Ich war hin und her gerissen. Ging
ins Badezimmer, um Derek eine SMS zu schreiben. Er antwortete. Rief sogar kurz
an. War sachlich, jedoch ebenso emotional und in seiner Stimme bemerkte ich Gefühle,
die sich bei ihm offensichtlich entwickeln, welche ihn in der Tat bewegen. Was
mich letztendlich noch zerrissener werden ließ.
Es war zu erwarten, dass Gunnar mit
der Zeit etwas bemerkt. Schon allein wegen meiner etwas abweisenden Art ihm
gegenüber. Die er schließlich immer noch als eifersüchtige Trotzreaktion auf
sein nächtlichen Wegbleiben interpretieren konnte.
Und so zwischendurch hätte ich meinen
Kopf zuweilen am aller liebsten an Dereks Schulter gelehnt.
Heute Morgen jedoch, ist etwas
Eigenartiges geschehen. Die „vollkommene Offenheit“, zwischen Gunnar und mir,
welche ER initiierte. Wenngleich wir auch anfangs zögerten. Vor allem ich. Beinahe
bis zum Schluss vermochte ich Gunnar nicht zu gestehen, dass ich tatsächlich
mit Derek intim geworden bin. Genau genommen hatte ich nicht die Absicht es ihm
zu sagen. Ich verstand es als einen Verrat. Doch Gunnar machte es mir
leicht....und alles klang und klingt „so vernünftig“, was er sagt.........sodass
ich mich nach anfänglichem Zögern, sogar zu einem Ineinander und Fellatio
überreden ließ. Währenddessen wir so beieinander waren, intensivierten sich die
Gefühle für Gunnar selbstredend. Natürlich liebe ich ihn, und er mich. Genau
DAS wäre doch die Basis unseres Zusammenseins. Unseres Lebens. Wir seien
füreinander bestimmt. Weilten zu unterschiedlichen Zeiten Seite an Seite. Es
gäbe keinerlei Grund sich zu trennen. ER würde mich niemals verlassen und er
wüsste, dass ich das gleichwohl nicht wolle. Gleichgültig, was auch immer wir
beide tun. Und ich wüsste doch schließlich um seine Neigungen und Begierden,
die trotz allen Zaubers und aller Versuche seinerseits, nicht so einfach zu
beseitigen sind. Welche jedoch mitnichten etwas mit Liebe zu tun hätten. Zu
keiner Zeit. „Mag sein, dass ich Natalja eine gewisse Periode lang bevorzugte.
Aber die Frauen wollen geheiratet sein. Nun hat sie in ihrem neuen Lover womöglich
gefunden, wonach sie sucht.“
„Und das Kind?“, räumte ich ein.
Gunnar wiegte den Kopf und atmete
tief. „Ich habe da so meine Bedenken, ob es überhaupt geboren wird.“
Ich stutzte. „Was weißt du, was ich
nicht weiß?“
„Spüre hinein. Da gibt es zur Genüge
Emotionen, die es nicht leben lassen wollen. Von ihm und jetzt vielleicht sogar
von ihr.“
„Aber trotz alledem.....“
„Wir werden sehen.“
Stille. Er drückte mich an sich
heran. „Ich werde dir zukünftig offen sagen, wann ich zu wem gehe.“
In diesem Zusammenhang schlug mir
Gunnar sogar vor, dass ich, wenn ich es denn wolle, mich mit Derek treffen
könne.
„Das wäre Betrug. Ich will ihn nicht
benutzen, so wie du es mit deinen Frauen tust.“
„Sie wussten und wissen alle darüber
Bescheid.“
Ein zynisches Lachen huschte über
mein Gesicht. „Dennoch hegen sie Hoffung auf mehr.“
-------
Trotz aller „uneingeschränkten“
Offenheit verbleibt in meinem Inneren ein schales Gefühl.....samt einer
zunehmenden Ratlosigkeit. Alldieweil ich nicht wirklich weiß, wie sich das
gestalten wird, was ich glauben und wie ich das handeln soll.