Mittwoch, 16. Juli 2014

Nichts ist für die Ewigkeit



Kevins Anruf hatte mich geweckt und nun vermag ich nicht mehr einzuschlafen. Ohnehin ist es gleich sechs. Da dachte ich mir...... warum nicht schreiben?
Jedoch die Männer hatten offensichtlich die Übereinkunft getroffen, mich wach zu halten. Denn als die ausgedehnte Unterhaltung mit Kevin beendet war, rief mich Troels an und wir sprachen eine kurze Weile. Und als hätte dies noch nicht genügt, meldete sich Felicio und erzählte mir, dass er in Deutschland sei.
Dann noch ein Foto von Ian mit Freunden.
Von Wanja ein anderes ohne Text. Er lächelt. Das ist alles.

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Reisephantasien
Die Zeit im Haus der Voodoopriesterin hat mir, um ehrlich zu sein, meinen Aufenthalt hier in New Orleans verdorben.
Ich hatte das nicht SO gewollt oder geplant. Bestimmung hin oder her.
Am aller liebsten würde ich mich mit Gunnar auf eine Reise um die Welt begeben. Reisen, nur um des Reisens Willen. Andererseits verlangt es mich nicht nach fremden Menschen. Ich wünsche mir eine vertraute und beständige Umgebung.
Ich will nach Hause!

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Eine Frage des Seins

Mein spontaner Einfall, während des Gespräches mit Camille Du Pont von einer bisher unbenannten Gesellschaftsform, verließ meinen Kopf nur schwerlich. Emilia kam mir diesbezüglich in den Sinn. Was würde SIE darüber denken? Könnte sie sich vorstellen, dass es eine Gesellschaft gegeben haben mag, die weder als das, was wir als patriarchals, noch das, was wir als matriarchal  bezeichnen, gewesen ist. Voller Enthusiasmus erzählte ich Gunnar davon, der bereits bedenklich die linke Augenbraue nach oben zog, und rief sie an.
Die Reaktion war mehr als ernüchtern. Um genau zu sein stammelte ich vor mich hin. Wurde vorgeführt und schulmeisterlich dazu aufgefordert meine Frage neu zu formulieren und zu spezifizieren, weil sie offensichtlich nicht verstanden werden  wollte.
„Und? Wie stellst du dir denn diese Gesellschaft vor?“
Na du meine Güte! Es war doch nur ein Impuls! Ein Einfall. Eine spontane Idee, dass die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vielleicht vieles immer noch und immer wieder falsch deuten könnten. Sie sind schließlich auch nur Menschen. Wie könnte ich da sogleich das Model einer ganzen Gesellschaft präsentieren?? Dazu brauchen schließlich manch andere, gelehrte Leute ein ganzes Leben.
Hatte ich ihr etwa die „Grundlage ihres Seins“ entzogen? Weil ich das Matriarchat in frage stellte?
Ja natürlich hatte ich nie in diesem Leben die weibliche Energie so gespürt und wahrgenommen wie sie. Daher liegt es wohl kaum an mir, dass ich mir nicht vorzustellen vermag, überwiegend mit Frauen zusammen zu sein. Mit ihnen im Bett zu liegen und zu kuscheln. Mit ihnen zu lachen, empfinde ich jedoch als äußerst angenehm.
Natürlich interpretieren wir aus unserem patriarchalen denken heraus gleich die Lesbischkeit in zwei Frauen hinein, wenn sie lachend und kichernd miteinander in einem Bett liegen.
Selbstredend fände ich das großartig(!) unbedarften Geistes mit Mann oder Frau einfach nur zu sein!

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Männer-Loyaliäts-Skrupel

Ich sprach noch einmal mit Erik, der uns Morgen verlassen wird.
„Hielt der Zauber an? Oder hat Gunnar doch während meiner einwöchigen Abwesenheit mit Lara, Malika oder einer anderen gefickt.“, fragte ich neugierig und gerade heraus.
Erik lachte. „Es gibt in der Tat nichts mehr, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Du hast jetzt den treuesten, bravsten und gefälligsten Ehemann den du dir vorstellen kannst. Er liebt ausschließlich dich allein Rea und wird dir treu sein, wie kein anderer.“
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und verzog ein wenig gekünstelt das Gesicht. „Und wie lange wird es anhalten?“, fragte ich dann.
„Wieder lachte Erik laut und schallend. Zuckte mit den Schultern und schwang seine Arme mit einer ausladenden Bewegung in die Luft. „Wird sich zeigen.“
„Ach, Du weißt es nicht?“, setzte ich die Konversation fort.
„Nein.“, gab er ernüchtern zu. „Aber nichts ist für die Ewigkeit.“, und wieder lacht er. „Und was ist mit dir? Mit deiner Treue zu ihm?“ Erik blinzelte spitzbübisch.
Meinte er etwa Kevin? Oder Jason? Vielleicht sogar Derek?
Ich tat einen tiefen Atemzug. Dachte noch einmal darüber nach, was er über Gunnars Treue gesagt hatte. Konzentrierte mich dann eher unwillig auf seine Frage und entließ schnaufend die Luft wieder aus mir heraus. Es klang beinahe wie ein Seufzer. „Was soll damit sein?“, sagte ich setzte eine Umschuldmiene auf. „Ich begehre niemand anderen als Gunnar und liebe ausschließlich ihn allein.“ Nun hatte ich ein gesetztes Lächeln auf meinem Gesicht und mein gesamter Körper strahlte eine Seelenruhe aus, eine Selbstsicherheit, dass selbst ich mich wunderte.
„Wirklich?“, fragte Erik und wiegte seinen Kopf hin und her.
„Ja.“, antwortete ich und tat ein wenig gelangweilt.
„Was ist mit Derek Moore und Jason Anekelea?“, kam die prompte Frage, gerade so, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Nun doch ein (gespieltes) Schnaufen meinerseits. „Pffffff“, und noch ein Pusten hinterher, um Zeit für eine Antwort zu schinden. „Ja. Natürlich sind sie überaus attraktiv und ich mag sie beide. Aber mehr wird da nie sein.“
„Hmm. Wenn du es sagst.“
„Was soll das jetzt?“, wurde ich ungehalten. „Egal was auch geschieht, ich würde Gunnar niemals verlassen.“
„Das hätte Gunnar auch nicht mit dir getan, BEVOR ich ihn verzauberte.“
„Ja und? Bekommst du jetzt Männer-Loyalitäts-Skrupel?“
Erik lachte. „Ja. Wenn du es so nennen willst.“