Vorgestern,
spät nachts, rief Gunnar an. Offenbar schien ihm etwas keine Ruhe zu lassen,
dass es (für ihn) nicht bin zum Morgen hatte warten können. Zu Beginn zögerte
er zwar eine Weile, kam aber dann beinahe ohne Umschweife zum Kernpunkt seiner
wohl schlaflosen Nacht. Er hatte sich nun anscheinend Gedanken gemacht, WIE er
es mir sagen solle, dass……er die Anzeige wegen Körperverletzung und Nötigung
zur Unterschrift unter die Scheidungspapiere zurücknehmen wird, um dann doch frei (geschieden) zu
sein, weil er gedenke Malika zu ehelichen.
Nun lasse man diese Info zunächst einmal einsickern ins Hirn, bzw. sacken, nach all den Liebesgesäusel, den
–schwüren, Versprechungen und Vorhaben und höre weiter zu. Er erklärte mir auf
recht plausible Weise, dass dies nötig wäre, nachdem er mich bat, BITTE nicht
böse zu sein, Ruhe zu bewahren und erst einmal zuzuhören. Denn an unserem
Plan würde sich dadurch NICHTS ändern. Es ginge ihm einzig und allein
um das Bleiberecht für Malikas Mutter und ihre Schwestern. Schließlich hatte er
für diese drei Menschen in China sein Leben riskiert. Man hatte ihm
offensichtlich auf dem Amt in Stockholm (hinter vorgehaltener Hand) klar
gemacht, dass man friedlichen Leuten nun eher kein Asyl gewährt. Und da Malika
nun bereits die Mutter seines Sohnes wäre, läge es doch nahe und auf der Hand…..usw…..
– Die indianische Hochzeit mit Gunai indes, stünde nach wie vor zur Umsetzung,
bestätigte er auf meine Frage hin, und auch Gunai (die Indianerin) wäre dieser Notwendigkeit
der Heirat mit Malika des Bleiberechtest ihrer Familie wegen einsichtig geworden, nachdem er (eindringlich
wohl!) mit ihr gesprochen hätte.
Ich
befürchte-te nun verständlicher Weise sogleich das Platzen unserer
Zukunftspläne und war verstimmt, wütend und traurig. Zweifelte sogar an Gunnars
Liebe. Sasha indes wusste nicht welche Sorgen mich offensichtlich plagten und
ich sagte es ihm gleichwohl (noch!) nicht. (Mittlerweile weiß er es. Ich konnte
nicht an mich halten.) Nichts destotrotz räumte Sasha abermals ein, dass es
immer wieder Ungemach gäbe, sobald sich Gunnar bei mir melde und mit mir
spräche. Und damit hatte er, wie so oft, natürlich Recht.
In
der Zwischenzeit bastelt Sasha an unserem Ausstieg, wie er sagt. Und auch ICH
solle ein paar Ideen dazu beisteuern. Monte Carlo kommt für mich natürlich
nicht in Frage. Ebenso wenig eine Reise mit dem eigenen Schiff (um die Welt),
welches er noch kaufen würde. Nein, DAS möchte ich nicht. DAS wäre dann kein
Ausstieg aus allem……es wäre doch nur wie Urlaub für ihn. ICH stelle mir ganz
etwas anderes vor (und eigentlich/aller Wahrscheinlichkeit nach doch und trotz
alledem (! weiterhin) lieber mit Gunnar, obwohl ich Sasha nun doch
ebenfalls lieben lerne (….und einen so lieben Menschen nicht erneut enttäuschen
möchte)). Tja nun, WAS wäre meiner Meinung nach ein Ausstieg für Sasha und
mich(?), - und wir sprachen vorhin kurz
darüber – ein ganz normales Leben im irgendwo, nur wir beide. Ohne seinen
Reichtum und vor allem dann ohne seine Verpflichtungen aus diesem Kontext
heraus. Vielleicht einen ganz normalen monatlichen Bezug an Geld, welcher von
seitens des Unternehmens (locker) verschmerz werden kann, OHNE, dass Sasha dort
arbeiten muss. (Aber womöglich könnte er ja von dort aus, wo wir dann wohnen
werden, gleichermaßen etwas Konstruktives tun für die Firma tun. - Wer weiß? - Sodass die Bezüge gerechtfertigt sind.) Das
nördliche Kanada war im Gespräch. Jedoch bevor wir zu solch‘ Unterfangen
aufbrechen würde, bestünde er auf einen kurzen Aufenthalt in Jerusalem.
„Lass
mich beten.“, sagte er zu mir.
Allerdings
wäre da noch die Sache mit Claire und wir sprachen erneut ebenfalls über
diese Thematik. Denn, Sasha ist in der letzten Zeit nicht nur viel zu oft bei
ihr gewesen, nein, man könnte denken, sie sei seine zweite Frau. Aber gut, ihre
Affinität zu ihm ist mehr als verständlich. Schließlich war sie seine große
Liebe vor mir. Und Sasha selbst fühlt sich selbstredend verantwortlich für das Verschwinden
ihres und seines Kindes und somit für Claires Herzeleid. Vor allem plagt ihn
das schlechte Gewissen. Daher ist er nun seines Vaters Idee in der Tat recht
aufgeschlossen, Claire erneut zu schwängern. Erst heute Morgen redeten wir
erneut darüber – ja, wir reden im Augenblick recht viel - und er besteht
darauf, dass es schriftlich festgehalten wird, dass ich diese Angelegenheit,
sollte sie denn stattfinden (also das Ficken mit Claire), NICHT irgendwann
gegen ihn verwenden kann, um von ihm fort zu gehen. (Vermutet er
bereits……etwas? Oder womöglich geht er auch nur aus Gewohnheit und geschäftlichen
Gebaren heraus auf Sicherheit? Ich weiß es nicht. Verstehe ihn jedoch sogar.)
In jedem Fall versichert er sich immer wieder meiner Zustimmung,….zu diesem
doch recht außergewöhnlichen Unterfangen. Denn meine Zustimmung scheint
ihm überaus wichtig zu sein!
„Wenn
du nicht einverstanden wärest, lasse ich es sein.“, sagte er heute Morgen ohne
Gram oder Zweideutigkeiten zu mir und sah mir dabei liebevoll in die Augen. Was
mir sagte, dass er es genau SO meint. „Ich dachte eben nur, es könne tröstlich
sein für Claire und lenkt sie zudem noch ein wenig ab von ihrer Traurigkeit.“
JA!
Das sehe ich alles ein! Natürlich tue ich das! Und……natürlich stimmte und
stimme ich dieser Sache (nach wie vor) zu. (Und meine Zustimmung liegt eher an
den Umständen….des Verschwindens des Babys und was dann weiter mit ihm geschah.
Ich habe Mitleid mit Claire.)
„Meinetwegen.
Dann soll es so sein.“
„Es
ist doch nur das eine Mal.“, versuchte mich Sasha zu beschwichtigen.
„Und
wenn sie nicht gleich beim ersten Mal schwanger wird? Dann noch ein Zweites,
ein Drittes, oder ein Viertes Mal? Und was dann?“, fragte ich und war bereits
in Gedanken versunken. Sah die Bilder von ihr und Sasha im Bett liegend vor
meinem inneren Auge vorüber ziehen. Es schmerzt-e mich natürlich an so etwas zu
denken. Aber Sasha versicherte mir, dass unsere Zukunftspläne nicht darunter
keinesfalls leiden müssten. Nun, das Gleiche hatte ich bereits schon einmal an
diesem Tag gehört…………………..
WEM
glaube ich, WEM vertraue ich nun? Gunnar? Sasha? Oder gar beiden?
Letztendlich,
bei WEM werde ich bleiben…..?