Donnerstag, 24. Juli 2014

Die magischen Krieger



Natürlich war es nicht nur roter Ziegelstaub, sondern noch einige andere Komponenten. Verschiedene Kräuter, Kreide, Salz und Zaubersprüche. Fein säuberlich intoniert, während wir, Gunnar, Camille und ich, rum um das Haus das Gemisch streuten.
Trotz aller Wichtigkeit war die Zeit bis hier her eher eine Stille. Von Andacht und rituellem Verhalten geprägt. Insbesondere bei Camille und gleichwohl bei Gunnar. Selbstredend banden sie mich mit ein, in ihr geheimnisvolles Treiben. Nur bemerke ich zunehmend, dass mir selbst rituelles Handeln viel zu anstrengend geworden ist. Aber gerade in Erwähnung meiner Pein erlöste mich Camille mit den Worten: „Wir Frauen brauchen dieses Brimborium genau genommen nicht. Es ist ausschließlich zur Bekräftigung der Absicht in der Materie für die meisten von uns wichtig. Für Novizinnen so wie so. Aber du Rea, musst dich eigentlich nur erinnern. Du bist schon lange Zeit keine Anfängerin mehr.“
Ja, nun aber, wie „erinnert“ man sich?
„Durch Visionen und Träume, wie du es bereits tatest.“, sagte Gunnar in ruhigem mir liebevoll zugewandtem Ton.
„Bringen mir Träume und Visio auch an die Weisheit zurück, die ich angeblich einmal besaß?“, fragte ich ein wenig zaghaft, fast ängstlich verlegen.
„Ja. Gerade an das.“, erwiderte Gunnar und lächelte sanft.
Jedoch auf weitere Erklärungen um die Bedeutung des Ortes wartete ich vergeblich. Dazu wurde mir noch nichts gesagt.
Sollte ich mich „daran“ jetzt ebenso tunlichst „erinnern“? Oder fällt es mir doch eher  leichter zu? Hat es einen Sinn, dass man mir die Wahrheiten verschweigt? Oder weiß man selbst nicht genau, was hier eigentlich passiert?
Stille. Erklärungslosigkeit, welche bei mir so allmählich in ängstliches Bangen überzugehen schient. In eine Furcht vor dem, was kommen mag.

-------

Kaum war mein Haus angenehm leer und still und lag in einer verwunschenen Atmosphäre, wurde es erneut von den angekommenen Menschen und ihrer eigenen und ebenso verschiedenen Energie gefüllt. Alles um mich herum geriet in unmittelbare und spürbare Bewegung, was mir so gar nicht gefällt
Jedoch nicht nur die Ankömmlinge verbreiten in diesen Tagen Unruhe auf dem Anwesen. Sondern ebenso die Ursache ihrer Reise.
Abermals war es mir unmöglich des Nachts mehr als drei Stunden Schlaf zu finden. Alldieweil gruselige Schatten Furcht erregende Geräusche von sich gaben, die weit über das Gelände schallten, in tiefen, brummenden sowie hohen, schrillen Tönen. Zuweilen hörte man krächzende Rufe, die denen der Krähen ähnelten. Nur viel intensiver. Mächtiger in ihrer ganz speziellen Art. Aber auch anderen, ebenso abscheulichen Tönen wurde man gewahr, die doch viel mehr Laute zwischen quieken und zischen waren. So, wie ihn für gewöhnlich Leguane von sich gaben.

-------

Joseph Bariello ist noch zusätzlich mit hier her gekommen. Ich verstand nicht aus welchem Grund. Denn ich hatte ihn nicht als Beschützer, als einen Mann aus dem Team für die Sicherheit ausgewählt. Erik entschied sich für ihn und er hatte offenkundig Mühe seinen zweiten, neuen Adepten zu überzeugen, ihn auf diese Reise zu begleiten. Denn wer gibt schon gerne zu, dass er anders ist als die Normalität. Dennoch entzieht es sich bisher meiner Kenntnis WO seine Besonderheit liegt. Und als ich fragte, hatte Erik nur ein wissendes Grinsen aufgesetzt und „warte es ab“ zu mir gesagt. Gunnar wusste ebenso wenig und vermochte mir daher gleichwohl keine Antwort zu geben. Allerdings dünkt mir, er weiß sehr genau, worin Josephs „Stärke“ besteht, und auch ich habe da so eine Ahnung. Aber dennoch ist es nicht mehr als ein Gefühl. Eine Intuition, die mir sagt, dass er spezielle Fähigkeiten besitzt, die uns im Kampf um diesen Ort, und uns selbst und unsere Seelen nützlich sein werden. Gleichermaßen vermute ich, dass es hier noch um Größeres geht wie ausschließlich um uns und diese Stätte.

-------

Viggo Hansen  hält sich bedeckt. Er ist beherrscht. Obgleich ich vermute, dass dies nicht wirklich seiner tatsächlichen Natur entspricht. Seine Augen verraten mit verschmitzten Blicken sein wahres Wesen.
Und da Erik aus Zahlen magischen Gründen der Meinung war, dass unsere Schar aus dreiunddreißig Personen zu bestehen hat, wählte er noch Sechs weitere Personen, zuzüglich meines Schutzpersonals, welches (selbstverständlich) aus Jason, Derek, Paul und Mark bestand und der fünf Dienstmädchen, aus. Norman Pålsson. Sein kleiner Sohn Lucian blieb in Schweden bei einer Nanny. Troels Bruder Mads Larson. Den jungen Daniel Lambert. Aus welchem Grund er ihn erwählte ist mir schleierhaft. Situ Long ist mir da noch verständlicher. Ist er doch ein Meister der Selbstverteidigungsküste. David Boreo, ohne seine Kate. Schlußendlich noch Milo Anderson, der doch eher ein Masseur und Bodybuilder als ein Zahn im magischen Getriebe ist.
Adam ist gleichermaßen hier eingetroffen. Jedoch ohne seine Diane. Er vermochte sie zu überzeugen, dass dies nun tatsächlich nicht der richtige Ort für sie sei. Insbesondere jetzt, da es hier weit reichende Probleme gäbe, die er zu lösen aufgebrochen war. Bei seiner Ankunft schien er überaus gut aufgelegt zu sein. Scherze mit Gunnar und legte sich zu uns beiden ins Bett. „Schließlich bin ICH dein anderer Seelenpartner.“, flüsterte er mir ins Ohr. Aus seinem gesamten Verhalten schließe ich so wie so, dass ihm einige Tage der Trennung von seiner Diane gut zu tun scheinen. Was selbstverständlich Er am ehesten fühlt. Nur wird er es sich kaum eingestehen.
Mary (Rainbow Woman) und Rodney (Tate’ ogna nita pehin) sind als letzte hier angereist. Erst vor wenigen Stunden. Schliefen jedoch bisher keine einzige Stunde. Spukten die ganze Nacht mit Adam, Erik, Gunnar und Camille durchs Haus. Erst zum Frühstück werde ich sie das erste Mal zu sehen bekommen. Merkwürdiger Weise habe ich bei diesen beiden das flauste Gefühl im Magen. Was offenkundig an meinem übergossen Respekt für die beiden liegen mag. Sie, ihr ganzes Wesen und Sein, sind mir überaus suspekt zur Gänze und jagt mir nicht selten einen Schauer der Unheimlichkeit über die Haut. Obgleich Mary stets geduldig und weise lächelnd mir eine gewisse Milde, Güte und Wärme vermittelt. Und Tate’ ogna nita phin doch ein durchaus attraktiver Mann ist, der ein ähnliches Wesen aufzuweisen hat wie Mary. Nur scheint er ein wenig mehr Energie nach außen zu zeigen. Hingegen Marys Stärken in ihr liegen.
Die Familie Turner zählte ebenfalls mit vier Personen dazu.
Somit sind wir, nach Eriks magischem Dünken, bei der vollen Personenzahl angelang und hoffentlich erweist es sich tatsächlich als sinnvoll so viele Leute mit hier her gebracht zu haben.