Es scheint mir so, als möchte ich stets DORT sein, wo ich
eben gerade NICHT bin. Ich pendle zwischen Gunnar und Sasha hin und her, denn
Entscheidungen mag ich nicht treffen. Warum sollte ich das? Ich liebe meinen
Mann! Jedoch nicht MIT Alexa an seiner Seite, die ich Tag für Tag ertragen
muss. SIE ist das Problem, weshalb ich ständig gezwungen bin in Erwägung zu
ziehen, mit einem anderen zusammen zu sein. Und bin ich dann bei dem
anderen, wäre ich doch viel lieber bei meinem Mann. Nur dort ist Alexa,
die zu einem festen Bestandteil von Gunnars und meinem Leben geworden ist. Was
ich niemals lebbar finden kann. Es fällt mir so immens schwer sie zu dulden und
täglich sehen zu müssen, wie sie Gunnar liebevoll küsst. Jede Zärtlichkeit von
ihr, oder auch die, welche Gunnar Alexa gegenüber bringt, sind wie Nadelstich
in mein Herz. So kann man nicht leben…..
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Sasha kam tatsächlich nach Ashern. Ich hatte es bereits
geahnt. Irgendwie gefühlt. Ob ich es hoffte, sei jedoch dahin gestellt.
Es war am Freitagmorgen, als er an die Tür des Hauses von
Adams Onkel Leo geklopfte. Ich cremte gerade meine Beine und Gunnar war mit
Alexa noch einmal in unser Zimmer gegangen um, tja nun, um mit ihr intim zu
werden. MIR wurde aufgetragen, währenddessen nach dem Baby zu sehen. Agnes war
mit dem Zubereiten des Frühstücks beschäftigt.
„Hallo?“, hörte ich Sashas Stimme und war verstört.
„Hallo? Jemand zu Hause?“ Er klopfte noch einmal.
Adam kam gerade aus seinem Zimmer und blieb verwundert
stehen. „Oh! Guten Tag. Kann ich ihnen helfen?“
„Ich suche Rea. Sie kennen sie doch sicherlich. Ist sie
hier?“
„Sasha!!!“, rief ich aus, bevor Adam etwas sagen konnte.
„Ich bin hier.“
Und Sasha kam. Begrüßte mich mit einem breiten Grinsen.
„Habe ich dich endlich gefunden. Ich bin seit gestern hier und suchte bis jetzt
nach dir. Du bist nicht leicht zu finden. Es sollte schließlich eine
Überraschung sein.“ Er lächelte mich an. Gab mir einen Kuss. Adam stand daneben
und grinste.
„Das ist Sasha.“, stellte ich Sasha Adam vor. „Vielleicht
erinnerst du dich noch an ihn?“
„Ja. Natürlich.“
Ich vertraute darauf, dass Adam jetzt nicht falsches
sagte. Aber nein. Er konnte es selbstverständlich nicht lassen. Aber egal.
„Der Feind in den eigenen Reihen. Der russische Jude. Oder
der jüdische Russe. Der Kidnapper. Der Spion.“
Ich hielt den Atem an. Sasha lächelte nur und kratzte sich
am Kopf.
„Es ist genug, Adam.“, stoppte ich ihn dann.
Adam zuckte mit den Schultern. „Habe ich vielleicht noch
irgendetwas vergessen?“
„Schon gut.“, warf Sasha ein. „Kein Problem. Ich sehe, der
Mann weiß Bescheid.“ Was wohl sarkastisch wirken sollte. So nahm Sasha Adam den Wind aus den Segeln und er blieb ruhig dabei. Benahm sich überaus
besonnen und kontrolliert. Genau SO, wie ich es von ihm erwartete. Adam ist
dann gegangen.
Ich brachte Sasha auf den neusten Stand der Dinge und
hatte sogar noch die Gelegenheit ihn zu bitten, was er alles tunlichst
verschweigen soll.
„Wo ist dein Mann?“, fragte er schließlich und ich
erklärte es ihm. Hüstel, Räusper usw….. „Oh! Und DAS ist für dich normal?“
„Nein. Selbstverständlich nicht.“, rechtfertigte ich mich.
„Ich wollte dich ohnehin bitten, mit mir zu kommen.“ Sasha
zwinkerte mir zu.
Ich hatte es geahnt. Mein Gesicht nahm besorgte Züge an.
Unruhe machte sich in mir breit, was Sasha selbstredend bemerkte.
„Keine Panik.“, sagte er zu mir. „Wenn dein Mann dann so
weit ist, würde ich gerne einmal mit ihm reden. Auch dafür bin ich hier.“
Gibt es keine Telefone? Wäre es mir beinahe
herausgerutscht. Ich biss mir auf die Zunge. Denn, im Grunde war ich doch irgendwie
froh Sasha zu sehen.
Zu dem Gespräch wurde dann ebenso Alexa eingeladen.
Nun, es führe an dieser Stelle zu weit, alle Einzelheiten
zu wiederholen, die ausgesprochen wurden. In jedem Fall ließ Alexa eine
Bemerkung fallen, die mir Enttäuschung über Gunnar brachte.
„So war das nicht gemeint.“, rechtfertigte sich Gunnar selbstverständlich
und ich weiß genau, warum Alexa diese Äußerungen entfuhr. Zufällig war dies
keineswegs. Ihre Worte waren mit Kalkül und Berechnung von ihr gewählt. Da
stand letztendendes die Absicht dahinter, mich (auszubooten) loszuwerden. Gunnar
war es peinlich. Ich glaubte ihm sogar, was er dazu zu erklärten hatte und
blieb deshalb recht besonnen. Dann nahm ich die Position der Sprecherin ein.
Argumentierte ruhig. Legte Fakten dar, wie sich diese mir, aus meiner Sicht der
Dinge boten und lies die anderen ebenso zu Worte kommen. Räumte sogar
Zukunftsaussichten ein und vor allen die Gegenwärtigen. Sprach Alexa direkt an,
dass ich genau wusste, wohin sie mit ihrem Winkelzug tendierte. Gunnar lächelte
zu mir herüber. Er war erleichtert. (Was etwas zu früh gewesen war.)
Wir sprachen eine ganze Weile miteinander. Über das Für
und Wider dieser oder jener Variante. Kamen dann schlussendlich darin überein,
dass ich einige Tag mit Sasha in Montreal verbringen werde. Was jedoch nicht
bedeutete, dass ich auf Alexas Finte hereingefallen bin. Erklärte mein
Zugeständnis Sasha gegenüber, mit meiner eigentlich derzeit traurigen,
leidlichen Situation, Alexa auf dieser Reise als die andere Frau meines Mannes
ertragen zu müssen, nicht gut zurecht zu kommen.
„Womöglich ist es besser für mich, eine Pause einzulegen.
Kraft zu schöpfen und dann, in ein paar Tagen, oder auch etwas später, werde
ich erneut zu euch stoßen. Wo auch immer ihr gerade seid. Wäre das okay für
dich?“, fragte ich meinen Mann.
„Ich will nicht dass du gehst.“, blieb er seinem Status
treu. Und genau genommen wollte auch ICH es nicht. Aber eine Pause von
Alexas Gegenwart schien mir bitter nötig zu sein, was ich ihm nahe legte.
„Aber du siehst doch ein, dass dies auf Dauer kein Leben..…“
„Wir haben doch bereits so viel erreicht.“, wob Gunnar ein
und hatte mir das Wort abgeschnitten. Damit meinte er offenbar den Zauber von Erik
und dass er nun nur noch Alexa als EINE andere frau bei sich hatte.
„Ja, ich weiß, Gunnar. Das ist mir durchaus bewusst.“,
stimmte ich ihm zu. „Nur Alexa ist keine deiner temporären Liaisons. Sie ist
mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Lebens. Auch des meinen. Und DAS
ist für mich nicht wirklich angenehm. Nicht normal und genau genommen, wenig
lebenswert. Andererseits weißt du allerdings gleichermaßen, dass ich dich über
alles liebe.“
„Wir gehören doch zusammen!“, Gunnar schnaufte.
„Das weiß ich doch, Gunnar. Und ich bestreite das nicht.“
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alexa schmunzelte. Das
konnte ich nicht SO stehen lassen.
„Du hast im Augenblick das große Los gezogen. Ich
überlasse dir für noch ein paar weitere Tage meinen Mann. Dann kannst du mit
ihm Familie spielen, was auch deine Absicht war, als du Gunnar
diskreditiertest.“, wendete ich mich direkt an sie (und warf ihr alles vor die
Füße) und blieb erhaben und überlegen dabei. (Wie es sich für mich gehört!)
In jedem Fall, ließ ich alle in dem Glauben, dass es nur
für einige Tage sei. Noch Weitere, waren jedoch nicht ausgeschlossen. Wir
werden sehen, wie ich mich mit Sasha fühle.
Ich frühstückte noch, packte meine Sachen und fuhr mit
Sasha zurück nach Winnipeg. Dort wartete der Flug nach Montreal auf uns,
welchen er geordert hatte, als klar gewesen war, WIE ich mich entscheide.
Last Minute, so zu sagen. Allerdings fuhren wir in getrennten Wagen. Denn auch
ich hatte schließlich einen abzugeben. Aber egal. Es war nicht hinderlich. Wir
legten einige Pausen ein und fuhren immer wieder an den Straßenrand. Hielten
an, um uns kurz zu unterhalten (zu schmusen)
und, damit ich mich erholen konnte. Längere Fahrten strengen mich an.
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Neun Uhr abends kamen wir in Montreal an. Stiegen in ein
Taxi ein und Sasha nannte die Adresse.
„Ich habe eine Überraschung für dich.“, sagte er und
schmunzelte.
Es war ein Apartment. Er hatte es für uns beide angemietet.
Es liegt in der Innenstadt, auf der Golden Square Mile. Offenbar genau das
Richtige für ihn. Sauna, Fitnessstudio und Hallenbad mit Terrasse im Gebäude. Doorman
Service (Aufsichts- und Dienstpersonal, oder auch Concierge), ein Parkplatz und
eine Überwachungskamera & Gegensprechanlage. Das Apartment selbst ist voll
möbliert. Hat eine Klimaanlage, Kabelfernsehen und W-LAN.
Es ist ungewohnt. Dennoch gefällt es mir hier (so
einigermaßen). Am liebsten wäre ich allerdings bei meinem Mann, der mich heute
Morgen anrief und fragte, wie es mir ginge und wann ich wieder zu ihnen stieße.
„Wir fliegen am Montag weiter nach New Orleans. Vielleicht
kannst du ja in Winnipeg sein. Der Abflug ist abends. Am Morgen fahren wir schließlich
erst von Ashern weg. Ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam fliegen.“, sagte
er.
Ja. Ich ebenfalls. Nur ist da eben noch (immer) Alexa (mit
ihrem Balg).
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Derek hat sich nicht wieder bei mir gemeldet. Aus den
Augen, aus dem Sinn….offenbar. Sicher hat er andere „Esel zu bürsten“. Wer
weiß. Egal.
Kevin rief an und fragte, wo ich sei. Erkundigte sich dann
ebenfalls nach meinem Befinden und ich nach dem Seinen. Es geht ihm…. immer
besser. Das freut mich für ihn! (Seine Freude, mein Leid. Wir tauschten die
Probleme mit den Beinen. Nur war weder voraus zu sehen, das derartiges überhaupt
geschah, noch auf welche Weise. Womöglich sollte ich zufrieden sein, dass es
NUR die Venen sind.)