18.
Juli 2017 – dies schrieb ich gestern Abend, als ich bei Sasha war.
Henning schlägt Alarm. Ein neues Wort fand seinen Weg in
Gunnars Ohren. Und ich weiß nicht, ob es Alexas Einfall war, oder der ihrer
Eltern. An Gunnar denke ich hier nicht. Denn ER würde dergleichen NIEMALS in
Betracht ziehen und schon ganz und gar nicht auf solche Gedanken kommen.
Probe-leben.
Henning informierte mich, dass zwischen Gunnar, Alexa und
ihren Eltern, die Sprache von einem Leben auf Probe war, welches mir offeriert
werden sollte. Jedoch in erster Linie meinem Mann.
Mag sein, dass es
womöglich doch Alexas Idee gewesen war. Denn sie hatte schließlich am
Tag zuvor alles mitgehört, was am Frühstückstisch zwischen uns allen gesprochen
wurde. Spekulierte ich.
Probeleben bedeutet nun offenbar, dass Gunnar mit Alexa
und klein Ragnar auf Probe zusammen leben soll. Und MIR wird in diesem
Zusammenhang nun anscheinend angetragen, das Leben auf Probe mit Sasha zu
zelebrieren. Welch‘ verwegene Idee, der ich selbstredend niemals zustimmen werde,
SOLLTE es doch irgendwann einmal Thema sein. (Wie kommt man nur auf
derlei verrückte Vorstellungen???)
Meine Frage an Henning war, wie Gunnar darauf reagierte?
Er wäre verwundert gewesen ob der Dreistigkeit und hätte
noch umgehend geäußert, dass Solches niemals in Frage käme. ICH wäre seine Frau
und Schluss! Gut. Damit kann ich leben und ich hoffe, es bleibt dabei. Denn,
wenn Worte einmal ausgesprochen…..kreisen oder hängen sie sich womöglich in
Köpfen fest.
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Den ganzen Tag über war ich gestern am Tun. Es war so viel
zu erledigen und nicht nur im Büro. Gunnar war ebenfalls im vollem Umfange mit
eingespannt. Aber dann, als es dem Feierabend entgegen ging, ich müde und
abgespannt in meinem Sessel sank und die Beine auf den Tisch gelegt hatte (als
Chefin in meinem Büro?!....darf ich das….), kam Kevin in seinem Rollstuhl
herein gefahren, sein Pfleger Max war ebenso dabei, und sagte: „Hast du deinen
Mann nicht gesehen? Er ist mit Keshia nach oben gegangen.“ Und damit meinte er,
in Gunnar (Spiel-) Zimmer über dem Büro. „Im Steckschritt ist er voran gelaufen
und hat einen gut hörbaren Befehl gegeben, dass sie ihm folgen soll. Sie schien
verdutzt zu sein, sah ein wenig verschämt um sich und es war klar, dass sie
wusste, was nun folgte. Gunnar war irgendwie gereizt. Weißt du, was er hat?“
„Nein.“, und außerdem wollte ich das alles nicht wirklich
SO genau wissen. Gedachte mir Kevin etwa aufzuzeigen, was Gunnar offenbar
erneut am Tun war, um sich einen Vorteil zu verschaffen? Vermutlich war das so.
Und um ehrlich zu sein, ich war viel zu müde, um in diesem Augenblick aufzuspringen
und eifersüchtiger Weise Gunnar nachzuschleichen.
Kevin hob die Schultern und breitete die Arme aus, als wolle
er sagen, interessiert dich das nicht? Und nötigte mich somit doch noch etwas
dazu zu sagen.
„Seit mehr als fünf Jahren tut er das. Denkst du
vielleicht, das wirft mich noch vom Stuhl? Eher nicht.“
„Okay. Wie du meinst. Dann ist ja alles in bester Ordnung.“
„Nein! Ist es nicht!“, wehrte ich mich dann doch. „Aber
WAS soll ich denn tun?“
„Ach, ich vergaß“, wurde Kevin dann noch sarkastisch, „du
bist ja bestens versorgt, mit deinem neuen Lover.“
Oh Göttin noch eins! Diese eifersüchtigen Männer!
Gunnar kam nach etwa einer halben Stunde herunter. Kurz
darauf sah ich auch Keshia Berggren wieder im Büro.
Das Verhalten von meinem Mann schien herausfordernd und
ein wenig dreist zu sein. Kam er doch, so etwa nach zehn Minuten, geradewegs
auf mich zu und grinste mir frech ins Gesicht, als ob nichts gewesen wäre.
Strich mir sanft mit der Hand übers Kinn und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Du stinkst nach ihr!“, warf ich ihm vor. Jedoch nicht ZU
streng. Schlicht und einfach nur bemerkend.
Gunnar tat noch zwei Anläufe und dann beruhigte er sich
sichtlich. Wurde ausgeglichener und wieder liebevoll. Lächelte.
„Ich habe nur wissen wollen, ob Eriks Zauber noch immer hält!“,
rechtfertigte er sich.
„Und? Zu welchem Ergebnis bist du gekommen.“, fragte ich
trocken.
Gunnar lächelte und nickte mir zu. „Ich hatte nicht
wirklichen Spaß daran. Es war einfach nur ficken. Der Zauber hält.“
Ich räusperte mich und dachte an Alexa. Was würde sie wohl
dazu sagen, wüsste sie es?
„Wirst du es ihr sagen?“, fragte ich dann und er wusste
ganz genau, was ich damit meinte.
„Nein. Und du auch nicht.“, erwiderte er ernst.
Ups!
„Komm‘, wir gehen. Es wird Zeit hier zuzuschließen und in
den Feierabend zu gehen.“, richtete er das Wort (eine Order) an mich.
Ich hatte noch nicht wirkliche Lust aufzustehen und fragte
dann nach Alexa. Weil ich ahnte, dass er sie noch besuchen will.
„Ja.“, bestätigte Gunnar mir meine Vermutung. „Ich dachte
wir gehen beide bei ihr vorbei.“
„Geh du schon einmal vor. Ich gehe mit Kevin.“, antwortete
ich ihm.
Ich nahm mir dann noch einmal Keshia Berggren vor, die
ganz verdattert tat.
„Keine Angst, Kindchen. Ich weiß, dass du keine Schuld
daran trägst.“, beruhigte ich sie zuerst. „Was hat er denn eigentlich mit dir
gemacht?“, fragte ich dann gerade heraus, als müsse es so sein.
Mit großen Augen hat sie mich angesehen und gestammelt:
„Ja,…nur einfach……ficken. Er hat……er hat sich nicht ausgezogen. Nur die Hose
aufgemacht und gesagt, ich solle mein Höschen runter ziehen, mich hinlegen und
die Beine spreizen. Er war so kalt, direkt und überhaupt nicht…… nicht ein
bisschen liebevoll…..wie sonst. Ich weiß nicht, was er hatte. Vielleicht
frustrierte ihn irgendetwas und er wollte seine Frustration abbauen, dachte ich
mir.“
Na erstaunlich, das Mädchen und so gesprächig! WOW!
Als Kevin, sein Pfleger Max und ich so auf halbem Wegen
nach Hause waren, kam uns Janina, seine Frau, entgegen. Und keine zwanzig Meter
weiter stieg Sasha aus seinem Wagen. Er war (für uns alle) im Hospital
gewesen, um sich auf alles Mögliche testen zu lassen. (Was ICH am Morgen beim
gemeinsamen Frühstück, man erinnere sich, Gunnar, Alexa (ihr Balg), Sasha und
ich, gewissermaßen initiierte.) Denn im
Grunde geht es hier um Derek (und irgendwie gleichwohl ebenso um Gunnar) und
seine Frauen. Was weiß ich denn, mit wem diese junge Frau, Jasmin, sonst noch
so schläft. Oder auch Giselle, die Derek gelegentlich tröstet.
Ich verabschiedete mich von Kevin. „Bis Morgen.“ Und
steuerte geradewegs auf Sasha zu, der mich bereits gesehen hatte und wartete,
bis ich bei ihm war, um mich dann liebevoll abzuschmatzen.
„Hey, hey. Sachte.“, bremste ich ihn.
„Ich bin so froh dich zu sehen, nach all den Tortouren.“
Ich musste schmunzeln. Fand es toll, dass ER das Opfer
brachte. „Komm‘ wir gehen zu dir. Ich bestelle das Dinner ins Haus.“
„Wo ist dein Mann?“
„Bei seiner Mätresse.“
„Sind ihre Eltern noch immer hier?“
„Sie scheinen offenbar nicht mehr gehen zu wollen.
Womöglich gefällt es ihnen noch hier.“, witzelte ich und wusste jedoch, dass
meine Vermutung kein Scherz bleiben musste.
Ich blieb bei Sasha bis zehn. Gunnar meldete sich nicht
und dann wurde es mir zu bunt. Ich rief ihn an. Er war noch immer bei Alexa,
ihren Eltern und seinem Kind. Lief das ganze etwa schon auf das Probe-leben
hinaus? Man hätte es denken können, so wenig, wie Gunnar in der letzten Zeit bei
mir ist. Obwohl Gunnar mir gegenüber mit keinem Wort irgendwas derartiges
erwähnte. Er hatte mich ausschließlich recht ernst gefragt, wie ich denn nun zu
Sasha stünde. Und ich hatte ihm den uneingeschränkten Eindruck vermittelt, dass
mir nicht viel an Sasha läge, zumal ich gleichwohl nicht wisse, ob er nicht
doch noch seinen Auftrag verfolgt. Gunnar stimmte mir diesbezüglich nickend zu.
„Ich habe es im Gefühl und so eine Ahnung.“, sagte er zu
mir. Ich solle besser vorsichtig sein und womöglich doch Derek reaktivieren.
Ihm hätte er stets vertraut. Sasha könnte mich schließlich noch einmal
entführen.
Der Weg zurück zu Derek wäre allerdings mit anderen Frauen
gepflastert. Und für derartig banale, gewöhnliche, würdelose, schäbige,
lächerliche, zickende Zänkereien, fehlt mir schlichtweg Sinn und Zeit. Denn
diese Frauen sind so gewöhnlich und daher stets bereit einen hand (-greiflichen)-festen
Streit vom Zaun zu brechen. Man erinnere sich nur an diese furiose Fußballspielerin.
Gunnar hatte sein Handy offenbar ausgeschaltet. Es war nur
die mail-box dran. Eigenartig. Infolgedessen blieb ich bei Sasha und wartete
ab. Gunnar würde sicherlich wissen, WO ich zu finden bin, falls er mich den sucht.
So gegen viertel zwölf erreichte ich Gunnar dann endlich.
Sein Tonfall war jedoch ein wenig monoton. Zudem wusste ich nicht, ob er
bereits bei uns zu Hause war oder nicht. Ich ließ es schlichtweg darauf
ankommen.
„Wo bist du denn nur? Warum meldest du dich nicht?“
Eine kurze Verlegenheitspause trat ein. Dann die Antwort
kleinlaut: „Ich bin noch bei Alexa. Ja,…ich…komme gleich.“
„Wenn du nicht magst, dann sag‘ es doch einfach!“, wurde
ich gereizt.
„Nein. Nein. Ich komme. Kein Problem.“
„Habe ich dich vielleicht bei etwas gestört?“
„Nein.“, erwiderte er einsilbig.
Ich bemerkte, dass Gunnar unschlüssig war. Nicht wusste
was er tun sollte. Denn offenbar war Alexas Einfluss groß und ihr Wunsch, dass
Gunnar bei ihr bleibt.
„Wie viele Nächte will sie denn noch?“, fragte ich
ungeduldig. „Wenn du heute bei ihr bleibst, fällt der Donnerstag für sie weg.
Weil es auch keinen Donnerstagmann mehr gibt.“
Da keine Antwort darauf folgte, sagte ich Gunnar, dass ich
dann eben bei Sasha bliebe, wenn er mir nicht sagen könne, dass er dem Wunsch
seiner Mätresse entsprechen will.
„Ja. Meinetwegen.“, sprach es in zaghaftem Ton. War das
tatsächlich Gunnar? Das konnte nicht sein. Hatte Henning nicht noch gesagt,
dass ER die Ansagen macht? Was war nur mit ihm geschehen?
Ich setzte nach, da mir das Ganze recht eigenartig vorkam.
Obwohl ich nichts dagegen hatte, noch eine Nacht mit Sasha zu verbringen.
„Was ist eigentlich los mit dir?!“, fuhr ich ihn schroff
an und wartete ab.
Stille und dann eine schon fast gezwungen ruhige Antwort.
„Was soll los sein. Nichts.“
„Bist du zum Zombie geworden, dass du nur stereotype
Antworten von dir gibst?“
Ich vernahm ein leises Lachen. „Nein. Natürlich nicht.“
„Oder hast du keine eigene Meinung mehr? Ist ihr Einfluss
auf dich bereits so groß?“
Ich hörte Gunnar schnaufen. „Also gut. Heute Nacht bleibe
ich noch hier und dann diese Woche nicht mehr. Okay?“
„Okay, wenn du es einhältst.“
„Ja. Werde ich. Versprochen.“
DAS war doch ein Wort.
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19.
Juli 2017
Dieses Versprechen wird nun allerdings gebrochen.
Nun, eine erholsame Nacht und ein bezaubernder Morgen
liegen hinter mir. Sasha war und ist, in allen Belangen, überaus angenehm.
Am Frühstücks Tisch trafen wir erneut auf Gunnar und
Alexa. Dieses Mal waren wir die Ersten.
Eine gewisse Ruhe und Gelassenheit lag erstaunlicherweise
heute Morgen in und über mir, an welcher Sasha sicherlich nicht unbeteiligt
war/ist. Ich war nicht, wie sonst verärgert, weil Alexa bei uns saß und ebenso
wenig eingeschüchtert von Gunnars Selbstsicherheit und Überzeugungskraft.
Dieses Mal war es für mich spürbar anders. Meine Ausgangslage hatte sich
irgendwie verändert.
Gunnar hatte nicht lange gewartet. Packte seine Reisepläne
sogleich auf den Tisch. Sie hatten wohl am vergangenen Abend darüber geredet. Und
ICH hatte mir diesbezüglich gleichwohl ebenso etwas ausgedacht. Oder zumindest
einen Einfall bekommen und durchgespielt. Ich dachte mir, vielleicht (???)
könnte ich mit Sasha Gunnars Reiseroute jeweils drei, oder vier Wochen später
nachvollziehen. Was nichts anderes bedeutet als, wenn Gunnar einen Ort
verlässt, komme ich mit Sasha gleich danach dort an. So zumindest mein Gedanke,
denn ich war mir nun doch (so einigermaßen!) sicher, dass ich eben NICHT, als
Gunnars andere Frau, MIT Alexa verreisen wollte. All diese unangenehmen
Gefühle hatte ich nicht vor mir anzutun. So gefestigt, verblüffte ich mit einen
äußerst deutlichen NEIN meinen Ehemann zu der Frage, ob ich nun mit ihnen käme.
Gunnar war total perplex. Und das nicht nur dieses einen Wortes wegen. Sondern
ebenso meiner inneren Ruhe und meines Gleichmuts wegen. DAS hatte er sicherlich
nicht erwartet.
Alexa schmunzelte. SIE hatte nun das große Los gezogen.
Konnte ohne mich und MIT meinem Ehemann eine Reise tun.
Jedoch ließ ich mir die Option offen, jederzeit zu ihnen stoßen zu können. Denn
im Grunde hatte Alexa nun doch bekommen was sie wollte, das Leben auf Probe mit
meinem Mann. Und das rascher, als ich es mir wagte vorzustellen. Ein wahrlich
guter Plan! WER hatte ihn ersonnen?
Ob ich nun bleibe, oder mit ihnen fliege. Für mich ist die
eine wie die andere Option bescheiden. Nicht DAS, was ICH wirklich will! Das
Zusammensein mit meinem Ehemann….OHNE diese andere Frau, Alexa!
„Und du bleibst hier?“, fragte Gunnar zweifelnd.
„Ja.“
Was ich tatsächlich dann tun werde, sollte Gunnar in der
Tat mit Alexa, ihren Eltern und klein Ragnar fliegen, was nun offenbar
beschlossene Sache ist, wird sich zeigen.
„Dann reisen wir noch diese Woche.“
DAS nahm mir dann doch den Atem. Denn es ließ mir keine
Zeit, womöglich doch noch umzuschwenken.
Ich tat verdutzt. Zog die Brauen hoch. „Wann fliegt ihr
denn?“, fragte ich meinen Ehemann.
„Morgen oder Übermorgen. Je nachdem, wann wir buchen
können. Und ich dachte daran, dieses Mal mit Kanada zu beginnen. Noch gestern
rief ich Adam an, um ihn zu fragen, ob es möglich wäre. Allerdings konnte ich
ihm nicht sagen, mit wie vielen Personen wir zu ihm kommen. Da ich noch nicht
wusste, wie du dich entscheidest.“
OH! Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte, man
beginnt, wie sonst, in New Orleans. Aber okay. Meinetwegen.
Auch Sasha war zufrieden……und im folgenden Gesprächs-Geplänkel
zwischen und Vieren, deckte ich Idiotin den Fehltritt meines Ehemanns mit Keshia
Berggren vor seiner Konkubine. Ich hatte mir auf die Zunge beißen müssen. Wie töricht
kann man nur sein. Ich hatte es Gunnar jedoch versprochen.
Nun gut, Gunnar bereitet seine Reise vor, für Sasha wies
ich Urlaub an und MIR….ist es heute nicht nach vielem Tun. Trotz alledem wird
Sasha heute stundenweise für einen Kollegen einspringen, der einen Arzttermin
hat. Und auch ich werde mich dann ins Büro begeben und schauen, was es noch zu
erledigen gibt.