……als gestern noch. Der
Katzenjammer ist vorerst vorüber. (Mann hat mich ernüchtert.)
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Sasha liest kritischen Argus-Auges meine Tagebucheinträge,
was Gunnar niemals tat und er ist sehr streng damit. Fast autoritär. WAS
erwartet mich in dieser Hinsicht also erst, stellt sich mir die Frage, WENN ich
mit ihm verheiratet bin? Reglementiert er mich dann? Und in welchen Dingen?
Jedoch SO weit ist es noch nicht.
Selbst WENN ich jetzt gehen wollte, würde ER mich
vermutlich nicht lassen……dachte ich gestern noch so.
Zum einen plane ich eine Zukunft mit Sasha und zum anderen
treibt mich das Gefühl in meinen Herzen zu Gunnar zurück. Immer wieder die
Frage WAS tun?
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Gestern ein Kurzbesuch von Sashas Bruder Misha. Der
Extremistische in der Familie. Der Jungspund, der seine (eingebläuten) Konditionierungen
noch nicht erkennt oder gar überwindet und sich noch viel zu oft verhält wie
die Axt im Walde. Also überaus provokativ. Natürlich hatte ich bemerkt, dass er
versuchte seinen Zauber zu festigen. Ließ es jedoch mittels einer Schutz-
Imagination nicht zu.
Der Abend war ruhig und gediegen und in Gedanken plante
ich bereits Kevin anzurufen, was ich am Morgen tat.
Erneut war ich ungewöhnlich beizeiten wach. Es war gegen
sieben und wir pellten uns beide noch umgehend und recht rasch aus dem Bett.
(Kein Sex.) Denn heute stand der Termin beim Anwalt an. 9.30 Uhr. Man erwartete
meine Unterschrift auf den Scheidungs- Dokumenten.
Mir war unwohl bei dem Gedanken, mich tatsächlich von
Gunnar zu trennen. Zumindest hatte ich vor, noch einmal mit ihm zu reden, bevor
ich…..nun ja, Sie wissen schon.
Kevin erklärte ich die Lage und ließ mir von ihm alle
verfügbaren Nummer senden, die er auf seinem Handy hatte. Adam gehörte
ebenfalls dazu. Denn IHN rief ich nach dem Gespräch mit Gunnar an, um die
Adresse und Telefonnummer von Mary Rainbow Women und Tate´okna nita pehin zu
erfahren. Schließlich sollten Gunnar die Scheidungs- Papiere noch umgehend
erreichen. Er selbst sagte mir etwas später, dass die beiden Lakota seine nächste
Station der Reise wären.
Gunnar war zu Beginn überrascht und erleichtert von mir zu
hören.
„Na endlich! Verdammt! Was soll das Ganze? Warum rufst du nicht
an?“, prasselten seine vorwurfsvollen Worte auf mich ein, welche er natürlich
zu Recht aussprach.
Ich erklärte ihm die Angelegenheit mit dem verschwundenen
iPhone und er lachte. „Kam euch wohl sehr gelegen?“, fragte er.
Ich antwortete nicht darauf. Stattdessen sprach ich von
meinem Vorhaben der Auflösung unserer Ehe, was ihm wohl für einen Moment die
Sprache verschlug.
„Das ist nicht dein ernst? Übertreibst du nicht ein wenig
mit der Authentzität? Das kannst du doch nicht tun? Wir lieben uns doch.“,
sagte er dann schließlich.
Ich wusste, ich hatte die einmalige Gelegenheit, ihm ein
Ultimatum zu stellen. Und gleich was auch geschah, ich konnte nicht verlieren. Entweder
Gunnar, oder Sasha. Beides war mir Recht. Obwohl mir Gunnar selbstverständlich tausend
Mal lieber war.
„Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten, Gunnar.“, stellte
ich ihn vor die Wahl. „Entweder du lässt Alexa sein und lebst ausschließlich
mit mir, oder gänzlich ohne mich. Es ist deine Entscheidung.“, delegierte ich die
Verantwortung weiter. Legte sie auf ihn. So war ich doch damit nicht mehr
behellig. Es plagte MICH nicht mehr. Nun lag alles an Gunnar.
Der regte sich auf. Das ginge SO nicht! Er könne Alexa
doch nicht einfach so gehen lassen. Schließlich hätten sie ein Kind!
Nach seiner Rechtfertigungs- Tirade, wiederholte ich mein
Angebot. Er schnauft….und das sagte mir, dass ihm Alexa zumindest ebenso viel
bedeutete als ich. Oder mittlerweile.
„Also wenn du sie nicht lassen kannst, verlierst du mich.“,
erwiderte ich ihm eiskalt. Sasha schmunzelte. Er hörte zu und freute sich
offensichtlich über unsere Disharmonie. Dann hörte ich Gunnar noch stottern und
etwas von: „Ich kann doch Alexa nicht…….“, bla, bla, bla…usw..
„Dann wirst du Post von den Anwälten erhalten.“, gab ich
als Antwort zurück. (Alexa wird es freuen. Und ich hoffe nicht lange. Ich warte
noch immer darauf, dass mein Zauber gegen sie, irgendwann in die Materie kommt.
DANN wird sich vieles wenden. Denke ich.)
Gunnar hatte sich in der Tat NICHT dazu durchringen
können, zumindest den Gedanken zuzulassen, dass er auch OHNE Alexa leben kann.
Dann frage ich mich, wie groß kann dann seine Liebe zu mir noch sein? Dann wird er mich tatsächlich verlieren und…..ich
ihn.
Als ich das Gespräch mit Gunnar beendet hatte, sah ich zu
Sasha hin, der gerade zum Reden ansetzte.
„Und DU, sagst jetzt nichts!“, herrschte ich ihn an.
Er lächelte verdutzt und zog die Brauen hoch. Auf seiner
Stirn zeigten sich reichlich Falten. Dann lachte er. „Schön, dass ich mir keine
Sorgen mehr um den Schweden machen muss. Er schießt sich selbst ins Aus.“ Damit
war so ziemlich alles gesagt……….
Die Verantwortung abzugeben, kann zuweilen doch recht
entlastend sein.