Ich hatte mich dann doch für New Orleans entschieden und
bin bereits wieder hier.
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An diesem Sonntagnachmittag hatte Sasha, wie besprochen,
seinen Freund Misha eingeladen. Und ich wusste bisher nicht, dass Sasha einen
Bruder hat, mit demselben Namen. Er lebt in Berlin. Ich war überrascht. Er wäre
blond, erst 29 Jahre alt und politisch sehr engagiert. Man hätte ihn aus diesem
Grund bereits verprügelt. Würde jedoch nicht orthodox leben, wie sein anderer
Bruder Elan. ER sei sechsunddreißig Jahre alt. Also ebenso jünger als Sasha.
Womit Sasha der älteste der drei Brüder ist.
„Politisch engagiert bedeutet was?“, fragte ich Sasha. „Ist
er im Zentralrat der Juden?“
„Das auch. Aber vor allem kämpft er gegen die rechte
Gewalt.“
„Rechte Gewalt? Und WER kämpft bitteschön gegen die linke
Gewalt?“, wurde ich beinahe wütend. Aber egal. Ich beließ es dann dabei. Fragte
nicht weiter nach und konzentrierte mich auf…..die Frage nach seinem zweiten
Bruder. Dieser wäre überaus traditionell. Gleichfalls was die Kleidung beträfe,
mit Peot, den Schläfenlocken und lebe gleichwohl streng nach den Regeln der
jüdischen Religion. Im Allgemeinen hielt er sich, ebenso wie Sasha, in Montreal
auf. Würde gelegentlich im Geschäft seiner Eltern helfen. Auch DAVON hatte mir
Sasha bisher nie erzählt. Seine Eltern handelten mit Schmuck und Edelsteinen
(Diamanten!). Hatten jedoch zugleich ein Antiquitätengeschäft. (Was sonst?!)
Ich wusste/weiß genau genommen noch immer sehr wenig über
Sashas Familie. Ist womöglich auch besser so, angesichts des gesamten
Klischees, welchen der Rest seiner Familie bedient. (Da kann man glatt
Gänsehaut bekommen, so schüttelt es eine davon! Grrr……WIE, um Himmels Willen
sollte sich Sasha dann auf meine Seite stellen? Eine
Unmöglichkeit in sich!.....bei dieser Familie! (Und Liebe….vergeht.))
Nun, da ich eher mit dem Nachdenken darüber, ob ich nun
noch bei Sasha blieben oder nach Winnipeg fliegen soll, um mit Gunnar, Alexa
und ihrem Balg nach New Orleans zu reisen, beschäftigt war, war ich nur dürftig
in der Lage, mich auf Mishas Nachmittagsbesuch zu konzentrieren. Ich war
unruhig, abwesend und zerstreut. Folgte der Konversation nur spärlich. Schob es,
auf Sashas Frage hin, der dies selbstredend bemerkte, auf den vollen Mond.
Allerdings vermute ich, Sasha wusste genau, worüber ich grübelte. Er hoffte
selbstredend, dass ich blieb.
Natürlich hatten ich noch einmal Sex mit Sasha und am
frühen Morgen darauf, begleitete er mich dann mit trauriger Mine und recht
still zum Flughafen.
In Winnipeg hatte ich noch Zeit. Ich speiste im Restaurant
des Airports und ging ein Stück spazieren. Blieb jedoch in der Nähe des Flughafens,
alldieweil Gunnar mir mitgeteilt hatte: „Wir treffen uns dort gegen vier.“
Ich setzte mich dann schlicht und einfach zurück ins
Restaurant, trank Kaffee, wartete und tatsächlich kamen Gunnar und Alexa samt
Balg, früher als erwartet. Ich war natürlich überglücklich meinen Mann wieder
zu sehen (ihn zu fühlen, zu riechen, zu schmecken!). Alexa beachtete ich wenig.
Der Flug nach New Orleans verlief problemlos. Gegen halb
elf Uhr abends kamen wir bei Marie und Henrik an. Die Zwillinge schliefen
bereits.
Wir redeten noch ein wenig miteinander. Ich war sehr müde
und erschöpft. Mit Marie hatte ich am Samstagabend bereits lange telefoniert. Wir
verstehen uns immer besser, was überaus erleichternd für mich ist.
Und dann endlich wieder mit Gunnar zusammen in einem Bett
und zwar OHNE Alexa und ihrem Balg. Die beiden hatten das Zimmer nebenan. Nur
gut, dass dieses Haus mehrere Schlafzimmer hat! Und egal wie spät es auch war, Gunnar
und ich wurden noch intim miteinander. Endlich mein Mann!!!
In diesen Momenten der Ektase schien es geradewegs so, als
bemächtigte sich meiner Ayida, oder Damballah, wie schon einmal, damals, als
ich am Ufer des Mississippi einem Ritual, zu Ehren Damballahs, beiwohnte und in
Trance gefallen war. Gunnar hatte mich gefunden. Ich lag irgendwo im Unterholz,
nahe der Sümpfe, und er hatte mich auf seinen Armen nach Hause getragen. In
dieser Ekstase, in der wir uns beide während des Aktes befanden, ließen wir uns
völlig gehen. Es kamen Laute aus meiner und Gunnars Kehle, wie damals, als ich
mit Gunnar schlief und tatsächlich das Gefäß Damballahs war. Es war nicht genau
dasselbe Gefühl wie vor Jahren. Nein. Aus diesem Grund nahm ich an, es sei
Ayida. Ich war jedoch dann so derart erschöpft, dass ich sogleich nach dem Sex
in Gunnars Armen einschlief wie ein Baby und nicht weiter zum Nachgrübeln
darüber kam.
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Es ist unruhig geworden in dieser Gegend, gegenüber
früher. Zum Ausschlafen kamen wir nicht. Wir wurden einige Male vom Lärm einer
großen Baumaschine und auch anderen Autos geweckt. Letztendlich pellten wir und
gegen neun aus dem Bett.
An diesem Morgen fand etwas Ungewöhnliches statt. Während
Gunnar selbstredend zu Alexa und klein Ragnar hinüber gegangen war, umarmte mich
meine Halbschwester Marie so innig wie…..lange nicht mehr. Ich kann mich nicht daran
erinnern, WANN dergleichen das letzte Mal geschehen ist. Es ist ewig her.
Sie zog mich in die Küche und wir redeten über Sasha.
„Die Zwillinge werden es so wie so verraten, denke ich mir.
Warum sagst du es Gunnar nicht einfach?“
„WAS soll Rea mir sagen?“, fragte Gunnar, welchen ich nicht
hatte kommen hören. Er tat zwei Schritte zu mir hin und reckte den Kopf, um mir
einen Kuss zu geben.
Ich wehrte ab. „Du stinkst nach ihr. Hast du sie gefickt?“
Gunnar tat empört ob meiner gewöhnlichen Ausdrucksweise.
Seine Augen waren weit geöffnet und auf seine Stirn hatten sich Falten gelegt.
Marie musste grinsen.
„Ja.“, antwortete er mir.
„Dann gehst du dich besser duschen bevor du mich küsst.“
„Also WAS sollst du mir sagen?“
„Pffffffhhhuuu…..“, blies ich bedenklich die Luft durch
meine Lippen. Marie nickte mir zu.
„Also gut. Ich war ein paar Tage mit Sasha hier, bevor ich
zu dir nach Ashern kam.“ Mir war nicht wohl bei diesen Worten. Daher machte ich
ein besorgtes Gesicht und kaute auf meine Unterlippe herum.
Gunnar begann zu grinsen und lachte dann gerade heraus. „Das
weiß ich doch schon längst.“
Ich war erstaunt. Aber warum wunderte mich das nicht?
Natürlich hatte Gunnar alles in meinen Gedanken gelesen/gesehen.
„Und du bist nicht böse deshalb?“, fragte ich ihn.
Er lachte weiter. „Nein. Natürlich nicht. Ich bin doch
auch mit Alexa hier. Ist schon okay.“ Dann wandte er sich an Marie. „Und wie
haben es die Kinder aufgenommen?“, fragte er sie.
„Gunnar, du wirst staunen. Sehr gut.“, erwiderte sie.
„Sie hatten keine Angst vor ihm und schrien nicht?“ Gunnar
zog die Mundwinkel nach unten.
„Nein. Im Gegenteil. Sie liefen auf ihn zu, als würden sie
ihn bereits kennen. Er brachte sie sogar ins Bett. Sie vertrauen ihm
eigenartiger Weise.“
„Haben die beiden irgendetwas dazu geäußert?“
„Ja.“, klinkte ich mich ein. „Sie sagten, dass Sasha ebenso
anders wäre.“
„Ha! Meine klugen Kinder. Sie haben sofort erkannt, dass
auch er, auf seine Weise, ein Magier ist und Gedanken lesen kann.“ Gunnar
wiegte den Kopf. „Na ja, er ist ein Okkultist und natürlich nicht ganz wie wir.
Was weiß ich schon, in welcher Weise er seine Magie bisher gebrauchte. Und wir
werden sehen, wie das zukünftig wird. Wohin er tendiert. Ob seine Gegenwart
gefährlich für uns ist oder nicht.“
„Ja. Mag sein, dass Sasha Gedanken lesen kann.“, steuerte Marie
nachdenklich noch eine Theorie mit bei. „Aber womöglich meinten die Kinder das
auch noch anders.“
„Wie?“, fragte sie Gunnar und kniff die Augen zusammen.
„Das er eben NICHT wie alle andern seiner Art ist?“
„Art?“ Gunnar stutzte. „Du meinst seiner Religion?“
„Ja. Zum einen schon. Aber wer weiß, was da noch in Sashas
DNA so ist, dass ihn von anderen seiner Art unterscheidet.“
„Wie meinst du das?“
„Das kann ich dir noch nicht sagen.“, sagte Marie darauf. „Ich
habe nur so ein Gefühl. Hatte die beiden Kinder beim Spielen beobachtet und
ihnen zugehört. Nur was es bedeutet, weiß ich nicht. Und ich glaube, sie sind
noch zu jung, um uns ausführlicher zu erklären, was sie meinen.“
„Ja. Du hast Recht, Marie. Zumindest könnte man sagen,
dass die Kinder, als Wächter des Tores, die sie sind, den Juden nicht als Bedrohung sehen?“
Marie nickte und Gunnar schien recht zufrieden damit zu
sein.
„Vielleicht“, mutmaßte ich abschließend, „vermag ich Sasha
von der Wahrheit, wie wir sie sehen, zu überzeugen.“
Gunnars Gesicht zeigte Zweifel. „Ich dachte, die strengen Regeln
seiner Religion lassen keine Skepsis oder Abweichung zu?“
„Er lebt nicht so streng danach.“, sagte ich zu ihm. Erzählte
ihm jedoch ebenfalls vom Rest der Familie und was ich über diese erfahren
hatte.
„Oh mein Gott!“, rief Gunnar aus und stöhnte. „Ich glaube
nicht, dass du das schaffst, Rea. Bei dieser Familie! Und seine Liebe zu dir
vergeht irgendwann.“
„Ja. Ich weiß.“, erwiderte ich. „Daran dachte ich bereits
ebenfalls.“
Gunnar ging mit Alexa duschen und kam dann mit dem
glorreichen Einfall zurück, ich solle Sasha doch zu uns einladen.
„Ich vermute, er würde sicherlich so wie so am liebsten zu
dir kommen. Oder irre ich mich da?“
„Ja. Du hast Recht.“, gab ich zu und ließ mich von Gunnar
innig küssen. (Nun stank er nicht mehr nach Alexa!)
Während des Frühstücks redete ich noch einmal mit meinem
Mann. Gestand ihm und allen anderen, dass ich kein gutes Gefühl dabei hatte,
wenn ich Sasha hier her einlud. „Du weißt doch genau, wie es damals mit Derek war.
Ich fühle mich nicht wohl dabei.“, sagte ich zu ihm. „Denkst du mit Sasha wird
es besser sein? Wie stellst du dir das überhaupt vor?“
Gunnar hob kurz die Schultern und senkte sie wieder. „Alexa
ist doch auch hier bei mir.“
„Wenn Sasha hier her kommen würde, ist das natürlich die Rechtfertigung
für dich, wieder bei Alexa schlafen zu können.“
„Es war nicht böse gemeint.“ Gunnars Gesicht war ernst und
sein Blick war liebevoll. „Ich dachte nur,….damit du nicht alleine schlafen
musst, wenn…...“ Gunnar begann zu schmunzeln und ich wusste genau, was jetzt kam.
„Aber wir könnten natürlich auch wieder alle drei in einem Bett schlafen, die
hier wirklich groß genug dafür sind.“
„Nein. Und Nein.“, antwortete ich ihm entschieden!
Ich vermute Gunnar gedachte Sasha auf den Zahn zu fühlen
und die Zwillinge zu beobachten, wie sie mit ihm umgingen. Aber, mir war
schlicht und einfach nicht danach, Sasha hier zusammen mit Gunnar zusammen zu
bringen. Denn ich konnte mich noch überaus gut daran erinnern, wie es damals
mit Derek war. Es fühlte sich für mich nicht wirklich angenehm an.
Wir diskutierten noch eine Weile darüber. Marie und Henrik
merkten ebenfalls dazu einiges an und sogar Óðinn Asger und Inula Castanea
stimmten dem Gedanken ihres Vaters kindlich zu, Onkel Sasha wiedersehen zu
können.
„Er wird gut.“, sagte der kleine Óðinn.
„Onkel Sasha ist zwei.“, meinte Inula Castanea dazu. Was
auch immer das für die beiden bedeuten mag. Marie hatte Recht. Die Kinder waren
noch nicht in der Lage, uns Erwachsenen begreiflich zu machen, WAS sie nun damit
meinten. Oder WIR, als Erwachsene, vermochten einfach nicht zu verstehen, was
die beiden damit sagen wollten. Selbst mit Gedankenlesen kamen wir nicht weit.
Es waren Bilder die wir sahen und Gefühle der ehrlichen Freude, die wir
wahrnahmen. Nichts weiter. Zudem merkte Gunnar an, dass die magischen Zwillinge
bereits jetzt schon in der Lage wären, eine Blockade vor ihre Gedanken zu
legen. Schlicht und einfach aus dem Instinkt heraus. Sie konnten es, ohne dass
es ihnen jemand beigebracht hätte. Nichts destotrotz sollten sie sich DAS auch
bewahren UND….noch viel mehr von DEM, was sie JETZT als Kinder wussten, wo sie
noch die Verbindung zu ALLEM WAS IST hatten.
Natürlich rief mich Sasha an. Oder besser ich ihn, als
Gunnar mit Alexa am Duschen war. Es war nur ein kurzes Gespräch der üblichen Art,
in welchen er sein Bedauern ausdrückte, dass ich nicht bei ihm war.
Und im Augenblick bedrängt mich Alexa. Sie müsse mit mir
reden. Es war vorhin bereits kurz die Rede davon, dass wir beide endlich
lernen müssten, miteinander auszukommen. Bla, bla, bla, bla………