Gunnar konnte offensichtlich unsere kleine Unterhaltung seiner Neigungen
wegen nicht vergessen. Es schien ihn zu erregen und zu ermutigen. Saßen wir
beisammen, schmuste er unverholen. Was natürlich kein Thema ist. Er ist
schließlich mein Ehemann.
Erik grinste nur. Er schien zu wissen was in Gunnars Kopf vor sich ging.
Ich sprach ihn darauf hin mit einer dezenten Frage an und er antwortete mir: “Ich
weiß das da einige skurile Absonderlichkeiten sein Hirn durchziehen. Sie sind
nicht gefährlich und wenn es euch beiden gefällt? Warum nicht.”
Ich sah ihn zweifelnd an mit einem Blick welcher Abscheu vermitteln sollte.
Erik lachte. “Es ist nicht so schlimm wie du denkst Rea. Er ist schließlich
kein Ungeheuer. Er sehnst sich nur nach jemandem dem er wahrhaft vertrauen
kann. Einen Menschen, einer Partnerin die zu ihm steht. In jedweder Situation.”
Der Ausdruck seiner Augen bekräftigte seine Worte, die voller Gelassenheit
aus seinem Herzen zu kommen schienen. Erik ist ohnehin ein ausgeglichener
Mensch. Voll von Ruhe, Harmonie und Besonnenheit.
“Sicher hast Du bemerkt, dass Gunnar ein überaus feinfühliger Mensch ist.
Das auch sein Körper auf Disharmonie reagiert. Auch wenn er der strahlende Held
sein mag, ist er dennoch nur ein menschliches Wesen mit allen Stärken und
Schwächen.”
Ich nickte. Erik sprach weiter. “Ja. Wir Männer sind Schwächlinge.” Er
lachte herzlich und gerade heraus. “Wir saufen und spielen zuweilen. Erzählen
dreckige Witze und schlagen gern einmal über die Strenge. Sind unvernünftig und
lassen uns treiben. Stürtzen uns unbesonnen in kleine Abenteuer, ohne die
Konsequenzen zu bedenken oder sie bedenken zu wollen. Wir mögen Fußball und
Eishokey. Schreien enthusiastisch auf das unsere Mannschaft gewinne. Können
aber ebenso verletzlich, sensibel und romantisch sein. Mag sein, dass wir
anders gestrickt sind wie ihr Frauen. Dennoch sind wir Menschen mit der breiten
Gefühlspallette wie jedes andere Wesen auch. Und du erinnerst dich doch?”, er
zwinkerte mir zu, “Wir sind alle Eins.”
Erik schenkte uns Glögg ein und hob sein Glas. “Ich kenne Gunnar seit
seiner Geburt. Er ist kein schlechter Mensch. Im Gegenteil. Du hast dir einen
ausgezeichneten Seelenpartner gewählt Rea. Jetzt ist es deine Aufgabe ihm zu
vertrauen und zu ihm zu stehen sowie er zu dir.”
Was für eine “Ansprache”! Dachte ich so.
Sie brachte mich zum Nachdenken, ja beinahe zum Weinen, im ersten
Augenblick. Die Konsequenz davon war jedoch: Nie wieder einen anderen Mann in
diesem Leben! Oder sogar über dieses Leben hinaus. Natürlich ebenso absolutes
Vertrauen zueinander. Nur, war dies tatsächlich möglich? Da waren noch so viele
“Rückstände” an Männern und vor allem an Gefühlen.
Gunnar schmuste beinahe unentwegt mit mir. Er konnte seine Finger nicht von
mir lassen. Erik schmunzelte. “Die Jugend.”, sagte er nur und sah uns
wohlwollend an.
Als wir zu Bett gingen ließ Gunnar nicht nach bis wir uns innig liebten. Obgleich
ich müde war wie an jeden Abend. Dennoch war er überaus zärtlich und
gefühlvoll. Stets auf mich bedacht.
Erneut flossen unsere Körper, Herzen, Seelen ineinander zu einem einzigen
intensiven Gefühl der Hingabe zueinander und endete in einer Umarmung der
gefühlten Geborgenheit. Für uns beide. Denke ich.
Und bis zu dem jetzigen Augenblick hatte ich alle anderen Männer schlicht
und einfach vergessen.
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Die Koffer sind bereits gepackt. Wir fahren zurück zum Zentrum.