Es
war keine Zeit Kevin zu besuchen. Meine Mutter war in ihrem Element und
richtete eine Party für etwa fünfzig Gäste aus. Selbstredend bezog sie mich in
ihre Aktivitäten mit ein. Gunnar sprach indes mit meinem Vater, um
sich über seine zukünftige Tätigkeit in seiner Firma zu informieren.
Es
ist schlicht und einfach fabelhaft, wenn sich Gunnars Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf
mich konzentriert. Selbst der Sex scheint in diesem Fall mehr Freude zu bereiten, als wenn im
Hintergrund die Eifersucht, der Gedanke an andere Frauen
mitschwingt.
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Auf
dem Weg nach New Orleans, auf welchen wir uns wie geplant befinden, legten wir
einen Stopp in New York ein. Besuchten in der Nacht vom Samstag zum Sonntag
eine Veranstaltung im Madison Square Garden, wo bereits im Voraus abzusehen
war, dass wir Wanja begegneten.
Warum
Gunnar dieses Zusammentreffen mit ihm initiierte, sollte sich nach dem Event,
in der After-Show-Party alsbald herausstellen. Nur woher wusste Gunnar um dieses
„Geheimnis“? Oder war es doch nur eine „Ahnung“?
In
jedem Fall schien mir dieses Treffen kein Zufall zu sein. Gleichwohl ich doch
verhältnismäßig verwundert gewesen war, als Gunnar mir sein Vorhaben eröffnete.
Im
Nachhinein sollte es offensichtlich genau so geschehen. Denn ich traf auf Wanja,
der mit seiner PR-Freundin dort war und, die voller stolz kundtat, dass sie ein
Kind von ihm erwarte.
Somit
hat sie ihn schlussendlich doch noch „gefangen“ und der aufrichtige Wanja nimmt selbstverständlich seine
„Verantwortung“ als werdender Vater wahr.
Nun,
womöglich passt sie auch viel besser zu ihm. Vertritt sie doch den
amerikanischen Lebensstiel und das System dahinter um Vieles besser als ich.
Was mit Wanjas und seines Bruders politischerer Ideologie doch eher harmonischer
Einhergeht, als mein rebellisches Denken.
Alles
in allem war es dennoch ein Schlag ins Gesicht für mich.
Ich
bewahrte jedoch, selbst wenn es mühsam für mich war, die Contenance und gratulierte
den beiden zu diesem „freudigen Ereignis“. (Gunnar grinste (zufrieden).)
Ja,
wir waren alle „glücklich“ und vermutlich muss ich nicht erwähnen, wie triumphierend,
selbstgefällig und herablassend sich diese Frau mir gegenüber gab, sodass ich ihre
Gegenwart kaum länger als zehn Minuten ertrug.
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Genau
genommen beabsichtigten wir heute Morgen nach New Orleans weiter zu fliegen.
Gunnar jedoch gedachte in jedem Fall der Casting Agentur noch einen Besuch
abzustatten.
Wir
diskutierten eine lange Weile über das „warum“.
„Ich dachte, du hättest dich für den Job in
meines Vaters Firma entschieden.“
„Wenn
wir schon einmal hier sind.“, argumentierte er beinahe flehend. Aber ich
vermutete, es lag ebenso an dieser Alexa, die er hofft dort wieder zu sehen.
Ich,
für meinen Teil, weigerte mich, mit ihm dorthin zu gehen. Gleichwohl er mich
darum bat.
Oder
hätte ich es doch besser tun sollen?