Montag, 30. Juli 2018

Hoffnung und gespaltene Gefühle


Gunnar hat mich angerufen.
Er klang recht zuversichtlich, jedoch vorsichtig scheint er nach wie vor zu sein.
„Drei Minuten Schatz.“, sagte er gleich zu Beginn, überzog aber dann selbst um gut fünf Minuten.
Gunnar fragte mich nach Liebe und Loyalität. Ob ich noch immer mit ihm zusammen seien wolle und ich bejahte aus ganzen Herzen heraus. Nur, da sind wieder und wieder andere Frauen, die ich zu akzeptieren hätte.
Gunnar hatte Pläne gemacht. „Gunai“, nun hat die indianische Frau einen Namen (!), sagte er, „bleibt in jedem Fall mit dem Kind im Reservat bei ihrer Familie und kümmert sich um den Kleinen. Wir werden meinen Sohn öfter besuchen kommen und dann lernst du ihn und auch Gunai kennen.“
Nun, - Sarkasmus an – auf diese Begegnung freue ich mich doch bereits. – Sarkasmus aus!
Zudem beabsichtigt Gunnar Malika bei sich zu behalten. Schließlich bekommt auch sie in absehbarer Zeit ein Kind von ihm. Und genau genommen, rein rechtlich gesehen, IST Gunnar noch immer mein Ehemann. DENN, ER hat selbst NIE die Scheidungspapiere unterschrieben.
„Dieser Jude kann dich tausendmal heiraten, und selbst WENN du unterschreibst, ist diese Heirat mitnichten rechtkräftig, weil du nach gültigem Recht noch immer mit MIR verheiratet bist.“ Gunnar hatte sich offenbar mit unserem Anwalt beraten und nicht nur über die gefälschte Unterschrift.
„Erik kämpft indes in Schweden bezüglich meiner unrechtmäßigen Verurteilung. Er versucht den Behörden Bestechung und Schlamperei nachzuweisen, indem Beweise gefälscht worden sind. Womöglich kann aufgezeigt werden, dass dieser Mann, welchen ich aus der Notwehr heraus verprügelt hatte, nicht durch meine Hand im Nachhinein verstorben ist, sondern, dass ihm etwas verabreicht worden ist und somit sein Tod eingeleitet wurde, wofür ICH nichts kann. Zudem wäre dann noch zu ermitteln, von WEM der Auftrag kam.“
Wow! Ich war erstaunt über Gunnars offensichtlichen Kampf an allen Fronten und hörte ihm einfach nur zu.
„Ich brauche in Schweden, wo ich mich bedauerlicher Weise im Augenblick nicht sehen lassen kann, vollständige Rehabilitation. Denn, in jedem Fall käme noch eine Verurteilung wegen der Flucht dazu, die womöglich in eine Geldbuße umgewandelt werden könnte, wenn nachgewiesen werden kann, dass man mir Unrecht getan hat. Aber irgendwer scheint offenbar etwas dagegen zu haben und ich denke auch DU könntest womöglich vermuten WER das ist.“
„Du meinst SASHA?“, fragte ich zwar verwundert. Mir war jedoch durchaus bewusst, wir hatten ihn von Anfang an in Verdacht. Allerdings hatte ich diesen VERDACHT weit, sehr weit von mir geschoben, seitdem ich mit ihm zusammen bin.
Alles in allem schlug mein Herz selbstredend Kapriolen. Es hüpfte und tanzte in der Erwartung Gunnar vielleicht doch irgendwann, in absehbarer Zeit wieder zu sehen.
„Suche auch du nach Beweisen Rea. Und wenn Du nach Portland kommst, können wir uns vielleicht treffen.“
DAS war ein Satz der mich in den siebten Himmel warf! Ein Hoffnungsschimmer, Gunnar doch schon bald sehen, berühren, küssen, schmecken zu können!!!! Ein Schauer nach dem anderen durchfuhr meinen Körper, dachte ich nur daran.

Gunnar hatte sich in der Tat viele Gedanken gemacht. Insbesondere was uns beide betraf. Aber ebenso um diese indianische Frau,  um Malika aus der Verantwortung heraus und gleichermaßen um Óðinn Asger und Inula Castanea, seine beiden anderen Kinder, die er mit zusammen mit meiner Halbschwester Marie gezeugt hatte. Denn auch DIE beiden Kinder gedachte Gunnar selbstverständlich wiederzusehen und vor allem, ALLE seine Kinder irgendwann und irgendwie zusammen zu bringen. Die große Familie. Eben genau das was er will und so liebt. Er schöpfte all seine Kontakte und auch sonst alles, was ihm zur Verfügung steht aus, um im Rahen der gesetzlichen Möglichkeiten nicht nur endlich wieder mit mir zusammen sein zu können, sondern vor allem rehabilitiert zu werden.

Nach Gunnar Anruf, der mich in innerliche Aufruhr versetzt hatte, was selbstreden von Sasha bemerkt worden ist, kam mir eine Idee.  
Ich hatte Sasha den „Stopp-Finger entgegengehalten, als er mit mir sprechen wollte, obwohl ich mit Gunnar sprach. Als Gunnar aufgelegt hatte, gab es zwischen Sasha und mir eine kleine Diskussion, woraufhin Sasha das aller erste Mal ungeduldig mit mir wurde. Er war zurecht verärgert. Verließ das Haus und schlug die Tür.
Kurze Zeit darauf rief ich ihn an, um herauszufinden, wo er war. Er hatte seinen Eltern einen kurzen, informativen Besuch abgestattet, die nicht allzu weit von hier wohnen, und war dann wieder zu mir zurückgekommen. In der Zwischenzeit rief ich Claire an und redete mit ihr. SIE war doch eine Rechtsanwältin UND wollte Sasha schließlich wieder haben, denn, sie gestand mir letztendlich doch, dass sie ihn noch immer liebe und schon recht angetan von dem Gedanken sei, könnte sie doch wieder als Ehefrau  mit ihm zusammen sein. Denn, könnte man tatsächlich beweisen das Claire zur Unterschrift auf den Scheidungspapieren genötigt worden ist……nun ja, das scheint mir jedoch eher illusionär. In jedem Fall ist meine Ehe mit Sasha nie wirklich rechtskräftig, weil Gunnar, mein Ehe-Mann niemals die Scheidungspapiere unterzeichnet hat. Die Unterschrift, damit Sasha die Heirat mit mir zu vollziehen konnte, ist schlicht und einfach….gefälscht. Jedoch mit Geld und Einfluss kann vieles geregelt werden…wie man sieht.

Eine Zeit lang tobten die Gefühle für Gunnar noch in mir, a-b-e-r bereits vor Sashas Rückkehr von seinen Eltern, meldeten sich in mir Gefühle der Liebe für ihn, sodass ich in freudiger Erwartung auf seine Heimkehr sein konnte. Und dachte ich nur daran mein derzeitiges Leben mit Sasha zu verlassen, um wieder an Gunnars Seite zu sein, was nach wie vor mein sehnlichster Wunsch ist, meldeten sich Zweifel an. Vor allem auf Grund der zwei anderen Frauen mit Gunnars Kindern.