Da
mich die anderen auf ihre Rückkehr aus der Stadt warten ließen, nahm ich mir
einen Spaziergang auf den „alten Wegen“ vor, welchen ich viel zu weit ausdehnte
und mich demzufolge gnadenlos übernahm. Trotz alledem hielt ich abends noch bis nach
Mitternacht durch, um nicht auch noch den zweiten Abend mit den anderen zu
versäumen. Selbstredend fiel ich erschöpft ins Bett und in einen tiefen Schlaf.
Dennoch kam ich anfänglich nicht wirklich zur Ruhe. Nicht nur, dass mir alle
möglichen Gedanken durch den Kopf huschten, von Derek, Troels und Kevin, meinen
Eltern, die nicht meine Eltern sind, was mir gerade an diesem Ort nur all zu
deutlich bewusst wurde, über Marie, meine Halbschwester, Gunnar und seine
Kinder mit ihr, bis hin zu den Ursachen für meine derzeitig fehlende
Spiritualität, welche ich in den Tiefen meiner Selbst zu finden hoffte . Zudem
war da auch die Eifersucht auf diese Alexa....und nicht nur auf sie allein.
Ebenso auf alle anderen Frauen, mit denen Gunnar flirtete und fickte. Hier war
schließlich der Ort seiner Zeit in der Sekte. Aber auch der Ort, wo wir beide
uns kennen lernten....vor dreieinhalb Jahren.
Mag
auch gut sein, dass meine Aufgewühltheit noch durch den koffeinhaltigen Inhalt
der zwei Gläser Coke, an denen ich mich nach der Rückkehr von meiner kleinen
Wanderung vergangen hatte, verstärkt wurde.
An
Wanja konnte und wollte ich nicht denken.
Alldieweil er nun für immer für mich verloren war. Eine Option, die ich
nun nicht mehr hatte. Und an diesem Punkt verfluche ich diese
„Entscheidungsqual“ für den „einzig Richtigen“, den es nicht gibt!
Andererseits
jedoch, und bei diesem Gedanken musste ich doch ein wenig lächeln, werfe ich
Gunnar seine Seitensprünge vor, die genau genommen nichts anders sind. Zudem
gewährt er mir Toleranz, genauso, wie er sie von mir erwartet. Nur Gunnar, folgt
seinen Neigungen, Gewohnheiten, seinem Selbstverständnis vom Umgang mit einer,
in dieser Sekte erlernten Sexualität, welcher ich nicht wirklich zu folgen
vermag. Ich erinnere mich nur noch all zu gut an den Beginn unserer
leidenschaftlichen Stunden, in denen mir so Manches an Gunnar wunderlich
erschien. Diese Kühle der Hände, oft der Haut, welche ich bei diesen
Temperaturen, die stets hier herrschen, nicht nach vollziehen konnte. Die Blässe seiner Haut.
Die hellen Augen. Das Schlafen am Tag und Wachen in der Nacht. Das Beißen und Trinken meines Blutes. – Merkwürdigkeiten! –
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Der
Tag hatte heute Morgen zwar früh, aber so wunderbar begonnen.
(Aus-?)Schlafen,
räkeln, schmusen, ficken und noch einmal ficken. Einmal weich und sanft für
mich. Ein zweites Mal härter. Gunnars Neigungen entsprechend nebst Butt Plug
mit Ringelschwänzchen und dem Kneten seiner Eier. Und zum Glück waren wir
gerade damit zu Ende gekommen, als Marie mit Veronica Turner und den Kindern,
Henrik und auch der Rest der Familie Turner zu uns ins Zimmer kamen, um ein
Ständchen der Gratulation zu unserem dritten Hochzeitstag zu überbringen.
Bevor
wir jedoch den Frühstückstisch erreichten ereilte mich, in diesem Augenblick
aus unerfindlichen Gründen, Wehmut. Eine Traurigkeit über unser verlorenes zu
Hause, an einem so wunderbaren Ort, an welchem ich mich so derart wohl gefühlt
hatte.
Christine,
meine Schwiegermutter, musste dies sicherlich ähnlich, oder schlimmer
empfinden. Hatte sie doch ihren erst kurz wahr gewordenen Traum aufgeben
müssen. Und wie sich nun herausstellte, völlig vergebens. Hätte sich diese
unliebsame, durchtrieben, vereinnahmende PR-Freundin nur eher schwängern
lassen, könnten wir alle noch zufrieden und glücklich sein. – Wie beklagenswert!
–
Infolgedessen
setzte ich mich missmutig, mit schnaufendem Atem und schweren Herzen zu den
anderen an den Frühstückstisch. Als ich jedoch dann noch begann zu weinen,
wurde es Gunnar zu leidlich. Er blies die Backen auf, sah mir streng entgegen
und zog die linke Augenbraue nach oben.
„Nicht
heute!“ Hörst du. Bitte, nicht heute.“, wiederholte er knapp. Die anderen waren
still und ein wenig betroffen. Senkten den Blick. Knabberten an den Biscuits
und schlürften wortlos den Kaffee aus ihren Tassen.
„Es
ist ja nicht nur unser Hochzeitstag, sondern ebenso Beltane. Wir sollten
feiern, trinken, essen, den Tag genießen.“ Gunnar griff nun besänftigend nach
meiner Hand und drückte sie leicht. Der Ton seiner Stimme wurde milder,
mitfühlender und verstehender. „Vielleicht räuchern wir auch ein wenig. Erik
würde es so tun. Und meine Mutter sicher ebenso. Was meinst du?“
Ich
nickte. Wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, schluckte den Rest davon
hinunter und wagte ein unsicheres Lächeln, das ich Gunnar nun befolgend
(gehorchend) entgegenbrachte. Verschämt sah ich in die Runde und genierte mich
ein wenig, ob meiner (unsinnigen) Anwandlungen....gerade an diesem Tag. Und
genau genommen, vermisse ich ebenso die Stunden am Vormittage mit Marie, wo wir
unbeschwert lachten, klebrig-süße Früchte aßen, Margaritas tranken und die News
der Gazetten durchstreifen, um darüber zu lästern.
Noch
ein Grund mehr,....um zu weinen!