Freitag, 29. Juli 2016

(M)Ein Wiegenfest in New Orleans und ein Wunsch……



Nach so einer wunderschönen Nacht mit Derek, hätte ich es doch beinahe vergessen, dass heute mein Geburtstag ist.
Nun, im Allgemeinen wäre es mir viel lieber gewesen, wenn ich an diesem Tage meine Augen geöffnet und meinen Ehemann vor mir gesehen hätte. Jedoch gab er mir im Nachhinein nachsichtig zu verstehen, dass er, tolerant wie er sei, das Einfühlungsvermögen aufgebracht hätte, mir diese Nacht mit Derek zu schenken, wo wir uns doch so lange Zeit nicht gesehen hätten. Aus diesem Grund sei er auch am Abend mit Alexa weggegangen.
„Warte nicht auf mich.“, hatte er zu mir gesagt, während er sich küssend von mir verabschiedete.
So war Derek heute Morgen der Erste, der mir gratulieren konnte.
Als ich in die Küche kam fiel mir Marie, meine Halbschwester, um den Hals. Danach gleich ihr Mann Henrik und auch Gunnars Kinder, Óðinn Asger und Inula Castanea. Erst dann kam mein Ehemann auf mich zu. Umarmte, küsste mich und gratulierte mir. Alexa und alle anderen schlossen sich ihm an. Darunter auch mein bildschöner Kevin und seine Janina.
„Wollen wir es tatsächlich so beibehalte, dass wir meinen Geburtstag, jetzt, nachdem es sich herausstellte, dass ich im August geboren wurde, Ende Juli feiern?“, fragte ich meinen Ehemann.
Der machte ein nachdenklich, grüblerisches Gesicht. „Traditionell gesehen, vielleicht schon. Aber am 24. August feiern wir dann so wie so meinen Geburtstag. Dann feiern wir deinen ganz einfach noch einmal mit.“
„Ja.“, ich lächelte versonnen und dachte daran, wie ich Gunnar an diesem Ort, vor Jahren, kennengelernt hatte. DIESER sah natürlich meine Gedanken und lächelte mich wissend an.

Zum Frühstück nichts Besonderes.
Mein iPhone steht seit dem frühen Morgen nicht mehr still. Sogar meine Eltern riefen an. Troels, Jason, ja sogar Ian, Lara, Elena, Malika, Ailin, Kate und Imara. Josh, Ryan und Sarah sanden mir Grüße. Und man höre und staune, Wanja lies ebenfalls von sich hören. Mit ihm redete ich kurz und erzählte ihm von meinen Investitionen auf Hawaii, welche ich gemeinsam mit meinen Vater tätigte.  Und auch davon, wie sehr es mir dort gefällt und dass ich zudem darüber nachdenken, dort für immer zu wohnen. (Oder zumindest die Hälfte des Jahres.)
„Mein Geburtstagsgeschenk ist ein Haus auf Hawaii, wenn du magst. Suche dir eines aus. Gleich wie viel es kostet. Ich kaufe es dir.“
Hüstel. Schluck! „Deine Großzügigkeit macht mich in der Tat sprachlos. Wie kann ich dir dies jemals wieder geben?“
Er lachte. „Vielleicht bekommst du irgendwann einmal die Gelegenheit dazu.“
OHO! An dieser Stelle war Vorsicht geboten.
„Ist es nun ein Geschenk? Oder doch eher eine Wertanlage?“, fragte ich Wanja, um mich rück zu versichern.
„Ein Geschenk, selbstverständlich. Was denkst du nur Rea.“, seine Stimme war mild und liebevoll.
„Wanja“, begann ich leise zu sprechen und entfernte mich einige Schritte von den anderen, um ungestört zu sein. „Ich würde dich so gern einmal wiedersehen.“
Eine kurze Pause entstand. Ich hörte ihn atmen und dann sprach er mit einer unmerklich zitternden Stimme.  „Ja. Ich dich auch. Glaube mir.“
„Hast du nicht bisher stets einen Vorwand gefunden, dich für ein, zwei Tage von frei zu machen?“
„Es ist im Augenblick kaum möglich.“
„Sie klammert. Nicht wahr?“, fragte ich leise und bedacht.
„Nein. Es liegt nicht nur an meiner Frau und dem Kind.“
„An was dann?“, fragte ich unbedarft weiter, um diese Unterhaltung, und dieses Thema nicht abreißen zu lassen.
„Es hat auch politische Gründe.“
„Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz. WAS hat die Politik mit uns beiden zu tun?“
Er lachte. „Sei nicht albern. Denk‘ nach. Du weißt schon warum.“
„Nein!“, widersetzte ich mich.  „Weiß ich nicht!“
„Du, ich muss jetzt Schluss machen. Tut mir leid. Alles Gute für dich und….wir sehen uns irgendwann. Versprochen. Und sende mir eine Mail, wenn du ein geeignetes Haus gefunden hast.“
Ich schnaufte. Es war in der Tat fabelhaft endlich von Wanja zu hören. Jedoch das übereilte Ende des Gespräches  stimmte mich traurig.
Gunnar kam zu mir hin. Legte seinen Arm um meine Schulter und sah mich mitfühlend an. „WER bekümmert dich am heutigen Tag?“
Sollte ich es ihm verraten. Vermutlich wusste er es bereits.


Auch zukünftig werde ich es dabei belassen, meinen Geburtstag Ende Juli zu feiern. Obwohl es sich seit der Offenbarung, dass Marie meine Halbschwester ist, herausgestellt hat, dass ich in Wahrheit am 24. August, also am selben Tag wie Gunnar, geboren wurde. DAS hatte man mir bis hier her, aus welchen Gründen auch immer, mein Leben lang vorenthalten. In jedem Fall war es KEIN Zufall gewesen, dass Gunnar und ich am selben Tag geboren wurden UND vor allem, dass wir uns fanden. Oder besser,….finden mussten.
Mir war ohnehin schon immer unklar, mit all den sich zeigenden Eigenheiten einer Jungfrau Geborenen, dass ich ein „Löwe“ sein soll. Da konnte schlicht und einfach etwas nicht mit rechten Dingen zugehen. Obgleich ich bis hier her ebenso die Wehr- und Standhaftigkeit, das Durchsetzungsvermögen, sowie den Mut eines Löwen erlernte.

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Könnte ich mir meine Gästeliste selbst zusammenstellen, wären darauf nur wenige Menschen. Vor allem…..Männer.
Gunnar, mein Mann. Meine Eltern (die nicht meine Eltern sondern in Wahrheit mein Onkel und meine Tante sind). Marie und Henrik (ohne die Kinder!). Mary und Rodney. Adam, Kevin, Derek, Wanja, Jason, Troels, Josh, Ian und all die anderen Männer, die mir einst etwas bedeuteten (Felicio!). (Außer Jack. Er war zumeist ein betrunkenes, selbstgerechtes A…loch, der von sich dachte zu wissen, wie man Frauen behandelt. Allerdings soll man über Tote nichts Böses reden……)

Welch‘ eigenartige Abschlussworte. Sie gefallen mir nicht. Denn Jack ist in der Tat der letzte Mensch, an welchen ich jetzt denken mag!
Dann besser doch das Zukünftiges im Auge behalten.
Ich vermag mir durchaus ein Leben (mit Jason – ohne seine Kinder!) auf Hawaii vorzustellen.
Oder ein anderes mit Derek (ohne das Kind, das diese Giselle von ihm erwartet!). Wie es sich jedoch gestalten würde,…..ist verhältnismäßig nebulös.
Und genau genommen wäre es mir am liebsten, Gunnar, mein Ehemann, wäre mir treu!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
So schicke ich heute, an meinem „Nicht-Geburtstag“, diesen Wunsch in the air und hoffe, dass er sich doch noch erfüllt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!