Einerseits bin ich sicher neu- und wissbegierig (auf
Sashas Welt). Andererseits…..NEIN! Es wehrt sich alles in mir mit
heuchlerischen Schurken zusammen zu sein.
Natürlich wäre es vorteilhaft zu wissen. Den eigentlichen
Feind und dessen Magie von innen nach außen zu sehen, von ihm zu lernen.
Dennoch sind mir heimische Gefiele lieber als brennender Boden unter meinen
Füßen, der droht einzustürzen, wenn man mich entdeckt. Dann lieber im Land der
Kelten bleiben und von den Druiden lernen.
Wäre ich eine Kriegerin, würde ich wissen wollen, um das
Erlernte gegen den Feind zu ver-wenden. Aber bin ich das? Eine Kriegerin? Nein.
Also was? Die Frage steht. Mache ich mich als Streiterin
für die Gerechtigkeit auf den Weg die Welt zu retten, oder liege ich lieber am
nordisch, heimischen Herd?
Oh Göttin, wäre ich nur zehn Jahre jünger und gesund!
Mit Sasha stehe ich nun vor einer für mich monomentalen
Entscheidung und ich schwanke hin und her.
Wird es mir überhaupt möglich sein, mit Sasha diesen Weg
zu gehen? Und, ist Sasha Freund oder Feind? Nun, ich könnte auch einfach nur
mit ihm zusammen leben. Aber will ich das? Nein. Nicht wirklich Denn…..
….ich liebe meinen Mann und will bei ihm sein und bleiben.
Bin ich nun lieber Egoistin oder versuche ich mich als
Weltenretterin?
Welche Last da auf meinen Schultern läge, beträte ich
diesen Weg.
Allerdings liegt diese Bürde bereits als Entscheidung vor
mir. Sie hat mich in dem Augenblick ereilt, als ich Sasha traf und ich mich auf
ihn einließ. Und WAS ich auch tun werde, es wird nicht das Richtige sein und zu
Vorwürfen führen. Schnauf……
Aus welchem Grund fühle ich mich überhaupt berufen, mich
als Retterin der Menschheit zu versuchen? Weil ich aller Wahrscheinlichkeit
nach die Möglichkeit dazu hätte? Nein, ich denke, so mutig bin ich nicht. Was
dann bedeuten würde, dass ich mich ohne Groll und Schuldgefühlen gegen Sasha
entscheide. Die Neugierde bleibt jedoch bestehen und der wissbegierige Blick
darauf, was wäre wenn?
Gleich WAS ich auch tue, ich werde nie erfahren, wie der
andere Weg ausgesehen hätte. Was mich traurig stimmt. Ach, könnte ich mich doch
nur doubeln, um beides zu erfahren.
WARUM werden wir Menschen immer wieder vor derartige
Entscheidungen gestellt? Kann man es uns nicht leichter machen?
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Heute Morgen die Eindeutigkeit.
Angesichts der verehrenden Weltsituation, kann und will
ich NICHT mit einem Mann zusammen sein, der diese unterstützt und deren
Initiatoren er sich durch die Zugehörigkeit zu s-einer Religion sogar noch nahe
fühlt. Es widert mich schlicht und einfach an, was Wenige mit Vielen treiben.
Wie Mutter Erde und die Tiere behandelt werden und die Menschen versklavt, in
Leid, Angst und Elend gestürzt, ihres Gott gegebenen Glückes und ihres
natürlichen Selbstwertgefühles, sowie Liebe und Spiritualität bewusst und
geplant beraubt werden. Was für ein Frevel an der Menschheit! Die
Ungerechtigkeit schreit geradezu zum Himmel! Ich kann das nicht(!), versuchte
ich Sasha begreiflich zu machen.
Der saß geöffneten Mundes wie versteinert auf seinem Stuhl
und sah mich verstörten Blickes an. Hatte er etwa noch nie zuvor in dieser
Weise gedacht? Vermutlich nicht. Seine Religion steht ihm dabei im Weg,…..andere
als gelich-wertige, menschliche Wesen zu sehen.
„Es ist nicht meine Schuld.“, suchte er sich dann zu
verteidigen.
„Aber du hilfst denen dabei, die es tun. Bist geistiger
Unterstützer und beflissener Helfer. Ein gut geschmiertes Rädchen im Getriebe der
Pyramide von teile und herrsche.“ Sasha schüttelte nur noch mit dem Kopf, als
wolle er sagen, ihr ist nicht zu helfen.
Religionen, im Patriarchat entstanden, sind der Fluch der
Menschheit. Ein Gefängnis für Gedanken, Visionen und Seele. Und ich weiß, dass
Sasha das anders sieht. Für ihn ist seine Religion die Befreiung, die Erhebung,
das non plus Ultra, das aus dem Herzen heraus gelebt werden will, weil es,
insbesondere die Männer, zufrieden stellt, zum Volk der von Gott Auserwählten
zu gehören. Aber DAS denken sie alle. Jedoch hat jeweils nur Eine der
Religionen die absolute Macht und steuert die anderen. Wie es derzeit gerade
geschieht. Mag sein, dass auch Vertreter anderer Religionen ihre
Herrschaftsbereiche innehaben. Und hier sind wir eben bei teile und herrsche.
Es tut mir, aufgrund meiner Gefühle für Sasha, unendlich leid,
dass mein Zorn gerade ihn, als verfügbarer Vertreter seiner Religion be-trifft
und ich entschuldigte mich gleichwohl bei ihm.
Sasha zuckte mit den Schultern. Schüttelte, im Privaten,
nicht verstehend den Kopf. „Was soll das Ganze? Ich dachte, im Laufe der Zeit,
überwindest du diesen ganzen Unsinn und siehst mich als einen dich liebenden
Mann.“
„Das tue ich doch!“, brach es aus mir heraus. „Und genau
DAS ist mein Desaster. Die Tragik an der, an unserer Geschichte.“
„Kannst du etwas ändern am Lauf der Welt?“, schwenkte
Sasha um zum Großen. „Oder wäre es nicht vielleicht besser unser eigenes
kleines Glück im Auge zu behalten?“
„DU hast damit begonnen, mich als Auftrag zu sehen, für
Leute gearbeitet, die für die Gesamtmisere der Welt verantwortlich sind.“
„Sonst hätte ich dich nie kennengelernt.“
„Schwachsinn!“, erboste ich mich. „Hätten wir uns
kennenlernen sollen, wäre es ohnehin geschehen.“
„Das ist es doch!“, rechtfertigte er sich.
„Ja. Natürlich.“
Marie, Henrik, die Kinder
und Sheri Turner hatten uns zugehört. Waren ganz still gewesen.
Sasha schnaufte. „Hast du Gefühle für mich oder nicht?“,
fragt er schließlich schon beinah verzweifelt und an den Grenzen zum wütend
sein, was ich nur mit einem deutlichen „Ja“ beantworten konnte. „Also willst du
mich nicht, weil ich einer bestimmten Religion angehöre?“
„Ich versuche es doch, Sasha. Aber es ist so immens
schwierig für mich, das mit meinem Gewissen zu vereinbaren. Verstehst du das
nicht?“
„Wenn du den Teufel in mir siehst? Oder was? “
„So in etwa.“
Sasha schnappte nach Luft. Das hatte ihm offenbar glatt
den Atem genommen. „Dann hast du bisher mit dem Teufel gefickt.“, wurde er das
allererste Mal, seit ich ihn kannte, flätig. Ich antwortete nicht. Er stand
auf, ging nach draußen in den Regen und es sah fast so aus, als würde er
weinen.
„Um Gottes Willen, Schwester, was treibst du da mit diesem
Mann?“, fragte mich Marie, als das Gespräch mit Sasha beendet war. „Wenn du ihn
nicht willst, dann sag‘ es ihm doch einfach.“
„DAS ist doch nicht der Punkt!“, setzte ich mich zur Wehr.
„Wer sagt denn, dass er mir gleichgültig ist? So ist das nicht! Zudem ist er ein
attraktiver Mann. Genau DAS ist doch mein Problem! Was soll ich nur tun? Ich
bin in einem Gewissenkonflikt gefangen.“
„Phhu!“ Marie atmete tief durch. „Also, Schwesterlein, ich
frage dich jetzt, bei WEM würdest du im Augenblick lieber sein? Bei Sasha oder
bei Gunnar?“
Bei meinens Mannes Namen sprang mein Herz beinahe aus der
Brust. Mein Gesicht nahm verzweifelte Züge an. Tränen traten mir aus den Augen.
„Natürlich bei meinem Mann!“
„ABER“, nahm mir Marie das Wort aus dem Mund, „dein Mann
hat noch Alexa und das stört dich.“
Ich nickte. „Was denkst du denn? Wäre SIE nicht……gäbe es
keine Fragen dieser Art und andere Männer. Könnte Gunnar mir nur treu sein!
Verdammt noch mal! Dann wäre ich nicht in dergleichen Miseren. Es ist schier
zum Verzweifeln.“, beschwerte ich mich und wurde dann ein wenig abgeklärter.
„Andererseits bestünde die Möglichkeit die Welt zu retten. Wie würdest du dich
entscheiden?“, warf ich die Frage an meine Schwester zurück.
Die legte die Stirn in Falten. „Autsch. Erwischt. Ich
glaube, ich wäre im selben Desaster gefangen wie du. Nur, ich denke, ICH wäre auch
eigennütziger. Mein eigenes kleines Glück wäre mir wichtiger, als zu versuchen
die ganze Welt zu retten.“ Sie zwinkerte mir zu, denn so wirklich traute sie
mir dergleichen so wie so nicht zu. Daher fragte ich sie.
„Du denkst, ich könnte ohnehin nichts bewirken und ich
solle mich doch lieber meinen eigenen unbedeutenden Aufgaben widmen, als zu
versuchen Dinge zu tun, die zu gewaltig für mich sind, um guter Letzt nicht
noch als Märtyrerin zu enden.“
„So in etwa.“, versuchte sie mich aufzumuntern. Ein
aufgesetztes Lächeln folgte, dass so rasch verschwand, wie es erschienen war.
„Dann bleibt immer noch die Frage, Sasha oder Gunnar.“,
sagte ich zu ihr.
„Hattest du das bisher mit Derk nicht bravourös gelöst und
bist mit beiden gut zurechtgekommen?“
„Ufff! Ja. Aber Sasha ist nicht Derek.“
„Ja. Das sehe ich ein. Und auch, dass er irgendwo diesen
Gottkomplex in sich hat, aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religion. Das ist
mir schon klar, dass dich das zum Verzweifeln bringt und du es nicht mit deinem
Gewissen vereinbaren kannst. Aber WAS ist, wenn WIR tatsächlich dazu gehören?“
Nun hatte es mir die tatsächlich die Sprache verschlagen.
Ich sah Marie mit großen Augen an. „WIE? Das meinst du jetzt doch nicht ernst?“
Sie senkte den Blick. „Es war nur so ein Gedanke.“
„Ja. Natürlich ist DASS verführerisch….zu denken, dass man
von Gott auserwählt wäre, besser zu sein als andere und die Legitimation von
Gott zum Herrschen über die Welt erhält. Aber Göttin noch eins! Marie! Denk‘
doch einmal nach! Genau DAS ist das Problem dieser Welt! Und ICH bin eben NICHT
darauf erpicht, ein Stück von diesem vergifteten Kuchen abzubeißen.“
Marie drehte sich einmal im Kreis und hob dann beide Hände
in Höhe der Hüften und breitete sie aus. „Weißt du was? Warum packst du nicht
deine Koffer und fliegst zu Gunnar?“
Es war mir nicht möglich ihr sogleich eine Antwort zu
geben. Ich atmete schwer und kaute auf meiner Unterlippe.
„OH! Ich wusste es. Du hast es bereits vor?“, formulierte
sie es als Frag.
Ich schnaufte kapitulierend. „Ich dachte daran. Aber ich
bin mit Sasha doch hier her gekommen, um mir Alexa eben NICHT anzutun.“
„Aber andererseits sehnst du dich nach Gunnar?“
„JA! Was soll ich nur tun?“
„Frau, dir stehen so viele Möglichkeiten zur Verfügung,
dieses Luder aus dem Weg zu räumen.“
WOW! Nun hatte sie mich aber total verblüfft! Ich lachte herzlich
und sie lachte mit.
„Denkst du, das habe ich nicht schon längst versucht?“,
sagte ich dann zu ihr, als wir fertig waren mit dem gemeinsamen Gelächter.
„Gunnar war mit Alexa und klein Ragnar bei Erik. Ich vermute, sie legten einen
Zauber um sie, damit ich ihr und vor allem dem Kind, auf magischem Wege, nichts
schaden kann.“
„Ja. Das ist zu vermuten.“, stimmte sie mir zu. „Wie sieht
es aus mit dem Physischen?“
„Göttin noch eins! Marie! Ich werde doch nicht zur
Mörderin! Sicher nicht.“
„War ja nur so ein Gedanke.“ Sie zog die Brauen hoch und
die Mimik ihres Gesichtes wollte sagen, tut mir leid. War nicht so gemeint.
„Nur, selbst WENN du es fertig bringst, Alexa auf magischen Wege zu beseitigen,
dann müsstest du dich um das Baby kümmern.“
„Der Gedanke kam mir gleichermaßen. Aber irgendwie würde
das sicher gehen….müssen. In jedem Fall noch besser als mit dieser Kuh.“
„Es würde Gunnar verändern, wenn sie stirbt. Er würde
trauen um sie.“, warf Marie einen Gedanken ein, der mir bereits selbst gekommen
war.
„Ja. Mag sein. Aber DAS ginge vorüber.“
„Meinst du nicht, Gunnar würde dir Vorwürfe machen, weil
er ahnt….“, sie biss sich auf die Lippe und sah mich mit zusammengezogenen
Brauen an.
„Ach Marie, dieser Gunnar, den ich hier kennenlernte und
den ich nun so ungeheuer lieben lernte, hat mir das alles eingebrockt. Wäre ich
ihm nur niemals begegnet….“
„Aber das solltest du. Du gehörst zu ihm. Deshalb auch der
Trennungsschmerz.“
„Marie!“, tat ich verwundert. „Rietst du mir nicht noch ab
von ihm und sagtest, er sei ein Monster?“
„Ja. Aber das Schicksal hat euch zusammen geführt, weil
ihr beide zusammen gehört. Mit den Umständen, wie sie sind und den jeweiligen
Charakteren, müsst ihr nun beide lernen umzugehen. Das ist jede Menge
Beziehungsarbeit.“ Sie grinste und zwinkerte mir zu.
„Also rätst du mir zu ihm zu reisen?“
„Ja. Ich denke, das tät dir gut.“
Ich schüttelte unwillig mit dem Kopf. „Ja. Für eine kurze
Weile vielleicht. Aber dann, wenn ich Alexa sehe, wie liebevoll er mit ihr
umgeht und wie hingebungsvoll mit ihrem Balg, dann werde ich wütend! Und genau
DIESE Gefühle wollte ich nicht. Ich gedachte mich zu erfreuen an einer Reise
mit meinem Ehemann und glücklich mit ihm zu sein. Aber so? Mit IHR…ist das
nicht möglich. Dann lieber eine Reise mit Sasha. Ihn habe ich allein für mich.“
„Ja. In der Tat. Eine vertrackte Situation. Nun auch noch
der Gewissenskonflikt mit Sasha, dem du sogar noch Gefühle gegenüber bringst. Und
der nun offensichtlich sauer auf dich ist, aufgrund deiner Ehrlichkeit. Schlimmer
kann‘s kaum werden.“
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Sasha war nun in der Tat beleidigt. Der Teufel wollte er
offenbar für mich nicht sein. Er benahm sich anders. War sein Verlangen, seine
Liebe aufgrund unserer Debatten abgekühlt? Womöglich ein guter Zeitpunkt für
mich tatsächlich zu gehen. So wäre möglicherweise
mein Bedauern und mein Kummer nicht ZU groß gewesen, und mein Gewissen nicht
allzu schwer belastet, verließe ich ihn….JETZT. Andererseits bin ICH schuld an
seinem Trübsinn. Womöglich habe ich es mir mit ihm verdorben. Eine Kerbe in
sein Herz geschlagen, die niemals mehr heilt. Der TEUFEL. Das ist schon starker
Tobak…für einen, der an solcherlei glaubt!
Vielleicht, so im Nachhinein darüber nachgedacht, begann
ich diese unsäglich heftige Diskussion mit Sasha und war deshalb so
unnachgiebig, damit ich letztendlich einen Anlass finden kann, um tatsächlich zu
gehen…….
Andererseits fühle ich mich schlecht und würde nur allzu
gern bei Sasha um Vergebung betteln. Nur mein Stolz erlaubt mir das nicht und…das
ist womöglich gut so. Ich hoffe darauf, dass Sasha von allein wieder zu mir
findet. Wir werden sehen……..
In jedem Fall ist es für mich ein schier unüberbrückbarer
Konflikt, der offenbar nicht einmal mit meinen Gefühlen zu kompensieren ist.
Seine Religion gedenkt meine Rasse, mein Volk auszulöschen. Da fällt es schwer
Ignoranz zu heucheln und auf Zuneigung und Verlangen zu setzen. Oder mich ganz und gar noch zu derleichen zu bekennen. Schnauf……