Donnerstag, 16. April 2020

Ansichtssache


Es wird zunehmend heikel für mich, hier weiter so zu schreiben, als würde sich nicht gerade etwas ändern. MEINE Wahrheit und DAS, was ich empfinde, scheint für manche wohl recht bedrohlich. Daher fühle ich mich eingeengt (derzeit?), von Vorgaben, Regeln und Traditionen, welche NICHT die Meinen sind. Ja sogar von Zurechtweisungen. Seitdem Sasha hier bei seinen Eltern weilt, und womöglich auch des Pessach-Festes wegen, zeigt er immer weniger Verständnis für mich und meinen Widerwillen gegen alles Regelwerk, welches man religiöser Weise hat. Er bat mich Respekt zu zeigen, gegenüber der jüdischen Tradition, sogar mich anzupassen und ja, ich versprach es ihm bereits vor Zeiten. Dennoch ist es für mich schwer umzusetzen, alldieweil sich meine Aversion dagegen, nicht so einfach lösen lässt. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich mich nicht achtungsvoll benahm. Nein. Das würde ich nicht (mehr) wagen. Ich war nur….still (und oft ein wenig schlecht gelaunt).
Sasha meint, es sei eine Frage der Einstellung. Ich solle meine Sicht auf die Dinge doch bitte ändern, Wertschätzung zeigen, mich anpassen, (demütiger verhalten), und mich damit zufriedengeben und nicht nur das, sondern gleichwohl sorglos damit glücklich werden. Dann würde es mir besser gehen. Mit einem kleinen Augenzwinkern bot er mir an, diesbezüglich eine Schule zu besuchen, wie ich sie bereits in Kürze in Jerusalem erfuhr, bevor ich Sashas Ehefrau geworden bin. Nun, das sagt man (Mann) nicht einfach so, vermute ich. Soll es womöglich ein Hinweis darauf sein, was mir blühen könnte, wenn ich mich nicht unterordne, nicht gehorche?
WAS soll DAS sein? Es wird Druck aufgebaut, gegen DIE, welche (anderer Meinung sind) sich widersetzen. Wie nennt man das? Zwang. Doktrie? Nötigung? Und wie leicht landet man noch in der Psychiatrie, folgt man nicht den Anweisungen. Asha war so rasch verschwunden, weil sie für diese Familie ein Störfaktor geworden war. Weil sie sich nicht den vorgeschriebenen Regeln beugen wollte. Und insbesondere noch an Feiertagen. Ich möchte nicht, dass es mir ebenso ergeht, wenn ich mich nicht unterwerfe.
Genau aus meinen bisher ungebrochenem Widerstand heraus, bin ich mit Sasha noch in Streit gekommen und…..es war nicht einfach nur eine Diskussion. Womöglich begann es als eine Solche. Doch dann habe ihn angeschrien (weil er nicht nachließ mich mit seinen Forderungen zu bedrängen) und ER war schlussendlich ebenfalls recht ungehalten. Das hatte ich von Sasha so noch nicht erlebt und es muss der Einfluss seiner Eltern, seines Vaters sein, dass er sich mir gegenüber so derart im Ton vergriff und mich so bedrängte. Möglicherweise wird auch er, in Bezug auf mein Verhalten, unter Druck gesetzt. Schließlich ist er mein Ehemann und die Frau,…..ist des Mannes Untertan, lt. Bibel.
Mit anderen Worten, mir bleibt keine Wahl. Zudem,…….gibt es, unter den derzeitigen Bestimmungen, ohnehin keine Möglichkeit für mich von hier fortzugehen. Am liebsten wäre ich….in Schweden,…..bei Gunnar.

Ich hatte Erik angerufen, um zu erfahren, wie es Gunnar geht und musste hören, dass es nun wohl bald eine Frage des Geldes sein könnte, wie es mit ihm weitergeht. Daraufhin rief ich Kevin an, um für Gunnar Finanzielles anzuweisen. Jedoch meinte er, dass es, insbesondere in dieser Lage, eben nicht möglich sei und dass er die geplanten Entlassungen bereits vorgenommen hätte, um (Lohn-) Kosten einzusparen.
Tja nun, soll ich Sasha bitten mir Geld zu geben/leihen? Ich werde es versuchen anzusprechen, sobald mir die Umstände günstig erscheinen. Allerdings setzt dies voraus, dass ich fügsam bin. Für Gunnar würde ich es tun. Allerdings sollten meine Gründe nicht ZU offensichtlich werden. Sasha würde es bemerken. Schließlich ist er nicht naiv.

So, nun ist heute Abend, bei Sonnenuntergang, der Abschluss des Pessach-Festes. Shavuot folgt dann Ende Mai. Werden wir dann tatsächlich alle solange an diesem Platze bleiben…..müssen? Nun, wir werden sehen, wie sich alles ent-wickeln wird.