Es
ist eigenartig hier im Zentrum ohne Gunnar. Dennoch ist es mir nicht gänzlich
fremd…….mit Sasha hier zu sein. Genau genommen ist ER der perfekte Mann für das
Geschäftliche und auch sonst…..wir werden sehen.
Mittlerweise
sind einige Wochen vergangen, in denen ich Gunnar nicht sah und was soll ich
sagen, ich gewöhne mich so allmählich an…..meinen neuen Mann. Sasha selbst ist
mir schließlich ebenso wenig fremd. Dennoch ist da ein Unterschied, sich
jeweils nur einige Nächte, Tage oder Wochen zu sehen, oder gänzlich das Leben
zusammen zu sein. Heute Morgen schrie ich ihn das aller erste Mal an.
Resultierend allerdings aus meinem Unvermögen in heiklen Situationen Ruhe zu
bewahren. Da türmen sich vor mir Berge auf, wo genau genommen keine waren. Die
Psyche überbordete, Wetterfühligkeit, Probleme standen an, noch einige
Krankheitssymptome dazu, plus einen grausigen Tag, wo mir schier alles über den
Kopf zu wachsen schien und nicht zu vergessen die Trennung von Gunnar, ergaben
beinahe einen Nervenzusammenbruch. Sasha bekam alles ab. Gut, mag sein, das ein
Tag Zorn genügt hätte. Nur heute waren da noch die Probleme im Büro und ich
tickte schier aus. Schrie Sasha an, obwohl er mir erneut aus finanziellen Nöten
half (…was mir beschämend erschien).
Bereits
gestern gab es eine Diskussion zwischen uns, die vermuten ließ, dass Sasha an
mir zweifelt. Was aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Ängstlichkeit heraus
entstand, mich eventuell doch wieder zu verlieren. Er vertraut mir noch nicht vollends.
Doch wer möchte es ihm verdenken, nachdem ich ihn wieder und wieder verließ,
obgleich ich ihm das Bleiben bereits wiederholt versprach. Kein Wunder also,
dass er sich mit mir noch recht unsicher ist.
Ich
beruhigte ihn, beschwor ihn mir Glauben zu schenken, dass nun alles genau SO
geschieht, wie er es sich schon so lange wünscht.
Die
Liebe kam zur Sprache. „Du hast immer gesagt, dass du Gunnar mehr liebst als
mich.“
„Bemerkst
du nicht, dass sich mit mir und in mir etwas verändert, was sich schließlich nicht
von heute auf Morgen vollziehen kann. Aber es wird werden. Glaube mir. Ich
dachte du weißt, dass ich dich liebe. Das hast du mir gegenüber stets erwähnt.“
Sasha
nickte. „Ja, du hast Recht.“
Ich
hob die Schultern und sah in fragend an. „Genügt dir meine Liebe etwa nicht?“
Er
sah mich an, als traue er sich nicht, mir eine wahrheitsgemäße Antwort geben zu
können. Infolgedessen sprang ich ein und erklärte ihm, dass meine Liebe zu ihm
wachsen wird.
„Meine
Trennung von Gunnar ist schließlich erst….“, ich überlegte kurz, „….zwei, oder
drei Wochen her?“, formulierte ich doch eher eine Frage und sah ihn mitten ins
Gesicht, in der Hoffnung, er verstünde mich. „Mit Gunnar war es doch ähnlich.“,
suchte ich noch zu argumentieren. „Zuerst war da nur Leidenschaft. Noch längst
keine Liebe oder eine gemeinsame Zukunft in Sicht. Ganz im Gegenteil. Und du
siehst, welch große Liebe am Ende daraus geworden ist.“
„Ja.“,
gestand er trocken. „Deshalb konntest du dich offenbar so lange Zeit nicht von
ihm lösen, obwohl er dich wieder und wieder betrog.“
„Das
war schon bei Felicio so.“, führte ich
aus. „Ich erzählte dir schon oft davon, dass ich Gunnar vor dem Traualtar
stehen ließ und zurück zu Felicio rannte. Und später dann heiratete ich Gunnar
doch und lernte ihn lieben.“
„Nur
das ich
dich nicht betrüge.“, warf Sasha ein wenig zögerlich lächelnd ein.
„Tja
nun, was soll uns dann noch geschehen? Lass mir ein wenig Zeit und alles wird
gut.“, bekräftigte ich.
Sasha
gab sich dann irgendwann mit meinen Aussagen zufrieden. Dennoch konnte ich da
immer noch Zweifel spüren. WO war nur in diesem Augenblick seine sonst so
zur Schau getragenes Selbstvertrauen hin? Anscheinend geht es für ihn
tatsächlich um mehr als nur darum mit mir verheiratet zu sein. Vermutlich
möchte er, dass ich ihn genauso liebe, wie er mich. A-b-e-r,….EINER liebt eben immer
mehr. Und bisher war ich das gewesen. Nun scheint es Sasha zu sein. Was
allerdings keineswegs bedeutet, dass ich Sasha nicht lieben kann/nicht liebe.
Ich würde sagen, Liebe wächst mit dem Zusammensein. Und Sasha war bisher doch
ein geduldiger Mann. Nur womöglich hat seine Geduld nach über zwei Jahren jetzt
ein Ende und er will Ergebnisse sehen. Garantien haben, die niemand jemand
anderen geben kann,…..geht es um Liebe. Aber dennoch bin ich zu allem bereit……..(Ich
folge ihm. Vergesse Gunnar. Wer war das….eigentlich? Gunnar? Nur ganz SO
einfach ist das natürlich nicht. Jedoch bin ich bereit mir tatsächlich Mühe zu
geben, denn irgendwie liebe ich Sasha schon. Mag sein, dass es (noch?) nicht
ganz so intensiv wie mit Gunnar ist,….bisher. WER war noch einmal Gunnar? Smile…..Alles
wird gut…..sagt auch er.- Von Gunnar hörte ich bisher….nichts.) (Wäre es möglich,
dass Sasha seine innere Sicherheit an der Verliebtheit in meinen Augen misst?
Was ich mir eigentlich nicht vorzustellen vermag, da er immer, vom Augenblick
unserer ersten Begegnung an, eine Art
von Sekurität, Selbstvertrauen, ja sogar Stolz ausstrahlte.)
Aber
sonst gelingt unser Zusammenleben recht gut……
In
jedem Fall war ich heute ungehalten (und ich bereue das, was ich ihm entgegen
brachte) und gestern stand ich gesundheitlich, psychisch total neben mir,
sodass mir Sashas Gegenwart und Hilfe unerlässlich waren. In diesem
Zusammenhang hatte ich bemerkt, dass auch ER nicht perfekt ist. Er stand mir
zur Seite, so gut es ihm eben möglich war. (Womöglich war auch er in diesem
Augenblick überfordert? Strahle allerdings noch immer eine gewisse
Selbstsicherheit aus.) Tat, was er meinte, was richtig für mich sei und riet in
den meisten Fällen ebenfalls nur, ohne wirklich zu wissen (denke ich). Folgte
eher seiner Intuition (so kam es mir vor), mit welcher er genau genommen
absolut richtig lag. Er spürte in mich hinein und tat, was mir half. Ich konnte
sehen, dass ihm all das nicht SO leicht gefallen war. (Er hatte gewusst auf was
er sich mit mir einlässt!) Aber immerhin hat er es mit mir durchgestanden und ich
hoffe, dass er dies gleichwohl in der Zukunft tut, will er doch schließlich,
dass wir zusammen bleiben und ich weiß,…..dass er mich liebt. Ohne Frage.
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Die
Deborah-Angelegenheit scheint vorübergehend zu stagnieren.
Claire
hingegen ist ausgezogen. Hat die unterschriebenen Scheidungs-Dokumente auf dem
Küchentisch zurückgelassen, als sie das Haus in Portland verließ. Sasha
hinterließ sie ausschließlich eine Telefon-Nummer. Nicht mehr. Er weiß nicht wo
sie wohnt und mit wem. Allerdings setzte er bereits erneut eine Detektei darauf
an. Schließlich vermutet er noch immer, es sei SEIN Kind in ihrem Bauch.
Sasha
drängst mich zudem, dass wir Schweden verlassen und mit seinem Vater, der von
einer Geschäftsreise aus Russland kommt, und seinem Bruder Misha mit dem
Privatflugzeug nach Kanada fliegen. Ich bat ihn noch ein paar Tage hier zu
bleiben.
„Was
wollen wir noch hier?“, fragte er. „Es ist alles geregelt und Kevin weiß über
alles Bescheid.“
Bis
Freitagmorgen habe ich noch Zeit mich zu entscheiden. Aber im Grunde hat Sasha
Recht.