Ein Anruf der Werbefirma,
welche das genaue Datum für das Foto-Shooting in der Wüste festegelegt hatte,
zu welchen sich Gunnar verpflichtete, verärgerte mich.
“Bitte gehe nicht. Lass
mich nicht allein.”, bat ich ihn. Während
diese Worte meinen Mund verließen dachte ich darüber nach, was sie eigentlich
über mich aussagten. Soweit hatte mich Gunnar gebracht. In seinen “Bann”
gezogen. Das ich nicht mehr ohne ihn sein wollte und konnte. Keinen
einzigen Augenblick.
Ich glaube ihm ist
durchaus bewusst, dass er nun endlich bekommen hat, wonach er sich bereits seit
Beginn unserer Beziehung sehnte. MICH, ganz und gar.
Aber ist dies tatsächlich
so?
Die Sehnsucht nach Ian
verdränge ich beinahe beständig. Sie ist noch immer gegenwärtig. Gleichwohl ich
vielleicht nicht mehr zu oft an ihn denken mag. Denn es schmerzt. Noch immer.
So sehr.
Nur, würde ich in der Tat
erneut eine “Dummheit” begehen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekäme?
Ich kann es nicht mit
Bestimmtheit sagen.
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Wanja sandte mir eine
Nachricht und ich rief ihn in einem passenden Augenblick zurück.
In der kurzen Zeit die mir
blieb, erzählte er mir von dem Brand und seiner Vermutung der Brandstiftung. Er
werde zurückkommen und der Sachen nachgehen. Es zur Anzeige bringen. Man hätte
da einiges verschleiert. Vermutet er.
Darüber hinaus sprach er
von Alpträumen, die ihn plagten. Tage bevor alles nieder brannte. Es schien als
hätte ihn ein Dämon heimgesucht, der ihn suggerieren wollte diesen Ort zu verlassen.
Ich hörte aufmerksam zu
und dachte: Was redet der da für wirres Zeug.
Nein. Er würde mich nicht
kampflos aufgeben. War sein letzter Satz.
Hä? Mit wem denkt er um
mich kämpfen zu müssen?
Bis es mir urplötzlich
einfiel: Gunnar. Natürlich.
Hatte Gunnar tatsächlich
mit dem Feuer zu tun? Wie ich es bereits ins geheim vermutete. Jedoch
dergleichen Gedanken augenblicklich beiseite geschoben hatte.
Unmöglich. Gunnar würde
derartiges niemals tun!
Hatte Wanja eigentlich
begriffen, dass ich verheiratet war?
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Versteckte Andeutungen.
Kleine Zeichen, Spielereien wiesen von Gunnars Seite auf das Begehren nach
seinen Neigungen hin.
Eines schlechten Gewissens
meiner Gedanken (an Ian und Troels) wegen, reagierte ich darauf. Was ich
normalerweise ignoriert hätte. Nun war ich bereit ihm zuzuhören. Seinen
Anspielungen nachzugeben. Wenn nötig sogar zu folgen.
Diese doppelsinnigen
Wortspielereien jedoch ermüdeten mich. Ich wünschte “Klartext” zu reden. Sprach
es unverblümt aus. Gunnar grinste nur verlegen. Fuhr sich mit der Hand über
sein Kinn und zog die Stirn in Falten mit einem viel sagenden Blick.
“Also was? Soll ich Dir
den Schwanz versohlen oder nicht?”, war meine eindeutige Frage.
“Ja.”, seine einsilbige
Antwort. Er sah mich erwartungsvoll an.
War da noch mehr?
Er fragte mich, ob ich
nicht bereit sei mit ihm ebenso etwas anderes, neues auszuprobieren, was er schon seit langem
hätte tun wollen. Ich sah ihn ein wenig verschreckt in die Augen mit
zweifelndem Blick. Er räusperte sich und begann von Elektroden zu sprechen,
welche man auf die Haut klebe wie bei einem EKG oder EEG.
Ich kannte dies aus der
Klinik. Es gab ein leicht pochendes Gefühl und ließ die Muskeln zucken.
Ich begann zu stottern.
Wusste nicht, was ich sagen sollte. Genügte es nicht, dass ich ihm mit einem
Lederriemen auf den Penis schlagen sollte? Was mir ohnehin bereits suspekt und
unangenehm genug war. Ich hatte es noch nie getan. Ich würde mich ohnehin dazu
überwinden müssen. Wozu ich sogar bereit war. Aber jetzt so etwas?!
Am Ende versuchte er mich
zu beschwichtigen. “Eins nach dem anderen.”, sagte er zu meiner Beruhigung und
um mir die offensichtliche Unsicherheit zu nehmen, welche ich zweifelsohne
verspürte.
Ja. Ich hatte versprochen
mit ihm gemeinsam seinen Neigungen zu folgen. Was ich ebenso einzuhalten
gedenke.
Was habe ich für eine
Wahl, wenn ich nicht will, dass er sich anderweitig “Erleichterung” verschafft.
Jedoch, ist da nicht
ebenso ein gewisses Suchtpotential? Oder, dass das ganz normale und liebevolle
Miteinander nicht mehr reizvoll für ihn ist?
Gunnar verneinte. “Gewiss
nicht. Lass es uns erst einmal versuchen. Schlussendlich wird es etwas
Besonders sein und die Ausnahme bleiben.”
So wie der
"Zwischenfall", das Geschehene an jenem Sonntag mit dieser Siv,
Gunnar und mir?
"DAS gehört noch zu
einer ganz anderen Kategorie und wird sich sicherlich nicht wiederholen.",
bekräftigte Gunnar, der natürlich meine Gedanken gelesen hatte.
“Ist DAS die tiefe
Sehnsucht in deinen Augen?”, überkam mich die erschreckende Vermutung.
“Vielleicht ein kleines
bisschen.” Gunnar atmete tief und sah mich durchdringend an. “Aber genau
genommen sehne ich mich nach einer Beziehung mit einer Partnerin, einer
Seelenpartnerin wie dir Rea, die so innig ist wie keine andere. Wo man sich
uneingeschränkt vertraut. Alles miteinander teilt in vollkommener Harmonie und
absolute Liebe füreinander empfindet. Vor allem, sich aufeinander verlassen
kann.”
Gunnar kam näher und sah
mir nun direkt in die Augen. “Wirst du diese Sehnsucht in und mit mir stillen?
(Da bin ich mir nicht
wirklich sicher.)
Und urplötzlich verlangte
es Gunnar danach schnellstmöglich wieder ins Zentrum zurückzukehren.