Ich
ignoriere beflissen Alexas Winkelzug. Tue, als wäre er nie geschehen, nie
ausgesprochen worden.
Denn,
„Emotionen beherrschen und steuern“, ist, laut Grandma Kathy, meine
gegenwärtige Lektion.
Davon
abgesehen, selbst Gunnar glaubt NICHT daran. Sagt, es sei ein Fake, um ihn
gefügig zu machen.
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Nun, nicht
genug, dass ich mich niederen Aufgaben, wie dem Putzen und dem Kochen
bereitwillig hingegeben habe, und genau genommen ebenso sekündlich auf meinen
Atem achten soll, was ich als unmöglich empfinde, wird mir zudem noch von
Grandma Kathy angetragen, ich solle ebenso, neben der Selbstreflektion und
meinen Gedanken, auf meine Emotionen achten. Was sicher alles in allem überaus
wichtig und richtig für mich ist. Nur, komme ich dann auch noch zum leben?
Mag sein,
dass mich dergleichen Hinweise im ersten Augenblick verärgern. Im Zweiten ist
mir selbstredend bewusst, dass ihre Anregungen zweifelsohne nur das Beste für
mich sind. Andererseits erklärte ich ihr, dass ich durch die Krämpfe so manches
Mal kaum tief durch atmen kann.
„Kind, Du
solltest dich in manchen Situationen nicht überfordern. Solltest Pausen
einlegen. Wie sagt man bei euch? Entschleunigung. Gleich, wie lang etwas
dauert. Und wenn du dann noch an den Atem denkst, die Bauchatmung dir womöglich
schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, weitet sich deine Brust fast von
selbst. Er stärkt deine Muskeln und das Zwerchfell, dass du zur Bauchatmung
brauchst.“
„Mag sein.
Aber es ist überaus anstrengend für mich.“
Kathy
neigte den Kopf. „Mag sein. Aber, hältst du nur durch, wird es Stück für Stück
besser werden.“ Sie zwinkerte mir zu und hob die Hand, um zu signalisieren,
dass sie noch etwas anzufügen hatte. „Gedankenhygiene und Einstellungen sind
ebenso ein wichtiger Garant, sowie ein wenig Meditation, um dich nach und nach
selbst zu heilen. Ebenso, dass du an dich selber glaubst und dich achtest.“
„Ist
Meditation nicht reine Männersache. Frauen können dies doch ohnehin beinahe von
selbst.“
Jetzt
lachte sie so herzhaft, dass ich und alle Umstehenden mitlachen mussten. „Ja.
Da hast du Recht.“
Sie
klopfte sich auf die Schenkel und sah mich auffordernd an. „Na dann. Beweis’ es
mir.“
Der
kommende Neumond sei ein guter Zeitpunkt,
um mit allerlei Neuem zu beginnen, merkte sie noch im Hinausgehen
an. Und ebenso, ob ich nicht vielleicht einige Tage bei ihr bleiben würde.
Bei diesen
Worten sah ich zu Gunnar und dachte an die leeren Nächte ohne ihn an meiner
Seite. Was mir ängstlich werden lies.
„Kathy
fasse meinen Arm und sagte lächelnd: „Männer stören da nur.“
Nein.
Nein! Nein!!! Dachte ich. Ich kann nicht OHNE IHN!!! Und schon bahnte sich die
Panik an. Ich begann flach und schnell zu atmen. Meine Augen huschten unstet
hin und her. Unruhe breitete sich in mir aus.
„Ich
brauche ihn!“, sagte ich noch. „Er fängt die Angst so großartig ab und gibt mir
Ruhe.“ Und schon erlag ich der Panik-Attacke.
Gunnar
nahm mich auf seine Arme und trug mich zurück in die Hütte. Legte mich auf die
Liege dort und hielt meine Hand.
„Ach du
meine Güte!“, hörte ich Kathy poltern. „Was für eine emotionale Abhängigkeit
ist denn das!!“
Selbstredend
blieb ich nicht dort und fuhr mit den anderen zurück zu Agnes und Leos Haus. Es
war ohnehin schon spät. Alldieweil wir ebenso verzögert losgefahren waren.
Allerdings
war ich nun so aufgewühlt, dass ich lange Zeit nicht einzuschlafen vermochte.
Stand auf und tat mir fb an und andere (politische) Seiten. Sprach mit Troels
und Derek, dessen Stimme mich, in meiner derzeitigen unstabilen Lage, immens
beruhigte. Gunnar lies es selbstverständlich zu und hörte mit. Wogegen ich
nichts hatte. (Ich! Derek schien es einigermaßen unangenehm.)
Da ich
ohnehin nicht zum Schlafen zu bewegen war, analysierten wir noch, auf Mary’s
Anraten hin, wie es eben zu dieser Attacke gekommen war.
„Ich kann
nicht ohne ihn sein!“, polterte ich los.
„Eben
daran liegt’s.“
Ich sah
sie entgeistert an. „Was ist daran schlimm?“
Mary und
Rodney sahen sich an. Leo und Agnes ebenso. Adam konzentrierte sich auf mich.
Gunnar ebenso. „Du kannst nicht mehr wirklich selbstständig sein. Es ist, wie
Grandma sagt. Du hast dich selbst in eine emotionale Abhängigkeit begeben.“
„Woran
wird DAS wohl liegen?!“, fauchte ich weiter in der Annahme, dass man sich gegen
mich verschwört.
„Woran
denkst du denn?“, Agnes blieb freundlich und auch die anderen.
Ich dachte
nach. Konnte es jedoch nicht. Meine Gedanken machten Purzelbäume. Überschlugen
sich und schließlich nannte ich den Oberbegriff für alles Ungemach: „Am
Patriarchat!“
Die
anderen sahen sich an und grinsten, was mich wütend machte und weiterhin der
Vermutung erliegen ließ, dass man sich gegen mich konspiriert.
Mary
schien meinen Zorn wahrzunehmen. „Rea, beruhige dich erst einmal. NIEMAND will
dir etwas Bösen.“
Ich
schmiegte mich an Gunnar und hielt ihn fest. Er wiederum strich mir übers Haar
und drückte mich an sich. Sagte jedoch nichts und schien abzuwarten, wie es
weiter geht.
„Du hast
natürlich Recht Rea.“, begann Agnes nun zu sprechen. Was ich ebenso als
verhätschelnden Angriff wertete. Mich jedoch versuchte zu beherrschen.
„Du suchst
nach Sicherheit, die es genau genommen gar nicht gibt. Und ebenso nach
Geborgenheit, die dir die gegenwärtige Gesellschaftsform, in der wir
leben, nicht bieten kann. Niemanden von
uns. Zudem hat man dich per se mit der Erziehung in eine Form gepresst. Und
wenn du nicht gehorsam warst, entzog man dir Nähe und Zuneigung, um dich
gefügig zu machen. Zudem lud man Schuld auf dich, wo keine war, um dir Angst zu
machen. Nur nehme ich an, dass du das alles bereits weißt.“
Ich
verstand sehr gut, was sie sagte und nickte ihr schweigend zu. Mein Zorn begann
so allmählich zu verfliegen. Worüber ich selbst sehr zufrieden war.
„Deshalb
Rea, entwickelt sich in der der Zorn als einzige Möglichkeit des
Widerstandes.“, sagte Rodney zu mir. „Weil du sonst keine andere sahest. Was
verständlich ist. Nur der Zorn war nur teilweise und vielleicht anfänglich ein
guter Ratgeber. Auf lange Sicht gesehen, schadet er dir enorm.“
„Und DAS
musst du sehen.“ Mary war aufgestanden, zum mir herüber gegangen und hockte
sich nun vor mir hin. Griff nach meiner Hand und hielt sie lächelnd fest.
Drückte sie. „Wir wollen dir helfen Rea. Und das weißt du auch. Wenn du das
verstehst, dann nicke einfach.“
Ich
nickte.
„Aber
jetzt, gehst du erst einmal schlafen. Legst dich in die Arme deines Mannes, wo
du sicher bist.“ Sie zwinkerte mir zu und auch alle anderen lachten.
Die für
mich gefühlte, angespannte Stimmung, hatte sich mit dem gemeinschaftlichen
Lachen aufgelöst und auch ich war mit den abschließenden Worten zufrieden und
tat genau das, was Mary sagte. Mich genüsslich in Gunnars Arme kuschelnd
schlafen legen.
Nur vor
einem hatte ich noch Angst. Vor den Schmerzen, die mich neuerdings gelegentlich
des Nachts erwachen lassen. Was ich als keine vorteilhafte Entwicklung sehe!
Ich sprach selbstredend bereits mit Gunnar darüber. Er kennt nicht so gut, wie
kein anderer......