Ich hatte mich letztendlich doch dazu entschlossen, mit
Sasha über Gunnars (Erpressung) Anruf zu reden. Erwähnte im Vorfeld jedoch
nicht, um was es ging. Sagte ausschließlich, dass wir reden müssen. Sasha
wähnte schon, es sei etwas Bedenkliches für ihn.
„Nein, nein. Im Gegenteil.“, sagte ich zu ihm, um ihn zu
beruhigen und mir selbst noch etwas Zeit zu verschaffen. Denn ich wusste nicht,
wie beginnen.
Nun, mir war bewusst, dass Gunnar mir sicherlich nicht
Zeit bis Mitternacht lies, um mich zu entscheiden. Infolgedessen sollt ich so
rasch wie möglich mit Sasha reden. Ich dachte, zu diesem Zeitpunkt, es sei besser
so. Alles in allem war anzunehmen, dass Sasha
selbst mir eine Reise offerieren würde. Und zwar nach Israel. Dorthin will ich
jedoch ebenso wenig und genau genommen nie mehr. Ich mag es nicht dort zu sein.
Es gefällt mir nicht in diesem Land.
Sollte ich mir womöglich Jason greifen und mit ihm
nach Hawaii fliegen?
Ach, herrje, die Situation war vertrackt.
Als ich kurz davor war Sasha zuzusagen, für vier Wochen
mit ihm nach Israel zu gehen, rief Gunnar an und revidierte. Offenbar
hatte ER aus Liebe zu mir, die Situation bereinigt und sich am Ende, gegen alle
anderen, durchgesetzt und für MICH entschieden.
Er hatte noch einmal mit seinem Vater diskutiert, dass das
SO nicht ging. Dass er mir das nicht antun kann und will. Mit Alexa und ihren
Eltern hätte er ebenfalls noch einmal debattiert. Ihnen klar gemacht, dass er
mich liebe und ICH seine Frau wäre. Das ginge so nicht. Es wäre für mich
unzumutbar. WOW!
Also siegte dann doch die Liebe!
„Ich bin Morgen wieder bei dir. Dann besprechen wir alles
Weitere.“, beteuerte er mir. „Es tut mir leid. Ich hätte es nicht erst so weit
kommen lassen dürfen.“
„Oh Göttin!“, rief ich aus und war erleichtert! „Du
entschiedest dich für mich!“ T-i-e-f atmen! A-u-f-atmen.
„Ich habe nicht vor, dich noch einmal aus Israel zurückzuholen.“,
sagte Gunnar dann noch zu mir so halb im Scherz. Ich musste lachen, denn er
wusste ganz genau, was meine Absicht gewesen war. Denn ich wäre (aus Trotz)
dann aller Wahrscheinlichkeit nach doch mit Sasha nach Israel gereist. Und ich
glaube, ich kann mir nun sicher sein, dass mich Gunnar tatsächlich noch liebt,
wie er es sollte und immer sagt!
Sasha bedauerte selbstredend Gunnars Korrektur. „Schade.
Aber zugegeben, DAS hätte ich ihm jetzt doch nicht zugetraut.“ Ein
anerkennendes Lächeln folgte und ein beklagender Gesichtsausdruck. „Also nun
noch heute die letzte Nacht.“, sagte er. Was eher eine Feststellung als eine
Frage war.
Und ich….war so überglücklich zu wissen, dass mein Ehemann
morgen wieder in meinem Bett schlafen wird, sodass mir beinahe die Lust auf
Sashas Gegenwart verging. Ich dachte an Derek. Ob er Zeit für mich hat? Aber
wollte ich DAS denn überhaupt, nachdem er wieder mit diesem jungen Ding im Bett
gelegen hat?
Trotz all meiner Bedenken, ging ich zur Toilette, schloss
mich dort ein und rief Derek an. Er nahm noch fast im selben Moment ab.
„Ja.“
„Hättest du Zeit für mich?“, kam ich noch umgehend auf den
Punkt.
Stille.
Dann ein JA. „Wann?“
„Jetzt.“, sagte ich ohne zu wissen, wie ich DAS mit Sasha regeln
kann.
„Okay.“
Oha! Nun hatte ich mich erneut in eine brenzlige Situation
hinein manövriert.
„Weiß du was, Sasha“, begann ich meinen kurzen Monolog,
der dazu diente, ihm plausibel zu machen, dass er gehen soll, „ich freue mich
so wahnsinnig, dass sich mein Mann letztendlich doch noch für mich entschieden
hat, gegen alle anderen, dass ich diese Nacht lieber allein sein möchte.“
Sasha kräuselte die Stirn, schnappte kurz nach Luft und
setzte zum Reden an. Ich ließ ihn jedoch nicht.
„Sieh doch, wir hatten eine so wunderbare Zeit, in den
letzten zwei Tagen und Nächten. Was wollen wir mehr. Wir sollten das Glück
nicht überstrapazieren.“
Er räusperte sich und schien kurz die Luft anzuhalten.
Seine Augen waren weit geöffnet, sodass sie noch größer als sonst erschienen.
„Du willst mir damit sagen, dass ich gehen soll?“
„Ich denke, es wäre vielleicht besser so. Zumindest für
heute.“
„Aber wir hätten doch noch eine Nacht!“, rief er
feststellend aus. „Ich meine….wir könnten…..“, kam er ins Stottern und kratzte
sich resignieren am Kopf, als er offenbar begriff, was ich von ihm wollte.
„Okay. Wie du willst.“, sprach es aus, nahm seine Sachen
und ging. Ein schneller Abgang, so zu sagen. Ich vermute, er war (zu Recht) zornig
auf mich.
Nun, niemand hier im Zentrum scheint Sasha zu mögen außer
mir. Für die Verbreitung der Entführungs-Geschichte hatte Derek gesorgt
Und ob ich mit Derek an diesem Abend intim werden wollte,
wusste ich noch nicht. Es würde von der Situation abhängen.
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Derek hatte sich chic gemacht. Deshalb kam er erst nach
gut einer halben Stunde bei mir an. Trotz alledem versicherte er mich, sich gesputet
zu haben. Sogar einen Blumenstrauß hatte er mir mitgebracht. Ich sah ihn
zweifelnd an.
„Was ist“, fragte er und trat ein. Gab mir einen Kuss und
umarmte mich.
„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“, witzelte ich und
lächelte ihn an.
Derek schien nicht mehr sauer auf mich zu sein wegen
Sasha. Schließlich hatte er gleichermaßen Revanche geübt mit dieser jungen….Jasmin.
Ich dachte noch darüber nach, ob ich mit ihm über seine
Rache reden sollte. Ließ es aber dann…..vorerst. Denn später kam es von ganz
allein darauf.
„Du bist nicht böse mit mir?“, fragte Derek schließlich.
„Wegen Jasmin.“
„Bist DU böse wegen Sasha?“, fragte ich zurück.
Dereks Mine wurde finster. Er nickte leicht. „Ja.
Eigentlich schon.“
„Ja. Ich ebenso.“
„Warum tust es dann?“, fragte er vorwurfsvoll. „Ich bin schließlich wegen DIR Rea, hier her zurückgekommen.“
Weil du bist wie du bist, hätte ich am aller liebsten
gesagt. Warum,….warum nimmst du nur all diese Gewohnheiten, Gestiken und Worte
der Neger an? Du könntest viel anders, viel besser sein. Hast schließlich eine
halbe weiße Seite. Aber nein……Nur, aussprechen konnte ich all diese Worte eben
nicht. Sie wären für Derek beleidigend gewesen. Stattdessen entschuldigte ich
mich.
„Es tut mir leid. Ich dachte nur, du wüstest weshalb.“
Er schnaufte. „Aber DAS kann es doch nicht NUR sein?“
Ich setzte eine verzweifelte Mine auf. „Ich vermag nicht
wirklich zu sagen, WAS es ist, was mich sonst noch an Sasha anzieht. Genau DAS versuche
ich herauszufinden.“, was nicht ganz gelogen war.
Derek schüttelte unverständlich den Kopf. „Wir hätten zwei
wunderbare Tage und Nächte haben können. Wann kommt Gunnar eigentlich zurück?“
„Morgen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Ein Stöhnen war von ihm zu hören. „Schade.“
„Das bedeutet doch aber noch längst nicht, dass wir uns
nicht sehen können. Wer weiß, wie oft er zu seine Hure geht.“ Ich biss mir auf
die Unterlippe, ob meine gewöhnlichen Ausdrucksweise.
Derek lächelte. „Ja. Stimmt. Und ich hoffe dieses Mal,
dass du mir nicht wieder diesen Russen vorziehst.“
„Und du dich nicht wieder mit dieser, wie heißt sie noch
mal, triffst.“
Nun lachte er. „Und was, wenn sie einfach hier her kommt?“
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Es ist schon spät. Ich mag
nicht mehr über deine anderen Frauen nachdenken oder reden. Lass uns zu Bett
gehen.“
Wir wurden NICHT intim miteinander. Stattdessen redeten
wir noch einmal über Sasha, den russischen Juden, oder den jüdischen Russen.
Wie auch immer. Ebenso seine Freundinnen und anderen Beziehungen wurden noch
einmal erwähnt und durchgesprochen, alldieweil ich den Eindruck der Eifersucht
erweckte, was natürlich nicht gänzlich gelogen war. Derek wies mich darauf hin, dass ich schließlich verheiratet
sei und auch ER das Recht hätte, ebenso mit anderen Frauen zusammen zu sein. Obwohl,…..viel
lieber wäre es ihm natürlich ganz anders. Aber ich würde DAS ja nicht
wollen, sagte er.
Und ich hatte auch weiterhin eben NICHT vor, mit Derek
intim zu werden und wurde es gleichwohl nicht. Schmiegte mich ausschließlich an
seinen wunderbaren, muskulösen Körper und schlief ein.
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Derek verließ mein Bett heute Morgen lange bevor ich
aufgestanden bin. Es war sehr spät geworden, gestern Abend. Erneut gegen halb
drei, als wir zu Bett gegangen sind. Ryan hatte ich noch rasch Bescheid gesagt,
dass Derek ein, oder zwei Stunden später kommt, heute Morgen.
Es war gut so gewesen, dass er früher gegangen war. So
hatte ich Zeit, mich zu besinnen UND…..was tat ich in diesem Zusammenhang? An
Sasha denken. Ich rief ihn an, weil ich wusste, er hatte heute noch frei und er
kam. War froh darüber, noch einmal bei mir zu sein. Und ich bestärkte ihn in
dem Glauben, ich hätte mich dann doch noch nach ihm gesehnt. Von Derek habe ich
ihm selbstverständlich nichts erzählt. Mit Sasha bin ich allerdings dann doch
intim geworden. Denn immerhin wusste ich, dass da KEINE andere war.
So spät wie heute, nahm ich das Frühstück lange nicht ein.
Es war so gegen halb elf und….MIT Sasha. Er begleitete mich dann erneut zum
Büro, wo ich genau genommen nicht wusste, was ich dort soll. Heute gibt es für
mich kaum etwas zu tun.
Nun gut, Kevin war dort und er freute sich enorm, mich zu
sehen. Wir redeten eine Weile über unsere gemeinsame Vergangenheit und er
fragte mich, ob ich mich denn noch an das Gefühl erinnern konnte, wenn er in
mir ist.
Ich musste schmunzeln. „Aber ja doch!“, rief ich freudig
aus und wir beide lachten laut.
Darauf gekommen waren wir eigentlich über den Penis-Vergleich.
Denn Kevin hatte erneut seinem Unmut über Sasha Luft geäußert.
„Was ist nur an diesem Kerl so Besonders, dass du ihn
anscheinend magst. Hat er einen großen Penis, oder was?“ Kevin war sichtlich verärgert,
wenn es um Sasha ging. Daher lenkte ich unser Gespräch besser in andere Bahnen
und antwortete ihm nur kurz.
„Ja.“
Stille. Dann ein Lachen.
„Das ist nicht lustig, finde ich!“, heiterte ich die
Gesamtstimmung etwas auf. Und in diesem Zusammenhang sprach Kevin dann über unsere
Vergangenheit……
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Ich blieb nicht
lange im Büro. Ging heim und schrieb. Warte nun (auf meinen Lunch und vor allem) auf die Rückkehr meines
Ehemanns.