Lara kam, kurz bevor wir zu Bett
gingen, an unsere Tür. Klopfte, und obgleich ich mitnichten zu lauschen
gedachte, hörte ich sie betteln. „Komm doch zu mir. Heut’ Nacht. Ich vermisse
dich so.“ Usw.....
Kein Wunder, dass die Hormone
verrückt spielen, dachte ich noch. Der Mond steht im Skorpion. Überdies hatte
Lisa Anekele bei Lara und ihrem zeitweiligen Lover Jason, der ihr Ehemann war, offensichtlich ganze
Arbeit geleistet.
Wir, Gunnar und ich, hatten ohnehin an diesem Tag
NICHT die besten Launen. Beide.
Ich warf Gunnar vor mit seinem „neuen“
Halbbruder in die Trinkerei abzudriften, während ich den leisen Verdacht hegte,
er beschuldigte mich der Prüderie. Sein verändertes, abgekühltes Verhalten (Wesen) ließ
darauf schließen.
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„Wenn du sie heute Nacht fickst, dann
gehe ich.“, sagte ich unerwartet und mutig, als wir nebeneinander lagen und
Gunnar mit seiner Hand doch einigermaßen Geistes abwesend über meinen Körper
strich.
Erstaunen!
„Nein. Ich gehe nicht zu Lara.“,
sagte er und es klang irgendwie hohl, leer und ohne Substanz. So, als würde er
nicht meinen was er sagt.
„Ich glaube dir nicht.“
Erstaunen!
„Was soll das denn? Ich gehe nicht zu
ihr. Versprochen.“
Die Art und Weise WIE er es sagte, hatte sich
trotz alledem NICHT verändert, und noch immer schienen seinen Gedanken woanders
zu sein.
Ich wälzte mich hin und her. War
erschöpft und müde. Konnte jedoch nicht einschlafen. Was mir im Übrigen seit
Kurzen des Öfteren passiert. Genau genommen, seit Beginn der Randale. (Was nun
eigentlich nicht wirklich verwunderlich ist!)
Letztendlich lag ich auf dem Rücken
und starrte an die Decke. Gunnar hatte begonnen mich zärtlich und immer
intensiver zu streicheln. Seine Hände strichen über meinen Körper und suchten
ihren Weg zwischen meine Schenkel. Ich begann schwerer und schwerer zu atmen
und im gleichen Atemzug wurde Gunnar immer mutiger und drängender. Er schwang
sich mit einem Mal über mich und sein Penis fand rasch und begierig den Weg in
meine Spalte.
Das erste Mal kam er schnell. Kein
Wunder, nach Tagen der Abstinenz. Das zweite Mal dauerte es eine Weile, was ich
gleichwohl auf den Umstand zurückführte, dass er mich keine akrobatischen und
unaussprechlichen Verrenkungen machen ließ. Ich bleib schlicht und einfach auf
dem Rücken liegen. Mehr hätte ich, krankheitsbedingt, ohnehin nicht mehr
zustande gebracht. (Da liegen,...und genießen. Was natürlich nicht wirklich in
Gunnars Sinne war. Er liebt das Spiel. Zum einen lang gezogen oder mehrere
Male.)
Letztendlich schlief ich, nach
genussvollem Stöhnen und eingekehrter Ruhe in meinem Kopf, doch noch recht
zufrieden und ruhig in Gunnars Armen ein. Dachte noch darüber nach, dass er jetzt
keinen Grund mehr hatte zu Lara zu gehen und zweifelte nicht daran, dass er
sein Versprechen hielt.
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Trotz allen (neu gewonnen) Vertrauens
in Gunnar, auf Grund der Treue der letzten Tage, war meine aller erste Handlung heute Morgen eine SMS an die
beiden Detektive. Ihre kurze und prompte Antwort war überaus enttäuschend: „Er
war von 2-4 bei Lara. Auf dem Rückweg traf er Amanda Sjöwall und sprach kurz
mit ihr.“ (Was um alles in der Welt hatte diese blöde Kuh mitten in der Nacht
da draußen verloren??)
Ich schnaufte und dachte über meine
getätigten Worte des Weggehens nach.
Gunnar war wie immer. Obgleich er am
Tag zuvor einige Bier mit Taylor getrunken hatte, pellte er sich doch behände
aus dem Bett und folgte mir ins Bad. Was mich veranlasste mein iPhone rasch
verschwinden zu lassen.
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....und als wäre es Laras Absicht
gewesen, trafen wir sie zum Frühstück im Restaurant.
Ich ging gespielt unbefangen auf sie
zu und warf ihr ein unschuldiges Lächeln entgegen. „War es schön letzte Nacht?“
Sie stutzte kurz, sah zu Gunnar, der
gerade mit Zuckerfötzchen einige Worte austauschte, und dann wieder zu mir:
„Ja.“ Sie strahlte. Ich auch.....und im selben Augenblick stand Gunnar neben
uns. Sein Gesichtsausdruck verriet seine Gedanken.
„Es tut mir leid.“, begann Larah mit
einem Gesicht der Verzweiflung in Gunnars Richtung zu säuseln. „Es tut mir
leid. Ich wusste nicht......“, stotterte sie. „Ich dachte sie weiß es.“
Lara hatte Gunnars rechtes Handgelenk
mit beiden Händen zaghaft umklammert und lehnte sich ein Stück weit zu ihm nach
vorn, gerade so, als wolle sie ihren Kopf auf seine Brust legen.
Gunnar schnaufte fast unmerklich.
Räusperte sich und setze ein gekünsteltes Lächeln auf. „Ist schon okay.“
„Ja.“, mischte ich mich ein. „Er
hätte es mir ohnehin gestanden.“ Ich grinste ihn an. „Nicht wahr?“
Ich dachte an Gunnars Versprechen und
meine Worte vom Vorabend und funkelte ihn an. Gunnar schien ebenfalls daran zu
denken. Er sagte jedoch in diesem Augenblick nichts. Wir gingen zu unserem
Tisch und überließen Lara sich selbst.
Abwartende Stille zwischen
uns,.....die noch immer anhält........
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Gunnar begleitet mich zurück zum Haus
und wendete noch auf der Treppe zum Balkon.
„Wo gehst du hin?“, fragte ich und eine Nuance des Flehens lag in meinen Worten.
„Zu meiner Mutter.“, sagte er und
senkte den Blick, der ohnehin einen Ausdruck von Traurigkeit widerspiegelte,
welchen ich nicht wirklich zu deuten vermochte. Dachte er etwa, dass zumindest ICH
mein Versprechen hielt? Oder bedauerte er sein nächtliches Abenteuer?
Ich kann Unausgesprochenes nicht
leiden! Diese vagen Andeutungen! Vermutungen (beiderseits??), welche
letztendlich in die Irre, zu Missverständnissen führen.
Ich griff nach Gunnars Hand, als er
sich bereits abgewandt hatte. Hielt sie fest und sah ihm fragend in die Augen.
Stille. Unbeweglichkeit.....für eine
kurze Weile.
„Was wirst du tun?“, fragte er dann.
Infolgedessen war ihm klar, dass ER
erneut einen Fehler begangen hatte. Nun wartete er auf „mein Urteil“. Aber WAS
sollte ich tun? So rasch entscheiden, ob ich gehen oder bleiben sollte. Ob ich
ihm gegenüber nachsichtig oder unbarmherzig sein sollte?
Er ging wortlos und ohne eine Antwort
von mir.
Ich ließ ihn ziehen........