Denkt
mein Mann nur noch an andere Frauen?
Gestern
Abend telefonierte er geschlagene zwei Stunden mit dieser Alexa! Was zum
Kuckuck hat man so lange Zeit miteinander zu reden? Wenn die Wichtigkeit des
Gespräches mir gegenüber doch beständig herunter gespielt wird.
Nach
dem Telefonat verhielt er sich eigenartig. Druckste herum. Ich fragte nicht
weiter nach. Trotzte mit Schweigen.
Aber,
nachdem er mir heute Morgen gestanden hatte, dass er des Nachts erneut bei Lara
gewesen war, erklärte er mir, dass Alexa heute hier her ins Zentrum kommen wird.
Denn,
als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich bemerkt, dass Gunnars Körper nicht
die Wärme aufwies, die er eigentlich haben sollte, wenn man die gesamte Nacht
über in einem warmen Bett beieinander liegt.
„Du
bist so kühl.“, sagte ich noch wahr nehmend zu ihm und mutmaßte, dass er
womöglich kurz vorher im Bad gewesen war.
„Ja.
Ähh ja. Ich, ich...“, begann er zu stottern und im selben Moment wurde mir
bewusst, dass er gerade erst hier eingetroffen sein musste. „Ich war bei Lara.“
Nur
bei Lara? Schoss es mir zynisch durch den Kopf. Aber was hatte das jetzt noch
für eine Relevanz?
Gunnar
schnaufte. „Nein. Nicht nur bei Lara. Deshalb ist es auch heute Morgen so spät
geworden.......“, er verzog ein wenig schief lächelnd den Mund, „mit der
Rückkehr.“
Ich
drehte mich ab. Weg von ihm. Wusste nicht was ich fühlen sollte. Eifersucht?
Wut? Enttäuschung? „Wo?“, fragte ich dann doch noch leise.
„Varis.“
„Aha.“
Jetzt waren es bereit zwei Frauen pro Nacht. Hatte Gunnar etwa Torschlusspanik?
Und wusste Lara davon? Aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Fragte sie
überhaupt danach? Oder „belästigte“ sie Gunnar nicht mit so derart lapidaren
Fragen?
Damit
nicht genug, eröffnete er mir, dass am Samstagnachmittag seine favorisierte
Fußballmannschaft gegen Häcken spielen würde. Alexa würde ihn vielleicht sogar
dorthin begleiten. „Du betonst schließlich immer wieder, dass dir derartige
Veranstaltungen nicht zusagen.“, entschuldigte er sein Vorhaben.
Ja.
In der Tat. Damit hatte er vollkommen Recht!
Trotz
aller widerstrebenden Gefühle, schmiegte ich mich noch einmal an meinen
Ehemann.
„Weißt
du überhaupt noch WER deine Frau ist?“, fragte ich dann mehr rhetorisch, aus
einem Gedankenfluss heraus, in welchen mir Bilder von meinem Ehemann mit
verschiedenen Frauen, durch den Kopf schossen.
Gunnar
bäumte sich auf. Physisch, psychisch, seelisch und sprachlich. „Was in aller
Welt denkst du eigentlich? Natürlich. Ich liebe dich Rea. Wir werden immer
zusammen sein!“
Du
hast eine merkwürdige Art mir das zu zeigen. Dachte ich. Sprach es jedoch nicht
aus. Und genau genommen hatte er mir wieder und wieder versprochen sich zu
bessern. Sich zumindest Mühe zu geben! Aber nein. Stattdessen schien es nur
schlimmer zu werden.
„Nein.
Das ist nicht so.“, antwortete er noch unverzüglich auf meine Gedanken. (Was
gleichwohl mein Ziel gewesen war. Weil ich genau wusste, dass Gunnar in meinem
Kopf stöberte.)
„Wie
dann?`“
„Und
es ist auch keine Torschlusspanik.“
Auch
schau an! Auch dies hatte er bereits in meinem Kopf gesehen. Und er wusste,
dass ich auf eine Erklärung wartete.
Gunnar
schnaufte. (Wieder einmal!) „Ich mache mir genauso Gedanken darüber, warum es
mir nicht gelingt dir treu zu sein. Obwohl ich es mir immer wieder vornehme.
Und ja. Im Augenblick scheint es tatsächlich so zu sein, als würde ich noch mehr
Zeit mit anderen Frauen verbringen als bisher. Ich glaube, DAS liegt daran,
dass ich womöglich das Angebot hier noch einmal nutzen möchten, bevor wir das
Zentrum verlassen.“
Ha!
Um Ausreden war Gunnar noch nie verlegen.
„Andererseits
sind es nervenaufreibende, stressige und auch problematische Zeiten.“, setzte
er seine Erklärungen (Spekulationen) fort. „Vielleicht ist Sex eine Option für
mich, mit all dem besser fertig zu werden.“
Ach!
Da schau her! Ein weiterer Vorwand, um seine Verfehlungen, Betrügereien, oder
sogar seine Sexsucht, die er sich offensichtlich selbst nicht eingestehen
konnte, zu rechtfertigen.
„Nein!
Nein! Du verstehst das nicht!“ Natürlich wusste Gunnar um das Geschehen in
meinem Kopf. Und ich hatte gerade Atem geholt und gedachte zum Reden
anzusetzen, als er mich mit seinem nein, nein, ausbremste. „Ich verstehe es ja
selbst kaum.“, räumte er dann fast kapitulierend ein.
„Vielleicht
solltest du dir dann doch professionelle Hilfe holen.“, sprach ich es dieses
Mal aus. Obwohl ich genau wusste, das es speziell im psychischen Bereich noch
immer nur vermutende, anstelle von handfesten Methoden gab, welche genau
genommen nicht wirklich zu einem positiven Ergebnis oder ganz und gar zu einer
Heilung führen konnten. Denn Heilung von derartigen „Krankheiten“ gab es
ohnehin nicht. Wenn, dann aller höchstens „Linderung“ oder Beherrschung des
bestehenden Zustandes. Nicht mehr und nicht weniger. Denn was in „prägenden
Jahren“ erlebt und somit gelernt wurde, bleibt zukünftig haften. Und dies
wusste Gunnar genauso wie ich, und andere, die es betraf, oder die es wissen
sollten.
Alles
in allen hatte ich Gunnar, ob seines Wissens, seiner magischen Künste UND mit
Eriks Hilfe, durchaus zugetraut und geglaubt, dass er seine Begierden in den
Griff bekommt. Nur scheint ihm unter Stress die Kontrolle jedes Mal zu
entgleiten. Oder hatte er sie überhaupt jemals?
„Nein.
Nicht wirklich.“, war seine selbst erkennende und nüchterne Antwort auf mein
Gedachtes.
„Wird
sich denn das irgendwann ändern?“, fragte ich schon beinahe verzweifelt.
„Vielleicht
wenn sich unser Leben ein wenig beruhigt. Es in feste Bahnen kommt.“
„War
es nicht hier im Zentrum bereits in festen und geordneten Bahnen?“, fragte ich
unverständlich.
Gunnar
zuckte mit den Schultern. „War es das jemals bis hier her wirklich? Da waren
schon so viele fragwürdige Begebenheiten in der Zeit unseres Zusammenseins.“
„Ja.
Das empfinde ich ebenso.“, bestätige ich seine Aussage aus meiner eigenen Perspektive. „Und war dein Leben nicht schon
immer, auch bevor wir uns kannten, verhältnismäßig diffus und verworren?“
„Ja.
Schon möglich.“, gab er bedenkend zu. „Da ist offensichtlich einiges schief
gelaufen und manchmal sogar entgleist.“
Wir
beide wussten, dass es um seine zehnjährige Sektenvergangenheit ging. Als er in
einem Alter war, wo junge Menschen normalerweise nach einer Richtung im Leben
suchen, an eine Gruppe von Menschen geriet, die Gunnars Verhalten bis zum
heutigen Tage beeinflussen.
Also,
WAS habe ich infolgedessen tatsächlich von Gunnar zu erwarten?
Aller
Wahrscheinlichkeit nach, KEINE wesentliche Änderung. Weder jetzt. Noch
zukünftig. Was bedeutet, dass er mich IMMER betrügen wird...........
Und
immer noch, trotz aller Liebe zu Gunnar, denke ich (gerade!) diesbezüglich über
Wanjas „Angebot“ nach.....