Gunnar hat mich
angerufen.
Er klang recht
zuversichtlich, jedoch vorsichtig scheint er nach wie vor zu sein.
„Drei Minuten
Schatz.“, sagte er gleich zu Beginn, überzog aber dann selbst um gut fünf
Minuten.
Gunnar fragte
mich nach Liebe und Loyalität. Ob ich noch immer mit ihm zusammen seien wolle
und ich bejahte aus ganzen Herzen heraus. Nur, da sind wieder und wieder andere
Frauen, die ich zu akzeptieren hätte.
Gunnar hatte Pläne
gemacht. „Gunai“, nun hat die indianische Frau einen Namen (!), sagte er, „bleibt
in jedem Fall mit dem Kind im Reservat bei ihrer Familie und kümmert sich um
den Kleinen. Wir werden meinen Sohn öfter besuchen kommen und dann lernst du
ihn und auch Gunai kennen.“
Nun, - Sarkasmus
an – auf diese Begegnung freue ich mich doch bereits. – Sarkasmus aus!
Zudem
beabsichtigt Gunnar Malika bei sich zu behalten. Schließlich bekommt auch sie
in absehbarer Zeit ein Kind von ihm. Und genau genommen, rein rechtlich
gesehen, IST Gunnar noch immer mein Ehemann. DENN, ER hat selbst NIE die
Scheidungspapiere unterschrieben.
„Dieser Jude
kann dich tausendmal heiraten, und selbst WENN du unterschreibst, ist diese Heirat
mitnichten rechtkräftig, weil du nach gültigem Recht noch immer mit MIR
verheiratet bist.“ Gunnar hatte sich offenbar mit unserem Anwalt beraten und nicht
nur über die gefälschte Unterschrift.
„Erik kämpft
indes in Schweden bezüglich meiner unrechtmäßigen Verurteilung. Er versucht den
Behörden Bestechung und Schlamperei nachzuweisen, indem Beweise gefälscht
worden sind. Womöglich kann aufgezeigt werden, dass dieser Mann, welchen ich
aus der Notwehr heraus verprügelt hatte, nicht durch meine Hand im Nachhinein
verstorben ist, sondern, dass ihm etwas verabreicht worden ist und somit sein
Tod eingeleitet wurde, wofür ICH nichts kann. Zudem wäre dann noch zu ermitteln,
von WEM der Auftrag kam.“
Wow! Ich war
erstaunt über Gunnars offensichtlichen Kampf an allen Fronten und hörte ihm
einfach nur zu.
„Ich brauche in
Schweden, wo ich mich bedauerlicher Weise im Augenblick nicht sehen lassen
kann, vollständige Rehabilitation. Denn, in jedem Fall käme noch eine Verurteilung
wegen der Flucht dazu, die womöglich in eine Geldbuße umgewandelt werden
könnte, wenn nachgewiesen werden kann, dass man mir Unrecht getan hat. Aber
irgendwer scheint offenbar etwas dagegen zu haben und ich denke auch DU
könntest womöglich vermuten WER das ist.“
„Du meinst
SASHA?“, fragte ich zwar verwundert. Mir war jedoch durchaus bewusst, wir
hatten ihn von Anfang an in Verdacht. Allerdings hatte ich diesen VERDACHT
weit, sehr weit von mir geschoben, seitdem ich mit ihm zusammen bin.
Alles in allem
schlug mein Herz selbstredend Kapriolen. Es hüpfte und tanzte in der Erwartung Gunnar
vielleicht doch irgendwann, in absehbarer Zeit wieder zu sehen.
„Suche auch du
nach Beweisen Rea. Und wenn Du nach Portland kommst, können wir uns vielleicht
treffen.“
DAS
war ein Satz der mich in den siebten Himmel warf! Ein Hoffnungsschimmer, Gunnar
doch schon bald sehen, berühren, küssen, schmecken zu können!!!! Ein Schauer
nach dem anderen durchfuhr meinen Körper, dachte ich nur daran.
Gunnar hatte
sich in der Tat viele Gedanken gemacht. Insbesondere was uns beide betraf. Aber
ebenso um diese indianische Frau, um
Malika aus der Verantwortung heraus und gleichermaßen um Óðinn Asger und Inula Castanea, seine beiden anderen Kinder,
die er mit zusammen mit meiner Halbschwester Marie gezeugt hatte. Denn auch DIE beiden Kinder gedachte
Gunnar selbstverständlich wiederzusehen und vor allem, ALLE seine Kinder
irgendwann und irgendwie zusammen zu bringen. Die große Familie. Eben
genau das was er will und so liebt. Er schöpfte all seine Kontakte und auch
sonst alles, was ihm zur Verfügung steht aus, um im Rahen der gesetzlichen
Möglichkeiten nicht nur endlich wieder mit mir zusammen sein zu können, sondern
vor allem rehabilitiert zu werden.
Nach Gunnar
Anruf, der mich in innerliche Aufruhr versetzt hatte, was selbstreden von Sasha
bemerkt worden ist, kam mir eine Idee.
Ich hatte Sasha
den „Stopp-Finger entgegengehalten, als er mit mir sprechen wollte, obwohl ich
mit Gunnar sprach. Als Gunnar aufgelegt hatte, gab es zwischen Sasha und mir
eine kleine Diskussion, woraufhin Sasha das aller erste Mal ungeduldig mit mir
wurde. Er war zurecht verärgert. Verließ das Haus und schlug die Tür.
Kurze Zeit darauf
rief ich ihn an, um herauszufinden, wo er war. Er hatte seinen Eltern einen
kurzen, informativen Besuch abgestattet, die nicht allzu weit von hier wohnen,
und war dann wieder zu mir zurückgekommen. In der Zwischenzeit rief ich Claire
an und redete mit ihr. SIE war doch eine Rechtsanwältin UND wollte Sasha
schließlich wieder haben, denn, sie gestand mir letztendlich doch, dass sie ihn
noch immer liebe und schon recht angetan von dem Gedanken sei, könnte sie doch
wieder als Ehefrau mit ihm zusammen
sein. Denn, könnte man tatsächlich beweisen das Claire zur Unterschrift auf den
Scheidungspapieren genötigt worden ist……nun ja, das scheint mir jedoch eher
illusionär. In jedem Fall ist meine Ehe mit Sasha nie wirklich rechtskräftig,
weil Gunnar, mein Ehe-Mann niemals die Scheidungspapiere unterzeichnet hat. Die
Unterschrift, damit Sasha die Heirat mit mir zu vollziehen konnte, ist schlicht
und einfach….gefälscht. Jedoch mit Geld und Einfluss kann vieles geregelt
werden…wie man sieht.
Eine Zeit lang
tobten die Gefühle für Gunnar noch in mir, a-b-e-r bereits vor Sashas Rückkehr
von seinen Eltern, meldeten sich in mir Gefühle der Liebe für ihn, sodass ich
in freudiger Erwartung auf seine Heimkehr sein konnte. Und dachte ich nur daran
mein derzeitiges Leben mit Sasha zu verlassen, um wieder an Gunnars Seite zu
sein, was nach wie vor mein sehnlichster Wunsch ist, meldeten sich Zweifel an. Vor
allem auf Grund der zwei anderen Frauen mit Gunnars Kindern.