Zu guter Letzt sah ich mich aufgrund von Kevins Verhalten
gezwungen, Gunnar doch noch, Sasha betreffend, die Wahrheit zu sagen. Jedoch
nicht wirklich all- umfassend. Ich gestand, mit Sasha an einem Tisch im
Restaurant gesessen und gesprochen zu haben, als Kevin zu uns stieß und uns
sah. Es wäre unverfänglich gewesen und der Infos wegen, erklärte ich meinem
Mann (der schließlich zur selben Zeit mit dieser Waris im Zimmer über den Büros
wer weiß was tat).
Kevin schmollte tagelang. Daher vermied ich es sogar viel
Zeit im Büro zu verbringen. Zudem hatte ich anderes zu tun.
Am Wochenende war Gunnar bei mir geblieben. Wir stiegen beide
ein wenig aus dem Trubel aus. Verbrachten Zeit in der Natur.
Am Samstag war ich noch beim Friseure gewesen. Am Montag
dann der Besuch beim Kardiologen. Alles gut. Es gibt Erfolge zu vermelden. Der
Zustand meines Herzens hat sich verbessert und am Ende der Behandlung gestand
ich dem Arzt, dass ich seine Medikamente nie genommen hatte. Tja was? Heilen sie
mich? Nein! Sie senken ausschließlich die Herzfrequenz und sind mit zahlreichen
Nebenwirkungen ausgestattet. Das einzige was ich in dieser Hinsicht an pharmazeutischen
Präparaten noch einnehme, sind die Blutdruck -Tabletten in geringer Dosis. Für’s
Erste hatte ich dies eingesehen. Für’s Erste! Womöglich brauche ich auch diese
späterzu nicht mehr. Wir werden sehen.
Dienstag waren Gunnar und ich Möbel kaufen. Gestern arbeitete
ich mit meinem Mann bis sechs im Büro. Kevin hatte selbst einen Termin beim
Arzt und daher Urlaub genommen. Derek beendete heute den Seinen. Ich begegnete
ihm im Restaurant und wir begrüßten uns recht leidenschaftlich. Kurz zuvor
kreuzte, bewusst oder zufällig, das vermag ich nicht zu sagen, Sasha meinen
Weg. Ich war mit ihm, für etwa zehn Minuten, in das kleine Büro im hinteren
Restaurantbereich gegangen. Wollte selbst ein wenig Intimität. Zudem musste
mich niemand mit ihm sehen.
Sasha griff hastig nach meinem Hals, sobald sich die Tür
hinter uns geschlossen hatte und zog mich zu sich heran. Küsste mich stürmisch
und drückte mich an sich. Er schien ausgehungert zu sein. Er hatte mich bis
hier her nur ein einziges Mal angerufen. Gestern Morgen und Gunnar hatte das Gespräch
entgegengenommen von meinem iPhone aus.
„War Gunnar bei Dir?“, fragte ich Sasha, denn Kevin hatte
mit gegenüber erwähnt, dass er Gunnar am Haus von Sasha gesehen hatte.
Betretenes Schauen und schweigen. Dann ein: „Womöglich.“
Er wiegte seinen Kopf.
Ich setzte nach. „Also was? Ja oder nein?!“
Er atmete tief und pustete die Luft aus sich heraus, als
wäre es eine Erleichterung. „Ja.“
„Ja was?“ Fragte ich noch einmal nach? „Was wollte er denn
von dir?“
Sasha kräuselte die Stirn. Sein Blick war forschend und befangen.
Ich riet. „Hat er dir gedroht?“, fragte ich gerade heraus.
Ein kurzes Lächeln huschte über Sashas Gesicht. „Man
könnte es womöglich als Drohung verstehen. Er scheint offensichtlich nicht gut
auf mich zu sprechen zu sein.“
Ich nickte nur und da er anscheinend nicht wirklich bereit
war, mir mehr zu offenbaren, beließ ich es dabei und schnitt ein anderes Thema
an. (vielleicht erfuhr ich mehr von Gunnar. Aber war es ratsam ihn darauf
anzusprechen? „Ist Claire zurückgekommen? Kevin meinte sie gesehen zu haben.“
„Ja. Sie ist zurück und stock sauer auf mich.“ Er lachte.
Ich zog die Brauen hoch. „Das wäre ich an ihrer Stelle ebenso.“
----------------------------
Gunnar und ich steuern mit großen Schritten auf unseren sechsten
Hochzeitstag zu, an Beltane. Selbstredend werden seine
Brüder, sein Vater, die Familie zu uns kommen. Morgen treffen die ersten hier
im Zentrum ein. Er jedoch gedachte am heutigen Abend, insbesondere seitdem er
weiß das Derek zurückgekommen ist, noch einmal allein mit seinen Brüdern in
Stockholm einen Abend zu verbringen. Ich wies ihn darauf hin, dass es genau
genommen doch unangebracht sei, so kurz vor unserem Hochzeitstag.
Gunnar scheint nun unentschlossen. Weiß nicht was er tun
soll.
Wir werden sehen.