mich von ihm, so ganz
offizielle, scheiden zu lassen. Als er allerdings bemerkte, dass es mir
offensichtlich und in der Tat ernst damit ist, schwenkte er unerwarteter Weise
recht unvermittelt um. Gerade so, als hätte er in diesem Augenblick
verstanden, dass es kein Spaß mehr ist und mir erst damit. Dergleichen erlebte
ich noch nie bei Gunnar, dieser abrupte Wandel innerhalb von ein paar Sekunden.
Nun folgte die endgültige Verabschiedung.
„Wir
können uns vielleicht jeweils im Abstand von einem Jahr beieinander melden,
wenn du magst.“, hörte ich ihn in einem gänzlich normalen Tonfall sagen, als
würden wir uns nicht gerade eben trennen. „Aber vielleicht auch zwischendurch,
sollte sich etwas ändern.“ WAS war nur in diesem Moment mit Gunnar geschehen? „Aber
in jedem Fall halten wir Verbindung UND ich rechne fest damit, dass wir
irgendwann wieder zusammen sein werden. Wir sind schließlich Seelen-Partner.“
Seine
Worte klangen in diesem Augenblick für mich schockierend. Ich atmete schwer.
Der Mund war trocken. Was sollte ich jetzt (noch) erwidern?
„Was
willst du jetzt tun? Hast du einen Plan?“, flossen Fragen fast kehlig heißer
aus meinem Hals. „Dir scheint allemal Recht zu sein, wenn Du jetzt,
möglicherweise eine Zeit lang (das Wiedersehen, oder ein zukünftiges Zusammensein
gedachte ich keineswegs in Frage zu stellen), tun kannst, was immer du
möchtest, OHNE mich, als einen Klotz an deinem Bein zu haben. Vielleicht
wolltest du dies schon die ganze letzte Zeit?“
„Du
bist doch nie ein Klotz gewesen.“, verwehrte sich Gunnar meiner anklagenden
Vermutung. „Ich liebe dich nach wie vor und werde dich immer lieben, so wie du
mich. Das weiß ich doch. Aber womöglich ist es tatsächlich gut, eine Pause
einzulegen, da du dich jetzt offenbar entschieden hast. Aber dennoch mit dem Augenmerk
auf eine spätere Wiedervereinigung,…als Mann und Frau. Verstehst du mich?“
„Ja.“
Meine Stimme klang recht brüchig. „Ich werde dich auch immer lieben!“, gelang
es mir noch ein paar Worte des Versprechens hervorzubringen, bevor Gunnar das Gespräch
beendete.
Was
wird Gunnar nun tun? Planen? Hallte es in meinem Hirn und einige Szenarien tanzten
Mambo auf den Wellen meiner Traurigkeit. Szenarien wie…..Gunnar, umringt von
seinen Frauen und Kindern. Womöglich sogar in New Orleans, wie einst in meinem
Hause zu Sektenzeiten. Aber wovon will er leben? Ging es mir durch den Kopf. Oder
Gunnar mit Gunai, Malika oder einer anderen Frau verheiratet, wie sie das
Zentrum leiten. Und dann erschien mir eine Horror-Vision, in welcher Gunnar
schlicht und einfach….verschwunden war……….
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Jedoch
zuvor, also in der vergangenen Nacht, als wir – Sasha und ich - uns schlafen legten, redete ich mit Sasha so
offen wie noch nie zuvor. Ich meinte es ehrlich. Mir war bereits zu diesem
Zeitpunkt gefühlt bewusst und klar, und so wie so schon seit ein paar Tagen,
dass das Leben mit Sasha nun tatsächlich am Beginnen ist. Der Übergang
gestaltet sich, wie üblich, schwer. Vor allem in meinem Inneren, meinem Herzen.
Daher wohl das lange Zögern bis hier her.
Nun
bleibt zu hoffen, dass es mir mit Sasha besser gehen, seine Liebe weiterhin
bestehen wird und er mir Treue zeigt. Gebrannte Kinder, so wie ich, scheuen
bekanntlich das Feuer. Wir werden sehen…….
So,
nun geht heute wieder nach Jerusalem.
Die
Angelegenheit mit der Vaterschaftsbestimmung wird eine Weile dauern. Sicherlich
kommen wir später noch einmal hier her, um das Ergebnis zu erfahren.