Das Unglaubliche, was ich nie für möglich gehalten, nie in
Betracht gezogen hätte, ist geschehen. Gunnar kränkelt. Daran hatte ich nie
gedacht. Er war der Fels in der Brandung, der kaum einen Schnupfen kannte. Aus
diesem Grund ist es umso eigenartiger, dass er nun, so urplötzlich, hohen
Blutdruck haben soll. Er ist gerade einmal einundvierzig Jahre alt. Hallo?!
Aber womöglich sind zwei Frauen zu anstrengend für ihn
und der ständige Stress um das Gleichgewicht von uns beiden. Oder meine
beständige Eifersucht und Unzufriedenheit. Die Diskussionen. Wer weiß.
Allerdings scheint es da auch andere Anzeichen zu geben, welche eine mögliche
Ursache darstellen könnten.
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Der gestrige Besuch beim Natur- Therapeuten war nicht
wirklich von Erfolg gekrönt. Aber egal. Zwei wichtige Informationen erhielt ich
in jedem Fall. Zeolith und Bentonit zur Entgiftung. Und dass ich darauf achten
solle, dass in den Nahrungsergänzungsmitteln keine schädlichen Zusätze sind,
wie beispielsweise Magnesiumstearat, als Kreide, welches dafür bekannt ist, dass es einen schleimigen Film an
der Darmwand bildet und die Aufnahme von wertvollen Inhaltsstoffen bis zu 65 %
blockiert bzw. verhindert. Also - logisch - von ALLEM, was wir zu uns
nehmen. Selbst namhafte Vertreiber mischen ihren Produkten dieses Magnesiumstearat bei. DAS hatte ich in der Tat noch nicht
gewusst und noch nie darauf geachtet. Ich dachte sofort an unsere Apotheke im
Zentrum. Auch dort müssen die Produkte überprüft und gegebenenfalls ein neuer
Anbieter gefunden werden, der sauberer ist. Was allerdings nun
nicht bedeutet, dass ich alles mit diesem Stoff noch augenblicklich
vernichtet wird. Nein. Es wird aufgebraucht und dann anderswo bestellt, was ich
noch mit Kevin absprechen muss.
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Camille Du Pont, die Voodoo-Priesterin, sah es mir bereits
an der Nasenspitze an, dass ich erneut eine innige Verbindung mit der
Schlangengöttin Ayida beim Sex mit Gunnar hatte. Aus diesem Grund schlug sie
mir vor, doch über Nacht bei ihr zu bleiben, was ich allerdings nicht tat. Denn
bereits zu dieser Zeit schien es Gunnar nicht gut zu gehen. Begonnen hatte es,
als wir den Natur –Therapeuten in der Charles Ave. verließen und gerade die
ersten Schritte auf der Straße taten.
Gunnar war stehen geblieben und hatte nach Luft gerungen. Sehr
ungewöhnlich für ihn. Er ist im Allgemeinen top fit. Zumindest nahm ich das
bisher an. Nun gut, mag sein, es war heiß gewesen und ich hatte seine kurze
Klage nicht weiter ernst genommen. Warum auch? Bisher war er kern gesund.
„Ich kann doch Morgen noch einmal kommen.“, hatte ich
Camille dann vorgeschlagen.
„Dieser Jude hat etwas vor.“, flüsterte sie mir ins Ohr
und natürlich las Gunnar ihre Gedanken und reagierte darauf.
„Das End-Game, oder was?“, stellte er die Frage in den
Raum, die doch eher eine Feststellung war. „Was beinhaltet es. Siehst du schon
etwas?“
Camille stand auf und sah sich Gunnar ganz genau an. Es
mutete merkwürdig an, wie sie ihn einige Male umrundete, um dann schlussendlich
vor ihm stehen zu bleiben und ihm in die Augen zu sehen, wozu sich Gunnar nach
unten beugen musste.
„Da ist etwas nicht in Ordnung.“, sagte sie. „Und es hat
seinen Ursprung im Magischen. Hast du es nicht bemerkt?“, fragte sie ihn.
Gunnar schüttelte mit dem Kopf. „Mir ging es immer
ausgezeichnet. Gerade vorhin, als wir den Natur- Therapeuten in der Charles
Ave. verließen, ist mir mit einem Mal
schwindelig geworden. Mein Herzschlag pochte mir in den Ohren. Aber ich habe
nicht weiter darüber nachgedacht und bin dann weiter gegangen.“
„Gäbe es jemanden, der dir schaden will?“, fragte Camille
gerade heraus.
Ich dachte sofort an Sasha. Nur ER wäre zu solch magischen
Handlungen in der Lage. Sagte jedoch nichts und überließ besser Gunnar das
Reden. Der hatte die Schultern gehoben und schüttelte mit dem Kopf. „Mir fiele
da eigentlich nur der Jude ein und er hat mir schließlich den Kampf angesagt.“
Ich biss mir auf die Lippe. Machte einen besorgten
Gesichtsausdruck. Genau DAS hatte ich befürchtet. Ich erinnere mich noch gut an
Sashas Worte, dass er nicht aufgeben würde. Das hatte er bereits des Öfteren
erwähnt.
War Sasha tatsächlich der Urheber dieser Angelegenheit?
Ich vermag es mir nicht vorzustellen. Jedoch was tut Mann nicht alles, um zu
gewinnen. Einen Konkurrenten auszuschalten. Würde Sasha in der Tat SO WEIT
gehen? Ich weiß es nicht.
Aber warum das alles an Sasha festmachen? Er muss es nicht
gewesen sein.
Und
dann die Zwillinge. „Onkel Sasha ist nicht böse.“,
sagte Inula Castanea und sah Óðinn Asger an. Der nickte. Sie hatten erspürt,
welche leise Anklage im Raume stand. (Was mir auffiel, dass stets Inula
Castanea die Wortführerin ist und Óðinn Asger zumeist der Ausführende.)
Camille stutzte und sah die Kinder erstaunt an. Marie
musste lachen und auch Henrik, der ein wenig abseits stand, konnte ein
Schmunzeln nicht verbergen.
„Das heißt wohl, dass die Kinder den Juden kennen?“ Camille
beugte sich zu den Kleinen hinunter. „Wenn ihr das sagt, dann wird es so sein.“
Die Voodoo-Priesterin richtete sich wieder auf. „Aber WER
war es dann?“
„Steht es denn fest, dass es eine magische Ursache hat.“,
fragte Marie, die es eigentlich ebenso hätte spüren müssen. Sie scheint bereits
so lange aus dem Magischen heraus zu sein, dass sie es offenbar nicht mehr
erkennt.
Óðinn Asger und Inula Castanea rannten auf Gunnar zu und
klammerten sich an seine Beine. „Pa! Pa! Wir helfen dir. Wir machen dich wieder
gesund.“
Camille staunte nicht schlecht über die Kleinen. Anerkennung
für die Kinder stand in ihren Augen geschrieben. „Können sie vielleicht auch
schon Dinge schweben lassen?“, fragte sie halb im Scherz.
„Nein. Nicht das ich wüsste.“, antwortete ich (voreilig!).
Die anderen schwiegen und sahen sich an…und dann zu….Camille.
„N-e-i-n. Das ist jetzt nicht wahr. Oder?“ Ihr zweifelnder
Blick wanderte von einem zum anderen und mir stand der Mund einen Augenblick
offen vor Staunen.
„Du hast nie etwas dergleichen erwähnt.“, sagte ich fast
vorwurfsvoll zu Marie.
Die tat verlegen. „Na ja. Ich habe es auch nur zwei, oder
drei Mal gesehen.“
„Und du Gunnar?“, fragte ich meinen Mann.
„Die Kinder haben es mir ein einziges Mal vorgeführt, es
wäre es das Normalste der Welt. Es war irgendwie so nebenbei geschehen. Da war
die kleine Eisenbahn und die stand mit einem Mal mitten im Raum.“
„Henrik?“ Mein fragender Blick traf Maries Ehemann. Der
zuckte nur mit den Schultern und lächelte.
Während dieses ganzen Theaters stand Alexa mit ihrem Balg
eher im Abseits. Nur jetzt fragte Camille, ob der kleine Ragnar bereits
irgendwelche Anzeichen magischer Aktivität gezeigt hätte. Alexa trat nun ein
wenig vor und verneinte.
„Nicht das ich wüsste.“, sagte sie und Gunnar stimmte ihr
zu.
„Er ist gerade einmal ein halbes Jahr.“
Cammille atmete tief durch. „Wir müssen die Verursacher
finden.“, sagte sie zu Gunnar hinüber. „Setzt dich hier hin. Ich messe deinen
Blutdruck. Denn ich sehe das Blut in deinen Adern viel zu schnell fließen.“ Und
schon hatte sie behände ein Gerät dafür aus dem Schrank gekramt.
Alexa tat verwundert.
„Was ist?“, fragte ich sie.
„Sie ist aber doch keine Ärztin. Oder?“
Alle lachten. „Das hat doch damit nichts zu tun.“, sagte
Gunnar zu Alexa hin „Blutdruck messen ist doch nun wirklich keine Hochrechnung.
Das kann doch jeder. Und es wäre jetzt sicher vorteilhaft es zu tun.“ Er setzt
sich hin und tatsächlich waren seine Werte besorgniserregend.
„Du gehst Morgen zum Arzt und dann kommt ihr wieder zu
mir.“, verfügte Camille….und wir alle werden folgen.