Samstag, 22. August 2015

Entscheidung aus Taktgefühl



Ich traf mich mit Troel, nachdem er im Spital Anette besuchte. Er wollte, dass ich mit zu ihm nach Hause kam. Ich diskutierte noch, denn genau genommen, gedachte ich  ins Zentrum zu fahren. Gab schlussendlich nach und ging mit ihm. Zu Intimitäten kam es jedoch nicht. Wir redeten nur.
”Ich werde jetzt gehen.”, sagte ich so gegen halb zwölf. Was ohnehin schon spät genug gewesen war.
Troels sah mich entgeistert an. ”Ich dachte, du bleibst über Nacht.”
Ich begründete meine Entscheidung damit, dass ich höflichkeitshalber genau dies nicht tun werde. Außerdem wäre es mir ohnehin unangenehm gewesen in dem Bett von Anette zu schlafen. Wo sie doch so leidend im Hospital lag. Nein. Danke. Das kam für mich nicht in Frage. Aber, bei aller Sorge um seine Lebensgefährtin, trotz alldem für ihn. Was mich schon einigermaßen verwunderte. DAS hätte ich von ihm nicht angenommen. Auch Troels, scheint irgendwo NUR einganz normaler Mann zu sein.

Eigentlich war es schon zu spät für mich um überhaupt zu fahren. Ich war viel zu unkonzentriert und ein wenig benommen war mir, krankheitsbedingt, obendrein. So in der Hälfte der Strecke stopte ich sicherheitshalber den Wagen und fuhr rechts ran.
Ich atmete tief durch, sofern es mir die Krämpfe der Bauch- und Rückenmuskeln erlaubten. Stützte mich vorne am Lenkrad ab. Lehnte mich dann zurück und rief Derek an. Damit er Bescheid wusste, das ich kam. Denn ich hatte mich nun doch FÜR IHN entschieden. Allein wollte ich keinesfalls sein.
Es läutete eine Weile. Ich dachte schon, ich würde ihn nicht erreichen. Er hätte sich nach der Spätschicht noch mit ein paar Freunden ein Bier gegönnt und wäre eben gerade nach Haus gekommen und in der Dusche gewesen. Gab er an.
Okay. Das erklärt alles.
Ich fragte ihn, ob er denn Zeit für mich erübrigen könne.
”Aber selbstverständlich! Ich bin da, wenn du kommst.”
Was wollte ich mehr?
Und ja, wir haben miteinander geschlafen. Aber DAS steht auf einen anderen Blatt.

Derek ist so ein lieber, sanfmütiger Mensch. Was für ein Glück ich doch habe. Und geduldig ist er obendrein. Nur, dass ich so kurz nach unserer Rückkehr aus dem Norden Schwedens bereits wieder mit Gunnar nach South Dakota verreisen werde, stimmte ihn traurig und das sah man ihm an.
Um ihn etwas aufzuheitern unterbreitete ich ihm das Angebot mein Bodyguard zu sein. Damit ich nicht mehr allein durch Stockholms Straßen gehen muss. Das Schicksal von Troels Anette hat mich dahingehend zum Nachdenken gebracht.
Darüber freute er sich selbstredend. Die Aussicht ständig an meiner Seite zu sein, ließ ein breites Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen.
Und um ganz ehrlich zu sein, hätte ich diesbezüglich Jason Anekelea mit im Boot. Was aber aller Wahrscheinlichkeit nach, seiner Frau wegen, nicht möglich sein wird. Trotz alledem werde ich ihn fragen, wenn wir zurück gekommen sind.

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Wir schliefen aus. Derek und ich. Er informierte nur noch Ryan darüber, dass er heute nicht zum Dienst erscheinen würde. Wenn dies denn möglich wäre.
Er ”bekam frei”.
Während des Frühstücks im Restaurant kam Sarah Sjökren zu uns an den Tisch. Ich bat sie, sich zu uns zu setzen.
”Ich wollte Dir noch etwas sagen, fals du es noch nicht weißt.” Sie tat ein wenig verlegen. Sah mich zögernd an. Ich ermunderte sie zum Sprechen.
”Man erzählt sich, dass Gunnar hier schon mehrere Male gesehen wurde. Weiß du darüber Bescheid?”
”Nein. Nicht wirklich. Rede weiter.”, sagte ich zu ihr.
Sie holte tief Luft und sah mich prüfend an. ”Ich selbst habe ihn schon mit Waris gesehen. Diesem jungen, Schokoladen braunen Ding. Du kannst dich doch sicher an sie erinnern?”
Ich nickte ihr zu.
”Aber nicht nur mit ihr, geht das Gerücht. Er soll wieder im Zimmer über dem Büro mit diesen jungen, schmächtigen Chinesinnen gewesen sein.”
Mein Erstaunen konnte ich nicht gänzlich verbergen. ”Wann soll das gewesen sein?”
”Bevor ihr zur Nordschweden-Tour aufgebrochen seid.”
Ich war verblüfft. ”Wie kannst du davon wissen?”
Nun lächelte sie. ”Du kennst doch die Gerüchteküche von hier!”
Was hatte ich denn erwartet? Das Gunnar sich urplötzlich ändert? Trotz alledem waren meine Vermutungen darauf hinaus gelaufen, dass er sich Alexas wegen, zusammen reißt. Aber offenkundig lag ich da falsch. Von Gunnar sadomasochistischen Neigungen, Siv und ihren Schwestern wusste sie allerdings schon. Ebenso, dass er sie am Sonntag besuchen würde.

Alles in allem gehe ich es nun hier ruhig mit Derek an und.....genieße.