Gunnar hatte mir lediglich eine kurze Nachricht zukommen lassen, dass er
angekommen sei. Das war alles. Wusste er bereits was geschehen war? Ist er
vielleicht wütend und will deshalb nicht mit mir sprechen? Mein Gewissen plagt
mich. Andererseits weiß ich, dass es nicht seine Art ist von unterwegs viele
Worte zu machen.
Dennoch liegt mir Troels wenigstes soweit am Herzen, dass ich ihn nicht
enttäuschen, und so viel wie möglich Zeit mit ihm verbringen möchte.
Das Zusammensein mit Troels hat durchaus seine Reize. Trotz des
Altersunterschiedes. Oder gerade deshalb.
Ich glaubte ihn nicht wiedersehen zu können oder zu wollen. Redete mir ein,
dass er zu alt für mich sei. Jedoch am
Ende vermochte ich es nicht seinem Charm zu widerstehen.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Da scheint offensichtlich ein wenig mehr
als nur “mögen” zu sein. Was ich mir mitnichten eingestehen will (und werde!).
Um Gunnars Willen. Denn ich sehne mich bereits nach ihm. Kaum zu glauben. Oder?
Dennoch entspricht es der Wahrheit. DEM, was ich fühle.
Ein Leben mit Troels könnte ich mir indes nicht einmal annähernd mehr vorstellen.
DAS ist für mich kein Thema. Mehr. Gunnar ist mein Mann und und wird es
bleiben.
Natürlich bemerkte Troels heute Mogen meine Traurigkeit. “Es ist nichts.”,
antwortete ich ihm und er beließ es dabei.
Dessen ungeachtet hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass erneut ein
derartiges Verlangen nach Troels in mir aufsteigen könnte, welches so überaus beglückend
ist. Für den Augenblick. Zumindest.
Nach dieser doch relativ langen Zeit war unser intimes Zusammensein beinahe
wie das aller erste Mal. Für uns beide. Noch bevor wir zu Abend speisten, gaben
wir uns einander hin. In Sekunden schnelle entledigten wir uns unserer Kleidung
und nach nur wenigen begierigen Küssen war er bereits in mich hinein geglitten.
Er kam schon nach kurzer Zeit. Nur schade, dass gerade just in diesem
Augenblick mein iPhone klingelte und ich ihn nicht zu Ende genießen konnte.
“Troels!”, rufe ich immer wieder nach ihm sobald ich etwas benötige oder
ihn etwas zu fragen gedenke.
Er lacht. “Genau DAS habe ich so sehr vermisst. Wie du meinen Namen rufst.”,
sprach es und legte seine Arme um meinen Hals. Schmiegte seinen Kopf an den
Meinen und küsste mich in den Nacken. “Ich weiß dass du mich liebt. Auf
irgendeine Weise.”
Da ist diese magische Anziehungskraft, welcher ich aus dem Weg zu gehen hätte. Was ich
gleichwohl versuchte.
Aber, was nun? Ich erliege dieser Unerklärlichkeit erneut. Oder gebe ich
der Situation einfach nur nach, um Troels nicht zu enttäuschen?
Troels jedenfalls ist überglücklich das er bei mir sein darf. Was man ihm
ansieht. Er hat gewartet, bis ich Zeit für ihn hatte. “Nein.”, sagte er. Er
würde keine andere wollen. Bestätigt er mir immer wieder.
Jedoch aller Freuden ungeachtet, weiß ich, dass nur Gunnar mein Mann sein
kann.
Wie werde ich nun meine Gedanken kontrollieren können, wenn Gunnar vor mir
steht? Wenn ich nicht einmal jetzt dazu in der Lage bin?
Wäre es besser aufzugeben? Ihm alles freimütig zu gestehen und auf Milde zu
hoffen?
Oder vorteilhafter gar nichts zu erwähen? Damit weiter zu verfahren wie
bisher?
Währenddessen ich so darüber nachdachte, wie ich diese Geschichte mit
Gunnar handle sollte, bemerke ich, dass mir die Zeit mit Troels durch die
Finger rinnt.
Hat nicht Gunnar selbst mich erst vor Kurzem gelehrt, dass ich anstatt des vielen
Nachdenkens besser den Moment genießen soll?
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Die Nachrichten von Wanja nehmen an Präzision und Deutlichkeit zu.
Er wird nicht aufgeben, versicherte er mir. Er wäre bereit um mich zu
kämpfen.
Auf meine Anfrage hin, ob er nicht wisse das ich verheiratet sei,
antwortete er nur: “И если это так.?“ (Und wenn schon.)
Ich kann
nicht wirklich verstehen was er will. Warum jetzt diese Vehemenz?
Genau
genommen dachte ich es sei vorbei. Endgültig.
Sich ab
und an zu sehen(?) war das Eine. Aber nun diese Dringlichkeit und Dynamik.
Damit hatte ich weder gerechnet noch könnte ich mich an den Gedanken eine
Zukunft mit Wanja erfreuen. Denn sie würde „Vergangenheit bedeuten. Eine
Vergangenheit, die ich längst hinter mir gelassen habe.