Am Ende rief ich
Derek gestern doch noch an, nachdem ich reichlich spät allein das Dinner im Restaurant
eingenommen hatte
und es stellte
sich heraus, dass diese Jasmin offenbar keineswegs gedachte zu gehen.
Er setzte zu
tausend Erklärungsversuchen an, welche ich ihn nicht aussprechen ließ. Ich ging
darüber hinweg. Punkt.
Natürlich
verstand ich ihn, dass er diese junge Frau nicht einfach hinauswerfen konnte.
Jetzt, wo sie nun anscheinend doch noch etwas mit ihm zu „besprechen“ hatte.
Wer weiß.
Also, was nun?
In jedem Fall
bedauerte Derek es über die Maßen, rief mich im Laufe des kommenden Abends noch
mehrere Male an, wo ICH ihm wieder und wieder versicherte, diese eine Nacht gut
allein zurecht zu kommen. (Diese Jasmin schien offensichtlich Spaß an der Situation
zu haben.) Allerdings…..rief ich Sasha schließlich doch noch an und…....er
kam….zu mir. In der Öffentlichkeit wünschte ich mich NICHT unbedingt mit ihm zu
treffen, gleichwohl es bereits dunkel war. Andererseits hätte uns Derek
jederzeit in meinem Haus überraschen können. Schließlich hatte ER die
Legitimation von meinem Mann, bei mir sein zu können,…hätte er denn Zeit dafür.
Ich kann nicht
sagen, auf welche Weise Sasha es möglich werden ließ, sich den gesamten Abend
lang von Claire zu trennen, ohne, dass sie mit ihm schimpfte, eine Szene heraus
schrie, oder ihm ganz und gar (bei mir) suchten kam. Denn an Claire’s Stelle
hätte ich nichts anderes vermutet, als dass sich Sasha mit mir traf. Hatte er
doch nur etwa hundert Meter bis zu meinem Haus.
Mit Sasha intim
zu werden gedachte ich allerdings nicht und ebenso wenig, wie, mich von Derek
in Flagranti ertappen zu lassen, der womöglich dann doch noch, zu einem
späteren Zeitpunkt, hätte kommen können. Das wäre in der Tat nicht vorteilhaft
gewesen und ich wollte es auch nicht. Sasha allerdings bedrängte mich
dahingehend schon einigermaßen. Bereits am Nachmittag hatte er mir sehnsüchtig
ins Ohr geflüstert, dass er nur all zu gerne wieder einmal mit mir schlafen
würde.
Nun ja, WAS ist
weiterhin geschehen?
Derek ist nicht
gekommen. Rief jedoch andauernd an, sodass kaum ein Gespräch zwischen Sasha und
mir zustande kommen konnte. Zumindest nicht DAS, welches wir seit geraumer Zeit
zu führen planten, in dem es um politische Themen gegangen wäre.
Zu Recht war
Sasha von den zahlreichen Anrufen Dereks genervt. Er blieb jedoch und,….wie
hätte es auch anders sein können, ich schlief mit ihm, nachdem ich mich bei
Derek zum Schlafen abgemeldet hatte.
Sasha lag noch eine Weile neben mir im Bett, oder besser ich in seinem Arm, bis
ich eingeschlafen war. Dann ist er gegangen (zurück zu Claire). Zu vielem Reden
kamen wir in dieser Nacht nicht mehr, denn ich war zu müde gewesen.
Sollte ich es bereuen? Vermutlich ja, JETZT, wo sich Gunnar
solche Mühe gibt mir treu zu sein. Gleichwohl es ihm noch immer nicht gänzlich
gelingt. Was für mich freilich als eine Rechtfertigung dienen kann, bezüglich
meiner neuerlichen Verfehlung mit Sasha.
Ich weiß, ich
hätte es nicht tun sollen. Aber,….Gelegenheit …macht Diebe, wie man so schön
sagt. Und Sasha stielt mich und meinen Körper schließlich nur für ein paar
Stunden. (Rechtfertigung!) Mein Herz jedoch ist und bleibt bei meinem
Mann!
Warum Sasha nach
Schweden gekommen ist, wird nun klar. Es scheint für ihn immerhin bessere zu
sein, mich ab und an einmal zu sehen (mich berühren und küssen zu können und
ggf. sogar mit mir intim zu werden), als überhaupt nicht mehr.
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Mein Schlaf war
unruhig gewesen. Ich wachte andauernd auf und träumte eigenartig. Gegen acht
wurde ich dann endgültig wach und hörte ein Klacken an der Tür des Hause. Es
muss wohl Gunnar sein, dachte ich noch. Allerdings stand im nächsten Augenblick
Sasha neben mir und küsste mich. „Guten Morgen.“ Ich wunderte mich nur, wie
viel Geduld seine Frau aufzubringen schien und er erzählte mir mit wenigen
Worten, das Claire stock sauer war. Ihm des nachts eine Szene gemacht hätte. Er
wäre indes nicht in den Part der Rechtfertigung und des Streitens verfallen,
sondern hätte sie nur schweigend angelächelt, währenddessen sie mit ihrem
Fäusten laut schreiend auf seine Brust getrommelt hatte.
„Ich habe dann
ihren Arm ergriffen, sie zu mir hingezogen und an mich gedrückt. Beruhige Dich,
sagte ich zu ihr.“
„Du hast sie
einst sehr geliebt und liebst sie noch. Nicht wahr?“, stellte ich fest und fragte
ihn.
Er neigte den
Kopf. „Ja. Das mag so sein. Aber dich Rea, liebe ich tausend Mal mehr. Ich
wollte dich heiraten. Verstehst du nicht?“
Ich nickte nur
mit einer Mimik des Bedauerns für ihn.
Sasha setze das
Gespräch mit den Worten fort: „Ich habe mich damals so total in dich verliebt,
dass ich Claire vergaß. Was soll ich sagen. Der Termin für die Heirat stand fest
und da DU mich nicht wolltest, sprang Claire für dich ein und wurde meine Frau.“
„….wie es einst
geplant war.“, vervollständigte ich seinen Gedanken.
Wir plänkelten
noch ein wenig hin und her. Ich ließ ihn jedoch nicht noch einmal zu mir legen,
sondern verließ das Bett mit der Anmerkung, es sei viel zu tun und ich müsse
mich sputen, was gut so gewesen war. Denn,…..kurze Zeit später kam Derek herein
und blieb verdutzt stehen. Er sah Sasha an und kniff die Augen zusammen.
Offenbar baute sich Zorn in ihm auf, welchen er mit einem Biß auf seine Lippen
zum Schweigen zwang.
Tja nun, da
waren sie nun, die zwei Männer in meinem Haus. Also, was tun? In jedem Fall die
Situation entschärfen!
„Sasha sah nur
nach mir und wollte gerade gehen.“, sagte ich zu Derek, der Sasha und mich misstrauisch
beäugte.
„Ihr beide
werdet jetzt gehen!“, sagte ich mit gebieterischer Stimme. „Und Derek, treffe
ich gleich beim Frühstück im Restaurant. Dann kannst du mir berichten, was dir
widerfuhr und warum du nicht zu mir kommen konntest.“
Ich kümmerte
mich nicht weiter um die beiden. Kleidete mich an und ging zum Bad, um mich zu
schminken. Als ich zurückgekommen bin, waren beide gegangen.
Derek erzählte
mir dann recht abenteuerliches, was mir offenbarte, dass er einst und womöglich
noch immer ein Herzensbrecher und Schwerenöter ist. Jasmin wäre bis zum Morgen
geblieben und sie hatte ihn wohl doch verführt, seinen anfänglichen nebulösen
Beschreibungen nach,….hätte er sich der Situation gleichwohl NICHT
entziehen können. Doch am Morgen dann wäre noch eine andere Frau aufgetaucht,
die er vor einiger Zeit im Kreis seiner Freunde kennengelernt hatte.
„Anscheinend
hatte sie da etwas missverstanden.“, rechtfertigte er sich.
Nun ja, ich
fragte nicht nach Näherem. Im Grunde waren mir seine Affären und Bekanntschaften
egal. Ich erklärte ihm dann nur, dass es zwischen uns keine Intimitäten mehr
geben könnte, denn was wüsste ICH denn schon, mit wem er, oder eine seiner
Bekanntschaften noch so alles verkehrt. „Es ist mir schlichtweg zu gefährlich,
wie schon einmal. Verstehst du das?“, fragte ich ihn.
Derek schien nun
verstört zu sein.
„Wir schlafen
nicht mehr miteinander,…meine ich.“, gab ich erklärend hinzu. „Es ist
vielleicht besser so.“
Ich sah Dereks
inneren Kampf in seinen Blick. Nur WAS sollte ich tun?
„Aber mit dem
Juden hast du geschlafen?“, fragte er unverblümt.
Sollte ich jetzt
lügen, oder ihm die Wahrheit sagen? Ich wich aus.
„Bei ihm wäre
das Risiko geringer, würde ich es tun. Es gäbe nur Claire neben mir.“
Derek schwieg
und bewegte stattdessen die Muskeln seiner Kiefer heftig. „Du hast also NICHT
mit ihm geschlafen?“, fragte er nochmal nach.
Ich musste
lächeln, sah Derek ruhig an und sagte: „Ja. Doch. So wie du dich diese Nacht
von Jasmin hast verführen lassen, gab auch ich letztendlich Sashas Drängen
nach. Nichts weiter.“
Derek stand auf
und ging.
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Gunnar kam heute
erst kurz vor dem Lunch ins Zentrum zurück und auch bei ihm wusste ich nicht, wie
seine
Nacht (ohne mich) ausgesehen hatte. (Rechtfertigung?)
Ich dachte an
Sasha, wiegte die Tatsachen in meinem Kopf hin und her und…… wartete nicht
lange, bis ich begann zu gestehen.
Gunnar hörte mir
ruhig zu. War jedoch selbstreden NICHT erfreut zu hören, was letzte Nacht
geschehen war und zu was ich mich hatte hinreißen lassen. Dann schien er beinahe
erleichtert zu sein, nach seiner anfänglichen Ärgerlichkeit, was ich nicht
verstand. Konträr dazu schwante mir etwas und mein Verdacht bestätigte sich.
Die alte Klicke hatte sich bei seinem Bruder Hjalmar getroffen. Der Alkohol sei
reichlich geflossen und dann hätten Siv und ihre Schwestern ihn provoziert.
Auch er
hätte der Versuchung letztendlich nachgegeben, sagte er.
„Domina-Spiele
oder was?“, fragte ich noch etwas pikiert (angewidert) nach.
„So in etwa.“
„Hattest du Spaß
daran?“ Die Frage stieß mir ein wenig zu unhöflich heraus.
Gunnars Antwort
ließ ein wenig auf sich warten. „Ja und nein.“ Er schien nachzudenken. „Ich
weiß es nicht genau. Zuerst nicht. Aber dann irgendwie schon.“
„Bedeutet das
nun, dass Eriks Zauber aufgehoben ist und du es wieder öfter tun wirst?“
Gunnar schnauft.
„Das kann ich nicht sagen.“
„Hättest du
jetzt Lust darauf, wenn du daran denkst?“, ließ ich nicht nach mit dem Fragen.
Ein erneutes
Schnaufen kam aus seinem Mund. „Vermutlich ja. Aber ich gebe mir Mühe, es
wieder aus meinem Hirn zu tilgen. Denn so wirklich mochte ich das alles nicht.“
„Dann fällt es
dir sicher leicht zu vergessen.“
Gunnar grinste
mit einem Mal. „Was….vergessen? Das du mit Sasha gefickt hast?“ Oha! Dachte ich
so. Es hat ihn doch verletzt, wie ich es mir bereits dachte. Daher war ich anfangs
so zögerlich mit dem Gestehen.
Gunnar sah mich
durchdringend an und dann wurden die Züge seines Gesichtes milder. „Tun wir es
wie sonst auch. Vergessen wir das Ganze einfach und leben….weiter.“
Ich war
erleichtert diese Worte von ihm zu hören.
„Aber eins noch.
Hat es dir gefallen?“
Ich räusperte mich,
zog die Brauen hoch und antwortete ausweichend. „Er hat mich bedrängt und ich
gab nach.“
Gunnar lächelte
nur, biß herzhaft in sein Brot und nahm lächeln einen Löffel seiner Suppe zu sich.
In diesem Augenblick wusste ich, (das Schlimmste) es war überstanden und Gunnar
und mein Leben ging einfach so weiter wie bisher. Er würde mir nicht weiter
böse sein …..trotz alledem, das Gunnar in Sasha, im Gegenzug zu Derek, einen
echten Konkurrenten sah.
Gunnar
versicherte mir noch einmal, sich von dergleichen sadomasochistischen
Aktivitäten und den drei Schwestern fern zu halten und….ich glaubte ihm sogar.
Womöglich lernt
mein Ehemann tatsächlich mir treu zu sein und zu bleiben….irgendwann. Sollte
DIES eines Tages tatsächlich geschehen, werde ich anscheinend das gelegentliche
alleine sein lernen müssen. Gleichwohl bei Nacht.
Jeder von uns
beiden hat seine Stärken Schwächen. Unser beider Vorzug jedoch ist, dass wir in
der Lage sind uns immer wieder zu verzeihen und versuchen den anderen zu
verstehen. Zudem wissen wir beide, dass unsere Liebe zueinander eine
authentische, reine und unerschütterliche ist. Daher gleichwohl das gegenseitige
und fortwährende Vertrauen.