Alexa
ist seit zwei Tagen in Deadwood. Womit sich gleichwohl erklärt, wo Gunnar die
letzten zwei Tage tagsüber war.
Selbstredend
schlief er mit ihr. Trotz alledem hatten auch WIR guten Sex.
Es ist schon
schwer mit der Enthaltsamkeit und vor allem mit dem treu Sein für Gunnar in
diesen letzten Wochen. Mit Alexas Ankunft ist dies alles wieder vorbei.
„Es
gibt nicht nur uns zwei auf dieser Welt. Da sind noch andere Menschen…..“
„……die
dir wichtig sind“, beendete ich Gunnars Satz, der nach einem prüfenden Blick
zustimmend nickte.
Meine
Enttäuschung allerdings, vermochte ich indes nicht vor ihm zu verbergen.
Ich
vermute es war eine enorme Erleichterung für meinen Mann es auszuspreche, es
mir zu gestehen, dass seine Konkubine bereits seit zwei Tagen in der Nähe war.
Nun
ist er losgezogen, um sie zu uns zu bringen.
Mary
und Rodney hatten nach einigen Überredungskünsten von Gunnars Seite schlussendlich zugestimmt.
„Wir
fliegen doch ohnehin in einigen Tagen nach New Orleans.“, hatte Gunnar
augenzwinkernd zu mir gesagt,……in der Hoffnung, ich wäre seinem Tun ein wenig
mehr gewogen.
„Ich
weiß, es ist nach unserer Zweisamkeit wieder ungewohnt für dich, Alexa hier zu
haben. Aber…..du kennst sie doch……..ganz gut. Und sie dich auch. Seit ihr nicht
wie Schwestern?“
„Was
soll diese alberne Bemerkung?“, echauffierte ich mich und besann mich jedoch
sogleich. Setzte aber dennoch, meinem inneren Empfinden Rechenschaft tragend, ein verdrießliches Lächeln auf.
„Ich
dachte nur, ihr wäret zumindest Freundinnen?“
Ich
wusste genau, dass Gunnar in diesem Augenblick pokerte, um mich gnädig zu
stimmen. Nur erreichte er das Gegenteil damit. Ich blieb, verständlicher
Weise, verärgert! Allerdings hatte ich mir geschworen, und Gunnar erinnerte
mich leidlich daran, wegen Alexa, oder irgendeiner anderen Frau, NICHT im
depressiv, eifersüchtigen Kopf-Chaos zu versinken. Infolgedessen hielt ich meinen Widerwillen im Zaum und blieb kontrolliert. Begann meinen Tag wie sonst auch. Nur der schale Geschmack der Eifersucht
blieb in meiner Kehle hängen. Dieses Gefühl von Abscheu gegen eine Person,…..welches ich tunlichst
verbarg und hinunter schluckte.
Mary
und Rodney war es ebenso nicht genehm Alexa hier doch noch begrüßen zu müssen. Wir unterhielten uns in Gunnars Abwesenheit über diese Situation.
Auch
SIE hatten sich von Gunnar überreden lassen und letztendlich zugestimmt.
----------------------
Am
Abend zuvor visionierte ich noch in
Gunnars Armen. Es war das erste Mal, seit wir hier angekommen sind. Ich und
alle anderen dachten schon, dass es dieses Mal nichts Spirituelles für mich
gibt. Aber da war diese offene, deutliche Vision und ich stellte Fragen. Die
Antwort kam in Bildern zu mir. Es war dunkel im Raum und meine Atmung ging
schnell. Ich klammerte mich an Gunnars Körper. Er wusste genau, um was es geht
und behelligte mich nicht. Ließ mich schlicht und einfach visionieren. Fragen
stellen und…..…Antworten erhalten. Nur einmal erkundigte er sich mit leisem
Ton, ob mit mir alles in Ordnung sei.
Der
ganze Tag war irgendwie eigenartig. Ich war in mich gekehrt. Nahm kaum jemanden,
oder etwas um mich wahr. Die Zeit verging im Flug und im Nu war es Abend. Ich sah
mir einen Vortrag von Arkadij auf meinem Notebook an. Er dauerte gut eine
Stunde.
Dieser
Mann ist in der Tat etwas Besonderes. Ich nahm Verbindung zu ihm auf und…….…begann
zu weinen,…..aus dem Nichts heraus.
Es
gibt Augenblicke, wo einer die ganze Tragweite des Geschehens bewusst wird. Ob
im Großen oder im Kleinen. Ob im ganz Persönlichen, oder im Weltgeschehen. Und in wenigen Sekunden – der Anbindung - sieht
man was geschieht. Erkennt man die Zusammenhänge. Aber dieses Glück, der
totalen Klarheit, ereilte mich bisher bedauerlicher Weise immer nur einen
kurzen Augenblick. Dauerhaft vermag ich diesen Zustand, diesen Zugang zum
Supercomputer nicht aufrecht zu erhalten. Jedoch an diesem Abend, in Gunnars
Armen, sah ich Bilder. Sie waren zwar gut verständlich, jedoch nicht so klar wie
in diesen kurzen Momenten der totalen Anbindung. Aber ich verstand was sich da
„im Großen“ ereignete und das es etwas zu tun galt…..mit all den anderen, die
sich dieser Aufgabe widmeten. Darunter sind Gunnar, sein Onkel Erik und seine
Schüler genauso wie alle Erwachten dieser Welt.
---------------------------
Kevin
hat sich nun doch entschlossen in Schweden zu bleiben. Er kommt nicht hier her.
Was offenbar der Überredungskunst seiner Lebensgefährtin zu verdanken ist.
Bei
Derek bin ich mir nicht sicher. Er ist, wie stets, überaus Pflichtbewusst,…was
seinen Job im Zentrum betrifft. Nur die Angelegenheit mit dieser Giselle spart
er in unseren Gesprächen aus. Spricht kaum darüber. Gleichwohl ich Fragen
stelle.
Von
Jason kein Wort mehr. Er rief nicht an…..was mich vermuten lässt, dass seine
Frau aus der Klinik zurückgekommen ist. Und womöglich sind seine Kinder
gleichermaßen wieder bei ihnen angekommen. Jasons Schwester sollte die die
beiden Kleinen nach (Halb-)Schweden bringen. Womöglich begleitet sie auch noch
ein (Halb-) Bruder von ihm.
Manchmal
denke ich an Sasha Fliess. Allerdings finde ich nicht den Mut ihn anzurufen.
Lt.
Kevin gibt es im Augenblick keine fehlenden Dokumente mehr. Oder andere eigenartige
Dinge zu verzeichnen. Was mich hoffen lässt,……dass Sasha womöglich NUR ein simpler
Mann/Mensch ist und nichts weiter (mit verschwörungs-politischen Dingen zu tun
hat. Was ich jedoch zu bezweifeln wage. Mein Bauchgefühl hat mich bisher noch
niemals betrogen).
Jedoch
gleichwohl von Ryans (unser Chef für die Sicherheit im Zentrum) Seite, der
Sashas Überwachung am Laufen hat, kam nichts Bedenkliches mehr.
Mit
Troels sprach ich ebenso. Schließlich hat er den expliziten Auftrag Sasha Fliess
zu überwachen. Auch er vermeldete nichts Besorgniserregendes. Sasha würde
ausschließlich Fragen zu meiner Person stellen, sagte Troels mit einem
schalkhaften Unterton in seiner Stimme, welcher mir implizieren sollte, dass
dieser Mr. Fliess ein ganz spezielles Interesse an mir hat.
Dieser
Tage dachte ich an Josh. WAS wäre gewesen WENN…..? Ich weiß es nicht.
Allerdings wäre es möglich, dass mir dieser Weg noch immer offen steht. Nur
nehme ich nicht an, dass er ewig Single bleibt. Womöglich hat er bereits eine…..…Partnerin
(fürs Bett?) gefunden? Männer scheinen dieser in der Tat zu bedürfen. Was mir
von meinem Ehemann mehr als bekannt ist. Nur ist nicht jeder Mann wie Gunnar.
Siehe…..Derek. Aber hier gilt in gleichem Maße den Tag nicht vor dem Abend zu
loben.
Unsere
derzeitige Reise durch die USA hätte einen Abstecher zu Thomas nach Montana
verdient. Es wäre nett, ihn wiederzusehen. Allerdings wird diese Tatsache in
der Ausgeschlossen-heit verschwinden.
Marie
freut sich in jedem Fall dass wir alsbald bei ihnen sind. Die Kinder wären
bereits außer Rand und Band. Begierig ihren Vater zu sehen. Und auch Gunnar
scheint sich nun so allmählich nach ihnen zu sehen……..
Lara
scheint es besser zu gehen. Sie erholt sich anscheinend rasch von diesem
Trauma und vor allem von ihren physischen Leiden. Was nun allerdings aus
ihr werden wird, vermag ich in der Tat nicht zu sagen. Denn schließlich sind nun beide Frauen wieder
im Zentrum vereint. Eine von ihnen wird vermutlich gehen (müssen?). Und es wird
wahrscheinlich Lara sein. Nicht Jasons Frau. Was nicht bedeutet, dass Lara ihren Job bei uns verlieren muss. Eine kleine Wohnung in der Nähe des Zentrums ist sicher zügig
gefunden.
Noch immer tut sie mir leid.
--------------------------
So
nun erwarte ich Gunnars und Alexas Ankunft hier……….und genau genommen hatte ich
trotzig darüber nachgedacht in ein Hotel umzuziehen. Nur wäre dies wirklich
töricht und entspräche in der Tat NICHT DEM, was ich auszustrahlen gedenke und
ebenso wenig meiner zunehmend, nicht mehr nur abgeklärten, beherrschten,
sondern doch eher weisen Art. Schließlich bleibt die Zeit nicht stehen. Geht
gleichwohl in der Reife nicht spurlos an einem vorüber und die Erfahrungen
prägen mich genauso wie alle anderen Menschen. Machen mich wissender eben.
Es
ist tatsächlich wie Gunnar sagt. Wozu aufregen? Das schadet mir nur.
Natürlich
könnte ich all dem aus dem Wege gehen. Aber wozu? Das ich alleine bin? Nein.
DAS ist keineswegs mein Begehr. Infolgedessen schlucke ich allen Ärger hinunter
und………nehme hin……wie stets. (Und womöglich,…..löst sich alles von selbst.)