Sonntag, 24. Juli 2016

Look for a vision



Alexa ist seit zwei Tagen in Deadwood. Womit sich gleichwohl erklärt, wo Gunnar die letzten zwei Tage tagsüber war.
Selbstredend schlief er mit ihr. Trotz alledem hatten auch WIR guten Sex. 
Es ist schon schwer mit der Enthaltsamkeit und vor allem mit dem treu Sein für Gunnar in diesen letzten Wochen. Mit Alexas Ankunft ist dies alles wieder vorbei.
„Es gibt nicht nur uns zwei auf dieser Welt. Da sind noch andere Menschen…..“
„……die dir wichtig sind“, beendete ich Gunnars Satz, der nach einem prüfenden Blick zustimmend nickte.
Meine Enttäuschung allerdings, vermochte ich indes nicht vor ihm zu verbergen.
Ich vermute es war eine enorme Erleichterung für meinen Mann es  auszuspreche, es mir zu gestehen, dass seine Konkubine bereits seit zwei Tagen in der Nähe war.
Nun ist er losgezogen, um sie zu uns zu bringen.
Mary und Rodney hatten nach einigen Überredungskünsten von Gunnars Seite schlussendlich zugestimmt.
„Wir fliegen doch ohnehin in einigen Tagen nach New Orleans.“, hatte Gunnar augenzwinkernd zu mir gesagt,……in der Hoffnung, ich wäre seinem Tun ein wenig mehr gewogen.
„Ich weiß, es ist nach unserer Zweisamkeit wieder ungewohnt für dich, Alexa hier zu haben. Aber…..du kennst sie doch……..ganz gut. Und sie dich auch. Seit ihr nicht wie Schwestern?“
„Was soll diese alberne Bemerkung?“, echauffierte ich mich und besann mich jedoch sogleich. Setzte aber dennoch, meinem inneren Empfinden Rechenschaft tragend, ein verdrießliches Lächeln auf.
„Ich dachte nur, ihr wäret zumindest Freundinnen?“
Ich wusste genau, dass Gunnar in diesem Augenblick pokerte, um mich gnädig zu stimmen. Nur erreichte er das Gegenteil damit. Ich blieb, verständlicher Weise, verärgert! Allerdings hatte ich mir geschworen, und Gunnar erinnerte mich leidlich daran, wegen Alexa, oder irgendeiner anderen Frau, NICHT im depressiv, eifersüchtigen Kopf-Chaos zu versinken. Infolgedessen hielt ich meinen Widerwillen im Zaum und blieb kontrolliert. Begann meinen Tag wie sonst auch. Nur der schale Geschmack der Eifersucht blieb in meiner Kehle hängen. Dieses Gefühl von Abscheu gegen eine Person,…..welches ich tunlichst verbarg und hinunter schluckte.
Mary und Rodney war es ebenso nicht genehm Alexa hier doch noch begrüßen zu müssen. Wir unterhielten uns in Gunnars Abwesenheit über diese Situation.
Auch SIE hatten sich von Gunnar überreden lassen und letztendlich zugestimmt.

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Am Abend zuvor visionierte ich  noch in Gunnars Armen. Es war das erste Mal, seit wir hier angekommen sind. Ich und alle anderen dachten schon, dass es dieses Mal nichts Spirituelles für mich gibt. Aber da war diese offene, deutliche Vision und ich stellte Fragen. Die Antwort kam in Bildern zu mir. Es war dunkel im Raum und meine Atmung ging schnell. Ich klammerte mich an Gunnars Körper. Er wusste genau, um was es geht und behelligte mich nicht. Ließ mich schlicht und einfach visionieren. Fragen stellen und…..…Antworten erhalten. Nur einmal erkundigte er sich mit leisem Ton, ob mit mir alles in Ordnung sei.
Der ganze Tag war irgendwie eigenartig. Ich war in mich gekehrt. Nahm kaum jemanden, oder etwas um mich wahr. Die Zeit verging im Flug und im Nu war es Abend. Ich sah mir einen Vortrag von Arkadij auf meinem Notebook an. Er dauerte gut eine Stunde.
Dieser Mann ist in der Tat etwas Besonderes. Ich nahm Verbindung zu ihm auf und…….…begann zu weinen,…..aus dem Nichts heraus.
Es gibt Augenblicke, wo einer die ganze Tragweite des Geschehens bewusst wird. Ob im Großen oder im Kleinen. Ob im ganz Persönlichen, oder im Weltgeschehen.  Und in wenigen Sekunden – der Anbindung - sieht man was geschieht. Erkennt man die Zusammenhänge. Aber dieses Glück, der totalen Klarheit, ereilte mich bisher bedauerlicher Weise immer nur einen kurzen Augenblick. Dauerhaft vermag ich diesen Zustand, diesen Zugang zum Supercomputer nicht aufrecht zu erhalten. Jedoch an diesem Abend, in Gunnars Armen, sah ich Bilder. Sie waren zwar gut verständlich, jedoch nicht so klar wie in diesen kurzen Momenten der totalen Anbindung. Aber ich verstand was sich da „im Großen“ ereignete und das es etwas zu tun galt…..mit all den anderen, die sich dieser Aufgabe widmeten. Darunter sind Gunnar, sein Onkel Erik und seine Schüler genauso wie alle Erwachten dieser Welt.

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Kevin hat sich nun doch entschlossen in Schweden zu bleiben. Er kommt nicht hier her. Was offenbar der Überredungskunst seiner Lebensgefährtin zu verdanken ist.

Bei Derek bin ich mir nicht sicher. Er ist, wie stets, überaus Pflichtbewusst,…was seinen Job im Zentrum betrifft. Nur die Angelegenheit mit dieser Giselle spart er in unseren Gesprächen aus. Spricht kaum darüber. Gleichwohl ich Fragen stelle.

Von Jason kein Wort mehr. Er rief nicht an…..was mich vermuten lässt, dass seine Frau aus der Klinik zurückgekommen ist. Und womöglich sind seine Kinder gleichermaßen wieder bei ihnen angekommen. Jasons Schwester sollte die die beiden Kleinen nach (Halb-)Schweden bringen. Womöglich begleitet sie auch noch ein (Halb-) Bruder von ihm.

Manchmal denke ich an Sasha Fliess. Allerdings finde ich nicht den Mut ihn anzurufen.
Lt. Kevin gibt es im Augenblick keine fehlenden Dokumente mehr. Oder andere eigenartige Dinge zu verzeichnen. Was mich hoffen lässt,……dass Sasha womöglich NUR ein simpler Mann/Mensch ist und nichts weiter (mit verschwörungs-politischen Dingen zu tun hat. Was ich jedoch zu bezweifeln wage. Mein Bauchgefühl hat mich bisher noch niemals betrogen).
Jedoch gleichwohl von Ryans (unser Chef für die Sicherheit im Zentrum) Seite, der Sashas Überwachung am Laufen hat, kam nichts Bedenkliches mehr.
Mit Troels sprach ich ebenso. Schließlich hat er den expliziten Auftrag Sasha Fliess zu überwachen. Auch er vermeldete nichts Besorgniserregendes. Sasha würde ausschließlich Fragen zu meiner Person stellen, sagte Troels mit einem schalkhaften Unterton in seiner Stimme, welcher mir implizieren sollte, dass dieser Mr. Fliess ein ganz spezielles Interesse an mir hat.

Dieser Tage dachte ich an Josh. WAS wäre gewesen WENN…..? Ich weiß es nicht. Allerdings wäre es möglich, dass mir dieser Weg noch immer offen steht. Nur nehme ich nicht an, dass er ewig Single bleibt. Womöglich hat er bereits eine…..…Partnerin (fürs Bett?) gefunden? Männer scheinen dieser in der Tat zu bedürfen. Was mir von meinem Ehemann mehr als bekannt ist. Nur ist nicht jeder Mann wie Gunnar. Siehe…..Derek. Aber hier gilt in gleichem Maße den Tag nicht vor dem Abend zu loben.

Unsere derzeitige Reise durch die USA hätte einen Abstecher zu Thomas nach Montana verdient. Es wäre nett, ihn wiederzusehen. Allerdings wird diese Tatsache in der Ausgeschlossen-heit verschwinden.

Marie freut sich in jedem Fall dass wir alsbald bei ihnen sind. Die Kinder wären bereits außer Rand und Band. Begierig ihren Vater zu sehen. Und auch Gunnar scheint sich nun so allmählich nach ihnen zu sehen……..

Lara scheint es besser zu gehen. Sie erholt sich anscheinend rasch von diesem Trauma und vor allem von ihren physischen Leiden. Was nun allerdings aus ihr werden wird, vermag ich in der Tat nicht zu sagen. Denn schließlich sind nun beide Frauen wieder im Zentrum vereint. Eine von ihnen wird vermutlich gehen (müssen?). Und es wird wahrscheinlich Lara sein. Nicht Jasons Frau. Was nicht bedeutet, dass Lara ihren Job bei uns verlieren muss. Eine kleine Wohnung in der Nähe des Zentrums ist sicher zügig gefunden. 
Noch immer tut sie mir leid.

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So nun erwarte ich Gunnars und Alexas Ankunft hier……….und genau genommen hatte ich trotzig darüber nachgedacht in ein Hotel umzuziehen. Nur wäre dies wirklich töricht und entspräche in der Tat NICHT DEM, was ich auszustrahlen gedenke und ebenso wenig meiner zunehmend, nicht mehr nur abgeklärten, beherrschten, sondern doch eher weisen Art. Schließlich bleibt die Zeit nicht stehen. Geht gleichwohl in der Reife nicht spurlos an einem vorüber und die Erfahrungen prägen mich genauso wie alle anderen Menschen. Machen mich wissender eben.
Es ist tatsächlich wie Gunnar sagt. Wozu aufregen? Das schadet mir nur.
Natürlich könnte ich all dem aus dem Wege gehen. Aber wozu? Das ich alleine bin? Nein. DAS ist keineswegs mein Begehr. Infolgedessen schlucke ich allen Ärger hinunter und………nehme hin……wie stets. (Und womöglich,…..löst sich alles von selbst.)