Gunnar ist an
meiner Seite. Und das ist gut so. Denn gestern brauchte ich ihn mehr denn je.
Zudem war es wichtig, dass es Gunnar war. Denn nur er hat das Wissen und ein
Verständnis für Magisches und etwaige Befindlichkeiten, welche man
diesbezüglich haben kann. Mag sein, dass er tagsüber in Stockholm war und, wie
stets, erst am späteren Abend zurück zu mir kam. Dennoch, es war so
erleichternd, dass er bei mir war.
Das Ganze begann
am Nachmittag, als ich gemeinsam mit Kevin und Derek im Büro ein Gespräch mit
Verkäufern hatte. Es waren zwei junge Männer. Der Eine verhältnismäßig dunkel
mit schwarzen Haaren. Man hätte ihn für einen Araber halten können und ich war misstrauisch,
zu Beginn. Jedoch seine Augen verrieten einen wachen Geist und ein gewisses
Einfühlungsvermögen. Später stelle sich heraus, dass er ungarischer Abstammung
war. Der andere überaus hellhäutig und blond. Rote Flecken bedeckten seine
Haut. Sein Verhalten glich dem eines unruhigen Kindes. Oder auch eines Crystal Mett
Junkies. Womöglich war er es auch. Und genau mit diesem Mann begann mein
Verhängnis. Anfangs begriff ich nicht was mit mir geschah. Erst im Nachhinein
und im Gespräch mit Gunnar verstand ich.
Dieser blonde
junge Mann war überaus ungestüm. Von Benimm keine Rede. Selbstbewusst war er
sicherlich ebenso wenig. Ohne eine Aufforderung setzte er sich hin. Das ist
nicht üblich. Das kenne ich nicht! Das ist nicht konventionell gebräuchlich.
Das tut man nicht!
Während des
gesamten Gespräches saß er direkt neben mir. So etwa einen Meter entfernt. Beugte
sich vor und zurück. Stützte die Ellenbogen auf den Tisch. Rutschte unruhig hin
und her, als hätte er noch etwas Besseres vor und würde jeden Augenblick
aufschnellen müssen. Schlicht und einfach……unmöglich!
Vom ersten
Augenblick an, als er den Raum betrat und ich ihn sah, fühlte ich mich
angewidert. Seine Gegenwart war mir schlichtweg mehr als nur unangenehm. Und
entgegen meinem sonstigen doch recht selbstsicheren Verhaltens, vermochte ich
mich kaum zu äußern und was noch merkwürdiger war, ich konnte mich nicht
bewegen. Nicht aufstehen. Kaum reden. Ich saß, zum Erstaunen von Kevin und
Derek, ganz still auf meinem Stuhl und rührte mich nicht. Nippte nur ab und an
gekünstelt an meiner Kaffeetasse. Sprach kaum ein Wort. Überließ die
Verhandlung den beiden Männern.
Dieser Mann war
mir suspekt. Meine Sinne, mein Körper waren in äußerster Alarmbereitschaft. In
jedem Augenblick wähnte ich einen unerwarteten Angriff von diesem Burschen. Er
schien mir ein über die Maßen unkonstantes Wesen zu besitzen. Unberechenbar.
Gefährlich sogar. Es/er lähmte mich.
Als sie gegangen
waren, war es nicht etwa vorüber. Nein. Es kam noch ein Zustand der Verwirrung
hinzu. Ich war nicht mehr in der Lage Anordnungen zu geben und die simpelsten
Entscheidungen zu treffen.
„Was ist denn
nur los mit dir?“, fragte Derek aufgeregt, als ich mir vor Verzweiflung über diesen
misslichen Zustand die Haare raufte. Denn er nervte mich! Und noch mehr, dass
ich nicht wusste, woran es lag. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es noch nicht
erkannt. Meine Verfassung noch nicht in Zusammenhang mit diesen Mann gebracht.
Ich dachte an eine Panik Attacke. Jedoch fühlte es sich komplett anders an.
Ich schüttelte
nur mit dem Kopf und wehrte schweigend mit den Händen ab. Derek kratzt sich resigniert
am Kopf. Kevin hatte bis dahin nicht moniert und ich war glücklich darüber,
dass die beiden, an meiner Statt, die Verhandlungen übernommen hatten. Aber
auch er begann sich so allmählich um mich zu sorgen. Er rollte ganz nah an mich
heran, was mir erstaunlicher Weise unangenehm war. Ich zuckte zurück, als seine
Hand nach der Meinen griff. Er stutzte. DAS kannte er nicht.
„Was ist los mit
dir?“, fragte er in ruhigem Ton. „Geht es dir nicht gut?“
„Ich weiß es nicht.
Es wird vorüber gehen.“, beschwichtigte ich ihn.
Es ging jedoch
NICHT vorüber! Es wandelte sich nur.
WAS in aller Welt war nur mit mir geschehen????
-------------------------------
Aus eben diesen
Befindlichkeitsgründen war ich früher wie sonst nach Hause gegangen. Lenkte
mich ab, konnte mich jedoch auf nichts wirklich konzentrieren. Surfte durchs
Internet und griff noch einmal auf unseren Bürocomputer zu, um mir die
Veranstaltungen des Abends anzuschauen. Da war ein Vortrag, der mir ins Auge
stach. Und Zufälle gibt es bekanntlich nicht. Wenn einem etwas begegnet, dann
soll es gewissermaßen so sein und hat seinen Sinn!
Ich kannte
diesen Mann nicht. Wir hatten ihn hier noch nie zu Gast. Und ich hörte ein
wenig in einen Auszug seines Vortrages hinein. Wurde jedoch dann recht
unkonzentriert und zappelig. Was ich von mir nur wenig kannte.
Nun setzte eine
Art depressive Stimmung ein, in der ich stetig unzufriedener wurde. Die Welt
und mein Leben fand ich nun absolut Scheiße, sodass ich sogar
Selbstmordgedanken vorzuweisen hatte. Nicht dass ich noch nie darüber
nachgedacht hätte. Jedoch so derart vehement war es bisher ausschließlich unter
Cortison. Was geschah da nur mit mir? Ich verstand es nicht und sehnte den
Augenblick herbei, da Gunnar endlich kam. Letztendlich rief ich ihn aus der
Verzweiflung heraus an. Er war zum Glück bereits auf dem Weg und beruhigte
mich.
„In zehn Minuten
bin ich bei dir.“
Ich legte auf.
-----------------------------
Als Gunnar kam, stürzte
ich ihm entgegen. Viel ihn um den Hals und weinte fast.
„Um der Götter
Willen! WAS ist passiert?“, fragte er und löste sanft meine Arme, um mir ins
Gesicht zu sehen.
Ich keuchte.
Schien den Kopf zu verlieren. Hatte ein überbordendes Gefühl der
Niedergeschlagenheit am Hals. (Was in diesem Fall nicht einmal schlecht
beschrieben ist. Denn so in etwa war es auch.)
Gunnar drückte
mich noch einmal kurz an sich und führte mich dann zur Couch, wo wir uns beide
nieder ließen. Ich legte meinen Kopf an Gunnars Schulter und verspürte eine
geringe Erleichterung.
„Hilf mir.“,
flehte ich ihn an.
Gunnar schien
zuversichtlich. „Wo drückt der Schuh?“, fragte er und forderte mich auf, ihm
von meinen Tag zu erzählen. Was ich noch im selben Augenblick tat.
Gelassen hörte
er mir zu, bis ich keine Worte mehr fand.
„Ich kann mir
denken, woran es liegt. Es war der fahrige Mann.“ Gunnar schloss die Augen.
„Warte einen Augenblick.“, sprach es und sprang ins morphische Feld.
Es hatte nur ein
zwei Minuten gebraucht und er nickte wissend.
„Rea, du musst
dich besser schützen.“, sagte er fast eilig zu mir. Obwohl, meiner Meinung nach,
keine Eile bestand.
Ich sah ihn
fragend an. „Durch die Bachblüten, die du Gestern das erste Mal seit langem
nahmst, warst du offen wie ein Scheunentor. Ließest alles unbewusst in dich hinein.
Hast du nicht selbst bemerkt, wie viel besser du andere Menschen fühlen
kannst?“
Ich dachte kurz
nach und nickte.
„Das Wesen
dieses Mannes ist praktisch auf dich übergegangen. Du hast dich gefühlt wie
er.“
Mit einem Mal
fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Gunnar hatte Recht. Denn auch den
anderen Mann wusste ich sofort einzuordnen, als er den Raum betrat. Von ihm
ging keinerlei Gefahr aus. Obwohl er viel kräftiger war. Und obgleich er
selbstbewusst, klar und deutlich in knappen Sätzen sprach, spürte ich sein
mitfühlendes Wesen.
„Du schützt dich
nicht genug! Eine kurze Imaginationsübung, jeden Morgen und ebenso jeden Abend,
vor allem vor dem schlafen gehen, täte Not. Insbesondere JETZT, wo du die
Bachblüten nimmst.“
༺ಌ༺ ༺ಌ༺
Bachblüten
N° 15. Holly
N° 27. Rock Water
N° 31. Vervain
Täglich jeweils
drei Tropfen in ein Wasserglas. Das Wasser wird dann tagsüber schluckweise
getrunken.
Holly ist gegen Eifersucht und mich vom Diktat
negativer Gefühle zu befreien. Mich weniger gekränkt zu fühlen. Mit Holly findet man leichter zu sich und anderen
Menschen. Das Verständnis zum dem Anderen wächst. (Genau DAS war in Fall dieses
Mannes mein Verhängnis! Gunnar hat
vollends Recht. Ich war offen wie ein Scheunentor. Völlig ohne Schutz.) Zudem
vermittelt einem Holly die Freude im Leben.
Wo ich doch immer so melancholisch bin. Zu guter Letzt ist ausgezeichnet, dass
einem die Liebe Flügel verleihen kann, wenn man Holly
nimmt.
Von Rock Water verspreche ich mir (das Meiste), ein
wenig entspannter zu werden und mit stressigen Situationen lockerer umzugehen.
Da ich doch immer so derart perfektionistisch, gründlich und unbeugsam bin. Gleichermaßen
zu mir selbst. (Was in vielen Situationen, was andere Menschen und mein
Unternehmen betrifft, jedoch gleichwohl ein Vorteil ist!) Zudem bietet es mir
an, mich neuen Erkenntnissen zu öffnen. Die Selbstliebe ist ebenso ein Thema,
welches mit Rock Water verbessert werden soll.
Vervain
soll mich milder stimmen.
Gleichsam gegen mich selbst. Es soll möglich sein mit Vervain
eine positive Autorität und Führungskraft zu entwickeln. Was notwendig für mich
ist. Es soll meinen Eifer bremsen und meine gelegentlichen missionarischen
Überzeugungfsversuche. Jeder/jede nach ihrem Maß und wie sie möchte. Vervain soll mich mehr in das Verständnis für
andere versetzen.
༺ಌ༺ ༺ಌ༺
„WANN soll ich
DAS denn noch tun? Sind meine Atem- und leichten Yogaübungen nicht bereits
genug? Vielleicht wäre es besser, wenn ich zu früherer Stunde das Bett verliese?“
Das wäre jedoch Stress, welchen ich mitnichten benötige. Und auszuschlafen
gedenke ich schließlich auch.
Gunnar legte die
Stirn in Falten und lächelte mich an. Noch immer war ich wie verwirrt im Kopf.
Fand dennoch den Faden zum Thema des Vortrags am heutigen Abend und nahm ihn
erstaunlicherweise und vor allen mit einem Gedankensprung wieder auf, der mich
selbst zu Tiefst verblüffte.
Nun hob Gunnar
die linke Augenbraue, was nichts anderes als Zweifel an meinem Verhalten
bedeuten sollte. Das Fragen, was soll das jetzt? Als ich ihm jedoch die
Thematik offenbarte, entschloss er sich noch umgehend zu folgender
Aufforderung: „Komm, wir gehen dorthin und hören uns das an.“ Denn es ging um
Entgiftung. Insbesondere um die Quecksilbervergiftungen und wie man sie
behandeln kann.
Was für ein
bemerkenswerter Zufall (Zufälle gibt es nicht!) es doch war, dass Ellen bereits
vor Monaten und ohne von meiner Vergiftung zu wissen, diesen Mann zu uns
eingeladen hatte. Amazing!
Jedoch war ich
noch immer überaus unkonzentriert, konfus und zerstreut.
„Wenn du dich
auf die Worte des Mannes konzentrierst, wirst du dich beruhigen und so nach und
nach besser fühlen. Glaube mir. Zudem ist es ein durchaus für uns, für dich
interessantes Thema, dass dir weiter hilft.“
Gunnar hatte
Recht und ich stimmte ihm zu.
Auf dem Weg zum
großen Saal sprach Gunnar noch einmal, zum besseren Verständnis meiner Lage,
wie er sagte, über diesen Mann.
„Ich nahm eine
schmutzige, verklebte und graue Aura wahr. Giftig sogar. Wie ein Zombie fast.
Nicht in dieser und nicht in jener Welt zu Hause. Aber dennoch ein geschundenes
Kind.“
Ich sah Gunnar
mit zusammen gekniffenen Augen fragend an.
„Sein Vater.“ Mehr
brauchte er man mir nicht zu sagen. Ich wusste Bescheid.
------------------------------
Der Vortrag
dieses Mannes, ein Wissenschaftler, war für mich ereignisreich und im höchsten
Maße lohnend. Heute Abend wird er noch einmal sprechen, im kleinen Saal, und
ich werde wieder anwesend sein. Er ist ein überaus angenehmer und zugänglicher
Mann. Freundlich und ohne jegliche Allüren.
Gunnar lag
erneut richtig mit seiner Vermutung, dass mich das Lenken meiner Aufmerksamkeit
auf etwas anderes, ruhiger werden ließ. Gleichwohl durch das Gespräch mit ihm
und die Erkenntnis darüber, WAS mit mir warum geschehen war, gab
mir Erleichterung. Es ist so angenehm einen Druiden an meiner Seite zu haben,
der Verständnis hat für etwaige Situationen und Befindlichkeiten. Der mich
beruhigt und mit mir spricht. Mich verstehen lässt. Insbesondere in Situationen,
in denen ich nicht mehr klar denken kann.
--------------------------------
Sex gab es
keinen. Weder gestern noch heute. Ich war so verwirrt, erschöpft und konfus am
Abend und heute Morgen irgendwie erneut ein wenig unleidlich. Gunnar hatte mir
versprochen zu bleiben und er tat es auch. Fuhr erst nach den Lunch, am frühen Nachmittag
nach Stockholm ins Büro. Das gab mir noch eine Weile emotionale Sicherheit.
Ich selbst war am
Morgen nur kurz im Büro und Gunnar joggen. Er kam mich bereits nach einer
halben Stunde abholen und wir gingen gemeinsam
zurück ins Haus. Dort hatte ich die Gelegenheit mir alles von der Seele zu schreiben. Poste es jedoch erst jetzt….
Erst, nachdem
Gunnar gegangen war, sammelte ich mich und war bereit (für Menschen, was mir am
Vormittag äußerst unangenehm war) ins Büro zu gehen und meinen Job zu erledigen
bis…….jetzt. Und ich warte im Augenblick auf Gunnar, damit wir ins Restaurant
gehen und uns anschließend den Vortrag noch einmal ansehen können. In jedem
Fall wird es Zeit das er kommt!