Natürlich sah ich Derek wieder an diesem Tag. Ich rief ihn an und wir trafen uns bereits zum Lunch im Restaurant. Denn Gunnar war bis dato noch nicht zurück gekommen.
„Ich dachte wir wollten nicht in der
Öffentlichkeit......?“ Derek grinste und nahm am selben Tisch, mir gegenüber,
Platz.
Ein kurzer Gedanke an Ryan kam bei mir auf. Sicherlich würde er noch schlafen, nachdem er nachts gearbeitet hatte. Phuu...was für ein
Glück!
Ich winkte ab. „Was soll’s. Was macht
es schon, wenn wir beim Speisen zusammen gesehen werden?“ Aber es blieb nicht
beim „Sehen“ und beim „Speisen“. Ich schmachtete ihn förmlich an. Konnte meine
Augen nicht von ihm lassen. Selbstredend bemerkte er meine verzehrenden Blicke,
zog die Stirn in Falten und räusperte sich Kopf schüttelnd. „Definieren wir es
jetzt doch neu?“
Ich musste lächeln. „Ja. Vielleicht.
Sollten sich die Gefühle tatsächlich als beständig erweisen.“
Derek begleitete mich zurück zum Haus
und ich bat ihn (selbstverständlich!!!) herein.
Ein Zögern. Er wiegte den Kopf. „Was
ist mit deinem Mann?“
„Er ist noch immer nicht zurück.“,
antwortete ich schnell.
Derek atmete einige Male tief und räusperte
sich dann. „Okay.“, sagte er und es wurde ein bezaubernder Nachmittag.......
Derek war höflich, taktvoll und
durchaus sprachgewandt. Da steckt ein ganzer Kerl in ihm mit einem fabelhaften
Intellekt. Ruhig, besonnen und mit Charme, erinnert er auch mich daran ein
wenig Zurückhaltung zu üben. Aber bei aller Selbstbeherrschung gewann nach gut
einer Stunde die Leidenschaft (bei uns beiden!!) die Oberhand.
Nicht das wir übereinander her
fielen. Nein. Da waren noch immer Bedenken von Dereks Seite wegen Gunnar, der
womöglich zurückkommen könnte.
„Das wird er nicht.“, sagte ich dann.
„Woher willst du das wissen?“
Ich pustete hörbar die Luft durch die
Lippen. Sollte ich ihm von Hannes und Vincent berichten?
Ich zückte mein iPhone und fragte
Hannes per SMS wo Gunnar in diesem Augenblick sei. Er wäre gerade zu seinem
Bruder Hjalmar unterwegs. Kam prompt die Antwort zurück. Ein Lächeln huschte
über mein Gesicht und ich erzählte Derek von den Detektiven.
„Ahhh. So ist das.“, antwortete er
lachend und ein „okay“ besiegelte das Geschehen der restlichen Zeit. Er packte
mich sanft bei den Hüften und hob mich auf seinen Schoß..........ahhh.....reuelos......furchtlos......zeitlos.......
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Während des gemeinsamen Dinners im
Restaurant hatten wir weniger Glück. Ryan kam auf mich zu, gerade so, als würde
er Derek nicht sehen und mit einem überschwänglichen Ausdruck der Sorge strich
er mir mit dem Rücken seiner Hand übers Gesicht. (Bewusst) Vertraulich.
Zwanglos. Beinahe indiskret.
Natürlich stutzte Derek bezüglich dieser
Action. Er musste (und sollte) denken, das da des nachts etwas gewesen war mit
ihm. Mit Ryan.
Natürlich! DAS hätte er sehr gern
gewollt.......
Derek sah mich fragend an und
ich schüttelt mit dem Kopf.
Er verstand.
Ryan war nun nicht mehr abzuweisen.
Er schien „die Stellung“ halten zu wollen und,....... um jeden Preis den
Anschein zu erwecken, dass sein darstellendes Gebaren seine Richtigkeit hat.
Zwei streitende, um mich buhlende
Männer waren das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Ich gab Ryan einen
„Befehl“ und.....er folgte widerstandslos. Nur ließ er mich nun nicht mehr
allein. Behauptete seinen Platz und wir speisten zu dritt.
Das alles war mir bereits viel zu
viel an Stress Daher ging es mir nicht gut. Der Schwindel schlug zu. Und bevor
noch erneut ein Streit zwischen den beiden Männern entstehen konnte, (den Rayn provoziert),
verpflichtete ich beide mich nach Hause zu begleiten.
Auf der Veranda, an der Eingangstür,
musste ich jedoch eine Entscheidung treffen und Ryan eindeutige Zeichen senden,
dass mich ausschließlich Derek nach drinnen begleiten darf. Was selbstredend
nicht einfach war. Denn die irischen Männer neigen sehr rasch zum verärgert
Sein. Was letztendlich gleichwohl geschah. Ryan war tatsächlich verstimmt.
„Gunnar wird ohnehin gleich nach Hause kommen. Ich brauche bis dahin nur noch
einen von euch. Das genügt.“ Mit diesen Worten versuchte ich Ryan begreiflich
zu machen, dass er gehen sollte und dankte ihm noch einmal für seine
Fürsorglichkeit.
Mit gesenktem Kopf und vor sich hin
fluchend ging er davon.
Derek gefiel das Ganze nicht. Er
schien sich nun ganz und gar nicht mehr wohl zu fühlen. „Es ist besser, wenn
auch ich gehe. Meinst du nicht?“
„Einer der Detektive wird mir
rechtzeitig Bescheid geben, wenn Gunnar auf dem Weg zu uns ist.“, womit ich ihm
zu verstehen geben wollte, dass ER eben NICHT gehen sollte.
„Okay. Ich bleibe noch.“
Die verbleibende Zeit blieb Derek
jedoch angespannt. War nicht mehr so gut gelaunt wie zuvor. War nun doch eher ernst und
sachlich.
Ich himmelte ihn trotz alledem noch
immer ein wenig an und sprach sogar zögernd von Liebe......
Er schien der Sache nicht zu trauen.
(Was vielleicht auch besser war.) Denn als er gegangen und Gunnar
zurückgekommen war, wurde ich unsicherer, je mehr Zeit verging. Obgleich ich
daran dachte und es Gunnar gegenüber gleichwohl aussprach, dass es vielleicht
besser wäre, wenn er, Gunnar, wieder ging. Nur nahm (mich) Gunnar diese Worte so gar
nicht ernst. Wir diskutierten und er tat, als sei nichts weiter geschehen. „Ich
bin doch wieder da.“
Diese Art der Diskussion, in der er
sein Tun verharmloste, war mir sehr wohl bekannt.
Am Ende gab ich nach. Ließ mich
wieder in seine Arme sinken und schlief kraftlos und völlig erschöpft in eben
diesen ein............
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Heute ist alles wie immer.
Nichts hat sich verändert.
Was soll ich (nun mit Derek) tun?