Mittwoch, 15. Oktober 2014

Heilpraktisches, shoppen und ein Traum



„Es bereitet mir Sorgen, wenn ich höre wie wütend du auf dich bist. Deinen Körper beschimpfst. Das ist nicht gut und ebenso wenig gesund.“, sagte Gunnar heute Morgen auf der Fahrt nach Stockholm. Welche wir antraten, nachdem wir gefrühstückt und uns hatten massieren lassen.
Zumindest hatten sich meine Befürchtungen, das Autofahren betreffend, nicht bewahrheitet. Es ging ganz gut. Denn die schnellen Bildabfolgen während des Fernsehens lassen den Schwindel nur noch zunehmen. Dachte ich so, indes Gunnar weiter sprach: „Wir müssen an deiner Genesung arbeiten. Hörst du, was ich sage Rea?“
„Ja.“
Gunnar zog die linke Augenbraue nach oben und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Straße vor sich, nachdem er kurz zu mir herüber gesehen hatte.
„DU musst an deiner Genesung arbeiten. Dich auf die neue Situation einstellen und  noch mehr der Ruhe und Entspannung widmen.“
„Ich weiß.“, antwortete ich mit eintöniger Stimme.
Gunnar schnaufte. Was wollte er mir wirklich sagen? Das ich dem Internet und dem iPhone abschwören soll? Am besten noch das Fernsehen aus meinem Leben streichen? Mich in eine Waldhütte, like Erik, wie ein Eremit zurückziehe?
Ja gern!
Gunnar lächelte. Er hatte offensichtlich meine Gedankengänge gelesen.
„Kommst du mit mir?“, fragte ich um zu sehen, ob es tatsächlich so war.
Er schmunzelte und nickte. „Warum nicht?“
„Warum nicht?“, wiederholte ich seine Frage, und antwortete sogleich darauf. „Du bist mitnichten der Mensch für die Einsamkeit und Einsiedelei, so wie Erik sie lebt.“
„Vielleicht jetzt noch nicht.“ Gunnar sah zu mir herüber und zwinkerte mir zu. „Aber später könnte das gut sein.“
„Wann später?“, und ich dachte dabei an seine Konkubinen und außerehelichen Ficks. Seine Neigungen, den Fußball, das Modeln, seine Brüder und die Partys, die er so liebte.
Gunnar wusste genau was ich dachte. Er nickte nur. „Haben wir im Zentrum nicht alles was wir brauchen?“, fragte er dann.
„Ja.“ Ich musste lächeln, weil mir sogleich Laras, Malikas und die Gesichter all der anderen Fotzen vor meinem inneren Auge erschienen. Jedoch dachte ER mit seinen Worten nicht an sich selbst, sondern eher über meine Lage nach.
„Aber es ist dir immer noch zu bewegt. Hab’ ich recht?“
Nun nickte ich.
„Wir sind noch jung. Wollen noch ein bisschen was erleben. Denkst du nicht?“
„Wie denn? So kränklich wie ich bin? Kann nicht einmal mehr.....“
„Rea. Bitte, fang nicht wieder damit an. Sonst steigerst du dich wieder hinein.“
Widerwillen regte sich in mir. „Denkst du etwa, das ist nur psychosomatisch. Oder was?“
„Nein. Nein. Wie geht es dir jetzt?“, versuchte er die eskalierende Situation zu wenden, was ihm gelang.
„Manchmal ist der Schwindel da. Manchmal nicht. Manchmal bereits frühes. Manchmal erst am Abend. Ich kann nie sagen, wann er kommt. Und es ist nicht NUR der Schwindel. Da ist ein Fahrstuhlgefühl. Als würde ich permanent nach unten fahren, und manchmal zieht es mich während des Gehens nach einer Seite hin. Aber das ist nicht immer so. Nur manchmal. Einmal mehr und einmal weniger.“
„Es kann kein Schub sein.“ Gunnar schüttelte mit dem Kopf. Sein Gesicht war ernster und nachdenklich geworden. „Deine Yoga-Übungen auf einem Bein zu stehen, absolvierst du doch fabelhaft.“
„Was ist es dann?“
„Aller Wahrscheinlichkeit nach dieses Müdigkeits-Syndrom. Fatigue. Du musst dir in der Tat noch mehr Ruhe gönnen. Sobald du bemerkst, dass es dir schwindelich wird, du in diesen Zustand zwischen wach sein und Schlaf hineinfällst, wäre es wohl am aller besten, dich noch im selben Moment, wenn möglich, hinzulegen. Zu schlafen. Oder nur auszuruhen.“
„Vielleicht hast du Recht.“, sagte ich abschließend. Denn wir waren an der Naturheilpraxis angekommen.

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Ich hatte sie über Marys Medikation und das warum informiert.
Die Übelkeit, welche ich im Augenblick nicht mehr so intensiv verspürte, könne auch von dem Spenglersan ausgelöst worden sein. Wie sie meinte. Es wäre ja schließlich ein antibiotisches Mittel auf Pflanzenbasis, dass aber auf ähnlich Art wirke wie Antibiotika.
Sie riet mir auch, wie vermutet, erst die Diagnose und Aussagen der Neurologin abzuwarten. Gab mir aber dann doch noch etwas gegen das Drehen im Kopf.
„Vertigoheel. Rein pflanzlich. Aber gut wirksam.“, sagte sie.
Im gleichen Atemzug holte sie noch eine Packung Vitamin B 12 Spritzen aus dem Schrank. „Vielleicht können sie die ihrer Frau....“
„Ich?“ Räusper. Hüstle. Tat Gunnar ganz verlegen.
„Ja. Es ist ganz leicht.“
„Okay. Wenn sie das sagen.“
Ich selbst enthielt mich der Stimme und stellte mir Gunnar als Krankenschwester vor. In Tracht und mit Häubchen. Das wäre doch vielleicht sogar ein Spiel, das ihn anturnen würde. Bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass Hannes mir Gunnars Treue per SMS bestätigt hatte, und zwar, seit wir hier angekommen sind.
Wie überraschend! Wer hätte das gedacht?

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Wir gingen essen und shoppen und Gunnar musste währenddessen Geduld beweisen. Denn ich probierte Kleid um Kleid. Hose um Hose und Shirt um Shirt, und ......es ging mir verhältnismäßig gut dabei.

Auf dem Rückweg erzählte ich ihm von meinem Traum.
Ich hatte eine merkwürdige Stelle am rechten Schulterblatt auf der Haut, die aussah wie Stacheln unter der Haut. Gleich der Schale einer Kastanie vielleicht. Man sah, dass darunter noch etwas anderes war, und auch am linken Fuß hatte ich so etwas Ähnliches. Dann, auf einmal, war da ein Schamane, der mir etwas Kinderfaust großes und Zecken ähnliches aus der Schulter zog,....was ein Loch hinterließ. Das Gleiche am Fuß. Aber das war kleiner und weiß und sah tatsächlich wie eine Zecke aus.
WAS hatte DAS zu bedeuten?
Gunnar wiegte den Kopf hin und her. Überlegte. „Vielleicht wäre es gut Erik zu fragen. Aber lass mich noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. Es ist sicherlich etwas Tiefgründiges, Gewichtiges, was Bedeutung hat.“
Ich nickte und stimmte ihm zu. „Dies hatte ich auch gedacht.“

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And now we want watch television. Gunnar gave me all the seasons of Supernatural.