Sonntag, 24. Juni 2018

Nur ein Traum? Oder die schonungslose Wirklichkeit?

In einer Woche kann so viel geschehen und genau genommen sollte ich hier über das für mich Wichtigste nicht wirklich berichten. Jedoch im Augenblick ist mein Blog ohnehin „privat“, sodass ihn außer mir so wie so niemand weiter lesen kann, bis auf DIE, welchen ich den Zugang dazu ermögliche.
Sodann, die eher unwesentlichen Dinge in stichpunktartiger Weise rasch erwähnt.
Kevin kommt alsbald hier her zurück. Es geht ihm offenbar ausgezeichnet, wie er sagt. Dennoch bat er sacht um noch mehr Zeit. Was wohl gleichermaßen auf die Bitte seiner Frau Janina zurückzuführen ist, die noch eine Weile in Deutschland bleiben möchte. Aus diesem Grund hatten wir Kevin gleichwohl nicht besucht. Wir hätten dazu nach Berlin fliegen müssen und da das Zentrum besser nicht ohne unsere Führung hatte sein sollen und Gunnar das Land nicht verlassen konnte, vermochten wir Kevin und seinen Heilungsprozess ausschließlich aus der Ferne mit unseren Gedanken zu unterstützen. Aber eventuell, so räumte er ein, wäre es ihm möglich Janina zu überreden, den weiteren Fortgang seiner Rekonvaleszenz in Schweden, hier im Zentrum, zu beenden. Sicher war er sich an diesem Punkt allerdings noch nicht. Was zur Folge haben könnte, dass ich diese unangenehme Frau, Margot Håkansson, noch weiterhin in unserem Büro, als zeitweilig Angestellte, ertragen muss. Und an dieser Stelle komme ich sogleich zum signifikantesten Punkt.
Kurt, Gunnars Onkel, war Ende dieser Woche bei uns gewesen und hat Gunnar ins Geheim offenbart, dass er nun doch des Mordes angeklagt würde, wie es scheint. Bislang und womöglich überhaupt, war man sich nicht wirklich sicher gewesen, alldieweil die Beweise unzureichend waren (und meiner Meinung nach es noch immer sind!). Für den kommenden Montag, also Morgen, hat man Gunnar die Vorladung für diese (Vor-?) Verhandlung zustellt. Gunnar hatte sich daher eingehend mit seinem Onkel Erik beraten, der ihm riet, sich für eine Weile der Gesetzbarkeit zu entziehen, bis sich möglicherweise doch noch alles klärt, oder zumindest zum Besseren wendet. Natürlich hatte es mein Mann in Betracht gezogen, jedoch dann auch wieder nicht. Er schwankte hin und her zwischen beiden Möglichkeiten. Selbstredend gab es für beide Perspektiven genügend Argumente. Also, welche wählen? Würde er fliehen? Nun ja, es lässt sich hier sicherlich denken, was dies nach sich ziehen würde, bestünde man am Ende weiterhin und kategorisch auf der Anklage gegen ihn. Erik räumte jedoch indes ein, dass die Obrigkeit und die zuständigen Behörden womöglich einsehen könnten, einen Fehler begangen zu haben, was durch einen kleinen magischen Eingriff gewährleistet werden kann. Ein bräuchte nur noch ein wenig Zeit. Offenbar hatte Erik es bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts be-wirkt und er meinte, es bestünde sogar die Möglichkeit, dass man gegen Gunnar (okkultiert) auf dieser magischen Ebene vorgeht. Er wäre sich jedoch nicht sicher. Wir sollten es daher vermeiden, wen auch immer in Anklage zu stellen und sei es auch nur in Gedanken. Denn, wäre es denn tatsächlich SO, würde man seine Gegenwehr entdecken UND zudem erwähnte er, wie gut die Operation verschleiert wäre, was schon eine gewisse Kunstfertigkeit und magisches Wissen bekunde. „Wir haben es hier nicht mit Stümpern zu tun.“
Selbstredend dachten Gunnar und ich sogleich an Sasha. Jedoch aus welchem Grund sollte er dies tun, wo er doch auf Gunnars vorsichtige und bedachte Anfrage hin versprochen hatte, ihm sogar noch zu helfen, indem er seine Beziehungen (welche auch immer das sind) spielen ließ. Wir hatten ihm ausschließlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Gunnar am Montag vor Gericht zu erscheinen hätte. Nicht mehr und nicht weniger. Es war nicht nötig die Angelegenheit vor ihm sonderlich aufzubauschen, als würde sie uns ernsthafte Sorge bereiten und so vermittelten wir Sasha, dass wir zuversichtlich sind, des Ausgangs wegen. Aber es könne schließlich nicht schaden, wenn ER, wo auch immer, ein gutes Wort für Gunnar einlegt. Auch ICH bat Sasha eher still und flehend mit den Augen und so stimmte er schlussendlich zu. Nun ja, man kann uns beiden, Gunnar und mir, Verschleierung und zudem Eigennutz sowie Beeinflussung des Verfahrens  unterstellen. Aber Sasha hätte so wie so irgendwann von alledem erfahren. Obgleich er doch nun in Kürze abreisen wird. Claire, seine Frau, hat schon längst die Koffer gepackt. Allerdings versprach er mir zumindest solange hier zu bleiben, bis Kevin zurückgekommen ist.
Nun stecke ich in mehreren Dilemmas fest. (Der Teufel steckt im Detail.) Kevin erbat sich noch mehr Zeit, die ich ihm fairerweise zugestehen müsste. Margot Håkansson wird aller Wahrscheinlichkeit nach spätestens in zwei Wochen gehen (worüber ich nicht unglücklich wäre!) UND nun, da sich Gunnar in einem urplötzlichen Anfall von Entscheidungskraft dazu entschlossen hat, sich vorläufig doch sämtlichen Maßnahmen und vor allem einer etwaigen Inhaftierung zu entziehen, wird auch ER nicht mehr verfügbar sein, um mir bei all der Arbeit hier im Zentrum beizustehen.
Und Sasha ist nun ebenfalls bereits mit seiner Claire schon beinahe auf dem Weg zurück in die Staaten. Sasha und ich hatten es in einem ruhigen Moment zu zweit so geplant, dass ER vorerst seinen Aufgaben, welche ihm von seinem Eltern zugewiesen wurden, genüge tut, als Mann von Claire UND zukünftiger Vater von Kindern, alldieweil sich seine Eltern Enkelkinder wünschen. Das hätte mir eine lange Zeit in Ruhe mit Gunnar verschafft, OHNE dass Sasha mir dazwischen kommt und meine Gefühle durcheinander bringt.
Ich denke noch darüber nach, Kevin zu bitten, doch alsbald hier her zurückzukehren. Denn so gänzlich allein vermag ich das Zentrum nun doch nicht zu leiten. Zumindest brauche ich Hilfe!
Aber JETZT doch zum WESENTLICHEN.
Von dem Zeitpunkt an, als wir wussten das Gunnar am Montag vorgeladen war, war jede Menge Unruhe in uns. Und als dann noch Kurt zu uns kam und Gunnar gegenüber sein vertrauliches Wissen offenbarte, welches er von einem seiner Kollegen erfahren hatte, waren wir beide in einem Zustand der aller höchsten Anspannung. Gunnar war über die Maßen nachdenklich geworden. Sagte kaum ein Wort und seine Mimik verriet mir Last und die Bürde, die er augenscheinlich zu tragen hatte, um für sich, und ebenso für mich eine Entscheidung zu treffen und gestern Abend, als wir bereits zu Bett gegangen waren, war es so weit. Mit einem Ruck stand er auf und verließ das Bett.
„Ich fahre jetzt und“, an dieser Stelle hob er den Zeigefingen und gebot mit Eindringlichkeit, “wir müssen vorsichtig sein.“
Mir fehlten in diesem Augenblick die Worte und ich stammelte: „Ich komme selbstverständlich mit.“
„Nein.“, sagte Gunnar in einem verhältnismäßig ruhigen Ton, welcher dieser Situation kaum angemessen war. Gunnar schien mit einem Mal extrem überlegt zu sein. Seine Handlungen schienen mechanisch. Er packte Sachen in seine Tasche und verabschiedete sich von mir. So rasch vermochte ich nicht einmal zu denken. Unwirklichkeit stellte sich ein, als würde ich alles nur…..träumen.
Ich begriff nicht so schnell, was da geschah und womöglich war es gut so gewesen. Denn hätte mein Hirn in diesem Augenblick die Tragweite des Geschehens tatsächlich erfasst, hätte ich interveniert. Erst nachdem Gunnar gegangen war, wurde mir klar, was dies nun vorerst für mich bedeutete. Ich würde ihn demnächst nicht wieder sehen. Nicht mit ihm telefonieren, nicht einmal wissen dürfen, wo er war und…..lügen müssen. Sasha war der erste, welchen ich mit Unwahrheiten gegenüber trat. Genau genommen war es Derek, welchen ich angerufen hatte. ER jedoch war an diesem Abend bei seinen Freunden in Stockholm. Er fragte mich mehrere Mal, nachdem ich ins Stocken geraten war, ob alles in Ordnung sei. Ich bejate nur und legte auf. Am Ende war es Ryan, der Chef unseres Sicherheitsteams und langjähriger Freund von uns beiden, der Gunnar half (zu fliehen). Er lieh ihm seinen Wagen, nachdem er mit Ryans Handy das Ziel der Reise klar ausgemacht hatte. Ich kann nur ahnen, auf welchem Weg sich Gunnar nun befindet. Wissen tue ich es nicht.
Nach Gunnars Gehen, mitten in der Nacht, hatte ich Sasha angerufen, der dann auch gleich zu mir kam. Ich tat dies, um mich abzulenken, damit ich nicht in Versuchung geriet, eine Dummheit zu begehen (und meinem Mann nachzureisen/zu folgen?, nachdem ich mir Gunnars vermeintliches Ziel ausgemalt hatte…..und so einigermaßen sicher war). Sasha selbst erzählte ich, dass Gunnar wieder einmal über Nacht bei seinen Brüder in Stockholm sei. Was ohnehin plausibel erschien, alldieweil dies bereits des Öfteren geschehen war. Wegen seiner Frau, Claire, war Sasha dann bereits gegen fünf Uhr wieder im Gehen, dann aber um acht Uhr zurückgekehrt.
„Ich bin joggen, habe ich Claire gesagt.“ Sasha hatte mich mit einem Kuss geweckt und ich benötigte einige Sekunden um zu begreifen, dass Gunnar nicht neben mir lag.
„Natürlich. Aber sie ahnt doch bestimmt….“ Ich beendete den Satz nicht und wir beide wussten, worum es geht.
Sasha schlüpfte noch einmal zu mir ins Bett UND…..ich ließ mich tatsächlich dazu überreden mit ihm intim zu werden…..worauf ich nicht unbedingt stolz sein will (angesichts der heiklen Lage). Aber egal, wäre es die Wahrheit gewesen, dass Gunnar bei seinen Brüdern oder sonst wo war, hätte ich aller Wahrscheinlichkeit nach so wie so mit Sasha….geschlafen. NOCH war er da. Denn auch ER würde mich in Kürze verlassen. Zumindest SO der Plan.
Als Sasha (zu Claire zurück) gegangen war, kam Ryan vorbei und kurze Zeit später Sarah (Sjögren), seine Lebensgefährtin. Sie sorgten sich offenbar, ob ihres Wissens und sahen nach mir.

Nun……fühle ich mich doch recht allein (und verlassen)…..gelassen. Und male ich mir aus, was Morgen geschehen wird, wenn Gunnar nicht vor Gericht erscheint, graust es mir über die Maßen. Womöglich wäre es doch besser gewesen, ich wäre mit ihm gereist. Denn ich vermag nicht zu sagen, ob man mir glaubt…..wenn ich denen das Selbe erzähle wie…..Sasha, was im Grunde doch recht plausibel erscheint (erscheine müsste!).
In jedem Fall muss ich nun aufgeregt sein, was ich ohnehin bin, also muss ich an dieser Stelle nicht flunkern, um einleuchtend und schlüssig Gunnars Abwesenheit zu beklagen, sodass meine Unwissenheit nicht in Frage gestellt werden kann. Wir werden sehen…….WIE oft ist es schon vorgekommen, dass Gunnar über Nacht, oder Tage lang fort geblieben ist und ich ihn gleichwohl telefonisch nicht erreichen konnte, OHNE, dass er mich vorher auch nur über seine Pläne aufgeklärt hätte.
Zweifellos rutscht mir das Herz in die Hose, denke ich an….Morgen. Ich kann nur hoffen, das neben meinen Anwälten (die ich natürlich JETZT noch nicht informieren kann, alldieweil ich offiziell schließlich nichts von seiner Flucht weiß und nur vermute, dass er bei seinen Brüdern ist, um eine Party zu feiern) zumindest Kurt bei mir ist, um mich zu unterstützen.

Derek hatte sich offensichtlich ebenso um mich gesorgt, denn er kam sofort nach seiner Rückkehr ins Zentrum und nachdem er bei seiner Mutter gewesen war, zu mir. Späterzu rief ich ihn an, nachdem ich Sasha, der sich im Restaurant zu mir an den Tisch zu setzen gedachte, aufgrund Claires Gegenwart weggeschickt und ihn dies gleichwohl deutlich gemacht hatte, und bat Derek zu mir ins Restaurant zu kommen, um mir beim Speisen Gesellschaft zu leisten. Ohnehin wollte ich mich mit Derek  unterhalten. Unser Gespräch mündete jedoch recht schnell in die Thematik seiner derzeitig näheren Bekanntschaft. Denn anders möchte ich sie beinahe nicht mehr nennen. Derek hat nun offenbar sein Talent für die Frauen wieder entdeckt und sich seiner unangefochtenen Attraktivität erinnert. Gleichwohl es auch ein Zufall sein kann, dass er dieser Tage doch ein äußert beliebter Mann bei so zahlreichen Frauen ist. Ich fragte ihn nach seiner derzeitigen Favoritin und er lächelte nur.
„Es sind zwei und ich kann nichts dafür.“, legte er noch umgehend eine Entschuldigung nach. „Es tut mir leid Rea, Es ist einfach so…gekommen.“ Ein Hauch des ehrlichen Bedauerns huschte über Dereks Gesicht.
„Wer sind sie?“, fragte ich mit ernster Miene.
„Anabelle Akeson und Vivian Lund. Ich stell sie dir vor.“
Ich wehrte ab. „Nicht nötig. Danke dir.“
„Du wirst sie womöglich so wie so hier sehen, wenn sie mich besuchen kommen.“
„Weiß deine Mutter davon.“
Derek lachte. „Natürlich. Sie weiß alles von mir.“
Einen Kuss zum Abschied ließ ich noch zu. Mehr….würde es dieser Tage ohnehin nicht werden……..und ich dachte nur, er ist sich mit jeder Faser seines traumhaften Körpers seiner Attraktivität durchaus bewusst (und spielt zuweilen gern mit ihr). Dem hingegen zweifle ich NICHT daran, auch wenn er es HEUTE nicht erwähnte, dass er mich – auf seine Weise – tatsächlich liebt. Zumindest ist er immer – wenn es ihm möglich ist – für mich da….was mich – in meiner momentanen Situation – beruhigt.

Inwieweit ich Kevin in alles einweihen werde, vermag ich noch nicht zu sagen, alldieweil zu vermuten ist, dass er mit seiner Frau Janina darüber spricht und SIE ist mir in der Tat nicht sonderlich gewogen. Wir werden sehen……
Malika war für Gunnar seit Kurts Besuch bei uns kein Thema mehr. Und nun ist er wer weiß wo…….