Samstag, 19. Juli 2014

Der Geist der Schlange, ein Traum und ein wenig Heimweh



Ungewohnt still ist es im Haus geworden. Das Personal ist bereits abgereist und unsere Flüge sind gebucht.
„Du willst deinen Geburtstag dieses Mal also nicht in New Orleans feiern?“, fragte Gunnar in Anlehnung an das damalige Fest, als wir uns kennen lernten.
„Nein. Ich will nach Hause!“
.....und am liebsten keine Menschenseele sehen. Außer dich selbstverständlich. Mein geliebter Ehemann....... <3

Mag sein, dass es zuweilen eine geringfügige Affinität zu Derek Moore gegeben hat. Zu Jason so wie so. Wie Erik bereits vermutete.  Aber auf eine gänzlich andere Weise. Es ging und geht mir nicht um Sex. Sondern um gegenseitigen Respekt, Nähe und Geborgenheit.
Ohnehin erstaunt es mich, dass Erik in diesem Reigen weder Kevin noch Wanja erwähnte.

Ich träumte von Wanja diese Nacht. Wir gingen nebeneinander und ich diskutierte mit ihm. Suchte mich für mein Verhalten zu rechtfertigen. Das ich Gunnar und nicht ihn heiratete. Machte ihm seines Handels und ebenso seiner Einstellung wegen Vorwürfe. Insbesondere die Politik betreffend. Das es verwerflich sei, was er da tut. Ob er die Welt in einen Krieg stürzen wolle. (Und mehr darf ich dazu nicht sagen.)
„Du hast doch sonst nie nachgefragt.“, versuchte er sich nun zu verteidigen. „Was meinst du, was ich bisher alles tat? Wo mein Geld herkommt und auch das deiner Familie? Hast du vielleicht einmal darüber nachgedacht, wenn du es ausgibst?“

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Ich hatte eine Unterhaltung mit Derek Moore, die mich überaus erstaunte.
Einen Tag vor ihrer Abreise kam zuerst Jason zu mir und flirtete ein wenig. So wie er es immer zu tun pflegt, wenn Gunnar nicht in meiner Nähe ist. Was mich nun nicht weiter verwunderte. Ich saß am Tisch und er kniete neben mir nieder. Nahm meine Hand, was mir schon unangenehm in Gegenwart des Personals gewesen war.
„Ich würde mich gern von dir verabschieden.“, sagte er und grinste mich dabei an. Jason ist ohnehin der Einzige, der mich duzen darf. Er zwinkerte mit den Augen und küsste den Rücken meiner Hand.
Ich sah die Blicke von Janis und dieser Lina, die sich sicherlich wer weiß was dabei dachten. Derek, der im Türrahmen stand, schien ebenso ein wenig irritiert.
„Wir sehen uns doch in zwei, drei Tagen wieder.“, sagte ich beflissen und in meinem Gesicht spiegelte sich die innere Verlegenheit wieder. Was Jason nicht wirklich zu bemerken schien. Er lächelte und während er sich erhob, griff er mit seiner anderen Hand in meinen Nacken. Zog mich ein Stück zu sich nach vorn und küsste mich ohne Scham mitten auf meine Lippen.
Jason kannte in der Tat keinerlei Maß. Wusste oft nicht wirklich was sich wann gehört. Reichte ich ihm doch erst kürzlich den kleinen Finger, nimmt er nun bereits die ganze Rea in Anspruch. Und dies in der Öffentlichkeit. Vor den Augen aller. Wäre es ins Geheim geschehen, an einem verborgenen Ort, wäre es halb so gewichtig. Was hätte dann noch alles passieren können? Ich hätte mich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht derart geziert und seinen Kuss voller kurzweiliger Hingabe erwidert.
Aber egal. Geschehen war nun einmal geschehen. Und merkwürdiger Weise missfiel es mir, dass gerade Derek es sah.
Eine Weile nachdem Jason gegangen und auch sonst niemand weiter in meiner Nähe gewesen war, kam Derek zu mir. Blieb in einem angemessenen Abstand zu mir stehen und lächelte verlegen.
Ich streckte die Hand nach ihm aus. „Was hast du?“ Gleichwohl mit ihm hatte ich in jener Nacht, als Gunnar nicht bei mir gewesen war und ich in seinem Arm einschlief, vereinbart, dass wir DU zueinander sagen. „Komm setzt dich doch zu mir.“
Eher zaghaft kam er meiner Aufforderung nach und noch schüchterner begann er zu fragen: „Was ist das mit dir und Jason?“
Ich musste kurz lächeln und schüttelte dann sogleich mit dem Kopf. „Nichts Derek. Nichts.“
Nun schüttelte er mit dem Kopf und kniff die Augen zusammen. „Er küsst dich. Mitten auf deine Lippen und das einfach so, dass es jeder sehen kann.“
Erneut lächelte ich und presste für einen kurzen Moment die Lippen aufeinander. Ich holte einen tiefen Atemzug und blies die Luft nun hörbar aus meinem Mund. „Weiß du, Jason hat offensichtlich nicht gelernt zu unterscheiden was er wann tun darf und was nicht. Auf Grund seines attraktiven Aussehens glaubt er alle Frauen lägen ihm zu Füßen. Als wir damals in Berlin waren, um Kevin zu finden, kamen wir uns selbstredend ein wenig näher und seitdem glaubt er aller Wahrscheinlichkeit nach, er stünde mit mir auf einer Stufe, und er könne sich beständig diese Intimitäten mit mir erlauben. Kurz nach unserer Rückkehr aus Deutschland war es noch viel beunruhigender gewesen und ich hatte ihn damals bereits zu Recht gewiesen. Aber seitdem er erneut eine Nacht, so wie du Derek“, bei diesen Worten zwinkerte ich ihm zu, „bei mir gewesen war, als Gunnar in Stockholm bei seinen Brüdern weilte, denkt er nun, er könne sich erneut so vertraulich mit mir benehmen.“
Derek sah mich an und hob die Augenbrauen und ich bemerkte, dass ihn einige Fragen auf der Zunge brannten. „Frag nur, was du mich fragen willst.“, sagte ich lächelnd und nickte ihm wohlwollend zu.
„Phhuu.“, pustete er nun die Luft aus seinem Mund. Er schien ein wenig nervös und unentschlossen zu sein. Ich sah wie die Muskeln seiner Kiefer sich bewegten und seine Augen mich fixierten. „Hast du mit ihm geschlafen?“
Hüstel. Räusper. Luft anhalt.
„Entschuldige.“, sagte Derek und sprang auf. „Ich hatte kein Recht......“
„Warte!“, suchte ich ihn aufzuhalten. „Bleib hier! Bitte setz dich doch wieder hin.“
Derek hielt inne. Wendete, griff den Stuhl an der Lehne und setzte sich nur zögerlich und in einem gewissen Abstand zu mir an den Tisch zurück.
Eine Weile der Stille, der Augen-Blicke zwischen uns entstand. Wir sahen uns einfach nur an. Wogen ab, wie wir die Unterhaltung nun weiter führen sollten. Dachten über Worte, Gesten und Äußerungen nach, die angemessen waren.
„Es tut mir leid.“, durchbrach Derek das Schweigen. „Du musst mir nichts erklären oder dich ganz und gar vor mir rechtfertigen.“
„Nein.“, hörte ich mich mit ruhiger Stimme sagen. „Ich weiß Derek.“
Noch einmal holte ich einen tiefen Atemzug und begann mit dem Auswerfen (m)eines Netzes und so gänzlich von selbst glitt ich in ein altes Muster der umgarnenden Kunst der Konversation, welche ich noch immer perfekt beherrschte. Es erforderte den Einsatz meines ganzen Körpers. Die Blicke, die ich aussandte, waren ein wichtiger Bestandteil des Geschehens. Der Szenerie Des Vorgangs. Die Bewegungen meines Körpers, waren ein anderer wichtiger Teil des Ablaufs, und es waren die Bewegungen einer Schlange, die ihre Beute fixierte und in Trance versetzte. Es war gerade so, als stünde ich über mir und würde mich selbst beobachten, wie der Geist von Ayida Besitz von mir ergriff und ich begann mich zu fürchten. Vermochte ich es zu kontrollieren? Ließ Damballa das zu? Ich wollte Derek schließlich nicht verschrecken und es war schon seit langem nicht mehr meine Art auf diese Weise zu kommunizieren (flirten). Ich musste damit aufhören, und zwar sofort! Stattdessen bemerkte ich, wie meine Zunge aufreizend über meine Lippen glitt. Was tat ich da? Nein! Schluss damit!!
Ich begann zu schnaufen. Tief, ganz tief zu atmen und meinen Verstand zurück zu holen.
„Geht es dir gut?“, fragte Derek mit einemmal überaus besorgt. Er erhob sich und beugte sich zu mir herüber. Meine Augen waren direkt vor den Seine und ich sah hinein. Da war ein Meer von Liebe in diesem Mann. So endlos, unerschöpflich viel Liebe, die er gekonnt vor der äußeren Welt verbarg. Aber ich sah noch etwas anderes. Den Dämon, der aus einem absoluten Sinn für die Gerechtigkeit Handlungen entstehen ließ, welche oft unorthodox und ebenso unerbittlich sein konnten. Er hatte sich der Ehrenhaftigkeit und der Unbestechlichkeit verschrieben. DAS war sein Leben. DAS trieb ihn an und war der Urgrund seiner Charakterzüge. Seines Seins. Deshalb auch die stete Zurückhaltung. Die Zaghaftigkeit im Umgang mit Intimitäten. Mit Gefühlen und Frauen überhaupt. Es gab keinerlei Gerüchte über eine Liaison und ich hatte ihn noch nie mit einer Frau gesehen.
Da kämpfte ein kompromissloser Rächer mit einem Helden der Besonnenheit und es siegte der Dritte im Bunde. Der vorbehaltlos, hingebungsvoll Liebende. Zumindest für einen einzigen Moment, der unser beider Herzen höher schlagen ließ. Denn, für einen flüchtigen Augenblick berührten seine Lippen die Meinen, kurz bevor er sich wieder aufgerichtet hatte.
„Es ist alles okay.“, hatte ich mehr gehaucht als gesprochen.
Nun saß er mir erneut gegenüber und wir sahen uns wieder nur schweigend an. Was dem Geist Damballas in mir Zeit gab sich noch einmal zu regen. Aber ich rang ihn nieder. Schließlich wollte ich Derek nicht hier, heute und augenblicklich zu Boden werfen und mich lüstern auf ihn stürzen. Denn ich wusste, dass ein solches Verhalten ihm zutiefst zuwider gewesen wäre, was ich auch in ihm sah. Hätte ich es getan, wäre er mir niemals mehr in Liebe begegnet. Seine Zuneigung hätte sich erschöpft. Sich gewandelt in Bestürzung und Abneigung. All das sah ich in seinen Augen, die die Fenster zu seiner Seele sind.
Ausschließlich meine fortwährenden innigen, tief gehenden Blicke ließen keinen Zweifel an meiner Zuneigung zu ihm zu.
Ich war selbst so derart überrascht und Derek offensichtlich ebenso. Nun schien er offensichtlich eine Reaktion meinerseits auf seinen flüchtigen Kuss abzuwarten. Und ich lächelte nur. Denn ich vermutete, dass es DAS war, was er erwartete, anstatt eines überschwänglichen Verhaltens. Das subtile Spielen schien ihm viel lieber zu sein, als ein übereiltes, leidenschaftliches übereinander Herfallen. Überdies schien es ihm ebenso schwer zu fallen seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, ohne sich selbst dafür ins Fegefeuer zu wünschen. Was für ein komplizierter Mann!

Genau genommen hätte ich nun vermutet, dass Jason die Gelegenheit während seiner Reise und Anwesenheit hier in New Orleans nutzen würde, um seine Frau mit einer der Angestellten aufs Neue zu betrügen, anstatt mit mir hier zu flirten.
Desgleichen hätte ich gedacht, dass sich Derek womöglich auch in eines der Mädchen hier hätte verlieben können. Die zwei Männer hatten es jedoch beide nicht getan und buhlten nun, am letzten Tag, nachdem sie zwei Wochen ausgeharrt hatten, noch einmal beide und augenscheinlich, jeder auf seine Weise, stattdessen allein um mich. Was mir widersinnig erschien angesichts der anderen und ebenso attraktiven jungen Frauen, die zudem noch ungebunden waren.
Warum? Warum nur taten sie das? Vor allem gerade jetzt, wo ich keinen Anlass zur Vergeltung an Gunnar mehr hatte und so wie so schon seit Langem keine Verlangen mehr verspürte ihn zu betrügen.

Umso unerreichbarer eine Frau zu sein scheint, umso stärker scheint der Drang der Männer zu sein, sie für sich gewinnen (besitzen) zu wollen.

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Befindlichkeiten:
Ich fühle mich müde und erschöpft. Die Hitze setzt mir zu.
Mag eigentlich nur sitzen oder liegen und ausruhen.
Kopfschmerzen plagen mich zudem ebenso. Kein Wunder. Der Mond steht im Widder.

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Let's go for our last too day in my personal Paradise.
Its so nice here without the noice of other people.
Under these conditions, I might even longer want to stay here