Ich traf mich mit Troel, nachdem er im Spital Anette
besuchte. Er wollte, dass ich mit zu ihm nach Hause kam. Ich diskutierte noch,
denn genau genommen, gedachte ich ins
Zentrum zu fahren. Gab schlussendlich nach und ging mit ihm. Zu Intimitäten kam
es jedoch nicht. Wir redeten nur.
”Ich werde jetzt gehen.”, sagte ich so gegen halb zwölf.
Was ohnehin schon spät genug gewesen war.
Troels sah mich entgeistert an. ”Ich dachte, du bleibst
über Nacht.”
Ich begründete meine Entscheidung damit, dass ich
höflichkeitshalber genau dies nicht tun werde. Außerdem wäre es mir ohnehin
unangenehm gewesen in dem Bett von Anette zu schlafen. Wo sie doch so leidend
im Hospital lag. Nein. Danke. Das kam für mich nicht in Frage. Aber, bei aller
Sorge um seine Lebensgefährtin, trotz alldem für ihn. Was mich schon
einigermaßen verwunderte. DAS hätte ich von ihm nicht angenommen. Auch Troels,
scheint irgendwo NUR einganz normaler
Mann zu sein.
Eigentlich war es schon zu spät für mich um überhaupt zu
fahren. Ich war viel zu unkonzentriert und ein wenig benommen war mir,
krankheitsbedingt, obendrein. So in der Hälfte der Strecke stopte ich
sicherheitshalber den Wagen und fuhr rechts ran.
Ich atmete tief durch, sofern es mir die Krämpfe der
Bauch- und Rückenmuskeln erlaubten. Stützte mich vorne am Lenkrad ab. Lehnte
mich dann zurück und rief Derek an. Damit er Bescheid wusste, das ich kam. Denn
ich hatte mich nun doch FÜR IHN entschieden. Allein wollte ich keinesfalls
sein.
Es läutete eine Weile. Ich dachte schon, ich würde ihn
nicht erreichen. Er hätte sich nach der Spätschicht noch mit ein paar Freunden
ein Bier gegönnt und wäre eben gerade nach Haus gekommen und in der Dusche
gewesen. Gab er an.
Okay. Das erklärt alles.
Ich fragte ihn, ob er denn Zeit für mich erübrigen könne.
”Aber selbstverständlich! Ich bin da, wenn du kommst.”
Was wollte ich mehr?
Und ja, wir haben miteinander geschlafen. Aber DAS steht
auf einen anderen Blatt.
Derek ist so ein lieber, sanfmütiger Mensch. Was für ein
Glück ich doch habe. Und geduldig ist er obendrein. Nur, dass ich so kurz nach
unserer Rückkehr aus dem Norden Schwedens bereits wieder mit Gunnar nach South
Dakota verreisen werde, stimmte ihn traurig und das sah man ihm an.
Um ihn etwas aufzuheitern unterbreitete ich ihm das
Angebot mein Bodyguard zu sein. Damit ich nicht mehr allein durch Stockholms
Straßen gehen muss. Das Schicksal von Troels Anette hat mich dahingehend zum
Nachdenken gebracht.
Darüber freute er sich selbstredend. Die Aussicht ständig
an meiner Seite zu sein, ließ ein breites Lächeln auf seinem Gesicht
erscheinen.
Und um ganz ehrlich zu sein, hätte ich diesbezüglich
Jason Anekelea mit im Boot. Was aber aller Wahrscheinlichkeit nach, seiner Frau
wegen, nicht möglich sein wird. Trotz alledem werde ich ihn fragen, wenn wir
zurück gekommen sind.
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Wir schliefen aus. Derek und ich. Er informierte nur noch
Ryan darüber, dass er heute nicht zum Dienst erscheinen würde. Wenn dies denn
möglich wäre.
Er ”bekam frei”.
Während des Frühstücks im Restaurant kam Sarah Sjökren zu
uns an den Tisch. Ich bat sie, sich zu uns zu setzen.
”Ich wollte Dir noch etwas sagen, fals du es noch nicht
weißt.” Sie tat ein wenig verlegen. Sah mich zögernd an. Ich ermunderte sie zum
Sprechen.
”Man erzählt sich, dass Gunnar hier schon mehrere Male
gesehen wurde. Weiß du darüber Bescheid?”
”Nein. Nicht wirklich. Rede weiter.”, sagte ich zu ihr.
Sie holte tief Luft und sah mich prüfend an. ”Ich selbst
habe ihn schon mit Waris gesehen. Diesem jungen, Schokoladen braunen Ding. Du
kannst dich doch sicher an sie erinnern?”
Ich nickte ihr zu.
”Aber nicht nur mit ihr, geht das Gerücht. Er soll wieder
im Zimmer über dem Büro mit diesen jungen, schmächtigen Chinesinnen gewesen
sein.”
Mein Erstaunen konnte ich nicht gänzlich verbergen. ”Wann
soll das gewesen sein?”
”Bevor ihr zur Nordschweden-Tour aufgebrochen seid.”
Ich war verblüfft. ”Wie kannst du davon wissen?”
Nun lächelte sie. ”Du kennst doch die Gerüchteküche von hier!”
Was hatte ich denn erwartet? Das Gunnar sich urplötzlich
ändert? Trotz alledem waren meine Vermutungen darauf hinaus gelaufen, dass er
sich Alexas wegen, zusammen reißt. Aber offenkundig lag ich da falsch. Von
Gunnar sadomasochistischen Neigungen, Siv und ihren Schwestern wusste sie
allerdings schon. Ebenso, dass er sie am Sonntag besuchen würde.
Alles in allem gehe ich es nun hier ruhig mit Derek an
und.....genieße.