Freitag, 12. August 2016

Die Überraschung per se



Nachdem wir in unserem Stockholmer Apartment angekommen waren, klopfte es bereits nach wenigen Minuten an der Tür. Gunnar ging öffnen und war nun offensichtlich überhaupt nicht überrascht Alexa zu sehen. Was MICH wiederum einigermaßen erstaunte.
Sie fiel Gunnar noch augenblicklich um den Hals. Freute sich ihn zu sehen. Die beiden hielten sich fest und küssten sich einige Male. Erst nach zwei, oder drei Minuten des Begrüßungsrituals, kam sie zu mir und auch ich bekam ein Küsschen links und eines rechts.
„Du hier?“, fragte ich perplex wie ich war mit knappen Worten.
Sie grinste mich an. „Ja.“, erwiderte sie ebenso spärlich und schon hob Gunnar zu Reden an. Offenbar sah ER sich eigenartiger Weise in einem Erklärungszwang.
Und während Alexa sich neben mich setzte, als wäre sie in unserem Apartment zu Hause, gestand mir Gunnar erst einmal, dass er davon wusste, mich nur nicht beunruhigen wollte und dann führte er aus.
Alexa war nicht, wie sie sagte und wie ich angenommen hatte, zurück nach Hawaii geflogen. Sie hatte den Flug von vornherein nur bis L.A. gebucht und hielt sich eine knappe Woche, welche wir noch in New Orleans waren, bei ihren Eltern auf. Sie hatte sich offenbar entschlossen, den Job in Hawaii nicht anzutreten. Hatte sich bis dato gleichwohl keine Wohnung dort gesucht und hatte die ganze Zeit über, in welcher sie auf Oahu war, in meinem Haus gewohnt. Gunnar hatte es ihr offenbar, kompetenzloser Weise, erlaubt.
Aber egal.
Sie hatte Tom angerufen und ihn gebeten meinen Vater darüber zu informieren, dass sie den Job in Hawaii nicht antreten wird. Und wie sich nun letztendlich noch offenbarte, beabsichtig sie grundsätzlich keiner Tätigkeit mehr nachzugehen. Gunnar soll für sie und das Kind nun zukünftig zur Gänze (aufkommen) bezahlen, OBWOHL es NICHT seine Entscheidung war mit ihr ein Kind zu bekommen.
Alexa hat sich bis auf weiteres krankschreiben lassen und begründet ihre derzeitige Arbeitsunfähigkeit mit allerlei Unpässlichkeiten, die mit der Schwangerschaft zu tun hätten. Schließlich wolle sie das Kind nicht noch einmal verlieren und müsse sich nun schonen. War ihr Argument.
Da fällt man doch glatt aus allen Wolken! Oder etwa nicht?
Nun erschließt sich mir gleichwohl die vor Tagen so heftig geführte Diskussion meines Mannes, als er mit Alexa via Handy sprach.
Welch‘ erstaunliche Wende des Geschehens für meinen Ehemann.

Während sie mir diese Tatsachen, diese Beschlüsse, welche sie bereits gefasst hatte, eröffnete (um die Ohren schlug!), war sie guter Dinge und quietsch fitel. Schien überhaupt nicht mehr gehen zu wollen, wo wir doch gerade erst angekommen waren und ich vor Erschöpfung fast zusammen brach. Das schien sie jedoch nicht weiter zu stören. Ihr ging es offensichtlich gut.
Die Frechheiten setzten sich noch fort. Sie hatte offenbar Aufwind bekommen. Von ihren Eltern vielleicht, als sie bei ihnen war. Womöglich war das Ganze so wie so auf deren (Mist) Komposthaufen gewachsen. Wer weiß? Vielleicht gehen auch die Hormone mit ihr durch.
„Gunnar bleibt heute bei mir.“, gab sie laut und deutlich und ohne jeglichen Zweifel zum Besten.
Mit großen Augen sah ich Gunnar fragend an.
„Ja. Ja“ Ich bemerkte wie nervös und unsicher er war. „Ich muss so wie so gleich morgen früh im Büro sein und am Freitagabend komm‘ ich dann wieder zu dir.“
„Tatsächlich?“
„Ja.“
„Vielleicht denkst du daran, das Wochenende ist.“, gab ich Gunnar zu bedenken.
Er schnaufte. „Macht nichts. Morgen nach der Arbeit bin ich bei Dir und bleibe das Wochenende über im Zentrum.“
Dann reden wir weiter, dachte ich so und kräuselte die Stirn um Zweifel anzumelden. Sprach jedoch nichts weiter aus und…..beließ es dabei. Mir war es schlicht und einfach nicht nach streiten, oder anstrengenden und ärgerlichen Diskussionen.

Gunnar wusste selbstverständlich um meine Müdigkeit und gab Alexa unmissverständlich zu verstehen, dass er dann später, oder besser, in Kürze zu ihr käme. Aber JETZT solle sie doch bitte gehen.
Und es geschehen noch Zeichen und Wunder. Sie ging……..

Selbst als sie gegangen war verspürte ich keinerlei Verlangen mit Gunnar zu streiten. Ich blieb sachlich, ruhig und knapp mit meinen Worten.
Letztendlich packte ich nichts aus, verabschiedete mich von meinem Ehemann und suchte, bevor ich zum Zentrum fuhr, ein Wellnessstudio auf, um mich massieren und aufhübschen zu lassen.

------------------------

Als ich so erschöpft wie ich war, halb in Trance mit meinem Koffern endlich zu Hause angekommen war, muss mich Janina, Kevins Lebensgefährtin erspäht und ihre Beobachtung im Büro, als sie Kevin besuchte, kund getan haben. Denn kaum hatte ich mich, nachdem ich meinen Koffer abgestellt hatte, müde und erleichtert auf die Couch fallen lassen, klingelte das Zentruminterne Telefon.
„Hey! Du bis zurück?“, hörte ich Dereks begeisterte Stimme. „Wenn du magst, komme ich gleich vorbei.“
Ich sagte zu, sprach noch kurz mit Kevin und legte auf. Wartete beinahe unbeweglich, bis Derek kam. Zwischen dem Hören seiner Stimme und seinem Erscheinen waren nur wenige Minuten vergangen. Er muss geflogen sein.
Eine leidenschaftliche Umarmung samt Küssen folgte. Dann sah er mich an.
„Verzeih. Ich sehe schon, du bist müde.“
Ich nickte schweigend mit einem gequälten Lächeln im Gesicht.
„Soll ich gehen?“
Mit einmal ward ich wach. „Nein!“ schrie ich los und Derek lachte.
„Okay. Okay. Ich bleibe hier.“
Er rief nur noch seine Mutter an, um ihr Bescheid zu sagen, dass er heute nicht mehr zu ihr kommt und es ward noch ein wunderschöner Abend, an welchem Derek nicht im Geringsten darauf beharrte, mit mir Sex zu haben. Wir kamen ausschließlich in eine missliche Diskussion um Giselle, die ich jedoch rasch wieder beendete.
Heute Morgen dann doch der Sex. Nicht so außergewöhnlich, jedoch äußerst liebevoll.
Ich begleitete Derek nach dem gemeinsamen Frühstück ins Büro, wo ich nicht lange bleiben, sondern Kevin nur einen guten Tag wünschen wollte. Allerdings ergaben sich einige Komplikationen. Firmen interne Probleme, die zu lösen waren.
Zudem versagte unser gesamtes Computernetzt, wo selbst Kirsten nicht helfen konnte und wir die Wartungsfirma kontaktieren mussten. Eigenartig. (Sabotage?)

-------------------------

Gesundheitlich bin ich nicht wirklich zufrieden mit mir. Das Reisen strengt mich an. Die Zeitverschiebung und der abrupte Klimawechsel, hier sind es kaum zwanzig Grad, tun ihr Übriges.