Freitag, 31. Oktober 2014

Uneingeschränkte Offenheit




Ich war hin und her gerissen. Ging ins Badezimmer, um Derek eine SMS zu schreiben. Er antwortete. Rief sogar kurz an. War sachlich, jedoch ebenso emotional und in seiner Stimme bemerkte ich Gefühle, die sich bei ihm offensichtlich entwickeln, welche ihn in der Tat bewegen. Was mich letztendlich noch zerrissener werden ließ.
Es war zu erwarten, dass Gunnar mit der Zeit etwas bemerkt. Schon allein wegen meiner etwas abweisenden Art ihm gegenüber. Die er schließlich immer noch als eifersüchtige Trotzreaktion auf sein nächtlichen Wegbleiben interpretieren konnte.
Und so zwischendurch hätte ich meinen Kopf zuweilen am aller liebsten an Dereks Schulter gelehnt.
Heute Morgen jedoch, ist etwas Eigenartiges geschehen. Die „vollkommene Offenheit“, zwischen Gunnar und mir, welche ER initiierte. Wenngleich wir auch anfangs zögerten. Vor allem ich. Beinahe bis zum Schluss vermochte ich Gunnar nicht zu gestehen, dass ich tatsächlich mit Derek intim geworden bin. Genau genommen hatte ich nicht die Absicht es ihm zu sagen. Ich verstand es als einen Verrat. Doch Gunnar machte es mir leicht....und alles klang und klingt „so vernünftig“, was er sagt.........sodass ich mich nach anfänglichem Zögern, sogar zu einem Ineinander und Fellatio überreden ließ. Währenddessen wir so beieinander waren, intensivierten sich die Gefühle für Gunnar selbstredend. Natürlich liebe ich ihn, und er mich. Genau DAS wäre doch die Basis unseres Zusammenseins. Unseres Lebens. Wir seien füreinander bestimmt. Weilten zu unterschiedlichen Zeiten Seite an Seite. Es gäbe keinerlei Grund sich zu trennen. ER würde mich niemals verlassen und er wüsste, dass ich das gleichwohl nicht wolle. Gleichgültig, was auch immer wir beide tun. Und ich wüsste doch schließlich um seine Neigungen und Begierden, die trotz allen Zaubers und aller Versuche seinerseits, nicht so einfach zu beseitigen sind. Welche jedoch mitnichten etwas mit Liebe zu tun hätten. Zu keiner Zeit. „Mag sein, dass ich Natalja eine gewisse Periode lang bevorzugte. Aber die Frauen wollen geheiratet sein. Nun hat sie in ihrem neuen Lover womöglich gefunden, wonach sie sucht.“
„Und das Kind?“, räumte ich ein. 
Gunnar wiegte den Kopf und atmete tief. „Ich habe da so meine Bedenken, ob es überhaupt geboren wird.“
Ich stutzte. „Was weißt du, was ich nicht weiß?“
„Spüre hinein. Da gibt es zur Genüge Emotionen, die es nicht leben lassen wollen. Von ihm und jetzt vielleicht sogar von ihr.“
„Aber trotz alledem.....“
„Wir werden sehen.“
Stille. Er drückte mich an sich heran. „Ich werde dir zukünftig offen sagen, wann ich zu wem gehe.“
In diesem Zusammenhang schlug mir Gunnar sogar vor, dass ich, wenn ich es denn wolle, mich mit Derek treffen könne.
„Das wäre Betrug. Ich will ihn nicht benutzen, so wie du es mit deinen Frauen tust.“
„Sie wussten und wissen alle darüber Bescheid.“
Ein zynisches Lachen huschte über mein Gesicht. „Dennoch hegen sie Hoffung auf mehr.“

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Trotz aller „uneingeschränkten“ Offenheit verbleibt in meinem Inneren ein schales Gefühl.....samt einer zunehmenden Ratlosigkeit. Alldieweil ich nicht wirklich weiß, wie sich das gestalten wird, was ich glauben und wie ich das handeln soll.