Kevins Anruf hatte mich geweckt und
nun vermag ich nicht mehr einzuschlafen. Ohnehin ist es gleich sechs. Da dachte ich mir...... warum nicht
schreiben?
Jedoch die Männer hatten
offensichtlich die Übereinkunft getroffen, mich wach zu halten. Denn als die
ausgedehnte Unterhaltung mit Kevin beendet war, rief mich Troels an und wir
sprachen eine kurze Weile. Und als hätte dies noch nicht genügt, meldete sich
Felicio und erzählte mir, dass er in Deutschland sei.
Dann noch ein Foto von Ian mit
Freunden.
Von Wanja ein anderes ohne Text. Er
lächelt. Das ist alles.
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Reisephantasien
Die Zeit im Haus der Voodoopriesterin
hat mir, um ehrlich zu sein, meinen Aufenthalt hier in New Orleans verdorben.
Ich hatte das nicht SO gewollt oder
geplant. Bestimmung hin oder her.
Am aller liebsten würde ich mich mit
Gunnar auf eine Reise um die Welt begeben. Reisen, nur um des Reisens Willen.
Andererseits verlangt es mich nicht nach fremden Menschen. Ich wünsche mir eine
vertraute und beständige Umgebung.
Ich will nach Hause!
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Eine Frage des Seins
Mein spontaner Einfall, während des
Gespräches mit Camille Du Pont von einer bisher unbenannten Gesellschaftsform,
verließ meinen Kopf nur schwerlich. Emilia kam mir diesbezüglich in den Sinn.
Was würde SIE darüber denken? Könnte sie sich vorstellen, dass es eine
Gesellschaft gegeben haben mag, die weder als das, was wir als patriarchals,
noch das, was wir als matriarchal
bezeichnen, gewesen ist. Voller Enthusiasmus erzählte ich Gunnar davon,
der bereits bedenklich die linke Augenbraue nach oben zog, und rief sie an.
Die Reaktion war mehr als ernüchtern.
Um genau zu sein stammelte ich vor mich hin. Wurde vorgeführt und
schulmeisterlich dazu aufgefordert meine Frage neu zu formulieren und zu
spezifizieren, weil sie offensichtlich nicht verstanden werden wollte.
„Und? Wie stellst du dir denn diese
Gesellschaft vor?“
Na du meine Güte! Es war doch nur ein
Impuls! Ein Einfall. Eine spontane Idee, dass die Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen vielleicht vieles immer noch und immer wieder falsch
deuten könnten. Sie sind schließlich auch nur Menschen. Wie könnte ich da
sogleich das Model einer ganzen Gesellschaft präsentieren?? Dazu brauchen
schließlich manch andere, gelehrte Leute ein ganzes Leben.
Hatte ich ihr etwa die „Grundlage
ihres Seins“ entzogen? Weil ich das Matriarchat in frage stellte?
Ja natürlich hatte ich nie in diesem
Leben die weibliche Energie so gespürt und wahrgenommen wie sie. Daher liegt es
wohl kaum an mir, dass ich mir nicht vorzustellen vermag, überwiegend mit
Frauen zusammen zu sein. Mit ihnen im Bett zu liegen und zu kuscheln. Mit ihnen
zu lachen, empfinde ich jedoch als äußerst angenehm.
Natürlich interpretieren wir aus
unserem patriarchalen denken heraus gleich die Lesbischkeit in zwei Frauen
hinein, wenn sie lachend und kichernd miteinander in einem Bett liegen.
Selbstredend fände ich das
großartig(!) unbedarften Geistes mit Mann oder Frau einfach nur zu sein!
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Männer-Loyaliäts-Skrupel
Ich sprach noch einmal mit Erik, der
uns Morgen verlassen wird.
„Hielt der Zauber an? Oder hat Gunnar
doch während meiner einwöchigen Abwesenheit mit Lara, Malika oder einer anderen
gefickt.“, fragte ich neugierig und gerade heraus.
Erik lachte. „Es gibt in der Tat
nichts mehr, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Du hast jetzt den
treuesten, bravsten und gefälligsten Ehemann den du dir vorstellen kannst. Er
liebt ausschließlich dich allein Rea und wird dir treu sein, wie kein anderer.“
Ich wusste nicht, was ich darauf
antworten sollte und verzog ein wenig gekünstelt das Gesicht. „Und wie lange
wird es anhalten?“, fragte ich dann.
„Wieder lachte Erik laut und
schallend. Zuckte mit den Schultern und schwang seine Arme mit einer
ausladenden Bewegung in die Luft. „Wird sich zeigen.“
„Ach, Du weißt es nicht?“, setzte ich
die Konversation fort.
„Nein.“, gab er ernüchtern zu. „Aber
nichts ist für die Ewigkeit.“, und wieder lacht er. „Und was ist mit dir? Mit
deiner Treue zu ihm?“ Erik blinzelte spitzbübisch.
Meinte er etwa Kevin? Oder Jason?
Vielleicht sogar Derek?
Ich tat einen tiefen Atemzug. Dachte
noch einmal darüber nach, was er über Gunnars Treue gesagt hatte. Konzentrierte
mich dann eher unwillig auf seine Frage und entließ schnaufend die Luft wieder
aus mir heraus. Es klang beinahe wie ein Seufzer. „Was soll damit sein?“, sagte
ich setzte eine Umschuldmiene auf. „Ich begehre niemand anderen als Gunnar und
liebe ausschließlich ihn allein.“ Nun hatte ich ein gesetztes Lächeln auf
meinem Gesicht und mein gesamter Körper strahlte eine Seelenruhe aus, eine
Selbstsicherheit, dass selbst ich mich wunderte.
„Wirklich?“, fragte Erik und wiegte
seinen Kopf hin und her.
„Ja.“, antwortete ich und tat ein
wenig gelangweilt.
„Was ist mit Derek Moore und Jason
Anekelea?“, kam die prompte Frage, gerade so, als hätte er meine Gedanken
gelesen.
Nun doch ein (gespieltes) Schnaufen
meinerseits. „Pffffff“, und noch ein Pusten hinterher, um Zeit für eine Antwort
zu schinden. „Ja. Natürlich sind sie überaus attraktiv und ich mag sie beide.
Aber mehr wird da nie sein.“
„Hmm. Wenn du es sagst.“
„Was soll das jetzt?“, wurde ich
ungehalten. „Egal was auch geschieht, ich würde Gunnar niemals verlassen.“
„Das hätte Gunnar auch nicht mit dir
getan, BEVOR ich ihn verzauberte.“
„Ja und? Bekommst du jetzt
Männer-Loyalitäts-Skrupel?“
Erik lachte. „Ja. Wenn du es so
nennen willst.“