Mein
Ehemann entschuldigte sich wegen Alexa bei mir noch einige Male. Er selbst
sprach dies Thema an. Offensichtlich plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
„Ich weiß,
dass du darüber nachdenkst.“, sagte er zu mir und schien in der Tat mitfühlend
zu sein.
Ich nickte
nur und wahrte die Contenance.
„Du magst
nicht darüber reden. Oder?“, setzte er nach.
Ich
schüttelte mit dem Kopf und wahrte die Contenance.
„Es tut
mir wirklich leid. Verzeih.“
„Wer
fickt, muss damit rechnen, dass ein Kind entstehen kann.“
„Was in
keinster Weise meine Absicht war. Glaube mir.“
„Aber
natürlich. Was sonst.“, erwiderte ich und wahrte weiterhin die Contenance.
Gunnar
hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und zog mich zu sich heran. Er sah zu
mir herüber und küsste mich dann. Ich ließ es geschehen. Seine Lippen berührten
sanft die Meinen. Mit einem Mal strahlten Gunnars Augen und in seinem Blick sah
ich diese aufrichtige Liebe zu mir, wie sie seit Anbeginn unseres Zusammenseins
lebendig war.
„Ich
verspreche dir, gleich was geschieht, nichts wird meine Liebe zu dir verändern.
Wir werden immer zusammen sein.“ Gunnars Blick senkte sich und er drehte ein
Stück weit den Kopf zur Seite. „Mir ist stets und durchaus bewusst, dass man
mich mit derlei erpressen kann.“
„Und sie
scheint es zu versuchen. Wie groß kann ihre Liebe in diesem Fall sein?“
Gunnar
hatte den Kopf wieder zu mir her gewandt und zog nun die Brauen nach oben. „Ich
weiß genau, dass sie mich über alles liebt. Sie sagt es mir jeden Tag. Und
ich....“, er zögerte. Löste sich von mir und schnaufte. Dann drehte er den Kopf
und blickte mir erneut prüfend in die Augen. Ich wartete, dass er seinen Satz
beendete. „Und ich......das sagte ich dir bereits,.....liebe sie auch. Irgendwie....“,
schob er sogleich hinterher.
„Irgendwie???
Was bedeutet das jetzt? Liebst du sie nur vorübergehend, wie diese russische
Fotze? Entschuldige! Ich vergaß, wie sie hieß. IRGENDWANN hattest du gleichwohl
von ihr genug.“
Gunnar
bewegte sein Haupt leicht hin und her und nahm eine Abwehrhaltung ein.
„Mag
sein.....“
„Spätestens
dann“, schnitt ich ihm das Wort ab, „als sie mit einer Schwangerschaft
aufwartete.“, provozierte ich ihn.
„Nein,
nein. So war das nicht.“ Schuld stand ihm ins Gesicht geschrieben. Oder
täuschte ich mich da? Allenfalls schien er noch etwas sagen zu wollen, ließ es
aber dann und bemerkte, so ganz nebenbei: „Schließlich hatte sie dann einen
anderen.“
„Ach ja?
Natürlich. Wie konnte mir nur diese Einzelheit entfallen? Offensichtlich war
sie nicht wirklich wichtig.“
Gunnar
schwieg vorübergehen. Lehnte sich nach vorne und schien sich mit imaginärem Wasser
die Hände rein zu waschen. Zumindest sah es so aus.
„Weißt du
was Rea?“, sagte er dann und sein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet.
Ich horchte indes auf und sah ihn an, in Erwartung der nächsten Darlegung
seiner Unschuld oder Schuld von ihm und seiner Konkubine. „Ich habe es dir noch
nie gestanden. Aber du wirkst stets zur Gänze überaus elegant und adlig. Man
bemerkt, aus welcher noblen Kinderstube du stammst.“
WAS für
eine smarte Wende des Gespräches!
Erstaunlich! Ich sah Gunnar beinahe entgeistert an.
„Hast du
das nie bemerkt?“
„Was?“,
fragte ich noch einmal nach, um sicher zu gehen.
„Wie
erhaben du dich stets benimmst.“
„Nein.
Natürlich nicht. Ich dachte, mein Verhalten sei zumeist gewöhnlich oder sogar pöbelhaft
bis vulgär.......gelegentlich, wenn ich wütend bin.“
Gunnar
lachte. „Mag sein, dass du zuweilen die Redensart des gemeinen Volkes annimmst.
Was aufgesetzt wirkt. Denn es ist mehr als offensichtlich, zu welcher Klasse du
gehörst.“
„Ach.
Tatsächlich?“
„Ja.“
Gunnar
begann zu grinsen. Er nahm mich in den Arm und wir lachten beide...miteinander.
Trotz aller Widrigkeiten.
Ein wenig
später fuhr er fort. „Es ist ebenso die Haltung an sich, mit der du dich
bewegst. Die etwas Majestätisches hat.“
Ich sah
ihn zweifelnd an. „Nun, ich war bisher der Meinung, dass man mir doch viel eher
einfältiges, sogar impulsives bis hysterisches Verhalten nach sagt, mit wenig
Haltung, wie sie mir von meinem Stande her gebührt. Zumindest dachte ich dies
bis hier her.“
Gunnar
lächelte mild. „Mag sein. Zuweilen. Dennoch verrät die Art, wie du dich im
Allgemeinen gibst, in welch’ noblen Umfeld du aufgewachsen bist.“
„Meinst du
tatsächlich, dass dies so ist? Ich empfinde mich oft alles andere als nobel,
oder aristokratisch.“ Ich hob leicht die Schultern und sah Gunnar kapitulierend
an. „Bin ich doch dutzende von Malen unsicher und mit Zweifeln an mir selbst
behaftet, wo es Stärke und Entschlossenheit erfordert. Bemerkt man dies nicht?“
Gunnar hob
ebenfalls die Schulter. „Ja und nein. Aber ist das nicht ganz einfach
menschlich?“
„Überdies
bin ich schwach und gebrechlich.“, fügte
ich an, ohne auf Gunnars Frage einzugehen. „Kaum sichtbar. Wie ein Schatten
fühl’ ich mich. Infolgedessen doch eher unwürdig, für diese Art von eleganten
Leben. Meine Mutter tadelte mich oft.“
Gunnar
entrüstete sich fast. „Oh nein! Du lebst diese Art, so zu sein, doch ganz und
gar! Und ist Zartheit nicht gerade die Natur des Adels.“
„Das
denkst du nur.“
„Oh nein.
Das ist tatsächlich so.“
„Kennst du
denn Viele unserer Art?“
Gunnar
lächelte und schüttelte mit dem Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Weißt du
Gunnar, dies ist nur eine scheinbare Eigenart. Genau genommen, müssen wir stark
sein. Denn, wir leiden im Inneren. Es ist nicht schicklich, so wie ich es oft
tue, meine Emotionen nach außen zu zeigen.“
Unsere
Unterhaltung glitt nun in Geplänkel und smal talk ab und ich suchte sie zu
beenden. Kuschelte mich lieber an seinen warmen Körper. Denn mir war kalt
geworden.
Am späten
Abend fanden wir noch einmal zu dem Thema Alexa zurück. Wie es zu erwarten war.
Es beschäftigt uns beide. Offensichtlich......
Jedoch
blieb die Unterhaltung sanft und eher verhalten. Sachlich und gepflegt.
Am Ende
waren wir uns einig und glaubten nicht (wirklich...) daran, dass Alexa die
Wahrheit sagt.
Nun,....wir
werden sehen.
Ein Rest
von Unsicherheit bleibt jedoch zurück.
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Aus der
Ferne kann man viel vermuten. Versprechungen tätigen und sogar Flüche
ausstoßen. Aber WAS, wenn wir zurück in Schweden sind und sie tatsächlich
schwanger ist? Gunnar ist nicht nur diesbezüglich ein Ehrenmann. Niemals würde
er sie in diesem Zustand in die Wüste schicken. Und ich vermute, dass sie das
weiß. Somit hätte sie in der Tat ihr Ziel erreicht. Gleichgültig, was Gunnar
mir JETZT und HIER versprechen mag. Und ob sie ihn nun wirklich liebt, stünde
dann ohnehin nicht mehr zur Debatte.