Man denke nicht, dass ich nun etwa die gesamten Stunden des Tages
mit spirituellen Übungen verbringe. Nein. Im Gegenteil. Die banalen, alltäglichen
Dinge überwiegen. Besonders hier bei Erik, wo es keinen Wäscheservice, kein
Personal und kein Restaurant gibt. Dennoch, Erik ist ein vorzüglicher Koch. Ein
ausgezeichneter Lehrer und ein amüsanter Unterhalter.
Gunnar unterstützt Erik selbstredend. Hilft ihm mit Holz, Schnee
und in der Küche.
Ich kann mich den Aufgaben nicht gänzlich entziehen. Tue, was mir
möglich ist.
Ohnehin sind da noch immer die Ärzte, und Schwestern mit ihren
Nadeln, welche mich im Tagesrhythmus plagen. Mein nicht wirklich blendendes
Befinden und nicht zuletzt die Gefühlslagen mit ihren Auf- und Abs.
Interessiertes Lernen folgt einer depressiven Phase und auf Angstattacken
folgen euphorische Zustände.
Gunnar hat alle Hände voll zu tun und nicht selten trifft ihn Wut,
Hass und Zorn.
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“Was bin ich nun? Spirit Rea oder eine Misanthropin? Oder kann ich
beides sein?”, fragte ich Gunnar, während ich den Kaffee für uns aufgoss.
“Du kannst alles sein was du möchtest. Das ist Intellekt und Ego.
Und du erreichst es mit deinem Willen. Das andere ist Intuition. Es ist
stärker. Aber leider kaum noch existent, weil es dem Menschen von frühester
Kindheit an in dieser Gesellschaft ausgetrieben wurde.”
“Nun was? Ich kann dir nicht folgen. Misanthropin oder Spirit
Rea?”
Gunnar lachte. “Spirit Rea ist besser. Dann wirst du mich auch so
nach und nach verstehen.”
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Gunnar wartete nicht bis
ich zu ihm kam. Er nahm mich am Morgen. Kurz und intensiv. Im Nachhinein plagte
ihn offensichtlich das schlechte Gewissen. Den gesamten Tag über war er
beständig um mich bemüht und fragte, ob ich deshalb nicht böse mit ihm sei.
“Nein. Natürlich nicht.
Alles ist gut.”, erwiderte ich und lächelte.