Es gibt nicht
wirklich viel zu sagen. Bis auf eines, was wirklich erstaunlich war
und mir alle Contenance abverlangte, welche ich in diesem Augenblick
aufzubringen vermochte.
Heue Morgen
besuchteN uns Derek UND Laurianne. Was mich dazu veranlasste, mit Derek ein ernstes
Wörtchen reden zu wollen.
Ich hatte Gunnar
mit einer Geste meines Kopfes ein Zeichen gegeben, damit er mir zu dieser
Gelegenheit verhalf. Er sprach Laurianne freundlich an und ging mit ihr ein
paar Schritte von mir und Derek weg in Richtung der Eingangstür, sodass ich
mich in Ruhe mit Derek unterhalten konnte.
Derek hingegen,
winkte ich zu mir heran.
„Derek, ich
möchte nicht, dass du sie mit hier her bringst. Sie mag
mit dir hier wohnen und wird womöglich eine Angestellte von mir sein, wenn sie
sich nicht von dir aushalten lässt. Aber im Grunde ist sie niemand, den ich
näher kennen muss. Verstehst du, was ich sagen möchte?“
Derek wurde
ernst. Ich ließ ihn jedoch noch nicht zu Wort kommen, weil ich ahnte, in welche
Richtung seine Erwiderung gehen würde.
„Ich meine, sie
ist ein Model, sieht gut aus und ist jetzt deine Frau. Mag gut sein. Aber ich
habe sonst nichts weiter mit ihr gemein und kein Interesse, mich mit ihr
anzufreunden.“
Dereks
wunderschöne dunkle Augen fixierten mich. Ich sah, wie seine Kaumuskeln einige
Male zuckten. Jedoch begann er erst nach einer gefühlten Ewigkeit zu reden. Und
er blieb erstaunlich ruhig dabei.
„Weißt du Rea,
ich habe meiner Mutter immer nie geglaubt. Aber anscheinend behält sie am Ende sogar
noch Recht und auch Laurianne äußerte bereits Ähnliches.“
Diese Einleitung
lies mich aufhorchen. Sie konnte nicht Gutes bedeutet und ich wusste, jetzt
kommt der Schlag unter die Gürtellinie, welchen ich bravourös und mit Charme zu
meistern hatte. So wie man es mich eins lehrte. Ich lächelte Derek an und lies
ihn weiter reden.
„Ich war offenbar
nie gut genug für dich und jetzt eben gleichermaßen Laurianne. Vielleicht hast
du mich wirklich nur als Alibi-Neger gebraucht, um nicht rassistisch zu
erscheinen. Denn manche Äußerungen von dir wenn wir gemeinsam fernsahen, liegen
mir noch ganz gut in meinem Ohr. Aber ich mach‘ das mal nicht unbedingt an der
Rasse fest. Denn Laurianne ist so weiß wie du und kommt ebenfalls aus dem
Deutsch sprachigen Raum. Sie sieht dir sogar ähnlich. Daran liegt es nicht. Es
ist die Klasse, die Schicht, der du angehörst. Darauf baust du auf. Danach
richtet sich viel in deinem Leben. Ein Wunder, dass du Gunnar akzeptierst. Und bewiesen
scheint hier, du liebst ihn wirklich. Sonst hättest du all die Schmach bisher
nicht ertragen, die er dir angetan hat. Die Schulter, an der du dich ausgeweint
hast, war dann zumeist die Meine. Gut mag sein, ich wäre vielleicht auch nicht
immer der Treuste gewesen, hättest du mich erhört. Aber immerhin nicht so und
auf diese Weise, wie er es tat. Aber gut. Ich verurteile niemanden und Onkel
Erik scheint ihn nun tatsächlich entschärft zu haben. Nur wie lange hält‘s?“
Eine kleine
Pause entstand. Er hockte immer noch vor mir und sah mir mit seinem ruhigen
Blick in die Augen.
Ich schluckte.
Wusste nicht WO anfangen mit dem revidieren. Mit dem richtig stellen. Bevor ich
jedoch überhaupt dazu kam etwas zu sagen, sprach Derek in seinem gleichmäßigen
Ton weiter.
„Laurianne lässt
sich nicht
aushalten von mir. Sie ist ein Model. Und um ihren Job nachzugehen,
müsste sie nach New York. Aber alleine lasse ich sie nicht. Infolgedessen werde
ich aller Wahrscheinlichkeit mit ihr gehen. Möglicherweise bekomme auch ich
einen Vertrag. Den Versuch ist es allemal wert. Meine Mutter gab ihre
Zustimmung. SIE wird bis auf weiteres hier in Schweden wohnen. Ich weiß, dass
sie hier sicher ist und alles für sie getan wird, was nötig ist, sollte ihr
etwas passieren. Denn eigentlich gedenke ich hier her zurückzukommen, wenn
unser Vorhaben misslingt. Oder wenn es beendet ist. Der Job hier in deinem
Zentrum gefällt mir. Er passt zu mir und ich wäre dir dankbar, wenn du ihn mir
erhältst. Vielleicht ist es für uns alle an der Zeit ein paar neue Wege zu
gehen. Und wer weiß, was daraus wird. In jedem Fall beabsichtige ich früher oder
später hier her zurückzukehren. Denn es gefällt mir hier.“
An dieser Stelle
endete Dereks Plädoyer und er zwinkerte mir zu. Meine Gesichtszüge hatten sich
währenddessen bewusst nicht verändert. Sie zeigten ein
gleichmäßiges, freundliches Lächeln. Ich hatte es nicht einen einzigen
Bruchteil einer Sekunde zugelassen, dass Derek an meiner Mimik oder Gestik
irgendeine Emotion hätte ablesen können. Ich vermag nicht zu sagen, was er
erwartet hatte. In jedem Fall war ich an dieser Stelle doch recht glücklich
darüber, dazu erzogen worden zu sein, meine Emotionen und Gefühle unter
Kontrolle zu halten. Gleichwohl diese Fähigkeit bisher nur selten zum Einsatz
kam. Zumeist vermochte ich mich eben nicht zu beherrschen. Nur dieses Mal
war es tatsächlich von Vorteil, Derek meine Gefühle eben nicht durch einen emotionalen
Ausbruch zu preiszugeben. Er musste nicht wissen, was ich zu seinen Worten
dachte. Eine trotzige Reaktion, oder Zorn hätten mir in dieser Situation am
wenigsten zu Gesicht gestanden. Aber womöglich bestätigte mein Verhalten Dereks
Meinung nur. Ich weiß es nicht und wusste in diesem Augenblick ebenso wenig,
wie ich anders hätte reagieren sollen als gelassen.
„Wie ich höre,
steht euer Plan bereits fest.“, begann ich nun mit besonnener und ruhiger
Stimme zu sprechen. „Zudem Laurianne gewiss ihren Teil betrug. Was ich überaus
erstaunlich finde, in der Kürze der Zeit. Und ich vermute, dies ist eine
ausgezeichnete Gelegenheit, um mich von euren Absichten in Kenntnis zu setzen.
Aber vielleicht hast du Recht Derek. Ich vermag deinem Tempo nicht zu folgen.
Eine Beziehung mit dir wäre womöglich kein vielversprechendes Unterfangen für
uns beide. Laurianne passt sicherlich viel besser zu dir und wo sie mir doch so
ähnlich sieht, wird sie dich auf deinen zukünftigen Wegen vielleicht sogar an
mich erinnern. Das finde ich fabelhaft. Am Ende bleibt mir offenbar nicht mehr
als euch viel Glück zu wünschen. Und womöglich verfolgst du deinen Plan bis zum
Ende und wir sehen uns doch irgendwann wieder. Das würde mich freuen.“
Souveräner,
offener und großherziger hätte ich nicht sein können. Und trotz alledem sprach ich
mit Würde und in Erhabenheit. So, wie es sich genau genommen für
mich gebührt. Jedoch vermittelte ich ihm in keinster Weise auch nur den Hauch
von Geringschätzung. Es war ein Gespräch auf Augenhöhe. So hatte man es mich einst
gelehrt und es erstaunt mich immer wieder, wie gut ich es noch beherrsche.
DAS hatte Derek sicherlich
nicht erwartet. Denn
er blickte doch recht verwundert drein, ob meiner Reaktion.
Gunnar hatte
sich indes mit Laurianne unterhalten. Er sah zu mir herüber und zwinkerte mir verschwörerisch
zu, was mir sagte, dass er mit seinem zweiten Ohr (und seiner rechten
Gehirnhälfte) dem Gespräch von Derek und mir gefolgt war. Er hatte ganz genau
zugehört/mitgefühlt. Und ich wusste, dass er wusste, was zwischen Derek und mir
vorgegangen war. Vor allem, in welcher Weise ich es abgeschlossen hatte. Deshalb
auch sein anerkennender Blick und das Nicken mit dem Kopf, welches mir Respekt
zeigen sollte.
Innerlich
schnaufte ich und am aller liebsten hätte ich Derek angefleht zu bleiben.
Die aufsteigende
Wut in mir, über die rasante Fahrt von Dereks Vorhaben unterdrückte ich beflissen.
Niemand merkte mir an, wie zornig ich eigentlich war.
Ich hätte Derek
ohrfeigen können, so verzweifelt war ich bei dem Gedanken, dass er mit dieser
Laurianne nach New York gehen würde! Oder ihn anschreien, komm‘ doch endlich zur
Vernunft und bleibe bei mir. Ich brauche dich und ich……..ja,….ich liebe dich
doch. Aber stimmte das denn? Diese Frage stellte ich mir oft.
Am Ende liebe
ich Gunnar über alles. Dies ist mir nur allzu offenbar und aus diesem Grund
bleibe ich bei ihm. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich Derek nicht liebe. Würde
Gunnar mich verschmähen, würde ich liebend gern mit Derek zusammen sein. (Denke
ich. Denn da sind so einige Dinge, die ich bereits beschrieb, die mir an Derek
nicht wirklich gefallen. Und es hat etwas mit seinem farbig-Sein
zu tun! Was mich dummer Weise zu einer Frage weiter leitet, welche ich bisher
nie zu Ende denken konnte. Wieso mögen eigentlich alle Schwarzen Rapp? Ist schon
eigenartig! Oder etwa nicht?)