Donnerstag, 21. Februar 2013

Gunnar, Gunnar und nochmals Gunnar



Gunnar konnte offensichtlich unsere kleine Unterhaltung seiner Neigungen wegen nicht vergessen. Es schien ihn zu erregen und zu ermutigen. Saßen wir beisammen, schmuste er unverholen. Was natürlich kein Thema ist. Er ist schließlich mein Ehemann.
Erik grinste nur. Er schien zu wissen was in Gunnars Kopf vor sich ging. Ich sprach ihn darauf hin mit einer dezenten Frage an und er antwortete mir: “Ich weiß das da einige skurile Absonderlichkeiten sein Hirn durchziehen. Sie sind nicht gefährlich und wenn es euch beiden gefällt? Warum nicht.”
Ich sah ihn zweifelnd an mit einem Blick welcher Abscheu vermitteln sollte.
Erik lachte. “Es ist nicht so schlimm wie du denkst Rea. Er ist schließlich kein Ungeheuer. Er sehnst sich nur nach jemandem dem er wahrhaft vertrauen kann. Einen Menschen, einer Partnerin die zu ihm steht. In jedweder Situation.”
Der Ausdruck seiner Augen bekräftigte seine Worte, die voller Gelassenheit aus seinem Herzen zu kommen schienen. Erik ist ohnehin ein ausgeglichener Mensch. Voll von Ruhe, Harmonie und Besonnenheit.
“Sicher hast Du bemerkt, dass Gunnar ein überaus feinfühliger Mensch ist. Das auch sein Körper auf Disharmonie reagiert. Auch wenn er der strahlende Held sein mag, ist er dennoch nur ein menschliches Wesen mit allen Stärken und Schwächen.”
Ich nickte. Erik sprach weiter. “Ja. Wir Männer sind Schwächlinge.” Er lachte herzlich und gerade heraus. “Wir saufen und spielen zuweilen. Erzählen dreckige Witze und schlagen gern einmal über die Strenge. Sind unvernünftig und lassen uns treiben. Stürtzen uns unbesonnen in kleine Abenteuer, ohne die Konsequenzen zu bedenken oder sie bedenken zu wollen. Wir mögen Fußball und Eishokey. Schreien enthusiastisch auf das unsere Mannschaft gewinne. Können aber ebenso verletzlich, sensibel und romantisch sein. Mag sein, dass wir anders gestrickt sind wie ihr Frauen. Dennoch sind wir Menschen mit der breiten Gefühlspallette wie jedes andere Wesen auch. Und du erinnerst dich doch?”, er zwinkerte mir zu,  “Wir sind alle Eins.”
Erik schenkte uns Glögg ein und hob sein Glas. “Ich kenne Gunnar seit seiner Geburt. Er ist kein schlechter Mensch. Im Gegenteil. Du hast dir einen ausgezeichneten Seelenpartner gewählt Rea. Jetzt ist es deine Aufgabe ihm zu vertrauen und zu ihm zu stehen sowie er zu dir.”


Was für eine “Ansprache”! Dachte ich so.
Sie brachte mich zum Nachdenken, ja beinahe zum Weinen, im ersten Augenblick. Die Konsequenz davon war jedoch: Nie wieder einen anderen Mann in diesem Leben! Oder sogar über dieses Leben hinaus. Natürlich ebenso absolutes Vertrauen zueinander. Nur, war dies tatsächlich möglich? Da waren noch so viele “Rückstände” an Männern und vor allem an Gefühlen.

Gunnar schmuste beinahe unentwegt mit mir. Er konnte seine Finger nicht von mir lassen. Erik schmunzelte. “Die Jugend.”, sagte er nur und sah uns wohlwollend an.

Als wir zu Bett gingen ließ Gunnar nicht nach bis wir uns innig liebten. Obgleich ich müde war wie an jeden Abend. Dennoch war er überaus zärtlich und gefühlvoll. Stets auf mich bedacht.
Erneut flossen unsere Körper, Herzen, Seelen ineinander zu einem einzigen intensiven Gefühl der Hingabe zueinander und endete in einer Umarmung der gefühlten Geborgenheit. Für uns beide. Denke ich.

Und bis zu dem jetzigen Augenblick hatte ich alle anderen Männer schlicht und einfach vergessen.

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Die Koffer sind bereits gepackt. Wir fahren zurück zum Zentrum.