Samstag, 19. August 2017

Der Lösung ein Stück näher



Die Ärzte sind ratlos. Können (selbstverständlich!) nichts finden. Obwohl es Gunnar immer schlechter geht.
Ich blieb bei meinem Mann. Konnte ihn nicht alleine lassen. Trotz alledem das Gunnar vorschlug, ich solle doch besser gehen, um mich auszuruhen. Er wisse, dass ich Hospitäler hasse wie die Pest. Aber ich blieb.
Sasha drängte sich nicht auf. Blieb vorerst im Hintergrund. Rief mich nur ab und zu an. Fragte, wie der Stand der Dinge sei.

Da Gunnar selbst bemerkt dass es nicht besser, sondern stetig übler wurde, und dies in hoher Geschwindigkeit, drängte er darauf, dass ihn Sasha hier erneut besucht. „Am besten gleich. Noch heute Abend.“, sagte er. Und zur gleichen Zeit kam erstaunlicher Weise Camille. Wir hatten sie nicht erwartet. Nun traf sie auf Sasha und noch etwas Verblüffenderes geschah.
„Hey Junge, wo warst du denn?“, begrüßte Camille den verwunderten Sasha und klopfte ihm mit der flachen Hand auf den Rücken, als sei er ein alter Freund. „Wir brauchen dich hier.“
Nun war auch ich erstaunt.
Da die Besuchszeit bedauerlicher Weise bereits zu Ende war, kam sogleich eine Schwester herein, um Sasha und Camille hinauszuwerfen. Was jedoch nicht gelang. Camille regelt das auf ihre Art und am Ende verließ uns die Schwester ängstlich schauend. Kam nicht mehr herein. Sie hatte offenkundig Angst vor der Voodoo –Priesterin.
Und um es abzukürzen, an diesem Abend wurde klar, dass Sasha doch etwas mit Gunnars Krankheitsbild zu tun hatte.
„Es muss ein Familienmitglied sein.“, äußerte Camille Sasha gegenüber. „Wer fällt dir da ein?“
„Wieso denken Sie überhaupt, dass es irgendetwas mit mir zu tun hat?“, fragte Sasha noch immer ungläubig.
„Wenn ich das sage Junge, dann ist das so. Glaube mir ruhig. Ich habe es gesehen und kann meinen Instinkten vertrauen. Also, WER von deiner Familie käme in Frage, wenn du es nicht bist.“ Camille zwinkerte Sasha verschmitzt zu, um die Situation ein wenig aufzulockern.
Gunnar stöhnte indes. „Da ist so ein Druck auf meiner Brust, als lägen Steine drauf.“
Ich saß auf dem Bett neben meinem Mann und hielt seine Hand. Drückte sie leicht und lächelte ihm besorgten Blickes zu.
Sasha war anzusehen, wie es in seinem Hirn arbeite. „Meine Eltern können das nicht sein. Das würden sie nicht tun.“
„Wer dann?“, drängte Camille. „Gibt es noch mehr Familienmitglieder?“
„Ja. Ich habe zwei Brüder. Elan und Misha.“
„Du wirst deine Leute anrufen. In jedem Fall weißt alles auf einen Mann hin. Nicht auf eine Frau.“
„Das engt die Wahl zumindest ein.“
„Junge, wann hast du das letzte Mal mit ihnen gesprochen?“
Sasha dachte nach. „Mit meinem Vater erst gestern. Mit Misha vor einer Woche etwa. Das letzte Gespräch mit Elan führte ich vielleicht vor etwa einem Monat.“
„Was wissen sie von Rea?“
„Alles.“
„Oh!“

Sasha ist nun angehalten dem nachzugehen. Mit Seinem Vater und seinen Brüdern zu reden. Dachte ich so, als Sasha mit einem Mal etwas einzufallen schien. Kurz bevor die beiden wieder gehen wollten.
„Moment mal. Ich erinnere mich da an etwas, was Misha in unserem letzten Gespräch so nebenher lachend erwähnte. Ich hatte ihm stets mein Leid geklagt, was Rea betraf. Das ich darüber unglücklich wäre, dass sie nicht bei mir sei. Ich sagte ihm auch, sie liebe mich. Und er meinte nur, wundere dich mal nicht, wenn sie bald von selbst zu dir kommt. Ich dachte es sei ein Spaß und womöglich war es das auch. Jedoch in Anbetracht der jetzigen Situation, erscheint das Gesagte in einem gänzlich anderem Licht.“
Gunnar war müde. Schlief schon fast ein.
„Vielleicht wäre es gut, wenn wir das Morgen weiter diskutieren.“, sagte ich besorgt.
„Kind, wir müssen etwas tun, bevor deinem Mann noch Schlimmeres geschieht.“, sagte Camille zu mir und wandte sich dann an Sasha. „Und du Junge, redest mit deiner Familie. Hast du mich verstanden?“, wurde sie resolut.  Sasha nickte. „Mehr können wir hier im Augenblick so wie so nicht tun. Aber ich versuche noch einmal mit den Orishas zu rede. Wir werden sehen.“
Camille hatte Sashas Arme gepackt und war gerade am Gehen. Dann blieb sie abrupt stehen und drehte sich noch einmal um. Sasha tat das Gleiche.
„Mir ist da noch eine Idee gekommen, DIE probieren wir jetzt aus.“
Wir sahen sie alle drei abwartend und mit Zweifeln in unseren Gesichtern an.
„Sollte ich Recht damit haben, ist das ein ganz hinterhältiger Zauber.“
Camille winkte mich zu sich. „Rea, komm hier her. Stell dich neben ihn, der dich so sehr liebt.“
Wir sahen sie verwundert an und sie lachte gerade heraus. „Dachtet ihr etwa, mir bliebe das verborgen? Also Kind, komm schon her und stell dich neben, wie ist dein Name noch mal? Irgendetwas Russisches war es doch. Nicht wahr?“
„Sasha.“
„Okay Sasha. Ihr beide, du und Rea küsst euch jetzt und dann geht ihr zusammen nach draußen. Ich bleibe hier bei Gunnar und schaue, wie es ihm geht.“
Niemand von uns dreien wusste, was das werden sollte. Für mich war es überaus schwierig Sasha vor Gunnars Augen zu küssen. Ich zierte mich, tat es aber dann. Ging mit Sasha gleich anschließend zur Tür hinaus und noch ein Stück weit den Flur entlang. Gerade so, als wollten wir gemeinsam nach Hause gehen.
Ich war so befangen und so sehr bemüht um meinen Mann, dass ich mit Sasha im Augenblick nicht reden konnte. Ich schwieg und dann drehten wir um und noch bevor wir die Tür zu Gunnar Zimmer erreichten, hörten wir das Jubilieren von Camille. „Ich habe es geahnt!“, juchzte sie.
„Was?“, fragte ich sogleich, als ich eingetreten war.
Camille sah uns bedeutungsvoll an. „Wenn DU Rea MIT diesem Mann zusammen Hand in Hand das Zimmer verlässt, in der Absicht weg zu gehen, geht es Gunnar mit einem mal besser.“
Wir verstanden nicht ganz, was sie damit sagen wollte. Fragten noch einmal nach und sie erklärte es uns.
„Das meinte ich mit dem perfiden Zauber.“, sagte sie. „Und wer weiß, was er sonst noch enthält. Das sollten wir noch herausfinden. Aber vielleicht“, und hier sah sie Sasha an, „erfährst du etwas von einem deiner Brüder was uns helfen kann.“
„Wie jetzt?“, fragte ich noch ein zweites Mal nach. „Es ist ein Zauber, der SO angelegt wurde, dass es Gunnar nur besser geht, wenn ich eben NICHT bei ihm bin. Sondern mit Sasha zusammen.“
Camille nickte. „Es geht wohl auch darum, dass Sasha glücklich ist mit dir.“
„Von so etwas hörte ich noch nie.“, sagte Gunnar geistesabwesend, als denke er nach.
„Das ist auch neu für mich.“, erwiderte die Voodoo- Priesterin. Und ich wusste nicht, was ich zu all dem sagen sollte. Außer: „Ich bleibe hier, bei meinem Mann.“ Und im nächsten Augenblick saß ich bereits wieder an Gunnars Seite auf seinem Bett und hielt seine Hand.
Die beiden gingen und ich blieb bei meinem Mann.

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Während Gunnar den nächsten und einzigen Test heute noch absolviert, kam ich gut zum Schreiben. Ich vermochte ohnehin nicht lange zu schlafen hier. Bin frühzeitig aufgestanden. Gunnar ließ ich noch eine Weile schlafen, bis die Schwestern kamen. Allerdings sollte ich mich beeilen, denn Sasha hat Neuigkeiten und er kommt in Kürze mit Camille hier her. Zudem höre ich bereits die Kinder im Flur und muss jetzt enden. Marie, Henrik, die Zwillinge und sicherlich ebenso Alexa  mit ihrem Balg sind im Kommen.