Samstag, 30. Juli 2016

Männer, die anderen Wesen



Die Feierlichkeiten hielten wir, auf meinen speziellen Wunsch hin, so bescheiden wie möglich. Wir luden keine weiteren Gäste ein, tanzten nicht und tranken wenig. Redeten nur, was anstrengend genug für mich war bis in die Nacht um halb zwei.
Und dann die Überraschung. Derek trat an mich heran.
„Ich habe noch ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für dich.“ Er grinste und ich legte die Stirn in Falten. Sah ihn erwartungsvoll mit großen Augen an.
„Wie wäre es, wenn du heute Nacht mit deinen beiden Männern schläfst?“
„Oh! Ich weiß nicht so recht.“, Derek schien mein Worte und meine Gestik als zurückhaltende Zaghaftigkeit zu sehen.
„Es muss dir nicht peinlich sein. Ich biete es dir doch an.“
Noch immer zögerte ich. „Ich weiß nicht recht. Wir sprechen das besser ab.“ Ich winkte Gunnar herbei und ließ Derek sein Anliegen wiederholen.
„Kein Problem.“ Erwiderte Dieser, zuckte mit den Schultern und sah gleichmütig lächelnd von Derek zu mir.
Ich war verdutzt. Hatte zumindest einige Worte mehr erwartet. Einen kaum fühlbaren Widerstand. Aber nichts dergleichen.
Gunnar schien meine Verwunderung  zu sehen. Er hob seinen Arm und strich mir mit seiner Hand übers Haar, wie man es oft mit Kindern tut, oder eben auch mit einer Geliebten Person.
„Was hast du? Da ist doch nichts dabei.“
Ich schwenkte um. „Ja. Du hast Recht. Schließlich musste und muss auch ich andere Frauen in unserem Bett ertragen und wir schliefen bereits einige Male zu dritt.“
Und damit endete die Diskussion.

Nun, gesagt. Getan. Nur ein wirklich gutes Gefühl hatte ich dabei nicht.
Gunnar gab Alexa noch einen Kuss auf den Mund und versprach ihr die kommende Nacht bei ihr zu sein.
Als mir Kevin eine Gute Nacht wünschte und bemerkte was vor sich ging, geringste er breit. „Ist beinahe wie damals. Nur einer fehlt.“ Er zwinkerte mir zu und ich wusste genau, was er meinte. Seine Janina offenbar auch. Sie gab ihm von hinten einen Stoß in den Rücken und setzte die Miene der Schmollenden auf. Ich suchte sie noch zu beruhigen. Sagte ihr, das sei doch alles längt bereits Vergangenheit.
Schon im Voraus, also bevor wir drei zu Bett gingen, legte ich fest, dass ich mit keinen der beiden Sex haben wollte.
„Warum nicht?“, fragte Gunnar herausfordernd. Meinte es jedoch nicht böse und lächelte dann.
„Du weißt genau warum?“
„Nein. Weiß ich nicht.“, bleib er auf seinem Standpunkt. Dann wurde er ernster. „Ich fühle, dass es dir unangenehm ist. Aber warum? Hast du nicht vor Jahren noch gern mit mehreren Männer gleichzeitig geschlafen?“
„Ja. Das war, wie du richtig sagtest, vor einigen Jahren. Als ich noch dachte, ich könne es dir gleich tun mit all den Betrügereien. Aber heute weiß ich, dass ich das nicht wirklich kann. Meine damaligen Versuche in dieser Richtung betrachte ich als gescheitert. Überdies weiß ich heute, wie schrecklich es sich anfühlt, wenn noch eine andere Frau neben dir in unserem Ehebett liegt. Auch in diesem Fall bin ich der Meinung dass es gut ist zu trennen.“
„Also willst du es jetzt doch nicht tun?“
Ich schnaufte. „Derek hat sich nun einmal dazu durchgerungen und zeigt mir so, wie sehr er mich liebt. Ich werde ihn diesbezüglich nicht mit meiner Zurückweisung enttäuschen. Zudem würde auch ich es für mich als wichtig empfinden, JETZT noch einmal diese Erfahrung machen zu können, um zu sehen, was sich in mir verändert hat. Früher vermochte ich es zumindest überwiegend zu genießen, wenn ich mit mehreren Männern in einem Bett schlief und auch mit ihnen intim geworden bin. Nur jetzt, nach ein paar Jahren, fühlt es sich unangenehm, eben nicht mehr richtig für mich an.“
Als Derek zu uns herein kam, beendeten wir die Diskussion und stiegen zu dritt ins Bett.
Und es war genauso wie ich es ahnte. Ich fühlte mich nicht wohl dabei…………

Zu Intimitäten war es während unserer nächtlichen Dreisamkeit nicht gekommen. Obwohl Gunnar es sicherlich gern gewollt hätte. Nur ich konnte es schlicht und einfach nicht tun. Denn ich versetzte mich in Derek hinein.
Etwas später, als ich noch eine Weile darüber nachsinniert hatte, kam mir der Gedanke, dass Männer völlig andere Wesen sind als Frauen und solcherlei Situationen daher ganz anders empfinden. Aber WIE? Allerdings vermute ich, dass es auch hier von Mann zu Mann Unterschiede geben mag. Eines haben sie in jedem Fall gemeinsam. Sie sind ebenso eifersüchtig. Nur aus ganz anderen emotionalen Gründen heraus als wir Frauen. Sie sehen in dem anderen Mann den Konkurrenten. Den Gegner. Denken, wenn es um ihre angeheiratete Frau, oder auch nur um ihre Freundin geht, gleich an Besitz. Womöglich kommt aus den vergangenen Jahrhunderten gleichermaßen noch der Beschützerinstinkt hinzu. Ich weiß es nicht…….
Am Frühstückstisch tat ich kund, dass wir wohlerzogen geblieben sind, in der vergangenen Nacht und lächelte dabei in die Runde. Ich fand, dass es alle wissen sollten, bevor das Kopfkino Flügel annahm. Vor allem bei den Männern.

Alles in allem war es für mich eine lebendige und ausgezeichnete Erfahrung, um zu wissen, dass ich das zukünftig eben nicht mehr kann.