Es war heiß und anstrengend. Jedoch
blieben wir trotz alledem bis zum Abend in New Orleans.
Erik war mit uns gekommen, um die
Voodoopriesterin aufzusuchen.
„Ich komme schon zurecht. Geht
einkaufen.“, hatte er gesagt und wir waren einfach weiter gefahren, nachdem wir
ihn am Haus von Madame Camille Du Pont abgesetzt hatten. Auf dem Rückweg rief
er Gunnar an und er stieg in der Decatur Street, am Cafe Du Monde, nahe des
Mississippi, wieder zu uns in den Wagen.
Am Abend saß ich lieber auf meiner
Terrasse, als in New Orleans Straßen zu flanieren, welche gerade nachts
belebter sind wie am Tage.
Ich saß in meinem Korbsessel, hatte
die Füße hoch gelegt und schlürfte an meinem Drink. Gunnar saß neben mir und
hing anscheinend ebenso seinen Gedanken nach wie ich. Nur Erik schien unruhig
zu sein. Gerade so, als wolle er uns etwas mitteilen. Er sah uns immer wieder
abwechselnd an. Bis ich schließlich fragte, ob denn etwas nicht in Ordnung sei.
„Es wird Zeit für eine Zeremonie.“
Ich sah ihn ein wenig zweifelnd an. „Es
ist doch jetzt alles in Ordnung. Wozu noch mehr unternehmen?“
Gunnar sah mich an und dann Erik.
Erik sah zu mir und dann richtete er das Wort an Gunnar. „Du fühlst dich auch
wohl dabei und willst das alles?“
„Ja.“, antwortete er und ein kurzer, verstolhener
Blick traf mich.
Ich atmete tief und hörbar aus und
fragte ebenso noch einmal nach. „Du bist dir wirklich sicher?“
„Ja.“
Erik kratzte sich am Kopf und zog die
Brauen nach oben. „Wie fühlst du dich?“, fragte er Gunnar jetzt.
„Gut.“, war seine erneute, einsilbige
Antwort.
„Und weiter?“
„Nichts weiter. Es geht mir gut und
ich bin glücklich mit Rea, genau so, wie es jetzt ist.“
„Dir fehlt nichts?“ bohrte Erik
weiter.
„Was soll mir fehlen?“
„Das Ficken mit anderen Weibern?“
Gunnar räusperte sich, sah seinen
Onkel ein wenig eigentümlich an, sagte jedoch nicht darauf.
„Was empfindest du, wenn dir Lara
oder Malika begegnet?“
„Sie sind beide überaus gut
aussehend.“ Gunnar zuckte mit den Schultern und presste seine Lippen
aufeinander.
„Und weiter?“
„Nichts weiter.“
„Herr Gott noch mal!“, wurde Erik
zornig. „Muss ich dir alles aus der Nase ziehen.“
„Nein.“
„Willst du vielleicht woanders mit
mir reden?“
„Nein.“
Erik schnaufte. „Wir müssen aber
reden!“
„Worüber?“
Kopfschütteln. Wollte er nicht verstehen?
Oder konnte er nicht? Waren es etwa die „Nebenwirkungen“ von Eriks Zauber? Oder
hatte Gunnar tatsächlich keine leidenschaftlichen Gefühle mehr für Malika oder
Lara. Und wie würde es dann mit Natalja und Ellen sein?
Nun gut. Erik bemühte sich in der Tat
vorzüglich um seinen Neffen. Seine
Gefühle, seine Emotionen. Sein Wesen, sein Sein. War Erik wirklich dazu in der
Lage gewesen Gunnars Neigungen auf Dauer zu tilgen? Gleichgültig welche?!
Um ehrlich zu sein, zweifle ich (noch
immer) daran. Was in der Tat KEIN gutes Matra ist! Dennoch wäre es für mich in
jedem Fall wünschenswert, wenn Gunnar so bliebe, wie er jetzt ist.
„Wir sind für morgen Abend bei
Camille Du Pont eingeladen. Alle drei.“, war Eriks abschließender Satz zu
dieser Thematik.
Sarah hatte mit uns auf der Veranda
gesessen und alles mit angehört. Hatte sich jedoch nicht weiter eingemischt,
oder dazu geäußert. Sondern nur zugehört.
Jason und Derek kamen in der
Zwischenzeit aus unterschiedlichen Richtungen vom Flussufer zurück. Lara hatte sich
in den Schatten eines Baumes gesetzt und starrte, an einem Grashalm kauend,
eine lange Weile vor sich hin, bis sie dann schlussendlich aufstand und zum Haus
zurückkehrte. Der Rest des Personals gesellte sich nun ebenfalls so nach und
nach zu uns auf die Veranda. (Schließlich sind wir keine Unmenschen. Jeder ist
willkommen und es wird auf diese Weise die Nähe zum Angestellten demonstriert.)
„Es wäre schön, wieder Karten zu spielen.“,
sagte Malika leise mit einem verschämten Lächeln, während sie in die Runde sah.
„Nun denn. Bring uns die Karten und
alle diejenigen, die sich an dem Spiel beteiligen wollen.“, sagte ich zu ihr
und lächelte zurück.
Wir waren eine beachtliche Runde
geworden. Gunnar, ich, Sarah, Malika, Lara, Mark Kekoa, Lalia Yeboah, Bao Leoi,
Jason, Derek und sogar die geziert, beinahe überheblich wirkende Lina Fang
(Gewinnerin des Sommer-Schönheitswettbewerbes!) fügte sich dieses Mal doch eher
ungezwungen, fast authentisch in unserer illustere Gesellschaft mit ein. Denn Lina
Fang geht meist ihre eigenen Wege. Still, erhaben, fast majestätisch schreitet
sie zumeist dahin. Gerade so, als wäre SIE die Herrin dieses Anwesens. Zudem
sah ich, wie sie Gunnar schöne Augen machte. Offensichtlich gedeucht es ihr
nach (intimer) Unterhaltung und SIE erwählt selbstredend keinen geringeren als den
vermeintlichen Herrn auf dem Besitz. Als Gunnar ihre Avancen jedoch nicht
erwiderte, sondern ausschließlich freundschaftlich mit ihr bleib, wendete sie
sich Jason Anekelea zu, dessen gewöhnliche und ungehobelte Art sie allerdings
rasch überdrüssig wurde. Was mich genüsslich und voller Genugtuung in mich
hinein grinsen ließ. Derek schien sie nicht zu interessieren. Und sie ihm ebenso
wenig.
Derek scheint mir stets bedächtig und
besonnen. Eher der zurückhaltende, ernste Typ. Überlegt und beherrscht.
Nachdenklich, beinahe verschlossen, und selbstdiszipliniert. Sein gewählter
Beruf als Polizist, Profiler, wie ich in seiner Personalakte las, und nun
gleichwohl als Teil des Sicherheitsteams im Zentrum, ist dem muskulösen,
durchtrainierten und überaus attraktiven Mann wie auf den leib geschneidert. Er
wäre sicherlich eine Sünde wert. (Oder mehr als das?!?). In jedem Fall ist er
kein Charmeur wie Jason, und eben sowenig ein Verführer oder Frauenheld. Aber
mit seinen 1.83 m ist er mir bedauerlicherweise ein wenig zu klein. Ian war in
diesem Fall bereits einige Zentimeter größer, und mit Kevin vermag ich ihn nun
nicht mehr zu vergleichen, der gleichwohl nur 1.84 m groß ist.
Die Küchen- und Zimmermädchen Radi,
Maleika und Beina standen ein wenig im Hintergrund und sahen uns beim
Kartenspielen zu. Erik hingegen war in die Nacht hinausgegangen. Familie Turner
hatte uns auch bereits verlassen und war schon längst zu ihrem eigenen Heim
gegangen.
Wir diskutierten neben dem Spielen mit
den Karten über vielerlei Dinge. Unter anderem über das patriarchale System und
seine Auswirkungen auf uns alle. Wir tranken Ice Tea und Champagner, der zur
allgemeinen Entspannung beitrug und nicht nur die Zungen lockerte. Es kann
durchaus amüsant sein, wenn die wahren Charaktere zum Vorschein kommen. Jeder
Einzelne beständig, mit jedem Schluck unbefangener wird. Dann sollte man
einigermaßen nüchtern bleiben und aufmerksam zuhören, beobachten und sehen,
welche Züge die Oberhand gewinnen.
Zumindest viel KEINER wirklich aus
der Rolle. Gleichwohl die meisten ein wenig freizügiger redeten. Oder
gelegentlich wilder gestikulierten. Alle, die Herren wie die Damen,
einschließlich uns, tranken tatsächlich nur soviel, dass wir uns immer noch zu
benehmen wussten.
Wie erfreulich zu wissen, dass man
sich „beherrschen“ kann. Dass man seine niederen Triebe in Zaum und die
schmutzigen Worte bei sich behält. Was man von manch anderer, wohlhabender
Gesellschaft häufig nicht behaupten kann.
Nun, alles in allem war es ein gelungener
Abend.
Dennoch hatte mich der Tag erschöpft
und wir gingen ausschließlich kuschelnd zu Bett. Wo Gunnar doch nun überaus
verständnisvoll reagiert. Nichts erzwang und mich vielmehr besorgt in seine
Arme schloss. Mich sanft an sich drückt, mitfühlend liebkost und die Nacht zur
Gänze bei mir war.
Genau SO kann es bleiben!
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Heute nun,.....werden Erik, Gunnar
und ich zu Madame Camille Du Pont aufbrechen, um den Zauber für Gunnar zu
festigen, welchen Erik bereits begonnen hat. Gleichwohl ich noch ein wenig
verschlafen und der Rhythmus meiner Worte ein wenig holprig sein mag. Ein, oder
zwei Kaffee Latte werden alles richten.....zwinker.....
Alors .... à
bientôt!