In einer Woche
kann so viel geschehen und genau genommen sollte ich hier über das für mich
Wichtigste nicht wirklich berichten. Jedoch im Augenblick ist mein Blog ohnehin
„privat“, sodass ihn außer mir so wie so niemand weiter lesen kann, bis auf
DIE, welchen ich den Zugang dazu ermögliche.
Sodann, die eher
unwesentlichen Dinge in stichpunktartiger Weise rasch erwähnt.
Kevin kommt
alsbald hier her zurück. Es geht ihm offenbar ausgezeichnet, wie er sagt.
Dennoch bat er sacht um noch mehr Zeit. Was wohl gleichermaßen auf die Bitte
seiner Frau Janina zurückzuführen ist, die noch eine Weile in Deutschland
bleiben möchte. Aus diesem Grund hatten wir Kevin gleichwohl nicht besucht. Wir
hätten dazu nach Berlin fliegen müssen und da das Zentrum besser nicht ohne
unsere Führung hatte sein sollen und Gunnar das Land nicht verlassen konnte,
vermochten wir Kevin und seinen Heilungsprozess ausschließlich aus der Ferne
mit unseren Gedanken zu unterstützen. Aber eventuell, so räumte er ein, wäre es
ihm möglich Janina zu überreden, den weiteren Fortgang seiner Rekonvaleszenz in
Schweden, hier im Zentrum, zu beenden. Sicher war er sich an diesem Punkt
allerdings noch nicht. Was zur Folge haben könnte,
dass ich diese unangenehme Frau, Margot Håkansson, noch weiterhin in unserem
Büro, als zeitweilig Angestellte, ertragen muss. Und an dieser Stelle komme ich
sogleich zum signifikantesten Punkt.
Kurt, Gunnars
Onkel, war Ende dieser Woche bei uns gewesen und hat Gunnar ins Geheim
offenbart, dass er nun doch des Mordes angeklagt würde, wie es scheint. Bislang
und womöglich überhaupt, war man sich nicht wirklich sicher gewesen, alldieweil
die Beweise unzureichend waren (und meiner Meinung nach es noch immer sind!).
Für den kommenden Montag, also Morgen, hat man Gunnar die Vorladung für diese (Vor-?)
Verhandlung zustellt. Gunnar hatte sich daher eingehend mit seinem Onkel Erik
beraten, der ihm riet, sich für eine Weile der Gesetzbarkeit zu entziehen, bis
sich möglicherweise doch noch alles klärt, oder zumindest zum Besseren wendet.
Natürlich hatte es mein Mann in Betracht gezogen, jedoch dann auch wieder
nicht. Er schwankte hin und her zwischen beiden Möglichkeiten. Selbstredend gab
es für beide Perspektiven genügend Argumente. Also, welche wählen? Würde er
fliehen? Nun ja, es lässt sich hier sicherlich denken, was dies nach sich
ziehen würde, bestünde man am Ende weiterhin und kategorisch
auf der Anklage gegen ihn. Erik räumte jedoch indes ein, dass die Obrigkeit und
die zuständigen Behörden womöglich einsehen könnten, einen Fehler begangen zu
haben, was durch einen kleinen magischen Eingriff gewährleistet werden kann. Ein
bräuchte nur noch ein wenig Zeit. Offenbar hatte Erik es bis zu diesem Zeitpunkt
noch nichts be-wirkt und er meinte, es bestünde sogar die Möglichkeit, dass man
gegen Gunnar (okkultiert) auf dieser magischen Ebene vorgeht. Er wäre sich
jedoch nicht sicher. Wir sollten es daher vermeiden, wen auch immer in Anklage
zu stellen und sei es auch nur in Gedanken. Denn, wäre es denn tatsächlich SO,
würde man seine Gegenwehr entdecken UND zudem erwähnte er, wie gut die Operation verschleiert wäre, was schon
eine gewisse Kunstfertigkeit und magisches Wissen bekunde. „Wir haben es hier
nicht mit Stümpern zu tun.“
Selbstredend
dachten Gunnar und ich sogleich an Sasha. Jedoch aus welchem Grund sollte er
dies tun, wo er doch auf Gunnars vorsichtige und bedachte Anfrage hin
versprochen hatte, ihm sogar noch zu helfen, indem er seine Beziehungen (welche auch immer das sind)
spielen ließ. Wir hatten ihm ausschließlich darüber in Kenntnis
gesetzt, dass Gunnar am Montag vor Gericht zu erscheinen hätte. Nicht mehr und
nicht weniger. Es war nicht nötig die Angelegenheit vor ihm sonderlich aufzubauschen,
als würde sie uns ernsthafte Sorge bereiten und so vermittelten wir Sasha, dass
wir zuversichtlich sind, des Ausgangs wegen. Aber es könne schließlich nicht
schaden, wenn ER, wo auch immer, ein gutes Wort für Gunnar einlegt. Auch ICH
bat Sasha eher still und flehend mit den Augen und so stimmte er schlussendlich
zu. Nun ja, man kann uns beiden, Gunnar und mir, Verschleierung und zudem Eigennutz
sowie Beeinflussung des Verfahrens unterstellen.
Aber Sasha hätte so wie so irgendwann von alledem erfahren. Obgleich er doch
nun in Kürze abreisen wird. Claire, seine Frau, hat schon längst die Koffer
gepackt. Allerdings versprach er mir zumindest solange hier zu bleiben, bis
Kevin zurückgekommen ist.
Nun stecke ich
in mehreren Dilemmas fest. (Der Teufel steckt im Detail.) Kevin erbat sich noch
mehr Zeit, die ich ihm fairerweise zugestehen müsste. Margot Håkansson wird
aller Wahrscheinlichkeit nach spätestens in zwei Wochen gehen (worüber ich
nicht unglücklich wäre!) UND nun, da sich Gunnar in einem urplötzlichen Anfall
von Entscheidungskraft dazu entschlossen hat, sich vorläufig doch sämtlichen
Maßnahmen und vor allem einer etwaigen Inhaftierung zu entziehen, wird auch ER
nicht mehr verfügbar sein, um mir bei all der Arbeit hier im Zentrum beizustehen.
Und Sasha ist
nun ebenfalls bereits mit seiner Claire schon beinahe auf dem Weg zurück in die
Staaten. Sasha und ich hatten es in einem ruhigen Moment zu zweit so geplant,
dass ER vorerst seinen Aufgaben, welche ihm von seinem Eltern zugewiesen wurden,
genüge tut, als Mann von Claire UND zukünftiger Vater von Kindern, alldieweil
sich seine Eltern Enkelkinder wünschen. Das hätte mir eine lange Zeit in Ruhe mit
Gunnar verschafft, OHNE dass Sasha mir dazwischen kommt und meine Gefühle durcheinander
bringt.
Ich denke noch
darüber nach, Kevin zu bitten, doch alsbald hier her zurückzukehren. Denn so
gänzlich allein vermag ich das Zentrum nun doch nicht zu leiten. Zumindest
brauche ich Hilfe!
Aber JETZT doch
zum WESENTLICHEN.
Von dem
Zeitpunkt an, als wir wussten das Gunnar am Montag vorgeladen war, war jede
Menge Unruhe in uns. Und als dann noch Kurt zu uns kam und Gunnar gegenüber
sein vertrauliches Wissen offenbarte, welches er von einem seiner Kollegen
erfahren hatte, waren wir beide in einem Zustand der aller höchsten Anspannung.
Gunnar war über die Maßen nachdenklich geworden. Sagte kaum ein Wort und seine
Mimik verriet mir Last und die Bürde, die er augenscheinlich zu tragen hatte,
um für sich, und ebenso für mich eine Entscheidung zu treffen
und gestern Abend, als wir bereits zu Bett gegangen waren, war es so weit. Mit
einem Ruck stand er auf und verließ das Bett.
„Ich fahre jetzt
und“, an dieser Stelle hob er den Zeigefingen und gebot mit Eindringlichkeit, “wir
müssen vorsichtig sein.“
Mir fehlten in
diesem Augenblick die Worte und ich stammelte: „Ich komme selbstverständlich
mit.“
„Nein.“, sagte
Gunnar in einem verhältnismäßig ruhigen Ton, welcher dieser Situation kaum
angemessen war. Gunnar schien mit einem Mal extrem überlegt zu sein. Seine
Handlungen schienen mechanisch. Er packte Sachen in seine Tasche und
verabschiedete sich von mir. So rasch vermochte ich nicht einmal zu denken. Unwirklichkeit
stellte sich ein, als würde ich alles nur…..träumen.
Ich begriff
nicht so schnell, was da geschah und womöglich war es gut so gewesen. Denn
hätte mein Hirn in diesem Augenblick die Tragweite des Geschehens tatsächlich
erfasst, hätte ich interveniert. Erst nachdem Gunnar gegangen war, wurde mir
klar, was dies nun vorerst für mich bedeutete. Ich würde ihn demnächst nicht wieder
sehen. Nicht mit ihm telefonieren, nicht einmal wissen dürfen, wo er war und…..lügen
müssen. Sasha war der erste, welchen ich mit Unwahrheiten gegenüber trat. Genau
genommen war es Derek, welchen ich angerufen hatte. ER jedoch war an diesem
Abend bei seinen Freunden in Stockholm. Er fragte mich mehrere Mal, nachdem ich
ins Stocken geraten war, ob alles in Ordnung sei. Ich bejate nur und legte auf.
Am Ende war es Ryan, der Chef unseres Sicherheitsteams und langjähriger Freund von
uns beiden, der Gunnar half (zu fliehen). Er lieh ihm seinen Wagen, nachdem er
mit Ryans Handy das Ziel der Reise klar ausgemacht hatte. Ich kann nur ahnen, auf
welchem Weg sich Gunnar nun befindet. Wissen tue ich es nicht.
Nach Gunnars
Gehen, mitten in der Nacht, hatte ich Sasha angerufen, der dann auch gleich zu
mir kam. Ich tat dies, um mich abzulenken, damit ich nicht in Versuchung geriet,
eine Dummheit zu begehen (und meinem Mann nachzureisen/zu folgen?, nachdem ich
mir Gunnars vermeintliches Ziel ausgemalt hatte…..und so einigermaßen sicher
war). Sasha selbst erzählte ich, dass Gunnar wieder einmal über Nacht bei
seinen Brüder in Stockholm sei. Was ohnehin plausibel erschien, alldieweil dies
bereits des Öfteren geschehen war. Wegen seiner Frau, Claire, war Sasha dann
bereits gegen fünf Uhr wieder im Gehen, dann aber um acht Uhr zurückgekehrt.
„Ich bin joggen,
habe ich Claire gesagt.“ Sasha hatte mich mit einem Kuss geweckt und ich
benötigte einige Sekunden um zu begreifen, dass Gunnar nicht neben mir lag.
„Natürlich. Aber
sie ahnt doch bestimmt….“ Ich beendete den Satz nicht und wir beide wussten,
worum es geht.
Sasha schlüpfte noch
einmal zu mir ins Bett UND…..ich ließ mich tatsächlich dazu überreden mit ihm
intim zu werden…..worauf ich nicht unbedingt stolz sein will (angesichts der
heiklen Lage). Aber egal, wäre es die Wahrheit gewesen, dass Gunnar bei seinen
Brüdern oder sonst wo war, hätte ich aller Wahrscheinlichkeit nach so wie so
mit Sasha….geschlafen. NOCH war er da. Denn auch ER würde mich in Kürze
verlassen. Zumindest SO der Plan.
Als Sasha (zu
Claire zurück) gegangen war, kam Ryan vorbei und kurze Zeit später Sarah
(Sjögren), seine Lebensgefährtin. Sie sorgten sich offenbar, ob ihres Wissens
und sahen nach mir.
Nun……fühle ich
mich doch recht allein (und verlassen)…..gelassen. Und male ich mir aus, was
Morgen geschehen wird, wenn Gunnar nicht vor Gericht erscheint, graust es mir
über die Maßen. Womöglich wäre es doch besser gewesen, ich wäre mit ihm gereist.
Denn ich vermag nicht zu sagen, ob man mir glaubt…..wenn ich denen das Selbe
erzähle wie…..Sasha, was im Grunde doch recht plausibel erscheint (erscheine
müsste!).
In jedem Fall
muss ich nun aufgeregt sein, was ich ohnehin bin, also muss ich an dieser
Stelle nicht flunkern, um einleuchtend und schlüssig Gunnars Abwesenheit zu
beklagen, sodass meine Unwissenheit nicht in Frage gestellt werden kann. Wir
werden sehen…….WIE oft ist es schon vorgekommen, dass Gunnar über Nacht, oder
Tage lang fort geblieben ist und ich ihn gleichwohl telefonisch nicht erreichen
konnte, OHNE, dass er mich vorher auch nur über seine Pläne aufgeklärt hätte.
Zweifellos
rutscht mir das Herz in die Hose, denke ich an….Morgen. Ich kann nur hoffen,
das neben meinen Anwälten (die ich natürlich JETZT noch nicht informieren kann,
alldieweil ich offiziell schließlich nichts von seiner Flucht weiß und nur
vermute, dass er bei seinen Brüdern ist, um eine Party zu feiern) zumindest
Kurt bei mir ist, um mich zu unterstützen.
Derek hatte sich
offensichtlich ebenso um mich gesorgt, denn er kam sofort nach seiner Rückkehr
ins Zentrum und nachdem er bei seiner Mutter gewesen war, zu mir. Späterzu rief
ich ihn an, nachdem ich Sasha, der sich im Restaurant zu mir an den Tisch zu
setzen gedachte, aufgrund Claires Gegenwart weggeschickt und ihn dies
gleichwohl deutlich gemacht hatte, und bat Derek zu mir ins Restaurant zu kommen,
um mir beim Speisen Gesellschaft zu leisten. Ohnehin wollte ich mich mit Derek unterhalten. Unser Gespräch mündete jedoch
recht schnell in die Thematik seiner derzeitig näheren Bekanntschaft. Denn
anders möchte ich sie beinahe nicht mehr nennen. Derek hat nun offenbar sein
Talent für die Frauen wieder entdeckt und sich seiner unangefochtenen
Attraktivität erinnert. Gleichwohl es auch ein Zufall sein kann, dass er dieser
Tage doch ein äußert beliebter Mann bei so zahlreichen Frauen ist. Ich fragte
ihn nach seiner derzeitigen Favoritin
und er lächelte nur.
„Es sind zwei
und ich kann nichts dafür.“, legte er noch umgehend eine Entschuldigung nach. „Es
tut mir leid Rea, Es ist einfach so…gekommen.“ Ein Hauch des ehrlichen
Bedauerns huschte über Dereks Gesicht.
„Wer sind sie?“,
fragte ich mit ernster Miene.
„Anabelle Akeson
und Vivian Lund. Ich stell sie dir vor.“
Ich wehrte ab. „Nicht
nötig. Danke dir.“
„Du wirst sie
womöglich so wie so hier sehen, wenn sie mich besuchen kommen.“
„Weiß deine
Mutter davon.“
Derek lachte. „Natürlich.
Sie weiß alles von mir.“
Einen Kuss zum
Abschied ließ ich noch zu. Mehr….würde es dieser Tage ohnehin nicht werden……..und
ich dachte nur, er ist sich mit jeder Faser seines traumhaften Körpers seiner
Attraktivität durchaus bewusst (und spielt zuweilen gern mit ihr). Dem hingegen
zweifle ich NICHT daran, auch wenn er es HEUTE nicht erwähnte, dass er mich –
auf seine Weise – tatsächlich liebt. Zumindest ist er immer – wenn es ihm
möglich ist – für mich da….was mich – in meiner momentanen Situation –
beruhigt.
Inwieweit ich
Kevin in alles einweihen werde, vermag ich noch nicht zu sagen, alldieweil zu
vermuten ist, dass er mit seiner Frau Janina darüber spricht und SIE ist mir in
der Tat nicht sonderlich gewogen. Wir werden sehen……
Malika war für
Gunnar seit Kurts Besuch bei uns kein Thema mehr. Und nun ist er wer weiß wo…….