Gunnar kam mit
Alexa und seinem Sohn gegen halb sechs Uhr am späten Nachmittag bei mir an.
Entschuldigte sich nicht. Sagte nichts weiter dazu. Wiegte nur klein Ragnar und
schien glücklich dabei zu sein. WAS war los mit ihm?
„Du ich dachte,
du kommst heute mit zu Alexa rüber.“, schlug er mir vor, als wäre es das
Selbstverständlichste dieser Welt.
Ich war
sprachlos. Sagte keinen Ton. Stand nur dort und fixierte ihn.
Aus dem
Augenwinkel sah ich ein kurzes Grinsen über Alexas Gesicht huschen. Was mich
dann doch noch zu einer Erwiderung motivierte. „Warum gehst du nicht vor, ich komme
dann nach.“ Was noch längst nicht bedeuten muss, dass ich meinen Worten Taten
folgen lasse. Denn zuvor würde ich Derek anrufen, um ihn zu fragen, ob er
Zeit für mich hat.
Auf meine Worte
hin, blickte Alexa ein wenig verstört und Gunnar nickte nur, als hätte er nicht
wirklich etwas von dem verstanden, was ich sagte. Keine zwei Minuten später
waren sie wieder verschwunden und ich rief Derek an. Der allerdings hatte noch
keine Zeit und es war eher zweifelhaft, dass er sie am Abend hatte. Er druckste
herum. Erzählte mir etwas von seiner Mutter und Laurianne.
„Aber na ja, ich
rufe dich noch einmal an.“ Patsch…..war aufgelegt. Ist Derek zum Weichling
geworden, seitdem er verheiratet ist?
Im Zorn checkte
ich meine Optionen, die mir geblieben waren.
Erstens: Zu
Gunnar und Alexa gehen.
Zweitens: Auf
Dereks Anruf warten und hoffen, dass er doch noch Zeit für mich findet.
Drittens: Mich
vielleicht mit Kevin für den Abend verabreden? Wo seine Janina etwas dagegen
haben dürfte. Selbst wenn er es wollte.
Viertes: Mich revidieren
und mit Sasha Fliess verabreden. Er würde sich aller Wahrscheinlichkeit
Zeit für mich nehmen.
Fünftens: Jason
ist wieder im Zentrum. Er wäre gleichermaßen eine Option. Allerdings
denke ich hier, es wäre unangebracht, wo er doch so viele eigene Probleme hat.
Sechstens:
Charlie. Was mir allerdings derzeit recht aussichtslos erscheint. Ich dränge
mich schließlich niemanden auf.
Siebtens: Josh.
Wenn ich ihn frage, würde er mir sicherlich gern Gesellschaft leisten. Aber
wofür? Alte Romanzen wärmt man erfahrungsgemäß nicht wieder auf!
Und am Ende
darüber nachgedacht, entstand all meine Verzweiflung und Kompromissbereitschaft
nur aus meiner Unfähigkeit, nicht alleine bleiben zu wollen.
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Allein ging ich
zum Restaurant. Trank einen Kaffee und aß ein Croissant. Dann hörte ich mir im
kleinen Saal noch das Ende eines Vortrags an. Hatte mich noch längst zu nichts
entschieden. Hoffte auf Dereks Anruf, der am Ende zwar kam, jedoch mit keiner
positiven Nachricht. Es täte ihm leid. Er könne nicht. Laurianne bestünde
darauf, dass er bei ihr bliebe. Zudem arbeite er bis zehn. (Pantoffelheld!) Was mich dazu brachte nach
Peaches, der Fußballspielerin, zu fragen. Sie wisse, dass er nun mit Laurianne
verheiratet sei. Würde sich jedoch immer noch mit ihm treffen wollen. Am
Sonntag hätte er vor, ein Fußballspiel zu besuchen.
Wird dich
Laurianne begleiten?“, fragte ich noch und er verneinte (selbstverständlich).
Und erneut stand
die Frage im Raum: Was tun?
Am Ende siegten
die Verzweiflung und vor allem die Kompromissbereitschaft. Ich ging zu Alexas
Haus und klopfte an.
Gunnar öffnete
und war glücklich mich da stehen zu sehen.
„Komm‘ doch
rein.“
„Nein.“,
schwenkte ich noch im letzten Augenblick noch um. „Ich dachte, du
kommst dann endlich zu mir.“ Und in diesem Augenblick dachte ich an Sasha
Fliess, bei welchem ich besser zuvor vorbei gegangen wäre. Im Hintergrund
weinte das Baby.
„Du, ich dachte
ich bleibe vielleicht noch bis Morgen bei Alexa, wenn du nichts dagegen hast.
Vielleicht hat Derek Zeit und kann bei dir sein.“, hatte er sogleich eine
Lösung parat.
„Ja. Ich werde
ihn fragen.“, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
„Aber wäre es
nicht besser, du kommst herein?“, setzte Gunnar noch einmal nach und hatte
offenbar ein schlechtes Gewissen. „Vielleicht könnten wir auch ins Haus rüber
gehen. Was meinst du dazu?“
Ich drehte mich
noch einmal zu Gunnar um und schüttelte wortlos mit dem Kopf. Danach trat ich
allein den Heimweg an. Dachte an Sasha Fliess und nahm die Richtung zu seiner
Hütte. Was würde mich dort erwarten? Dachte ich so. Erneut diese Hanna
Martenson?
Ich kam mir
schäbig vor. In höchstem Maße inkonsequent. Das war nicht
mein Stil. Infolgedessen wieder eine Kursänderung. Ich fragte mich unterdessen,
wie lange ich hier draußen noch hin und her laufen wolle. Es war bereits dunkel
geworden und ich fror.
„Hey Rea!“,
hörte ich jemand rufen. „Wolltest du zu mir?“ Es war Sasha Fliess, der mich
offenbar gesehen hatte.
Ich wendete
erneut und lief auf ihn zu. Hatte nicht das Bedürfnis zurück zu schreien.
Als ich dann vor
ihm stand nickte ich ihm zu. „Ja. Eigentlich schon.“
„Dann komm‘ doch
rein.“…und ich kam.
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Nun, am Ende
blieb ich bei Sasha Fliess, mit der ständigen, laut ausgesprochenen Erinnerung,
dass es doch aller Wahrscheinlichkeit nach besser sei, zu gehen.
Wir saßen
nebeneinander auf der Couch. Redeten nicht wirklich viel miteinander. Sahen fern.
Ich war nur froh, nicht allein zu sein.
„Möchtest du
mich nicht lieber nach Hause begleiten?“, fragte ich immer wieder einmal
zwischendurch an und Sasha entgegnete gleichwohl stets dasselbe darauf. „Bleib
doch noch.“
Nun gut. Ich
blieb. Blendete die Gedanken an diese Hanna Martenson aus, die vermutlich noch
vor ein, oder zwei Tagen neben Sasha in diesem Bett genächtigt hatte.
Gleichgültig! Nun war ich es, die hier neben ihm lag.
Basta!
Sasha hatte mich
erneut nach Gunnar gefragt. Und meine Antwort war die Gleiche, wie am Tag
zuvor. „Er ist bei seiner Mätresse und ihrem Balg.“
„Warst du
gestern nicht noch mit Derek zusammen?“, fragte er dann noch und die Frage
verärgerte mich. War ich ihm in irgendeine Weise etwas Rechenschaft schuldig?
Nein!
Ich nickte
daraufhin nur und antwortete einsilbig mit „Ja.“
„Und wo ist er
heute?“
Warum hört er
nicht auf diese peinlichen Fragen zu stellen. Ich war genervt.
„Ich vermute bei
seiner Frau. Schließlich ist er verheiratet.“, erwiderte ich scharf und in
einem zynischen Ton. Was Sasha dann letztendlich offenbar verstand. Denn nun
war die lästige Fragerei beendet. Ich atmete auf!
Und nein! Es gab
keinerlei Intimitäten. Sasha selbst schlug sogar vor, auf der Couch zu schlafen. Denn mir wähnte, sein innigstes Ziel war gewesen, dass ich in jedem
Fall bei ihm blieb.
Natürlich konnte
ich ihm nicht erlauben in seinem eigenen Haus auf sein Bett zu verzichten. So
lagen wir ausschließlich nebeneinander und schliefen bis heute Morgen um zehn.
Denn es war gestern Abend doch recht spät geworden.
Dann wieder die
Diskussion ob wir jeder für sich, oder doch besser gemeinsam zum Frühstücken
gehen. Da es bereits gegen halb elf gewesen war, gingen wir schlussendlich auch
dorthin zusammen und speisten an meinem Tisch. Warum auch nicht?
„Vielleicht
hätten wir doch nach London fliegen sollen.“, witzelte er.
„Ja. Womöglich
doch keine so schlechte Idee.“, erwiderte ich.
„Wir können es
noch immer tun.“ Sasha zwinkerte mir zu und lächelte mich zuversichtlich an.
Ich antwortete nicht.
Legte nur sichtlich die Stirn in Falten. Aß weiter mein Brot mit Orangenaufstrich
und Stücken von erlesenem Käse dazu.
Sasha begleitete
mich noch zurück zu meinem Haus und genau genommen offerierte er mir, doch noch
einmal, mit ihm in seine Hütte zu gehen. Dies lehnte ich nun doch entschieden
ab.
Zum Glück waren
wir weder Gunnar noch Derek begegnet. Weder im Restaurant noch auf den Wegen
des Zentrums.
Als ich zu Hause
angekommen war, ging ich duschen und dann rief ich Gunnar an, der sich bis zu
diesem Zeitpunkt noch immer nicht bei mir gemeldet hatte.
„Oh!“, er tat
überrascht. „Verzeih. Ich bin dann gleich bei dir drüben.“, sprach es und legte
auf.
Ich war ziemlich
verärgert, als er kam. Schmollte ein wenig.
Gunnar kam von
hinten an mich heran. Legte seine Arme um meinen Körper und küsste mich. „Nicht
böse sein. Alles ist in bester Ordnung.“
Ja! In der Tat! Das
glaube ich dir gern! Hätte ich am aller liebsten zu ihm gesagt. Lies es aber dann. (….und
versuchte, mich zu beruhigen.) Was hätte es denn genutzt, weiterhin zu
schmollen. Damit hätte ich mir nur selbst geschadet. Und ich erinnerte mich
einen kurzen Augenblick an Sasha Fliess, der mich während meines Abschiedes von
ihm, mit Hoffnung in den Augen fragte: „Kann ich nun darauf hoffen, dass wir
uns womöglich jetzt ein wenig öfter sehen?“
Ich musste
lächeln, ob der Vehemenz, mit welcher er mir immer wieder zu verstehen gab,
dass es ihm gefiele, mein Lover oder sogar noch mehr zu sein. Und mein Lächeln
verstand Sasha dann offenbar als eine Zustimmung, was ich in seinen Augen sah und
in seinem Herzen. Am Abend zuvor hatte ich bereits so Vieles in Sashas Kopf
gesehen. Gedanken daran, mich irgendwohin zu entführen, damit er mich
besitzen kann und auch an Hanna Martenson, die er wohl nur an seiner Seite
duldete, weil sie mir ähnlich sah. Am aller liebsten wäre er mit mir zusammen.
So die Gedankenfetzen, welche ich wahrgenommen hatte in Sashas Kopf. Einiges
war doch ziemlich verworren. Da waren gleichwohl Gedanken an Nötigung und
Gewalt, die jedoch in der Unterzahl waren. In jedem Fall schien da ein Ziel privater
Natur vorzuliegen und keine politische Motivation. Aber möglicherweise wurden diese
von dem unstillbarem Verlangen mich zu besitzen, auch nur überlagert. War er
wirklich eine Art Agend oder eingeschleuster Schläfer, war er gut in seinem
Job. Denn bisher ist ihm nichts nachzuweisen. Weder physisch noch psychisch,
oder energetisch. Nur Vermutungen und einige kleine Ungereimtheiten gibt es da.
Nicht mehr….bisher.
Da nun Gunnar
wieder anwesend war, nach zwei Tagen und zwei Nächten, in denen er mich
zugunsten seiner Hure und seines Balgs allein gelassen hatte, fand ich es
besser, mich wieder gut auf ihn einzustellen. Ich wusste, ich konnte das….noch
immer gut.
Mag sein, dass
es mir, wie stets, zu Beginn schwer gefallen ist. Aber so nah und nach, mit den
vielen Zärtlichkeiten, die Gunnar mir entgegen brachte, lief alles wieder in
die gewohnten Bahnen.
Und womöglich
hatte er genau darauf gewartet, um mir seine und Alexas Reisepläne zu offerieren.
„Dachtest du
nicht daran zu verreisen? Ich sprach mit Alexa und wir (WIR?!!! Sagte er!!! WIR!)
fänden es schön, gemeinsam nach Kalifornien zu Alexas Eltern und dann nach
Hawaii zu fliegen. Was hältst du davon?“
„Dasselbe wie
noch vor einige Tagen. NICHTS!“, wurde ich patzig und ich fand, ich hatte jedes
Recht dazu, ob dieser Dreistigkeit! Was dachte er sich nur dabei. Es
war ihm doch sicher bewusst, dass ich genau das eben nicht haben wollte!
Götter noch eins!!!
War nicht noch vor Tagen mit Gunnar und mir alles so toll gewesen? Warum
enttäuscht er mich immer wieder so derart schlimm? Und jedes Mal hat es mit
anderen Frauen zu tun. Im Augenblick speziell und vor allem mit dieser Alexa. Diese
Frau muss eindeutig aus unserem Leben verschwinden!
„Wann gedachtet
ihr denn zu reisen?“, fragte ich zwar mit ruhiger Stimme, jedoch mit Wut im
Bauch.
„Wann immer es
dir danach wäre. Denn ich dachte auch daran, wenn wir schon einmal in Amerika
sind, Marie und die Kinder zu besuchen.“
Ich hätte
schreien können! Eine Reise a la carte für meinen Ehemann, die jedoch nichts
mit mir zu tun hatte! Sollte ich diesbezüglich vielleicht doch darüber
nachdenken, mit Sasha Fliess eine Reise zu tun? So wie er es vorgeschlagen hatte. Denn mit
Derek war ebenso nicht zu rechnen. Seine Verpflichtungen nahmen stetig zu,
welche er um meinetwillen nicht vernachlässigen konnte.
Andererseits war
Sasha Fliess nicht wirklich mein Typ, was dagegen sprach. Nicht, dass ich
ihn nicht mochte. Er ist verhältnismäßig hübsch anzusehen. Groß, mit eins
neunzig und muskulös. Die Züge seines Gesichts sind sehr fein. (Jedoch
erkennt man den Juden darin.) Er besitzt zweifellos ein durchaus
attraktives Äußeres, dass so manches Frauenherz zum Schmelzen bringen mag. Nur
meines nicht. Tut mir leid.
Aber da wäre
schließlich immer noch Jason. Die Kinder in Hawaii bei seiner Familie. Die Frau
in der Psychiatrie. Er wäre ein lohnendes Ziel. Sicherlich in
keinster Weise aufdringlich oder bedrängend. Das war er nie. Auch er suchte nur
die vereinzelten Gelegenheiten. Nie etwas Festes. Ich hatte stets den Eindruck,
dass er sich nie von seiner Frau trennen wird. Und ist es nicht genau das,
was ich benötige? Nur bisher nicht in Anspruch nahm. Denn seine Frau….ist
tödlich….in ihrer verwirrten und krankhaft eifersüchtigen Natur.
Alles in allem,
steht alles wieder offen……………und ich weiß nicht, was ich tun soll.