Heute endlich durchgeschlafen. Kein Baumaschinenlärm. Was für ein Segen! Dieser Tumult ist ohnehin ungewöhnlich hier für diese Gegend.
Allerdings vermisste ich meinen Mann, als ich die Augen
aufschlug. Er war vermutlich bei Alexa (und ich fragte späterzu gleichwohl
nicht nach. Wozu?) Ich hatte es bereits des Nachts bemerkt, als ich zur
Toilette gegangen bin. Er hatte gestern Abend offenbar nur so lange gewartet,
bis ich eingeschlafen war, um dann zu ihr zu gehen.
Etwas später, ich hatte gerade mit meinen ersten drei
Übungen, noch im Bett liegend begonnen, kam Gunnar herein mit den Kindern, die
sogleich auf das Bett gekrabbelt sind. Gunnar nahm Óðinn Asger zu sich auf den
Arm und Inula Castanea blieb neben mir sitzen. „Tante Rea. Komm. Frühstück.“
Und in der Tür stand Alexa mit dem Baby. (WAS für eine glückliche Familie wir doch sind! Ha,
ha!)
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Es ist nichts Weltbewegendes geschehen, außer ein wenig
shoppen. Es ist viel zu schwül, um Großes zu unternehmen. Und warum sollte ich
mich in die Stadt begeben? Hier, auf dem Grundstück, ist es tausendmal
bezaubernder als irgendwo. Gunnar hat Henrik (die zwei nordischen Männer!) zum
(Bier) trinken und reden. Und ICH Marie. Wie fabelhaft das ist, endlich wieder gute
Freundinnen zu sein! Ein Vorschritt sondergleichen! Wer hätte das gedacht?
In bekümmernden Situationen, wo es mir ganz so arg
erscheint, also wenn Gunnar bei Alexa ist, oder liebevoll mit ihr schmust, habe
ich immer noch die Gelegenheit Sasha anzurufen, was ich auch tue. Er ist mir
derzeit ein Trost in leidvollen Stunden. Oder besser, das Denken an ihn.
„Soll ich das Apartment noch weiter mieten? Oder magst du
es lieber, wenn ich etwas anderes für uns zum Wohnen suche?“, fragt er mich und
ich weiß, gleichwohl er es auch ausspricht, dass er sich nichts sehnlicheres
wünscht, als das ich bei ich wäre.
Sasha sprach auch von Berlin. „Wir könnten meinen Bruder
besuchen und zu deinen Eltern gehen? „
WAS denkt er sich nur? Dass ich ihn tatsächlich meinen
Eltern vorstelle? Aus welchem Anlass heraus? Aber womöglich beabsichtigt er auf
diese Weise Ahnenforschung zu betreiben UND….mir etwas zu beweisen. Das
ich doch jüdischer Abstammung bin? Was für mich eine bewiesene Unmöglichkeit
ist!
Warum? Warum nur ist er so erpicht darauf, es mir
nachzuweisen? Soll es dann annehmbarer für mich werden, ihn als (m!)einen
möglichen Mann für die Zukunft zu akzeptieren? Schließlich fällt es mir nicht
leicht, seine Abstammung gut zu heißen. Und hier geht es in keinster Weise um
Rassismus. Nein! Sondern um eine Religion, die uns alle, die nicht dessen sind, im System von teile
und herrsche, zu Sklaven macht-e. Niemand ist sicher auf dieser Welt vor denen.
Denn ihr Einfluss wächst. Oder besser, sie setzen vehement ihre lange
bestehenden Pläne um. Bemerkt das keiner?
Thema-Wechsel!
Derek rief erstaunlicher Weise an. Wir plauderten eine
Weile miteinander. Nichts Erhebendes, nichts Weltbewegendes, nicht Neues. Noch
immer tröstet er Giselle. Rochelle sei
weiterhin sauer auf ihn. (Wer’s glaubt?) Ab und an spreche er mit seiner Frau
Lourianne. Sie wünscht sich ihn zurück nach New York, was ER nicht will. Vor
allem aufgrund seiner Mutter, der es dort nicht wirklich gut gefällt.
Allerdings……wäre diese Jasmin jetzt zu ihm ins Zentrum gezogen, was die Sache
mit Rochelle erklärt. Lebt Derek jetzt tatsächlich mit einem Mädchen zusammen,
dass beinahe halb so alt ist wie er? Männer!
Man stelle sich vor, das täte eine Frau!
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Ach ja. Natürlich. Alexa gedachte mit mir zu reden. Ja,
selbstverständlich sehe ich es ein, dass wir auf irgendeine Weise miteinander
auskommen müssen, was wir genau genommen doch bereits tun, wenn Gunnar uns
nicht nur auf diese Reise nicht trennt, sondern doch viel lieber mit uns beiden
zusammen ist. Im Zentrum mag dies noch alles gerade so erträglich sein. Was ich
mir, bevor dies geschah, nicht einmal hätte vorstellen können,….dass Alexa so
nahe bei mir wohnt. Gleich in meiner Nachbarschaft. Mit der Geburt des Babys
hat sich viel verändert. Gunnar übernimmt selbstredend Verantwortung und mag
Alexa gleichwohl nicht mehr missen. Ich weiß, dass er sie liebt. Das kann ich an
seinem Umgang mit ihr sehen. Das Kind mag ebenso eine Rolle spielen. Es ist ihm
so wie so ein Angenehmes, wenn wir alle zusammen sind. Was man von mir
nicht behaupten kann. Und ich vermute, ich bin nicht die Einzige, die solch ein
Leben (mit der Mätresse des eigenen Ehemannes) nicht gut heißen kann. Nicht
lebenswert findet!
Aber egal. Was bleibt mir, als mich zu arrangieren. Und
WENN ich Gunnar nicht so unermesslich lieben würde, sollte ich darüber
nachdenken, meine Chance mit Sasha nicht zu verspielen. Er wird nicht ewig auf
der Ersatzbank bleiben.